PocketBook InkPad 4 im ausführlichen Test
Das PocketBook InkPad 4 tritt die Nachfolge der äußerst beliebten InkPad 3 Reihe an. Dabei bleibt der neue eBook Reader den Vorgängern in den wichtigsten Punkten treu und verspricht eine behutsame Erneuerung bei gleichbleibenden Tugenden.
Der 7,8 Zoll große eReader besitzt jetzt eine plane, kratzfeste Gehäusefront, ein E-Ink Carta 1200 Display, ist wasserfest, hat einen eingebauten Lautsprecher, etwas größeren Akku und USB-C.
Ob das InkPad 4 die hohen Erwartungen erfüllen kann, die viele Fans vorab haben, sehen wir uns im nachfolgenden Testbericht an.
Hinweis: Das Testgerät wurde ohne Bedingungen und ohne Einflussnahme auf den Test von PocketBook bereitgestellt.
Video-Test (Englisch)
Nachfolgend eine Zusammenfassung des Testberichts als englischsprachiges Video-Review:
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Verarbeitung, Ausstattung und Handhabung
Das PocketBook InkPad 4 ist trotz neuem Stylings sofort als Teil der InkPad-Reihe erkennbar. Denn an den Proportionen hat sich im Vergleich zu den direkten Vorgängern kaum etwas geändert.
Weiterhin wird das Display rundum von einem schmalen Rahmen eingefasst, lediglich darunter ist dieser für eine größere Angriffsfläche höher. An der Stelle sitzen auch die für PocketBook typischen Hardware-Knöpfe.
Auch wenn die Proportionen weitestgehend gleich geblieben sind, wurde das Design grundlegend erneuert und entspricht jetzt der Optik von PocketBook Era, InkPad Color 2 und Viva. Diese sieht insbesondere wegen der planen Gehäusefront moderner aus.
Die vier Tasten (Home, Vor- & Zurück, Einschaltknopf) sitzen beinahe an der gleichen Stelle wie beim Vorgänger, allerdings fehlt das „Kinn“ darunter. D.h. die Knöpfe sitzen jetzt am unteren Gehäusrand. Meine initiale Sorge, dass dies die Handhabbarkeit negativ beeinflussen würde, hat sich nicht bewahrheitet. Denn die Blättertasten sind leicht gewölbt und mit den Fingern einfach zu finden.
Die Druckpunkte sind sehr ähnlich zum InkPad 3 und ein Betätigen wird mit einem deutlichen Klicken bestätigt.
Guter Qualitätseindruck
Die moderne Optik unterstreicht den guten Qualitätseindruck des PocketBook InkPad 4. Die Vorderseite ist wie bereits erwähnt plan, aber auch kratzfester als es die meisten anderen Displays dieser Art in der Vergangenheit waren.
Der seitliche Rahmen sieht metallisch aus, ist aber aus Kunststoff. Das tut dem guten Eindruck allerdings keinen Abbruch. Die Rückseite wirkt wiederum weniger hochwertig und folgt ebenso wie beim Era dem Motto „Form follows funtion“, denn die Griffigkeit ist durch die gerillte Bauform gut, allerdings ist das rückseitige Plastik für meinen Geschmack etwas zu empfindlich auf Fingerabdrücke.
Einen Patzer leistet sich das InkPad 4 allerdings – und das sollte auch der einzige in diesem Testbericht bleiben: Das Gehäuse neigt ein wenig zu knarzen. Jedes Mal wenn ich den eReader im Bereich der Griffleiste anfasse, knarzt der Bereich rückseitig. Ist kein Beinbruch, weil es nicht übermäßig stark ausgeprägt ist, aber passt nicht so ganz zum ansonsten so guten Eindruck des Geräts.
Umfangreich ausgestattet
Im Gegensatz zum Era (16 & 64 GB) gibt’s das PocketBook InkPad nur in einer Speichervariante: 32 GB. Das ist für die allermeisten Anwendungsfälle allerdings mehr als ausreichend, auch wenn man gerne Hörbücher konsumiert und diese nicht immer wieder löschen möchte.
Die Audioausgabe erfolgt entweder über Bluetooth mit passenden Kopfhörern/Lautsprechern, oder direkt über den eingebauten Lautsprecher. Mit diesem Feature folgt das InkPad 4 dem kleineren Bruder und bietet somit die Möglichkeit zur Audioausgabe auch ohne externes Gerät.
Qualitativ darf man sich von dem Mono-Lautsprecher zwar keine Wunder erwarten, für meine Ohren klingt die Qualität aber nicht nur einen Tick besser als beim Era, sondern generell ganz in Ordnung. Insbesondere bei hoher Lautstärke klingt das InkPad 4 etwas klarer als der Era. Ob das am Lautsprecher liegt, oder an der Platzierung im Gehäuse, kann ich nicht beurteilen. Das Endresultat ist jedenfalls in Ordnung.
Mit einer Akkukapazität von 2.000 mAh ist das PocketBook InkPad 4 ebenfalls gut ausgestattet und besitzt 100 mAh als die beiden Vorgänger. Der Dual-Core Prozessor mit 1 GHz gehört zwar nicht unbedingt zu den schnellsten, was man in der Bedienung des Geräts gelegentlich merkt, aber jedenfalls zu den sparsamsten im eReading-Segment. PocketBook ist einer der wenigen verbleibenden Hersteller die kaum Kompromisse eingehen, wenn es um die Akkulaufzeit der Lesegeräte geht. Und so darf man sich auch beim neuen InkPad über lange Laufzeiten mit einer Akkuladung freuen, wie man sie von älteren Modellen kennt.
Mit 265 Gramm ist das InkPad 4 allerdings merklich schwerer als die als besonders leicht geltenden Vorgänger (210 & 225 Gramm). Der Grund dafür liegt im größeren Akku, dem eingebauten Lautsprecher und wohl hauptsächlich in der planen Gehäusefront aus Glas. Mit diesem Gewicht ist das InkPad 4 zwar keineswegs zu schwer, aber eben auch kein Leichtgewicht mehr.
Und zu guter Letzt sei an dieser Stelle auch der eingebaute IPX8-Wasserschutz erwähnt, der in Anbetracht der Premium-Ausrichtung des eReaders natürlich nicht fehlen darf. Dem bereits erwähnten Dual-Core-Prozessor stehen 1 GB RAM Arbeitsspeicher zur Seite und mit dem USB-C-Anschluss ist der eReader außerdem fit für die Zukunft.
Display und Beleuchtung
Das PocketBook InkPad 4 besitzt ein 300 ppi auflösendes, 7,8 Zoll großes Display und nutzt ebenso wie die allermeisten aktuellen Mitbewerber (und auch der PocketBook Era) ein E-Ink Carta 1200 Display. Das ist die aktuell kontrastreichste E-Ink-Technik am Markt.
Die Ablesbarkeit des Displays dank der tollen Kontrastwerte und „Retina“-Auflösung absolut tadellos, sowohl mit als auch ohne Beleuchtung.
Als derzeit kontrastreichstes Modell in dem Größensegment gilt der Tolino Epos 3 mit der gleichen Displaytechnologie. Im direkten Vergleich kann das PocketBook InkPad 4 zwar nicht ganz mithalten, liegt aber nur knapp dahinter.
Den Tolino Epos 3 sticht das InkPad 4 allerdings mit der sichtbar gleichmäßigeren Frontbeleuchtung deutlich aus. Das Licht verteilt sich sehr einheitlich über den InkPad-Bildschirm – noch besser als bei den Vorgängern und sichtbar homogener als beim Tolino-Konkurrenten.
Nur bei genauem Hinsehen ist ein leichter Helligkeitsverlauf im unteren Bereich des Displays sichtbar, der in dem Größensegment technisch bedingt allerdings kaum vermeidbar sein dürfte.
Am nachfolgenden Foto ist dieser Effekt etwas stärker sichtbar als mit freiem Auge, aber selbst hier nicht übermäßig auffällig. In erster Linie ist am unteren Rand die LED-Positionierung im Rahmen erkennbar. Hier sehe ich mit freiem Auge eine leichte Unregelmäßigkeit in Form von Lichthöfen. Diese reichen aber nicht bis zur Schrift und stören den Lesefluss daher nicht.
Das ist aber generell schon Meckern auf hohem Niveau, denn die Beleuchtung des InkPad 4 zählt locker zu den gleichmäßigsten in diesem Größensegment.
Wie bei PocketBook inzwischen üblich, lässt sich die Frontbeleuchtung außerdem zwischen kalt-weiß und warm-orange adaptieren. Im konkreten Fall geht die warme Lichtfarbe aber eigentlich nicht ins orange-rötliche wie bei den Vorgängern, sondern eher ins gelbliche. Das ist nicht besser oder schlechter als bisher, sondern soll lediglich als „Gut zu wissen“-Information Erwähnung finden. Die Reduktion des blauen Lichtanteils klappt damit jedenfalls ebenfalls wunderbar.
Helligkeit
Mit einer maximalen Helligkeit von 63 cd/m² der kalt-weißen LEDs und 55 cd/m² der warm-gelben LEDs, bewegt sich der PocketBook InkPad 4 am Niveau der meisten anderen eReader des Unternehmens und ein wenig unterhalb der meisten Konkurrenten.
Die Ablesbarkeit lässt sich damit auch tagsüber gut verbessern. Für die abendliche Beleuchtung ist die maximale Helligkeit ohnehin zu hell und muss reduziert werden. Die niedrigste Helligkeit ist mit nur 0,8 cd/m² ausreichend niedrig um auch bei Dunkelheit nicht geblendet zu werden.
Die Farbtemperatur beträgt ohne Nachtlicht 8500 Kelvin. Mit Nachtlicht liegt die Lichtfarbe bei 3200 Kelvin.
Wie immer gilt es bei diesen Werten (Helligkeit und Farbtemperatur) zu bedenken, dass innerhalb der Modellreihe Schwankungen möglich sind und es erfahrungsgemäß von Gerät zu Gerät Abweichungen gibt.
Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)
- Tolino Vision 5 (warm) 175
- Kindle Oasis 3 (kalt) 170
- Tolino Shine 3 (warm) 146
- Kindle Oasis 3 (warm) 131
- Tolino Vision 5 (kalt) 130
- Tolino Page 2 126
- Tolino Vision 6 (warm) 124
- Tolino Shine 3 (kalt) 118
- Tolino Vision 6 (kalt) 108
- PocketBook Touch HD 3 (kalt) 90
- Kindle Paperwhite 4 90
- Tolino Shine 2 HD 89
- PocketBook InkPad 3 Pro (kalt) 85
- Huawei MatePad Paper 81
- PocketBook InkPad 3 (kalt) 79
- PocketBook Touch HD 3 (warm) 75
- PocketBook InkPad 3 Pro (warm) 73
- PocketBook InkPad 3 (warm) 69
- PocketBook Era (kalt) 63
- PocketBook InkPad 4 (kalt) 63
- PocketBook Era (warm) 59
- PocketBook InkPad 4 (warm) 55
- PocketBook InkPad X (kalt) 50
- PocketBook InkPad Lite (kalt) 47
- PocketBook InkPad X (warm) 44
- PocketBook InkPad Lite (warm) 36
Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)
- PocketBook Color 3.1
- Tolino Page 2 3.1
- Tolino Shine 3 (warm) 2.7
- Tolino Vision 5 (warm) 2.7
- Tolino Shine 3 (kalt) 1.8
- Huawei MatePad Paper 1.6
- Tolino Vision 5 (kalt) 1.2
- Tolino Vision 6 (kalt) 1.2
- Tolino Vision 6 (warm) 1.0
- PocketBook InkPad 4 0.8
- PocketBook Inkpad 3 0.7
- PocketBook Inkpad 3 Pro 0.7
- PocketBook Touch HD 3 0.7
- PocketBook Era 0.7
- Kindle Oasis 3 0.6
- PocketBook Inkpad X 0.4
- PocketBook Inkpad Lite 0.1
Touchscreen und Ghosting
Die Bedienung des eBook Readers erfolgt neben den bereits genannten Hardwaretasten primär über den kapazitiven Touchscreen. Der Touchscreen reagiert schnell und präzise.
Das Ghostingverhalten des PocketBook InkPad 4 ist sehr gut und ebenso wie beim Era etwas besser als bei den E-Ink Carta 1200 Konkurrenten. Ein sehr schwaches „Durchscheinen“ der vorigen Seite ist zwar erkennbar, man muss allerdings schon aktiv danach suchen.
Beleuchtungs- und Nachtlichtautomatik
Auch das PocketBook InkPad 4 besitzt die für das Unternehmen typische Beleuchtungsautomatik. Diese lässt sich separat für das Tag- und Nachtlicht einstellen und aktivieren.
Diese erfolgt nicht über einen eingebauten Lichtsensor, sondern ist zeitgesteuert und lässt sich sogar individualisieren. In einem Zeitdiagramm lassen sich Helligkeit und Nachtlicht abhängig von der Uhrzeit definieren.
Gegenüber einem eingebauten Lichtsensor hat diese Art der Automatisierung den Vorteil, dass sie nicht störanfällig auf Lichtveränderungen ist. Der Nachteil besteht aber natürlich darin, dass sie auch nicht unmittelbar auf die Umgebung reagiert.
Unabhängig davon, handelt es sich um eine sehr gute Lösung, insbesondere wenn man Wert auf eine möglichst gute Individualisierbarkeit legt.
Zwischenfazit Bildschirm
Das neue PocketBook InkPad 4 überzeugt mit ordentlichen Kontrastwerten, einer sehr gleichmäßigen Beleuchtung und wenig Ghosting, womit es sich in Hinblick auf den Bildschirm keine nennenswerten Schwächen leistet.
Damit ist das InkPad 4 der für mich derzeit beste eBook Reader im 8 Zoll Segment in Hinblick auf eine möglichst angenehme Ablesbarkeit.
Lesen und Benutzerfreundlichkeit
Ein großer Pluspunkt der PocketBook-Software sei gleich vorab erwähnt: Man muss sich im eingebauten Shop nicht registrieren und hat trotzdem alle Gerätefunktionen zur Verfügung (mit Ausnahme des eBook- bzw. Hörbuch-Kaufs im eingebauten Shop natürlich).
Da sich auch die anonymisierte Datenübertrag für Nutzungsstatistiken uä. in den Geräteeinstellungen deaktivieren lässt, ist auch das InkPad 4 – wie auch sonstige PocketBook-Modelle – eine datenschutzfreundliche eReading-Wahl.
Nachfolgend wird der Test der Softwareversion U743.6.8.885 beschrieben.
Startbildschirm
Auf dem Startbildschirm wird das gewohnte PocketBook-Layout beibehalten: Oben werden die drei zuletzt gelesenen oder hinzugefügten Titel angezeigt, darunter erscheinen Empfehlungen aus dem integrierten eBook-Shop.
Im Gegensatz zu anderen Anbietern erlaubt PocketBook die Shop-Empfehlungen auszublenden, vorausgesetzt das Gerät wurde direkt beim Hersteller erworben. Wenn man den eReader jedoch bei einem Partnershop kauft, könnte es Abweichungen geben, was ich leider nicht prüfen konnte.
Wenn man die Anzeige des Shops deaktiviert, ändert sich der Startbildschirm nicht drastisch: Die vier zuletzt gelesenen/geladenen eBooks werden dann in einer größeren Ansicht in der Mitte des Startbildschirms platziert und die Shop-Sektion verschwindet. Ansonsten bleibt alles beim Alten.
Am oberen Bildschirmrand befindet sich die Statusleiste, über die man mit einem Fingertipp schnell auf die Beleuchtungsanpassung und andere wichtige Funktionen wie WLAN, Synchronisierung, Taskmanager, Flugmodus und Suche zugreifen kann. Außerdem werden an dieser Stelle, wie bei Android, Systembenachrichtigungen angezeigt.
Diese Verknüpfen lassen sich jetzt auch ändern und sortieren.
Am unteren Bildschirmrand gibt es standardmäßig fünf Anwendungs-Verknüpfungen:
- Bibliothek
- Hörbücher
- Shop
- Notizen
- Apps
Diese Verknüpfungen können ebenfalls individuell angepasst werden. Mit Ausnahme der App-Verknüpfungen können alle Punkte geändert oder entfernt werden.
Bibliothek
Die Bibliotheksfunktion des PocketBook InkPad 4 ist derzeit die beste im 8-Zoll-Segment und generell am eReading-Markt. Mit zahlreichen Filter- und Sortieroptionen lassen sich selbst umfangreiche eBook-Sammlungen bequem direkt am Gerät verwalten.
eBooks können nach verschiedenen Kategorien gefiltert werden:
- Alle Bücher
- Autoren
- Genres
- Sammlungen
- Favoriten
- Ordner
- Formate
- Reihe
- PocketBook Cloud
Die Titel können außerdem nach Öffnungsdatum, Hinzufügungsdatum, Titel und Autor sortiert werden.
Normalerweise wird die Coveransicht mit großen Bildern verwendet. Alternativ kann die Ansicht zweifach verkleinert werden, sodass Buchtitel und Autor auch in Textform angezeigt werden.
Eine Besonderheit von PocketBook ist die stufenlose Scrollrichtung. Anstatt seitlich zu wischen, wie es bei vielen anderen Herstellern der Fall ist, blättert man hier nach oben und unten.
Mit dem Touchscreen kann man nahtlos durch die Bibliothek scrollen, was anfangs etwas ungewohnt sein kann, da die verwendete E-Ink-Technik generell nicht besonders schnell ist. Dank der verbesserten Reaktionsfähigkeit gelingt dies jedoch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr gut.
Wer trotzdem lieber schrittweise vorblättern möchte, wie es beim Kindle möglich ist, kann aber auch die Blättertasten oder virtuellen Knöpfe am Bildschirmrand verwenden.
Es ist ebenso erwähnenswert, dass das PocketBook InkPad 4 sowohl die Verwendung einer Verzeichnisstruktur als auch das Schlagwortsystem von Calibre unterstützt. Wenn man also bereits ein System zur Sortierung seiner eBooks eingerichtet hat, kann man dies ohne Probleme auch weiterhin nutzen.
Lesebetrieb
Beim eBook-Lesen auf dem PocketBook InkPad 4 kann man entweder durch Antippen oder Wischen auf dem Touchscreen oder durch Verwendung der Blättertasten umblättern. Nicht nur die Tastenbelegung lässt sich an den eigenen Bedarf anpassen, sondern auch die Touchzonen.
Die neun Touchzonen können individuell mit vordefinierten Aktionen belegt werden, was die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten von PocketBook auch an dieser Stelle unterstreicht.
Das Lesemenü öffnet sich standardmäßig durch Antippen in die Mitte des Bildschirms oder durch kurze Betätigung der Einschalttaste. Dort werden am unteren Rand die verfügbaren Optionen angezeigt:
- Einstellungen (Schrift)
- Drehen
- Notiz
- Wörterbuch
- Stimme (Text-to-Speech)
Seiten- und Randabstände, Schriftgröße (zwischen 6 und 40 Punkt) und Silbentrennung können angepasst werden. Es ist auch möglich, die Schriftart zu ändern und zwischen Normal, Fett und Kursiv zu wählen. Falls die gewünschte Schriftart nicht vorhanden ist, kann sie einfach nachinstalliert werden.
Als wäre das noch nicht genug, bietet PocketBook auch die Möglichkeit, Seitenzahlen, die Statusleiste, die verbleibende Seitenanzahl bis zum Kapitelende und die integrierten Seitenzahlen auszublenden, sodass die Leseposition abhängig von der Schriftgröße dynamisch durch die Software bestimmt wird. Die erstmalige Berechnung dafür kann jedoch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Markierungen und Notizen
Ich hatte die Notizfunktion von PocketBook lange Zeit kritisiert, da die Bedienung nicht besonders intuitiv war. Das ist beim InkPad 4 nicht mehr der Fall.
Es gibt nach wie vor zwei verschiedene Notizmodi, jedoch sind die wichtigsten Funktionen sowohl im einfachen als auch im erweiterten Modus verfügbar.
Wenn man für etwa 2 Sekunden auf ein Wort tippt, öffnet sich das Kontextmenü, und man kann das Wort markieren oder eine Notiz verfassen. Auch im einfachen Modus können Notizen geöffnet und bearbeitet werden, was früher nicht möglich war.
Diese kleinen Änderungen sorgen dafür, dass die Benutzeroberfläche aufgeräumter wirkt und sich insgesamt wesentlich intuitiver bedienen lässt.
Der erweiterte Notizmodus zeigt am oberen Bildschirmrand die Optionen für alle verfügbaren Funktionen an:
- Markieren
- Notiz schreiben
- Handschriftliche Markierung
- Radiergummi
- Bildschirmfoto (mit Größenauswahl)
Die Nutzung des erweiterten Notiznehmungsmodus ist nicht nur wegen des handschriftlichen Markierungsmodus nützlich, sondern auch generell zur Zeitersparnis. Die Optionsleiste bleibt beim Blättern (mit den Tasten) am oberen Bildschirmrand platziert und mit einem einfachen Antippen lassen sich neue Notizen und Markierungen erstellen. Man muss also nicht länger auf ein Wort tippen, um das Kontextmenü aufzurufen. Das ist somit besonders nützlich, wenn man generell viele Notizen oder Markierungen erstellt.
Wörterbücher
PocketBook hat auch an der Wörterbuchfunktion geschraubt und einige nützliche Neuerungen eingeführt.
Zunächst einmal ist zu beachten, dass das PocketBook InkPad 4 mit der getesteten Firmware keine ABBYY Lingvo Wörterbücher mehr enthält. Stattdessen gibt es (fast) ausschließlich „PocketBook“-Wörterbücher (siehe Liste unten), die keine genaue Quellangabe enthalten. Der Wegfall der ABBYY-Wörterbücher ist aus meiner Sicht verkraftbar, da das Auffinden von Wörtern in den ABBYY-Wörterbüchern oft nur in der Nennform klappte.
Das bringt uns zum zweiten Punkt: Grammatikalische Formen werden nun zuverlässiger gefunden. Dies liegt jedoch nicht unbedingt an der größeren Auswahl an Wörterbüchern, sondern an einer Änderung in der Funktionsweise. Wenn keine exakte Übereinstimmung gefunden wird, sucht die Wörterbuchfunktion nach dem nächstbesten Wort. Das machen übrigens auch viele andere Anbieter, und es funktioniert erstaunlich gut. Gelegentlich kann es zwar zu falschen Zuordnungen kommen, sodass man manuell nachbessern muss, um das richtige Wort zu finden. Unterm Strich ist es aber dennoch eine gute Lösung, die den Nutzen deutlich verbessert.
PocketBook arbeitet offenbar auch daran, dieses Verhalten weiter zu optimieren, denn es gibt nun für manche Wörterbücher die Möglichkeit eine „Morphologie“-Erweiterung hinzuzufügen. Damit sollen wohl weitere grammatikalische Formen besser erkennbar werden – erklärt wird das derzeit leider nirgendwo im Detail. Ehrlichweise muss ich aber sagen, dass mir nach der Installation kein Vorteil aufgefallen ist, d.h. die Erkennungsquote lag gefühlsmäßig am gleichen Niveau wie zuvor.
Ich finde es zudem immer noch etwas umständlich, dass zwei Klicks erforderlich sind, um einen Wörterbucheintrag zu öffnen: Zunächst muss das Wort durch längeres Antippen ausgewählt werden, und dann muss man im Kontextmenü die Wörterbuchfunktion öffnen. Bei Amazon oder Kobo benötigt man einen Klick weniger – nur bei Tolino sind ebenfalls zwei Antipper erforderlich.
Fairerweise muss jedoch erwähnt werden, dass es einen eigenen Wörterbuchmodus gibt, der diesen Nachteil mildert. Wenn der Modus aktiviert ist, kann ein Wort durch einfaches Antippen sofort nachgeschlagen werden. Dies geht jedoch zu Lasten des Kontextmenüs, das erst wieder aufgerufen werden kann, wenn der Wörterbuchmodus beendet wurde.
Die Schriftgröße innerhalb des Wörterbuchfensters kann nun ebenfalls angepasst werden. Außerdem lässt sich direkt eine Notiz für das nachgeschlagene Wort hinterlegen. Auf diese Weise kann man eine Vokabelliste erstellen die man später zum Lernen exportieren kann.
Ein weiterer Pluspunkt ist die deutlich gewachsene Anzahl an verfügbaren Wörterbüchern – allesamt kostenlos. Die folgenden Wörterbücher können direkt aus der Benutzeroberfläche heraus heruntergeladen werden (Anbieter: PocketBook, sofern nicht anders angegeben):
- Arabic -> English
- Armenian -> English
- Azerbaijani -> English
- Chinese (simplified) -> English
- Chinese (traditional) -> English
- Czech -> English
- Dutch -> English
- English -> Arabic
- English -> Armenian
- English -> Azerbaijani
- English -> Chinese (simplified)
- English -> Chinese (traditional)
- English -> Czech
- English -> Dutch
- English -> English (Webster’s 1913)
- English -> Estonian
- English -> French
- English -> German
- English -> Greek
- English -> Hebrew
- English -> Hungarian
- English -> Italian
- English -> Latvian
- English -> Lithuanian
- English -> Polish
- English -> Portuguese
- English -> Romanian
- English -> Russian
- English -> Slovak
- English -> Spanish
- English -> Swedish
- English -> Turkish
- English -> Ukranian
- Estonian -> English
- French -> English
- German -> English
- German -> Russian
- Greek -> English
- Hebrew -> English
- Hungarian -> English
- Italian -> English
- Italian -> Italian (Wiktionary)
- Latvian -> English
- Lithuanian -> English
- Polish -> English
- Portuguese -> English
- Romanian -> English
- Slovak -> English
- Spanish -> English
- Spanish -> Spanish (Wiktionary)
- Swedish -> English
- Turkish -> English
- Ukranian -> English
Kurzgesagt: PocketBook bietet mit dieser eindrucksvoll langen Liste an kostenlos verfügbaren Wörterbüchern mit großem Abstand die international wohl am besten nutzbare Wörterbuchfunktion am Markt.
In der Wörterbuchauswahl werden die Wörterbücher nun außerdem nach Ausgangssprache kategorisiert, sodass die Übersicht deutlich besser ausfällt als früher. Nicht benötigte Wörterbücher lassen sich löschen, was die Übersicht bei häufigem Wörterbuchwechsel weiter verbessert. Gelöschte Wörterbücher können später einfach über das Menü wieder installiert werden.
Hörbücher, Musik und Text-To-Speech
PocketBook unterstützt bereits seit einiger Zeit die Audiowiedergabe über Bluetooth. Der nun eingebaute Lautsprecher verstärkt diesen Fokus nochmal deutlich.
Die Verwendung des Lautsprechers ist denkbar einfach: Man startet die gewünschte Wiedergabe im Audioplayer und schon tönt es aus dem Lautsprecher. Die Lautstärke lässt sich bequem über die Benutzeroberfläche anpassen.
Es besteht die Möglichkeit Hörbücher oder Musik mithilfe des Hörbuch- oder Musikplayers abzuspielen, sowie die Text-To-Speech-Funktion (TTS) zu nutzen. Mit TTS kann der eBook-Text einfach von einer computergenerierten Stimme vorgelesen werden.
Die Text-To-Speech-Funktion kann in einem Buch über das Menü „Stimme“ aktiviert werden. Die Bedienelemente werden am unteren Bildschirmrand eingeblendet. Für viele Sprachen können verschiedene männliche und weibliche Stimmen direkt am Gerät heruntergeladen werden. Download und Installation dauern nur wenige Minuten.
Das vorgelesene Wort wird deutlich unterstrichen, sodass man der Stimme im Text leicht folgen kann. Die Sprechgeschwindigkeit lässt sich anpassen.
Die Qualität der TTS-Engine ist grundsätztlich in Ordnung, eine ähnlich hohe Qualität wie die z.B. kürzlich vorgestellte Sprachgenierierung von Apples eBook-Vorlesefunktion darf man sich aber nicht erwarten. Als Lesehilfe oder zur Überbrückung kurzer Autofahrten taugt sie aber weiterhin.
Der Musikplayer bietet die bekannten Funktionen: Es können einzelne Dateien oder ganze Verzeichnisse hinzugefügt werden, und es lassen sich Wiedergabelisten im M3U-Format erstellen. Die Auswahl kann durch das Löschen einzelner Titel aus der Liste und durch Ändern der Reihenfolge bearbeitet werden. Zufallswiedergabe und Titelwiederholung stehen als Optionen zur Verfügung. Der Audioplayer läuft im Hintergrund weiter, sodass man beim Lesen auch Musik hören kann.
Der separat verfügbare Hörbuchplayer ist ähnlich aufgebaut und funktioniert im Grunde genommen genau gleich. Funktionen wie Zufallswiedergabe oder Titelwiederholung, die bei Hörbüchern keinen Sinn ergeben, sind jedoch nicht verfügbar. Die Trennung von Hörbüchern und Musik in zwei Anwendungen sorgt für eine gute Übersicht. So können Musik und Hörbücher problemlos getrennt voneinander sortiert werden.
Ein großer Vorteil gegenüber der Hörbuchlösung von Amazon (Kindle, Paperwhite, Oasis & Scribe) besteht darin, dass man nicht an einen Anbieter (Audible) gebunden ist und Hörbücher aus verschiedenen Quellen verwenden kann. Audible als Amazon-Lösung funktioniert jedoch nicht. Das ist jedoch nur ein kleiner Nachteil, wenn man bedenkt, dass man nicht an ein bestimmtes Ökosystem gebunden ist und auch kostenlose Hörbücher konsumieren kann.
PDF-Funktionalität und -Lesbarkeit
Neben der umfangreichsten Bibliotheksfunktion bietet die PocketBook-Software auch weiterhin die beste PDF-Anzeige unter den Mainstream-Anbietern (Amazon, Tolino, Kobo). Obwohl das 7,8-Zoll-Display nicht für das Lesen großer DIN A4-Dokumente prädestiniert ist, können die zahlreichen nützlichen Softwarefunktionen und das scharfe 300 ppi-Display diesen Umstand gut ausgleichen.
Folgende Anzeigemodi stehen zur Verfügung:
- Scroll-Modus
- Einzelseite
- Spalten (2 & 3)
- Reflow
- Zoom (zwischen 30 und 300 Prozent)
- Randbeschnitt (aus, automatisch, manuell)
- Korrektur (Gamma, Helligkeit, Kontrast)
Das Handling großer, bildlastiger Dateien funktionierte im Test ohne Stabilitätsprobleme.
eBook-Shop und PocketBook Cloud
Über das integrierte WLan können eBooks direkt im eBook-Shop am PocketBook InkPad 4 erworben werden. Welcher Shop verwendet wird, hängt vom Kaufort des Geräts ab. Die grundlegende Funktionalität bleibt jedoch unabhängig davon immer gleich und ist in die PocketBook Cloud integriert.
Wie bei anderen Anbietern üblich, muss man sich im Shop registrieren und kann eBooks kaufen und herunterladen, vorausgesetzt man verfügt über eine geeignete Zahlungsmethode. Alle im Shop gekauften eBooks werden automatisch in den Online-Speicher hochgeladen und können mit dem eReader synchronisiert werden.
Im Gegensatz zu früher ist kein separater PocketBook Cloud-Account mehr erforderlich, was die Komplexität deutlich reduziert.
Das Einzige, was mir am Shop derzeit nicht gefällt, ist die Suchfunktion. In meinen Tests lieferten die Suchergebnisse das gesuchte Buch häufig erst auf den hinteren Positionen. Besser funktioniert allerdings die Live-Suche, die bereits während der Sucheingabe Ergebnisse anzeigt. Diese sind erstaunlicherweise oft passender als die finale Suchergebnisseite.
Zusätzlich sei erwähnt, dass auch eine Synchronisation mit Dropbox möglich ist. Dadurch kann das PocketBook InkPad 4 mit einem Cloud-Ordner synchronisiert werden, was verschiedene Nutzungsmöglichkeiten eröffnet. Man kann beispielsweise mit Calibre Nachrichtenfeeds ins ePub-Format konvertieren und im Dropbox-Verzeichnis ablegen. Dieses wird dann mit dem Lesegerät synchronisiert, sodass man die Nachrichten direkt am eBook Reader im passenden Format lesen kann. Diese Funktion kann auch genutzt werden, um eBooks am PC zu kaufen und unkompliziert auf das Gerät zu übertragen.
Eine weitere Synchronisationsoption ist „Send-to-PocketBook“: Damit können eBooks per E-Mail direkt auf das Gerät geschickt werden.
Alles in allem präsentiert sich die Shop- und Cloudfunktionalität im Vergleich zu früher als sehr gute, intuitive Lösung, die man im Alltag schnell und einfach nutzen kann, ohne lange Einrichtungszeiten. Damit steht PocketBook in Sachen Komfort beim eBook-Kauf den Mitbewerbern von Amazon, Tolino und Kobo in nichts nach – oder hat in einigen Punkten sogar die Nase vorn.
Insbesondere den Vergleich zu Tolino braucht PocketBook in dieser Hinsicht längst nicht mehr scheuen, denn die Tolino-Partner nutzen üblicherweise mobile Varianten ihrer Online-Shops, die optisch nicht besonders gut in die restliche Benutzeroberfläche integriert sind. Bei PocketBook wirkt das Ganze inzwischen wie aus einem Guss.
Internetbrowser und Onleihe
Der Webbrowser funktioniert wie gewohnt gut und das Rendering von Webseiten ist in der Regel fehlerfrei, sodass man den Browser problemlos und ohne Frust für kurze Recherchen im Internet verwenden kann. Auch alternative eBook-Stores können über den Browser genutzt werden.
Zu den Funktionen gehören Pinch-To-Zoom, das Blättern des Bildausschnitts mit den Blättertasten, ein Querformatmodus und die Möglichkeit Favoriten zu speichern. Bei Bedarf können Bilder und JavaScript deaktiviert werden. Obwohl der Browser im Allgemeinen schnell arbeitet, kann er in Bezug auf Reaktionsfreudigkeit und Geschwindigkeit nicht ganz mit der Android-Konkurrenz von Tolino mithalten.
Für die Onleihe steht eine eigene Anwendung zur Verfügung. Es handelt sich im Grunde um eine spezielle Browseranwendung, die ausschließlich für die Nutzung der Onleihe entwickelt wurde. Dies erleichtert den Einstieg und erhöht den Komfort beim Ausleihen von eBooks.
Fazit
Um es abschließend kurz zu machen: Ich halte das PocketBook InkPad 4 nicht nur für den aktuell besten eReader im 8 Zoll Segment, sondern auch für das beste Lesegerät das PocketBook bisher auf den Markt gebracht hat.
Die Kombination aus gut ablesbarem Display, gleichmäßiger Beleuchtung und der umfangreichen, intuitiven Software bildet ein hervorragendes Gesamtpaket.
Die Software hatte ich bereits beim Era explizit gelobt und will es hier wieder tun: PocketBook war in der Vergangenheit zwar immer für die umfangreiche Software gelobt, aber für die teils unintuitive, komplizierte Bedienoberfläche kritisiert worden. Das ist seit geraumer Zeit aber tatsächlich nicht mehr so: In den vergangenen Jahren hat PocketBook an all den richtigen Schrauben gedreht um die Bedienung der eBook Reader zu verbessern.
Herausgekommen ist eine der besten Benutzeroberflächen am E-Reading-Markt, die sich nicht mehr vor der Konkurrenz verstecken muss. Im Gegenteil: Die Mitbewerber können sich eine dicke Scheibe von PocketBook in Hinblick auf Offenheit und Funktionsumfang abschneiden.
Das InkPad 4 hat aber natürlich auch Schwächen, leistet sich jedoch keine groben Schnitzer. Der Preis von regulär rund 290 Euro ist da meines Erachtens der größte Brocken, der einem Kauf im Weg stehen könnte (dafür gibt’s aber zumindest eine kleine Einsparmöglichkeit – siehe unten).
Der erste nennenswerte Nachteil am Gerät selbst betrifft aus meiner Sicht das etwas knarzende Gehäuse. Wie gesagt, kein Beinbruch, sollte bei dem Preis aber eigentlich nicht sein. Als zweiter kleiner Minuspunkt sei die manchmal etwas langsame Benutzeroberfläche genannt, die den Lesebetrieb aber nur unwesentlich stört.
Unterm Strich kann das PocketBook InkPad 4 mit vielen Stärken und nur wenigen Schwächen eine ausgezeichnete Testwertung von 1,3 einfahren und verdient sich eine klare Kaufempfehlung.
Solltest du dich für den Kauf des eReaders entscheiden, kannst du mit dem Gutscheincode „allesebook“ auf PocketBook.de 10 Prozent (ca. 30 Euro) auf den Kaufpreis sparen: