Tolino Vision 2 und PocketBook Touch Lux 2 im Vergleich

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Vor wenigen Tagen haben wir schon einen Vergleich zum Tolino Shine und PocketBook Touch Lux 2 angestellt. Heute muss sich der PocketBook eReader gegen den jüngeren Bruder des Shine behaupten und tritt dem Vision 2 gegenüber. Der neue eBook Reader der Tolino Allianz kann am Papier mit der neueren Bildschirmtechnik und dem eingebauten Wasserschutz überzeugen. Außerdem gibt’s mit Tap2Flip eine praktische Blätterlösung. Der Preis des Tolino Vision 2 ist in den vergangenen Tagen (wieder) auf 129 Euro gefallen, sodass der Abstand zum PocketBook eReader nicht mehr so groß ist.

Der Touch Lux 2 nutzt zwar die ältere E-Ink Pearl Technik, konnte in unserem Test und den bisherigen Vergleichen aber mit einer ausgezeichneten Beleuchtung und Ablesbarkeit punkten. Darüber hinaus bietet das Gerät außerdem praktische, frei belegbare Hardwaretasten unter dem Bildschirm und ein besonders funktionsreiches (und kürzlich neu gestaltetes) Betriebssystem. Der Preis liegt mit mittlerweile 99 Euro außerdem unter dem Vision 2.

Welches der beiden Modelle die bessere Wahl ist, zeigt unser Vergleich.

Software

Der PocketBook Touch Lux 2 hat Ende 2014 ein Update spendiert bekommen, das eine völlig neu gestaltete Benutzeroberfläche mitgebracht hat. Das Design erinnert dabei an die Konkurrenz und ist übersichtlich und aufgeräumt.

Der PocketBook Startbildschirm verfügt nun über eine ebenso hübsch aufbereitete Buchcoveransicht wie die Konkurrenten. Wie schon im Vergleich zum Shine, zeigt sich auch bei der Gegenüberstellung mit dem Vision 2, der größere Funktionsumfang des Touch Lux 2 am Startbildschirm. Zwei verschiedene Listen zeigen einerseits die zuletzt gelesenen Bücher und die zuletzt hinzugefügten eBooks an und sind horizontal scrollbar. Damit erhält man vom Startbildschirm aus direkten Zugriff auf eine Reihe verschiedener Titel. Über die Statusleiste und den App-Launcher kann man die weiteren Funktionen aufrufen.

Startbildschirme im Vergleich

Am Tolino Vision 2 sieht die Sache gleich aus wie beim älteren Bruder (Shine) und präsentiert sich damit auch etwas simpler. Es werden nur drei Buchcover angezeigt, direkt darunter die nicht ausblendbaren Buchempfehlungen aus dem integrierten Shop (welcher das ist, hängt davon ab, wo der eBook Reader gekauft wurde). Scroll-Optionen gibt’s nicht. Dieser Aufbau hat den Vorteil, dass sich auch Nutzer ohne besondere Technikaffinität rasch zurecht finden. Ebenso wie beim Lux 2 ist auch die Vision 2 Oberfläche sehr übersichtlich und aufgeräumt und unterm Strich auch ein wenig konsistenter.

Beide eReader nutzen den offenen ePub-Standard, sodass man quasi in jedem beliebigen Store einkaufen kann (abgesehen von Amazon). Insgesamt unterstützt PocketBook jedoch mehr Dateformate, was für fortgeschrittene Nutzer von Vorteil sein kann.

Bedienung und Grundfunktionen

Wie schon im Vergleich zum Shine muss sich der Touch Lux 2 in Hinblick auf die Geschwindigkeit auch dem Vision 2 geschlagen geben. Das Tolino Gerät ist dank Android-System (dessen Zugänglichkeit für den Nutzer gesperrt wurde, aber im Hintergrund werkelt) sehr reaktionsfreudig und im direkten Vergleich schneller als der Kontrahent. Am Lux 2 sind minimale Eingabeverzögerungen wahrnehmbar, bewegen sich allerdings im vertretenbaren Rahmen, sodass es letztendlich keine Bedienungsprobleme gibt und der Umstand nicht negativ ins Gewicht fällt.

Die Bedienung erfolgt in beiden Fällen über präzise reagierende kapazitive Touchscreens. Am Vision 2 steht ein berührungsempfindlicher Knopf als Home-Button (unter dem Display) zur Verfügung. Der Touch Lux 2 bietet unter dem Display vier frei belegbare Tasten. Auf beiden Modellen kann per Wischen oder Antippen des Displays geblättert werden.

Bei der Bibliotheksfunktion haben sich die PocketBook-Entwickler richtig ins Zeug gelegt und bieten eine deutlich größere Funktionalität. Dank neu hinzugekommener Calibre-Unterstützung hat man nun außerdem noch bessere Verwaltungsmöglichkeiten am Lux 2. Die Basisfunktionalität des Tolino Vision 2 kann da nicht mithalten. Hier hat man zwar ebenfalls ein paar unterschiedliche Anzeigemodi zur Auswahl, letztendlich sind es aber deutlich weniger als beim PocketBook Konkurrenten. Außerdem fehlt eine Calibre-Schlagwortunterstützung bei der Bibliotheksfunktion.

Unterschiedliche Menüs zur Schriftbildanpassung

Mit dem Schieberegler zur Schriftgrößenanpassung und den nachinstallierbaren Schriftarten kann der Touch Lux 2 die Nase bei den Schriftbildoptionen ebenfalls vorne. Der Vision 2 bietet allerdings in Hinblick auf die Textausrichtung mehr Optionen. Die Zeilehöhe und Randabstände lassen sich auf beiden Modellen in drei Stufen einstellen.

Dank integrierter Stores kann man eBooks auf beiden Geräten direkt einkaufen und herunterladen. Das Angebot innerhalb der Tolino-Allianz ist dabei aufgrund des gleichen Basissystems zum Großteil immer das gleiche. Die Nutzung unterschiedet sich jedoch je nach Anbieter. Am Touch Lux 2 sind die Unterschiede je nach Verkäufer (Osiander, Mayersche, im freien Handel …) jedoch z.T. sehr unterschiedlich, wobei man beim Kauf bei einem Buchhändler nichts falsch machen kann und normalerweise ein ebenso gutes Angebot bekommt wie bei Tolino.

Erweiterte Funktionen

Auch Wörterbücher und Notizfunktion bieten beide Hersteller. Am Vision 2 ist die Zugänglichkeit jedoch etwas einfacher. Aufgrund des generell größeren Funktionsumfanges am Touch Lux 2 gibt’s mehr Möglichkeiten zur Notiznehmung (zusätzlich zu den per QWERTZ-Tastatur eingegebenen regulären Notizen, lassen sich auch handschriftliche Markierungen im Text vornehmen, sowie Bildschirmfotos erstellen), wobei die Zugänglichkeit etwas einfacher ausfallen könnte. In beiden Fällen lassen sich Notizen exportieren (per TXT- oder HTML-Dateien).

Wörterbuchfunktionen – nur mit zwei Klicks erreichbar

Die Wörterbuchfunktionen beider Modelle ließen sich besser lösen, denn im Gegensatz zu Amazon und Kobo sind immer zwei Klicks nötig um die Wortdefinition anzuzeigen. Am PocketBook Touch Lux 2 öffnet sich ein kleines Fenster im Anzeigebereich, sodass man den Kontext des Wortes direkt im Text nachlesen kann. Dabei stehen eine Reihe unterschiedlicher vorinstallierter Wörterbücher zur Verfügung, allerdings fast nur von und ins Englische. Am Tolino Vision 2 öffnet sich die Wortdefinition in einem bildschirmfüllenden, neuen Fenster – den Kontext des Wortes im Text kann man also nicht direkt nachlesen. Hier kommt als Quelle das kostenlose Wiktionary zum Einsatz, was den Vorteil hat, dass es zahlreiche vorinstallierte Wörterbücher vom und ins Deutsche gibt (z.B. Italienisch-Deutsch).

Auch ein Internet-Browser ist auf beiden Modellen vorhanden, wobei der Vision 2 dank Android-OS die deutlich flottere Anzeige besitzt. Mit Firmware 1.6.0 haben im März 2015 außerdem Lesezeichen und Text-Reflow einzug gehalten, sodass die regelmäßige Nutzung des Browsers besonders komfortabel ist. Der Webbrowser des Touch Lux 2 bietet zwar noch ein oder zwei Funktionen mehr an, ist allerdings merklich langsamer.

Bei der PDF-Funktionalität spielt der Touch Lux 2 die Vorteile des größeren Softwareumfangs wieder voll aus und bietet eine Reihe sinnvoller Optionen mit denen sich auch großformatige (DIN A4) Dokumente vergleichsweise bequem lesen lassen. Allerdings gilt auch hier: Der Tolino Vision 2 ist schneller – bietet dank Pinch-To-Zoom-Option ebenfalls eine passable Anzeigemöglichkeit.

Hardware

Die beiden eBook Reader präsentieren sich sehr unterschiedlich. Der PocketBook Touch Lux 2 ist optisch ein Gerät vom alten Schlag – der Bildschirm sitzt ein wenig eingelassen im Gehäuse, es gibt Hardwaretasten (die wie gesagt frei belegbar sind) und folgt generell dem Design das PocketBook bereits einige Generationen zuvor im Einsatz hatte. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handhabung des Geräts völlig tadellos ist und die Haptik stimmt. Der eReader ist gut verarbeitet und liegt gut in der Hand.

Der Tolino Vision 2 setzt hingegen auf eine moderne Tablet-Optik mit planer Gehäusefront. D.h. die Glas-(bzw. Plastik-)Oberfläche zieht sich über die gesamte Vorderseite. Das sieht gut aus und hat bei der Wisch-Umblätter-Geste auch einen kleinen Bedienvorteil.

Einen fühlbaren Gewichtsvorteil hat der Vision 2 mit 174 Gramm gegenüber 208 Gramm beim Touch Lux 2.

Der nutzbare interne Speicher des Tolino Vision 2 beträgt 2,10 GB und kann nicht erweitert werden. Am Touch Lux 2 sind 3,2 GB Speicherplatz verfügbar, wobei auch eine MicroSD-Karte zur Erweiterung genutzt werden kann. WLan steht bei beiden Modellen zur Verfügung.

Bildschirm

Einer der größten Unterschiede ist beim Display zu finden. Der Vision 2 nutzt ein 6 Zoll E-Ink Carta Display mit einer Auflösung von 1024×758 Pixel. Die Pixeldichte beträgt 212 ppi. Der PocketBook Konkurrent bietet zwar die gleiche Bildschirmgröße und Auflösung, nutzt allerdings E-Ink Pearl Technologie. Bei Pearl handelt es sich zwar um eine sehr gut ablesbare Technik, aber nicht mehr um die neueste.

Hauptsächlich ohne Bildschirmbeleuchtung ist der Unterschied zwischen beiden Technologien gut sichtbar: Das Display des Vision 2 wirkt in vielen Situationen etwas heller, wärmer und geringfügig kontrastreicher, womit es ohne aktiviertes Licht einfacher ablesbar ist.

Ähnliche Kontrastwerte bei ähnlichen Helligkeitseinstellungen, Vision 2 (links) und Touch Lux 2 (rechts) im Vergleich

Genau umgekehrt ist es allerdings, wenn man die Beleuchtung aktiviert. Der PocketBook Touch Lux 2 verfügt über eine der besten Beleuchtungen am Markt. Diese verbessert den Kontrast sehr deutlich, indem sich der Bildschirmhintergrund erhellt, die Schrift aber trotzdem sehr dunkel bleibt. Auch die Ausleuchtung ist weitestgehend gleichmäßig.

Dahingegen bietet der Vision 2 zwar ebenfalls eine gute Beleuchtung, aber nicht ganz am Niveau des PocketBook Geräts. Die Homogenität der Lichtverteilung ist etwas schlechter – ebenso der Kontrast. Die Ablesbarkeit mit aktiviertem Licht ist beim Lux 2 trotz etwas älterer Displaytechnik also besser.

Stellt man beide Beleuchtungen auf eine ähnliche Stufe (wie im Bild), dann ist der Kontrastunterschied allerdings nicht allzu groß.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Vor einer Woche wäre die Aussage zum Preis-Leistungs-Verhältnis eine sehr viel klarere Sache gewesen, denn da hat der Tolino Vision 2 noch mehrheitlich 149 Euro gekostet. Mittlerweile ist der neue eBook Reader bei allen Tolino-Partnern aber schon für 129 Euro erhältlich und damit nicht mehr ganz so teuer bzw. der Abstand zum Touch Lux 2 nicht mehr so groß. Der Vision 2 präsentierte sich in unserem Test als sehr gutes Lesegerät, das zwar natürlich weiterhin Verbesserungspotential mitbringt (wie alle eReader), aber letztendlich zum neuen Preis auch einen sehr guten Gegenwert bietet (E-Ink Carta, Wasserschutz, Tap2Flip, deutschsprachige Wörterbücher).

Der PocketBook Touch Lux 2 ist mit 99 Euro aber noch ein Stück günstiger, wobei das Gerät mit dem hervorragend ablesbaren Display einen klaren Pluspunkt aufweist. Die neue Bedienoberfläche befindet sich auf Augenhöhe mit dem Tolino-System, bietet aber weiterhin eine Reihe von Funktionen die man beim Konkurrenten nicht findet. Unterm Strich bietet der Lux 2 somit das etwas bessere Preis-Leistungs-Verhältnis – vorausgesetzt man kann auf die vorhin genannten Vorteile des Vision 2 verzichten.

Fazit

Der ehemalige Underdog PocketBook ist bereits im Jahr 2013 stärker ins Lampenlicht gerückt und spätestens heuer im Mainstream angekommen. Die neue Benutzeroberfläche trägt einen guten Teil dazu bei, dass man die Modelle des Unternehmens nun auch weniger technikaffinen Personen ruhigen Gewissens empfehlen kann. Darüber hinaus weiß auch die (überraschend gute) Displaybeleuchtung zu überzeugen.

So unterschiedlich die eReader auch sind, mit dem Kauf liegt man in beiden Fällen richtig

Der Tolino Vision 2 braucht sich hier aber natürlich nicht zu verstecken. Das neue Gerät konnte sowohl in unserem Test als auch in diesem Vergleich überzeugen. Die bereits genannten Vorteile liefern durchaus einen wichtigen Mehrwert gegenüber dem Touch Lux 2, sodass der Aufpreis je nach Anforderungen durchaus gerechtfertigt ist.

So unterschiedlich die beiden eBook Reader sind, ihnen ist jedenfalls eine Sache gemeinsam: Mit dem Kauf beider Geräte kann man kaum etwas falsch machen.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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