Kindle Paperwhite und Kobo Glo HD im Vergleich

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Nachdem vor wenigen Tagen bereits der Vergleich von Kobo Glo HD und Tolino Shine 2 HD hier veröffentlich wurde, folgt heute die letzte Gegenüberstellung zweier eBook Reader im heurigen Weihnachtsgeschäft. Dieses Mal muss der Glo HD gegen den Kindle Paperwhite 3 antreten. Beide Modelle wurden relativ überraschend im Sommer 2015 vorgestellt und befinden sich auf den ersten Blick technisch und preislich auf Augenhöhe.

Aber wie sieht das eigentlich im Detail aus? Diese Frage wird nachfolgend beantwortet.

Gehäuse und Verarbeitung

Der Kobo Glo HD ist der Inbegriff eines minimalistischen Designs. Die Optik könnte nämlich kaum unauffälliger sein: Schmale Ränder, keine Tasten und ein unauffälliges Logo. Aber genau das macht den Charme des kompakten 6 Zöllers aus, denn das Design konzentriert sich hier noch stärker als bei den anderen Herstellern auf den Bildschirm(inhalt).

Gleichzeitig darf man sich auch darüber freuen, dass der Glo HD dank der schwach glänzenden schwarzen Gehäuseoberfläche recht unempfindlich auf Fingerabdrücke und Fett-Tapser ist. Hier schlägt sich der jüngste Kobo eReader nicht nur deutlich besser als der größere Aura H2O, sondern auch besser als der gute Kindle Paperwhite.

Optisch sind beide Geräte eher unauffällig. Links: Kindle Paperwhite 3; Rechts: Kobo Glo HD

Der Amazon eBook Reader nutzt im Vergleich zum Vorgänger eine matt-schwarze Oberfläche, was ebenfalls eine gute Fingerabdrucksresistenz zur Folge hat. Allerdings ist der Paperwhite 3 dadurch etwas empfindlicher auf feine Kratzer.

Was die Optik angeht, bekommt man beim neuesten Lesegerät von Amazon Altbekanntes. Abgesehen von der Oberflächenfarbe wurde an der Bauform nämlich nichts geändert. Der Kindle Paperwhite 3 ist exakt gleich groß wie der Vorgänger und besitzt die bekannten Proportionen. Damit ist das Gerät auch sofort als Paperwhite erkennbar. Ebenso wie beim Glo HD ist das Markenlogo (unter dem Display) am Kindle in einem unauffälligen Schwarzton gehalten.

Die Verarbeitung des Geräts ist über jeden Zweifel erhaben. Während der günstige Einstiegskindle (für 70 Euro) sich eher billig anfühlt, ist der Paperwhite haptisch ansprechend und fühlt sich sehr solide an. Auch wenn man etwas fester zupackt knarzt oder knackst nichts.

Der Kobo Glo HD muss sich an dieser Stelle wiederum ein wenig Kritik gefallen lassen. Zwar ist die Verarbeitung grundsätzlich gut, allerdings ist die Rückseite „klappriger“ als beim Konkurrenten. Auch sonst wirkt das Gerät – insbesondere wenn man etwas fester zugreift – nicht ganz so solide wie der Paperwhite.

Das darf man aber bitte nicht falsch verstehen – man muss auch beim Glo HD keine Angst haben, dass das Gerät auseinanderfällt oder das Rückcover einfach runterfällt. Aber wenn man z.B. mit dem Finger hinten drauftippt, dann vermittelt das hohl klingende Geräusch einen weniger soliden Eindruck als beim Kindle Paperwhite.

Während sich der Kobo eReader in dieser Hinsicht also geschlagen geben muss, gibt’s an anderer Stelle einen klaren Sieg: Mit einem Gewicht von nur 180 Gramm ist der Glo HD spürbar leichter (Paperwhite: 205 Gramm), was insbesondere beim langen, duchgehenden Lesen praktischer ist.

Am Ende sorgt der Gewichtsvorteil des Kobo und der Verarbeitungsvorteil des Kindle für einen Gleichstand.

Sieger: Gleichstand

Ausstattung

Bei der Ausstattung halten sich beide eBook Reader an die (mittlerweile) bekannte Standardkonfiguration im 6 Zoll Segment: WLan zur drahtlosen Internetverbindung ist mit dabei und der interne Speicher von 4 GB erlaubt das Speichern der eBooks. Eine externe Speicherkartenerweiterung gibt’s in beiden Fällen nicht.

Der für den Nutzer verfügbare Speicherplatz beträgt beim Kindle Paperwhite 3,04 GB, beim Kobo Glo HD sind es mit 3,15 GB marginal mehr.

Als kleiner Bonus für Bastler bietet der Glo HD allerdings die Option die interne Speicherkarte gegen eine größere auszuwechseln. Die Rückseite des Geräts lässt sich relativ leicht abnehmen, sodass der Austausch völlig unkompliziert möglich ist. So kann man den eReader bei Bedarf auch mit einer 32 GB großen MicroSD-Speicherkarte ausstatten. Allerdings ist dieser Vorgang vom Hersteller nicht vorgesehen, benötigt ein wenig Computerfachwissen und kann ggf. zum Verlust der Garantie führen. Daher fließt dieser Punkt nicht in die Bewertung mit ein.

Aber nicht nur der Kobo eBook Reader besitzt ein Alleinstellungsmerkmal. Auch der Kindle Paperwhite kann mit einer praktischen Zusatzfunktion punkten. Diese wird allerdings von Amazon offiziell gegen Aufpreis angeboten. Die Rede ist von der 3G-Unterstützung.

Der Paperwhite 3G ermöglicht die Cloud- und Shop-Nutzung auch ohne WLan-Verbindung. Für Personen die zuhause kein Internet (oder WLan) haben oder oft auf Reisen sind (die 3G-Verbindung funktioniert auch im Ausland) ist dies eine hervorragende Alternative zu den sonstigen 6 Zoll Modellen. Allerdings kostet die 3G-Variante mit 180 Euro deutlich mehr, sodass dieses Austattungsmerkmal nicht in den Vergleich einfließt. Immerhin: Abgesehen von den einmalig höheren Anschaffungskosten fallen für die 3G-Nutzung keine monatlichen Gebühren an.

Sieger: Gleichstand (bzw. Kindle Paperwhite 3G)

Software

Wenn man den Kindle Paperwhite zum ersten Mal einschaltet und benutzt, hat man keine großen Probleme. Das Gerät ist unkompliziert in der Ersteinrichtung und dank der interaktiven Schnellstartanleitung auch für Techniklaien schnell verständlich. Bereits hier merkt man, dass Amazon sich viele Gedanken bei der Entwicklung der Software gemacht hat.

Der Kobo Glo HD ist zwar ebenfalls sehr einfach zu bedienen und besitzt eine mindestens ebenso übersichtliche Benutzeroberfläche. Bei der erstmaligen Nutzung werden ebenfalls diverse Tipps eingeblendet, sodass man sich schnell zurecht findet.

Übersichtliche Bediensysteme

Allerdings ist der Registrierungszwang ein unschönes Detail, auf das ich gut und gerne verzichten könnte. Ohne sich bei Kobo anzumelden, kann man den eReader nämlich gar nicht in Betrieb nehmen. Hinweis: Hier wird beschrieben, wie man die Zwangsregistrierung mit einem Trick umgehen kann.

Fairerweise muss man aber sagen: Auch wenn sich der Paperwhite grundsätzlich ohne Amazon-Konto nutzen lässt, einige Funktionen sind ohne Anmeldung deaktiviert (z.B. die Sammlungen). Abgesehen davon werden bei Amazon.de gekaufte Geräte automatisch mit dem Kundenkonto verknüpft, sodass man diese üblicherweise ohnehin angemeldet nutzt. Der Nachteil des Kobo Glo HD relativiert sich unter diesem Gesichtspunkt schnell wieder.

Der eReader von Kobo kann mit der deutlich besseren Schriftbildanpassung punkten. Diese erlaubt die feingestufte Einstellung der Schriftgröße, Zeilenhöhe und Randabstände. Außerdem kann man eigene Schriftarten nachinstallieren. Der Kindle Paperwhite besitzt zwar ebenfalls die wichtigsten Anpassungsoptionen, kann aber mit der fast stufenlosen Einstellung des Glo HD nicht mithalten (siehe nachfolgendes Bild).

Bessere Schriftoptionen am Kobo Glo HD (rechts).

Ebenfalls im Vorteil ist der Kobo Glo HD bei der Buchverwaltung. Diese lässt sich mit Calibre vornehmen, sodass man am PC bequem auch größere Sammlungen sortieren und synchronisieren kann. Punkten kann der Paperwhite aber wiederum mit einem Vokabeltrainer und der Kindersicherung. Beides fehlt bei Kobo.

Die Wörterbuchfunktion des Kindle Paperwhite ist bei den mitgelieferten Wörterbüchern zwar treffsicherer, allerdings bietet der Glo HD ab Werk mehr Wörterbücher.

Wörterbuch und Notiznehmung – auf beiden intuitiv und schnell zugänglich

Erwähnenswert ist abschließend noch die E-Pub-Unterstützung bei Kobo. Während Amazon auf ein eigenes Dateiformat setzt, das von anderen Herstellern nicht unterstützt wird, kann man den Kobo Glo HD auch problemlos mit eBooks aus herstellerfremden Shops (mit Adobe ID) füttern. Man hat eine Geschenkekarte von Thalia? Kein Problem!

Dahingegen schluckt der Kindle Paperwhite zwar keine E-Pub Dateien, Nutzer dürfen sich aber über den besser sortierten eBook Store freuen, der nicht nur in Hinblick auf die Verlagstitel umfangreicher ist, sondern auch bei Indie-Titeln die Nase deutlich vorne hat.

Am Ende präsentieren sich die Softwares der beiden Konkurrenzmodelle mit Stärken und Schwächen. Wirklich im Vorteil ist keiner der Anbieter, sodass auch hier wieder ein Gleichstand bleibt.

Sieger: Gleichstand

Display

Im mitunter wichtigsten Punkt unterscheiden sich Kobo Glo HD und Kindle Paperwhite am Papier nicht: Beide besitzen ein 6 Zoll Display, das E-Ink Carta Technologie nutzt. Die Pixeldichte beträgt dank 1448×1072 Pixel Auflösung sehr gute 300 ppi.

Aber wie sieht es in der Praxis aus? Kommen wir zunächst zum Kontrastverhältnis. Ohne aktivierte Beleuchtung kann der Glo HD mit dem geringfügig helleren Displayhintergrund und etwas besseren Kontrast punkten. Das liegt mitunter vermutlich am Infrarot-Touchscreen, der ohne zusätzliche Plastikschicht am Display auskommt.

Ohne Beleuchtung ist der Bildschirmhintergrund des Kobo Glo HD (rechts) im Vergleich etwas heller.

Wird die Beleuchtung aktiviert, relativiert sich das Bild jedoch. Der Paperwhite kann sich dann ganz knapp vor dem neuen Glo positionieren.

Mit freiem Auge sind die Unterschiede aber wirklich kaum zu sehen und nicht der Rede Wert. In beiden Fällen gilt somit: Die Ablesbarkeit ist hervorragend – sowohl mit, als auch ohne Beleuchtung.

Auch bei der Beleuchtungsqualität gibt es nur sehr geringe Unterschiede. Obwohl die Anzahl der im Rahmen sitzenden LEDs unterschiedlich ist (Paperwhite 4 LEDs, Glo HD 5 LEDs), sind die Displays in beiden Fällen sehr gleichmäßig ausgeleuchtet. Im direkten Vergleich gibt’s tatsächlich keine nennenswerten Unterschiede. Störende Lichtflecken, Schatten, Helligkeits- oder Farbverläufe sucht man in beiden Fällen vergeblich.

Mit Beleuchtung ist der Kontrast am Kindle Paperwhite (links) etwas besser als am Kobo Glo HD (rechts). Die Unterschiede sind aber nur sehr gering.

Auch die Helligkeitseinstellung ist ähnlich: In der maximalen Stufe leuchten beide Geräte quasi gleich hell. Nur in den niedrigeren Einstellungen ist der Kindle dunkler (was im abgedunkelten Raum vorteilhaft ist). Allerdings kann man auch den Glo HD relativ dunkel einstellen, sodass dieser Unterschied in der Praxis nicht wirklich ins Gewicht fällt.

Ebenfalls ohne Praxisauswirkung bleibt die nicht vollständig abschaltbare Beleuchtung des Paperwhite 3. Auch auf Stufe 0 leuchtet die Beleuchtung minimal. Das ist aber nur bei absoluter Dunkelheit sichtbar und fällt im sonstigen Alltag nicht auf.

Zum Schluss auch noch ein Wort zu den Farbtemperaturen: Unsere Testgeräte besitzen sehr ähnlich leuchtende LEDs. Die Farbe der Beleuchtung ist in beiden Fällen etwas wärmer, aber grundsätzlich relativ neutral-weiß. Die Displays sind somit in beiden Fällen auch mit aktivierter Beleuchtung angenehm anzusehen.

Erwähnenswert ist jedoch, dass die Farbtemperatur von Gerät zu Gerät ein wenig unterschiedlich ausfällt. Aufgrund normaler Produktionsschwankungen bei den LEDs gibt es innerhalb einer Modellreihe immer gewisse Unterschiede – bei jedem Hersteller. Es ist also gut möglich, dass sich zwar andere Geräte stärker unterscheiden als die beiden eReader die ich hier vor mir liegen habe.

Letztendlich erweist sich der Displayvergleich von Kobo Glo HD und Kindle Paperwhite 3 – wie könnte es auch anders sein – wieder als einer auf Augenhöhe.

Sieger: Gleichstand

Preis-Leistungs-Verhältnis

Wie man sehen kann liegen beide eReader bisher gleichauf was die vorangegangenen Vergleichspunkte angeht. Aber nicht nur dort, sondern auch in Hinblick auf den Preis gibt es keine besonders großen Unterschiede.

Der Paperwhite kostet regulär zumindest 120 Euro, der Glo HD ist für rund 130 Euro erhältlich. Dabei gilt es aber anzumerken, dass Amazon den Preisvorteil mit der werbegestützten Variante erreicht. Will man den Kindle ohne Werbung kaufen, muss man 140 Euro bezahlen.

So gesehen liegen die beiden eBook Reader auch im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis gleichauf.

Der Kindle Paperwhite wurde im Laufe des Weihnachtsgeschäfts jedoch wiederholt für nur 100 Euro angeboten wurde, während der Glo HD erst am Ende auf 110 Euro reduziert wurde. Wenn Amazon die Preisgestaltung auch in Zukunft ebenso dynamisch gestaltet, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher mit dem Paperwhite ein Schnäppchen zu machen.

Sieger: Gleichstand

Fazit

Tja, da sind wir am Ende und irgendwie nicht wirklich schlauer als vorher, oder? In allen Einzelbereichen können beide Geräte mit diversen Vor- und Nachteilen punkten, letztendlich gibt’s aber den ersten Gleichstand in unserem eBook Reader Vergleich.

Schon die gleichen Testnoten konnte man als Hinweis sehen, dass Kobo Glo HD und Kindle Paperwhite gleichwertig sind – der Direktvergleich bestätigt diesen Eindruck.

Gleichwertige eBook Reader

Letztendlich kann man festhalten, dass die beiden eReader im 6 Zoll Segment aktuell zu den besten Geräten gehören und die Entscheidung zu einem der beiden Hersteller eine Frage der eigenen Bedürfnisse (Schriftbildanpassung, Vokabeltrainer, Kindersicherung …) und des persönlichen Geschmacks ist. Mit Glo HD und Paperwhite stehen sich nämlich zwei eReader auf Augenhöhe gegenüber, sodass man mit dem Kauf in beiden Fällen eigentlich nichts falsch machen kann.

Sofern man so kurz vor dem Weihnachtsfest nicht auf die Online-Bestellung und den Postweg vertraut, kann man die beiden eReader üblicherweise auch im lokalen Elektronikfachhandel bekommen. Media Markt, Saturn, Euronics haben Kindle und Kobo im Sortiment.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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