Fire TV drängt Kindle Paperwhite vom ersten Platz

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In den vergangenen Tagen hat Amazon gleich zwei neue Geräte auf den deutschen Markt gebracht: Fire Phone und Fire TV. Beides geschah im Vorfeld zur mittlerweile heiß erwarteten Neuvorstellung der nächsten eBook Reader und Tablets, wobei der Versandriese ausgerechnet mit dem bisher wenig beachteten Fire TV einen Überraschungshit landet.

Das Gerät sollte zur Markteinführung eigentlich für mehrere Tage zum Aktionspreis von 49 Euro um 50 Prozent günstiger erhältlich sein. Nach weniger als 24 Stunden drehte Amazon das Einführungsangebot allerdings ab – die Nachfrage war so groß, dass das dafür vorgesehene Kontigent bereits nach kurzer Zeit ausverkauft war. Nun kostet die TV-Box 99 Euro.

Kindle Paperwhite erstmals auf Platz 2

Wie groß die Nachfrage war, zeigt der aktuelle Liefertermin: Der „Versand vor dem 1. Januar 2015 nicht garantiert werden“, heißt es auf der Amazon Homepage. Mit so einem großen Andrang zum Start des Geräts hat der Online-Händler ganz offensichtlich nicht gerechnet. Das heißt aber natürlich nicht zwingend, dass ein Erhalt des Geräts zum Weihnachtsgeschäft völlig ausgeschlossen ist. Immerhin hat Amazon jetzt noch einige Wochen Zeit um zusätzliche Geräte aus anderen Lagern oder durch erhöhte Produktionskapazitäten bereitzustellen. Amazon wird ohne Zweifel alle Hebel in Bewegung setzen, um eine frühere Verfügbarkeit zu erreichen, denn bei dem Gegenwind den das Unternehmen in Europa ausgesetzt ist, muss jede Möglichkeit genutzt werden, um die eigene Marktposition zu stärken und das vorhandene Potential nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.

Jedenfalls schiebt sich die TV-Box damit in den Verkaufscharts auf Platz 1 vor den Kindle Paperwhite. Der eBook Reader hatte den ersten Rang im Grunde seit dem Start inne und ließ ihn sich bisher auch nicht durch diverse Tablet-Preissenkungen und andere Aktionen streitig machen.

Damit befindet sich der erfolgsverwöhnte eBook Reader nun auf dem zweiten Platz. Jetzt darf man gespannt sein, ob die bald erwarteten Neuvorstellungen ein ähnliches Bild verursachen werden, oder der Kindle Paperwhite (von dem ich erwarte, dass er weiterhin als günstiger High-End-Reader im Programm bleibt) wieder an die Spitze zurückkehrt.

Unerwarteter Verkaufserfolg als Chance zur Kundenbindung

Was für die Amazon Konkurrenz im eBook Bereich zunächst nach keiner besonders wichtigen Neuigkeit klingt, könnte sich im Laufe der Zeit aber durchaus als Problem entpuppen. Zwar bietet Fire TV Zugriff auf eine Reihe verschiedener Video-Streaming-Services, diese Unterstützung externer Services sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Amazon mit dem kleinen Stück Hardware aber insbesondere das eigene Ökosystem stärken will.

Die Prime-Mitgliedschaft wird bei Amazon Deutschland bereits seit geraumer Zeit verstärkt beworben und ist mit dem Instant Video Service natürlich auch hier von zentraler Bedeutung. In weiterer Folge betrifft das dann natürlich auch die Kindle Leihbücherei (die in Deutschland zugegeben nicht ganz so attraktiv ist wie Amazon das wohl gerne hätte) aber auch immer wieder laufende Hardwareaktionen, die den Kauf von eBook Readern und Tablets günstiger machen.

Unterm Strich stärkt die TV-Box Amazon also weiter den Rücken bei der Jagd um Marktanteile – nicht nur im Video-Streaming-Bereich, sondern über alle Geschäftsfelder hinweg. Für die Kundenbindung ist das aus Sicht des Versandriesen natürlich nur zu begrüßen, für die Konkurrenz aber weiterhin (bzw. wieder) ein nicht zu unterschätzendes Problem, denn selbst wenn man in anderen Bereichen Besseres auf die Beine stellt (was zum aktuellen Zeitpunkt aber ohnehin nicht oft gelingt) könnte das bedeuten, dass die Kunden in Zukunft ganz einfach trotzdem zu Amazon greifen, weil der Komfort zur Content-Nutzung aufgrund der umfassenden Angebotsstruktur einfach größer ist. Da kann der Versandriese dann auch vermeintliche Flops wegstecken und zu einem späteren Zeitpunkt wieder gutmachen. Ein Luxus den sich viele andere Anbieter nicht leisten können.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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