Gerücht: Amazon verliert 50 US-Dollar beim Verkauf eines Kindle Fire; Glauben wir nicht …

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Originalmeldung: Die Vorstellung des Kindle Fire am Mittwoch war besonders aufgrund des geringen Einstiegspreises von 199 US-Dollar erwähnenswert. Ein Analyst der US-Investment-Banking Firma Piper Jaffray behauptet nun, dass Amazon sich den niedrigen Preis mit einem Verlust von ca. 50 US-Dollar pro Kindle Fire teuer erkauft. Daneben gibt er zu verstehen, dass der niedrige Preis auch besonders durch das Fehlen bestimmter Funktionen wie einer 3G-Verbindung, einer Kamera oder einem Mikrofon zustande kommt.

Durch das starke Einbinden der eigenen Services soll Amazon diesen 50-Dollar-Verlust wieder einfahren. Klingt alles durchaus plausibel, aber ich behaupte mal, dass der gute Herr mit seiner Analyse daneben liegt.

Es gibt noch keine genaueren Angaben zu den Preisen der Einzelkomponenten des Kindle Fire, allerdings können wir als Referenzpunkt für weitere Überlegungen das Apple iPad und iPhone nehmen. Diese sollen dem Marktforschungsunternehmen iSuppli nach, in der Produktion etwa 219 bzw. 188 US-Dollar kosten – ohne Entwicklung. Wenn man nun bedenkt, dass der Funktionsumfang des Kindle Fire niedriger ist, der interne Speicher kleiner und das verwendete Plastik billiger als die Glas bzw. Alu-Applikationen bei iPhone und iPad, sowie das Display deutlich kleiner als beim Apple-Tablet, dann läge meine Schätzung der Produktionskosten noch deutlich unter denen für die des iPhone.

Wenn man weiter bedenkt, dass Amazon bei der Produktentwicklung des Kindle Fire vermutlich auf die des RIM Blackberry Playbook durch den Hersteller Quanta zurückgegriffen hat und eine bestehende Infrastruktur für die Produktion nutzen konnte, dann dürften sich die Entwicklungskosten und die Produktionskosten selbst auf ausgesprochen geringem Niveau bewegen – weit weg von iPad und iPhone.

Damit sollte Amazon das Kindle Fire eher mit geringem Gewinn, oder im schlimmsten Fall zum Selbstkostenpreis verkaufen. Einen 50-US-Dollar-Verlust halte ich in Anbetracht der Zahlen jedenfalls für wenig wahrscheinlich.

Update: iSupply, die Analysten-Website welche aktuelle Consumer-Elektronik nach ihren Herstellungskosten bewertet, hat sich jetzt das Kindle Fire vorgeknüpft und ist bei der Analyse der Bauteile auf einen Wert von 209.63$ gekommen. Dies ist jedoch eine erste Schätzung welche bei Erscheinen des Gerätes nochmals neu evaluiert werden soll und natürlich weiters gewisse kaufmännische Aspekte nicht mit 100%iger Sicherheit einschätzen kann.

Somit sind wir mit den aktuellsten Analysteneinschätzungen schon deutlich näher an unseren Einschätzungen, dass Amazon mit dem Kindle Fire keine 50$ Verlust macht sondern wenn schon eher kostenneutral oder mit geringem Gewinn arbeitet. Auch hier denken wir, dass die Kosten noch deutlich zu hoch eingeschätzt wurden.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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