PocketBook InkPad 3 im Test
Mittlerweile gehören großformatige eBook Reader zum Portfolio aller bekannten Hersteller. PocketBook ist einer davon, hat größere Lesegeräte aber bereits länger im Programm als die meisten anderen. Mit dem Color Lux oder InkPad 1/2 bietet das Unternehmen bereits seit Jahren eReader im 8 Zoll Segment an. Das PocketBook InkPad 3 ist die jüngste Fortsetzung, die es auf den ersten Blick in sich hat: Blaulichtreduktion, Retina-Display, Speicherkartenerweiterung, Lagesensor, physische Tasten und eine Audiofunktion bietet das Gerät.
Wie sich das InkPad 3 in der Praxis schlägt und ob es Tolino Epos, Kobo Aura One und Kindle Oasis 2 gefährlich werden kann, sehen wir uns im nachfolgenden Test an.
Verarbeitung und Ausstattung
Das InkPad 3 ist der erste eBook Reader mit PocketBooks neuer Designsprache: Schmale Rahmen um das Display mit ebenfalls flachen Knöpfen direkt darunter. Gegenüber den ersten beiden InkPad-Modellen sind die Tasten nun also nicht mehr seitlich des Bildschirms, sondern gleich wie bei den kleineren Modellen positioniert. Damit tanzt das jüngste InkPad optisch nicht mehr aus der Reihe.
Es war seitens Pocketbook wahrscheinlich keine einfache Entscheidung, den bisherigen InkPad-Designpfad zu verlassen. Mit dem InkPad 3 zieht sich die neue Optik durch alle wichtigen Modelle (inkl. des Touch HD 3), sodass man einen hohen Wiedererkennungswert hat.
Die Änderung ist dennoch ein wenig schade, denn das asymmetrische Design der beiden Vorgänger hatte klare Vorzüge: eReader mit einer solch großen Displaydiagonale lassen sich für meinen Geschmack seitlich etwas leichter halten. Dieses Feld überlässt man aktuell Kobo Forma und Kindle Oasis. Man darf daher gespannt sein, ob das InkPad 4 (welches wohl nicht allzu bald erscheinen wird) wieder auf den alten Pfad zurückkehren wird.
Sehr flach und leicht
Die Größe des Geräts ist dank der schmalen Rahmen verhältnismäßig gering. Zwischen PocketBook InkPad 3 und Touch HD 2 liegen zwar ein paar Zentimeter, allerdings keine Welten, wie das noch mit den 8 Zoll Vorgängern den Anschein hatte. Auffällig ist zudem die ausgesprochen geringe Bautiefe von nur 8 Millimeter, die nicht nur für sich genommen eindrucksvoll ist, sondern auch im direkten Vergleich zum Tolino Epos besonders positiv hervorsticht.
Die Handhabung ist dank des flachen Gehäuses und niedrigen Gewichts (210 Gramm offiziell; 205 Gramm gemessen) sehr gut. Der 7,8 Zöller wiegt damit so wenig wie eine Reihe verschiedener 6 Zoll Modelle (Kindle Paperwhite: 205 Gramm). Trotz des schmaler Rahmens, kann man das Gerät problemlos halten.
Lob gibt’s ebenso für die gelungene Haptik: Die Oberfläche des eReaders ist matt gummiert und bietet eine ausgezeichnete Griffigkeit. Die Tasten unter dem Bildschirm verfügen über klar fühlbare Druckpunkte, sind bei Betätigung aber nicht zu laut.
An der Verarbeitung des PocketBook InkPad 3 gibt’s ebenso wenig auszusetzen. Die Spaltmaße sind gleichmäßig und es gibt kein „Light-Bleeding“ an den Kanten. Auch wenn man fester zugreift knarzt oder knarrt der eReader nicht.
Eindrucksvolle technische Merkmale
Ebenso eindrucksvoll sind die internen Spezifikationen: Der eBook Reader besitzt eine Dual-Core CPU (max. 1 GHz) und 1 GB RAM Arbeitsspeicher. Damit gehört er zu den stärksten Mainstream-Modellen am Markt. In Hinblick auf die CPU konnte ich im direkten Vergleich zum Touch Lux 4 und Touch HD 2 allerdings keinerlei Geschwindigkeitvorteile beim InkPad 3 ausmachen. Startvorgang, das Öffnen von Büchern oder der Bibliothek dauern quasi gleich lange. Hier gibt’s damit offensichtlich noch Luft nach oben.
Erfreulich ist das weitere Vorhandensein einer Speicherkartenerweiterung. Per MicroSD-Karte lässt sich der 8 GB große interne Speicher um bis zu 32 GB erweitern. Verzichten muss man dafür auf einen eingebauten Wasserschutz, wie ihn die Konkurrenz von Amazon, Tolino und Kobo bietet.
Der 1.900 mAh starke Akku ist größer als bei den genannten Mitbewerbern von Tolino und Kobo, deren Akkus nur eine Kapazität von 1.200 mAh besitzen. Die Audiofunktionalität des PocketBook InkPad 3 läuft nicht mehr direkt über einen Klinkenanschluss, sondern per beigelegten Micro-USB-Adapter. Sogar ein eingebauter Lagesensor ist mit dabei, der die Bildschirmausrichtung entsprechend der Gerätehaltung anpasst (standardmäßig deaktiviert).
Unterm Strich präsentiert sich das PocketBook InkPad 3 in Hinblick auf Verarbeitung und Ausstattung als ein beinahe kompromisslos gut ausgestatteter eBook Reader dem nur der eingebaute Wasserschutz und ein Lichtsensor abgeht. Es wäre zwar nett, diesen beiden Dinge auch noch zu haben, im praktischen Alltag kann man aber zumeist gut darauf verzichten. Das niedrige Gewicht ist in Anbetracht der umfangreichen Ausstattung und größeren Akkukapazität besonders eindrucksvoll und im Lesealltag wichtiger.
Display und Beleuchtung
Das PocketBook InkPad 3 bietet im Vergleich zu den beiden Vorgängern hinsichtlich des Displays einige Neuerungen: Die Bildschirmdiagonale ist um 0,2 Zoll kleiner, bei der Technik kommt nun E-Ink Carta zum Einsatz, die Beleuchtung erlaubt eine Reduktion des Blaulichtanteils und die Pixeldichte beträgt anstatt 250 ppi nun 300 ppi.
Damit besitzt das Gerät am Papier die gleichen Spezifikationen wie Tolino Epos und Kobo Aura One.
Kontrast und Auflösung
Wie bereits erwähnt, ist eine der wichtigsten Neuerungen des InkPad 3, die nun genutzte E-Ink Carta Anzeigetechnik. Im Vergleich zur Pearl-Technik der beiden Vorgänger, bietet sie bessere Kontrastwerte und eine höhere Reflektivität. Das lässt sich im direkten Vergleich auch mit freiem Auge gut erkennen: Die Ablesbarkeit ist merklich besser.
Im direkten Vergleich zum Tolino Epos schneidet das InkPad 3 (mit und ohne Beleuchtung) beim Kontrast aber etwas schlechter ab. Dieser ist beim Tolino-Mitbewerber nämlich etwas „knackiger“. Der Unterschied ist zwar nicht groß, aber doch wahrnehmbar. Für sich genommen gibt’s an der Ablesbarkeit des InkPad aber nichts auszusetzen.
Das maximale Kontrastverhältnis wird bei aktuellen Modellen stärker durch die Beleuchtungshelligkeit bestimmt, als durch den Hersteller. Moderne Lichtträgerfolien, wie sie bei Kindle, Tolino und PocketBook zum Einsatz kommen, führen bei gleichen Helligkeitslevels meist zu sehr ähnlichen Kontrastwerten. Will man das am besten ablesbare Modell bei Tageslicht haben, sollte man auf die Maximalhelligkeit achten.
Farbtemperatur
Die Farbtemperatur des PocketBook InkPad 3 lässt sich anpassen. PocketBook nennt die Blaulichtreduktion, ebenso wie die Tolino-Allianz, „Smartlight“.
Der Hintergedanke für eine solche Anpassungsmöglichkeit liegt in der Reduktion der Wirkung von blauem Licht auf den menschlichen Organismus. Seit Jahren warnen Schlafforscher davor, dass zu viel blaues Licht den Schlafrythmus negativ beeinflussen kann – insbesondere wenn man diesem kurz vor dem zu Bett gehen ausgesetzt ist. Eine ausführliche Beschreibung zu dem Thema findest du hier.
Die Farbtemperatur des PocketBook InkPad 3 leuchtet zwischen 7000 Kelvin in der kältesten Einstellung (Smartlight aus) und 2400 Kelvin in der wärmsten Einstellung (Smartlight 100%). Dazwischen lässt sich die Lichtfarbe stufenlos einstellen, sodass man auch annähernd neutrale Temperaturen erzeugen kann.
Das PocketBook InkPad 3 bietet quasi die gleiche Einstellung wie der kleinere Touch HD 2 und geht bei der wärmsten Farbtemperatur deutlich ins orange Spektrum.
Im Vergleich zum Tolino Epos fällt der gelblichere Farbton des Konkurrenten auf, der wiederum näher am Tolino Vision 4 HD liegt. Keine der beiden Lösungen ist in meinen Augen besser oder schlechter, sondern eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Die gelblichere Darstellung des Epos ist weniger aufdringlich, das InkPad 3 aber möglicherweise etwas effizenter bei der Minimierung negativer LED-Effekte. Klar ist jedenfalls, dass eine plötzliche Deaktivierung des Smartlight in beiden Fällen regelrecht unangenehm ist, sodass man davon ausgehen darf, dass beide Implementierungen ihrem Zweck dienen.
An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass Farbtemperaturmessungen nur einen Richtwert liefern können, denn aufgrund von Fertigungstoleranzen schwankt die Lichtfarbe bei jedem Hersteller auch innerhalb einer Modellreihe von Gerät zu Gerät erfahrungsgemäß um bis zu 400 Kelvin, egal ob mit oder ohne Smartlight.
Smartlight Individualisierung
Besonders gut gelungen ist die Smartlight-Automatik. Ebenso wie bei der Konkurrenz kann man die Lichtfarbe automatisch anpassen lassen. Dies geschieht im Tagesverlauf abhängig von der Uhrzeit und erfolgt graduell und langsam, sodass man es bei ständigem Lesen üblicherweise nicht bewusst wahrnimmt.
Der große Vorteil gegenüber dem Tolino Epos liegt in der möglichen Anpassbarkeit der Automatik. In den Geräteoptionen unter „Persönliche Einstellungen -> Vordergrundbeleuchtung -> Erweitere Einstellungen für die Frontbeleuchtung“ kann man eigene Profile anlegen.
Hier hat man die Möglichkeit sowohl die Helligkeit als auch die Smartlight-Einstellung in einem 24-Stunden-Liniendiagramm den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Es ist sehr praktische Option den Prozess zu individualisieren.
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu erwähnen, dass die höchste Smartlight-Einstellung im Standardprofil nur bei maximal zwei Dritteln liegt. Damit wird standardmäßig nicht auf die vollständige Bandbreite an möglichen Einstellungen zurückgegriffen. Als Besitzer eines PocketBook InkPad 3 lohnt es sich daher jedenfalls einen Blick in diesen etwas versteckten Menüpunkt zu werfen.
Beleuchtungsqualität und Helligkeit
Die Qualität der eingebauten Beleuchtung erweist sich als sehr gut. Es ist ein leichter Helligkeitsverlauf sichtbar, der sich aufgrund der größeren Bildschirmdiagonale wohl nicht ganz verhindern lässt. Auch Kobo Aura One und Tolino Epos besitzten diesen.
Im Vergleich zum Tolino-Konkurrenten fällt der Verlauf beim PocketBook InkPad 3 etwas geringer aus. Im laufenden Lesebetrieb habe ich mich nicht daran gestört. Die Stärke ist abhängig von Helligkeit und Smartlight.
In der höchsten Helligkeitseinstellung ergeben sich (wie bei blaulichtreduzierten eReadern gewohnt) zwei unterschiedliche Maximalwerte: Mit kalter Farbtemperatur leuchtet der Bildschirm maximal 79 cd/m² hell, mit warmer Farbtemperatur (Smartlight) mit maximal 69 cd/m² etwas dunkler.
Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)
- Kindle Oasis 1 159
- Tolino Vision 4 HD (warm) 135
- Kindle Voyage 122
- Tolino Vision 4 HD (kalt) 119
- Kindle Paperwhite 3 115
- Kobo Aura One 105
- Tolino Shine 2 HD 89
- PocketBook InkPad 3 (kalt) 79
- PocketBook Aqua 2 74
- PocketBook Touch Lux 4 73
- PocketBook InkPad 3 (warm) 69
Ein interessantes Verhalten legt das PocketBook InkPad bei der minimalen Helligkeit an den Tag: In den niedrigsten Einstellungen werden automatisch die orangen LEDs hinzugeschaltet, unabhängig von der Smartlichteinstellung. Das ist zunächst zwar überraschend, macht aus Nutzersicht aber durchaus Sinn. Üblicherweise will man besonders niedrige Helligkeitseinstellungen lieber abends und in der Nacht nutzen, weshalb die erzwungene Blaulichtreduktion keine schlechte Sache ist.
Die niedrigste Helligkeit liegt mit 0,7 cd/m² auf einem sehr guten Wert – auch lichtempfindliche Personen dürften damit keinerlei Probleme haben.
Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)
- Tolino Vision 4 HD (kalt) 2.2
- Kobo Aura One 2.1
- Tolino Shine 2 HD 2.0
- Tolino Vision 4 HD (warm) 1.9
- PocketBook Aqua 2 1.2
- PocketBook Inkpad 3 0.7
- Kindle Oasis 1 0.4
- PocketBook Touch Lux 4 0.4
- Kindle Voyage 0.2
- Kindle Paperwhite 3 0.2
Touchscreen, Ghosting und Zwischenfazit
Der Touchscreen nutzt die bekannte Kapazitivtechnik, die gewohnt gut und in allen Bereichen sensibel auf Berührungen reagiert. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist hoch, sodass es hier keinen Grund zur Kritik gibt.
Beim Ghosting-Effekt muss sich das InkPad 3 wiederum ein wenig Tadel gefallen lassen. Bei einem Seitenwechsel sind bei genauem Hinsehen Buchstabenfragmente der vorigen Seite erkennbar. Der Effekt ist allerdings ausgesprochen gering und sollte auch empfindlichen Personen nicht störend auffallen. Erwähnung findet es trotzdem, da der Tolino Epos in dieser Hinsicht ein wenig besser performt.
Beim PocketBook InkPad 3 empfiehlt es sich meines Erachtens daher, die automatische Bildschirmaktualisierung regulär bei jeder fünften Seite zu belassen.
Unterm Strich gibt’s am Display des jüngsten InkPad kaum etwas auszusetzen: Die Ablesbarkeit ist sehr gut, die Beleuchtung gleichmäßig (mit einer großen Spanne an Farbtemperatureinstellungen) und der Touchscreen präzise. Das geringe Ghosting kann den tollen Eindruck nicht trüben.
Lesen und Benutzerfreundlichkeit
Ebenso wie beim kleinen Bruder Touch Lux 4 wurde zwar die Gehäuseoptik überarbeitet, die Benutzeroberfläche bleibt aber wie gewohnt. Diese präsentiert sich somit weiterhin im modernen, luftigen Look, den man bereits seit dem PocketBook Ultra kennt.
Mit der ersten Inbetriebnahme des InkPad muss man die Sprache auswählen, den Lizenzvereinbarungen zustimmen und danach die Uhrzeit und das Datum festlegen. Ist das erledigt, landet man am Startbildschirm. Eine Registrierung bei irgendeinem Service ist zur erstmaligen Aktivierung ebenso wenig nötig wie der PC. Wenn man will, kann man trotzdem diverse Dienste nutzen, die in die Software integriert wurden und auf die in der Benachrichtigungsleiste hingewiesen wird: Pocketbook Cloud, Dropbox, ReadRate.
In der Zeit rasch voranschreitender Digitalisierung und des immer gläser werdenden Menschen, pflege ich persönlich auch darauf zu achten, dass meine Elektronikgeräte nicht nachhause telefonieren. Bei PocketBook kann man das Verhalten glücklicherweise unter „Einstellungen > Wartung > Datenschutz > Diagnose und Verwendung“ deaktivieren, sodass keine anonymisierte Datenübertragung der Fehler- und Nutzerdaten mehr stattfindet.
Die Benutzerfreundlichkeit des PocketBook InkPad 3 darf man unterm Strich eine sehr gute Note ausstellen, einerseits dank der aufgeräumten und trotzdem umfangreichen Softwarefunktionen, andererseits weil das größere Display die Handhabung noch ein wenig vereinfacht.
Startbildschirm
Der Homescreen präsentiert sich mit der gewohnten Aufteilung: Am oberen Bildschirmrand werden Tag und Uhrzeit, sowie die Indikatoren für Benachrichtigungen, Beleuchtung und Akkustand angezeigt. Mittig platziert befindet sich die Schaltfläche um die Benachrichtungsleiste zu öffnen. Diese erinnert vom Aufbau stark an Android und erlaubt das direkte (De-)Aktivieren von Wi-Fi, Synchronisation und Beleuchtung, sowie den Aufruf des Taskmanagers und der Geräteeinstellungen.
Die Benachrichtigungsleiste lässt sich auch in sonstigen Bildschirmen und innerhalb eines Buches aufrufen.
Etwa zwei Drittel in der Mitte des Startbildschirms werden von zwei unterschiedlichen Coveranzeigen eingenommen. Die obere Anzeige beinhaltet die 3 zuletzt gelesenen eBooks, wobei man weitere 6 eBooks mit einer Wischgeste anzeigen kann.
Darunter sind die zuletzt hinzugefügten Bücher platziert, deren Navigation ebenfalls mit einem Slider implementiert wurde. Auf einem Blick sieht man hier maximal 6 Titel.
Die drei Menüpunkte Bibliothek, Shop und Browser befinden sich am unteren Bildschirmrand, hinter der aufklappbaren Programmliste befinden sich folgende Punkte:
- Audio-Player
- Bibliothek
- Browser
- Dropbox PocketBook
- Einstellungen
- Galerie
- Klondike
- PocketBook Cloud
- RSS Nachrichten
- Schach
- Scribble
- Sent-to-PocketBook
- Sudoku
- Taschenrechner
- Wörterbuch
- eBook-Shop
Bibliothek
Die PocketBook InkPad 3 Software bietet mit zahlreichen Filter-, Anpassungs- und Einstellungsmöglichkeiten weiterhin die beste Bibliotheksfunktion am Markt. Kein anderer Hersteller kommt an den Umfang ran. Damit lassen sich auch große eBook-Sammlungen direkt am Gerät verwalten, ohne dass man den Überblick verliert.
Dateien lassen sich nach Öffnungsdatum, Hinzufügungsdatum, Titel und Autor sortieren. Eine Filterung ist nach folgenden Kriterien möglich:
- Alle Bücher
- Autoren
- Genres
- Sammlungen
- Favoriten
- Ordner
- Formate
- Reihe
- Pocketbook Cloud
Man kann außerdem zwischen der standardmäßig optisch hübscheren Coveransicht, einer Listenansicht oder einer hybriden Listen-Coveransicht wählen. Ebenso steht eine Suchfunktion zur Verfügung.
Weiterhin eine Besonderheit bleibt die Scrollrichtung der PocketBook-Bibliothek: Hier wird mit dem Finger stufenlos nach oben und unten gescrollt, so wie man das von diversen Smartphones und Tablets kennt. Will man das stufenlose Scrolling nicht nutzen, kann man auch mit Hilfe der physischen oder eingeblendeten Blättertasten schrittweise weiterschalten. Das klappt nach kurzer Eingewöhnung ebenso problemlos.
Egal ob man seine eBooks bisher mit Calibre sortiert hat, oder die Verzeichnisstruktur des Betriebssystem nutzt, um die Dateien zu ordnen, beim InkPad 3 braucht man sich nicht umzustellen: Man kann beide Sortierungsmöglichkeiten verwenden. Damit bietet PocketBook mehr Flexibilität als jeder andere Hersteller.
Lesebetrieb
Im Buch angekommen, blättert man entweder mit den Blättertasten unter dem Bildschirm, oder mit einem Antippen oder Wischen des Touchscreens. Besonders praktisch erweist sich in diesem Zusammenhang auch der automatische Lagesensor. Aufgrund der Bildschirmgröße empfinde ich die seitliche Haltung manchmal als angenehmer und kann das Gerät unkompliziert drehen, sodass mein Daumen direkt auf den Blättertasten aufliegt.
Ebenso flexibel zeigt sich das InkPad 3 bei den Tasten selbst, denn die Belegung lässt sich individualisieren. Den vier Knöpfen unter dem Bildschirm kann man somit andere Funktionen zuweisen und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Das einzige was hier noch fehlt, ist die Anpassungsmöglichkeit der Touchzonen, wie sie z.B. Kobo bietet.
Das Optionsmenü öffnet man mit einem Antippen in die Mitte des Display oder mit der Menütaste. Die Schriftbildoptionen sind auf drei Reiter aufgeteilt. Im ersten kann man die Seiten- und Randabstände in jeweils drei Stufen ändern, sowie die Silbentrennung (de)aktivieren. Die Schriftgröße lässt sich hier zwischen 6 und 40 Punkt in Einerschritten ändern.
Im zweiten Reiter kann man die Schriftart ändern, wobei hier bereits zahlreiche Fonts vorinstalliert sind. Ist keine dabei, die einem gefällt, kann man per USB-Transfer auch einfach selbst die passende nachinstallieren.
Die Optionen zur Ein- und Ausblendung der Statusleiste und Seitenanzeige befinden sich im dritten Reiter. Außerdem kann man wählen, ob die integrierte Seitennummerierung verwendet wird, oder die Leseposition durch die Software bestimmt werden soll.
Markierungen und Notizen
Nicht weit oben auf der Prioritätenliste steht bei PocketBook offenbar weiterhin die Verbesserung der Notizfunktion. Diese ist in meinem Augen bereits seit Jahren eine der beiden Schwächen der Software.
Es gibt zwei unterschiedliche Notizmodi, was aus Nutzersicht nicht sonderlich intuitiv ist. Tippt man für ca. 2 Sekunden auf ein Wort, wird der „einfache“ Modus gestartet. Hier kann man Notizen und Markierungen erstellen, aber nicht öffnen oder bearbeiten, sondern nur löschen.
Nur im erweiterten Modus öffnet sich das passende Kontextmenü um die Notiz anzuzeigen bzw. zu bearbeiten. Ebenso kann man hier auch Screenshots erstellen.
Diese Zweiteilung der Notizfunktion ist eine Altlast von früher. Ich verstehe zwar, dass die Notiznehmung für viele Lesefreunde vermutlich nicht allzu wichtig ist, dennoch wäre eine Optimierung der Funktion im Sinne einer einheitlich intuitiven Benutzeroberfläche sicherlich nicht verkehrt. Was PocketBook der Konkurrenz in Sachen Bibliotheksverwaltung voraus hat, muss man bei der Notiznehmung jedenfalls noch nachholen.
Alle erstellten Notizen, Markierungen und Lesezeichen lassen sich in einer Übersichtsliste betrachten, wobei Positionsangaben und Filter- bzw. Ordnungsoptionen weiterhin fehlen.
Wörterbuch
Damit kommen wir auch gleich zur zweiten Schwäche der Software. Diese ist glücklicherweise weniger problematisch und betrifft die Wörterbuchfunktion. Diese ist weiterhin nur mit zwei Klicks aufrufbar, was bei manchen Mitbewerbern mit nur einem Klick möglich ist. Benutzt man die Funktion häufig, kann der zusätzliche Klick schnell nerven.
Abhängig vom gewählten Wörterbuch kann es passieren, dass grammatikalische Formen nicht erkannt werden. Ist das der Fall, kann man mit Hilfe der Suchfunktion selbst nachschlagen und muss die Nennform des Wortes eingeben. Damit hat man in den allermeisten Fällen Erfolg und kann die Wortübersetzung nachlesen.
Erfreulich ist die große Anzahl vorinstallierter Wörterbücher. Festzuhalten ist jedoch, dass diese in erster Linie nur vom uns ins Englische nutzbar sind. Folgende stehen zur Auswahl:
- Webster’s 1913 Dictionary
- English-German (namenlos)
- KD (Cs-En)
- KD (Da-En)
- KD (De-En)
- KD (En-Cs)
- KD (En-Da)
- KD (En-De)
- KD (En-Es)
- KD (En-Fi)
- KD (En-Fr)
- KD (En-Hu)
- KD (En-It)
- KD (En-Lt)
- KD (En-Lv)
- KD (En-Nl)
- KD (En-No)
- KD (En-Pl)
- KD (En-Ro)
- KD (En-Sk)
- KD (En-Sl)
- KD (En-Sv)
- KD (Es-En)
- KD (Fr-En)
- KD (It-En)
- KD (No-En)
In den Geräteeinstellungen lassen sich nicht verwendete Wörterbücher ausblenden, sodass sie in der Auswahl innerhalb eines Buches nicht aufscheinen. Das ist nützlich, wenn man mehrere verschiedensprachige Werke liest und wiederholt zwischen den Wörterbüchern hin- und herwechselt.
PDF-Anzeige
Eine der großen Stärken der PocketBook-Software ist zweifelsohne die umfangreiche PDF-Anzeige. Zusammen mit der größeren 7,8 Zoll Bildschirmdiagonale des InkPad 3 und der hohen Pixeldichte ist die Ablesbarkeit auch großformatiger DIN A4 Dokumente in den meisten Fällen völlig problemlos möglich.
Folgende Modi stehen zur Verfügung:
- Breite anpassen
- Seite anpassen
- Spalten (2 & 3)
- Reflow
- Zoom (zwischen 30 und 300 Prozent)
- Randbeschnitt (aus, automatisch, manuell)
In der Liste fehlt lediglich eine Möglichkeit zur Kontrastverstärkung, was aufgrund der Kantenglättung insbesondere bei kleinen Schriften manchmal hilfreich wäre.
Dank der Verdoppelung des Arbeitsspeicher klappt die Handhabung großer, bildlastiger Dateien ohne Stabilitätsprobleme. Ein wenig enttäuschend ist jedoch, dass die Performance im Vergleich zum PocketBook Touch HD 2 trotz Dual-Core CPU und doppelt so großem Arbeitsspeicher beim InkPad 3 nicht merklich besser ist.
Im Test mit einer nicht optimierten 125 MB großen, sehr bildlastigen PDF-Datei, ist der kleine Bruder manchmal sogar etwas schneller. Es handelt sich um keine großen Unterschiede, aber sie sind jedenfalls reproduzierbar. Hier dürfte die Firmware noch nicht die volle Leistung aus den beiden Prozessorkernen rauskitzeln.
Trotz dieses kleinen Kritikpunktes ist die PDF-Anzeige die beste im 8 Zoll eReader-Segment. Nur die Agilität eines Smartphones oder Tablets darf man sich nicht erwarten.
Audio und Text-To-Speech
Nach dem PocketBook Aqua 2 setzt das Unternehmen auch beim InkPad 3 auf eine Audioausgabe über den Micro-USB-Anschluss. Dies klappt mit Hilfe eines mitgelieferten Adapters. An diesen werden die Kopfhörer ansgeschlossen.
Damit hat man die Möglichkeit MP3-Dateien mit Hilfe des Audioplayers abzuspielen, oder die bekannte Text-To-Speech-Funktion (TTS) zu nutzen. Mit TTS kann man sich den eBook-Text ganz einfach von einer computergenerierten Stimme vorlesen lassen.
Der MP3-Player bietet den bekannten Funktionsumfang: Man kann einzelne Dateien oder ganze Verzeichnisse hinzuzufügen und Wiedergabelisten im M3U-Format erstellen. Die Auswahl lässt sich durch Löschen einzelner Titel aus der Liste und durch eine Veränderung der Anordnung bearbeiten. Zufallswiedergabe und Titelwiederholung stehen als Optionen zur Verfügung.
Die Tonqualität entspricht den anderen PocketBook-Modellen mit Audiounterstützung. Ärgerlich ist, dass das bekannte Knacken beim Titelwechsel und der TTS-Funktion weiterhin vorhanden ist. Wie stark dieses ausgeprägt ist, hängt offenbar von den Kopfhörern ab.
Der Audioplayer läuft grundsätzlich im Hintergrund weiter, sodass man auch während des Lesens Musik hören kann. Ansonsten eignet sich die Applikation natürlich auch zum Anhören von Hörbüchern. Wenn man den Adapter absteckt, stoppt die Musikwiedergabe automatisch.
Die Text-To-Speech-Funktion lässt sich in einem Buch über den Menüpunkt „Stimme“ aktivieren. Die Bedienelemente werden am unteren Bildschirmrand eingeblendet. Für zahlreiche Sprachen kann man direkt am Gerät verschiedene männliche und weibliche Stimmen herunterladen. Download und Installation nehmen ca. 2-3 Minuten in Anspruch. Wahlweise bekommt man die Sprachpakete auch kostenlos auf der PocketBook-Webseite. Eine englische, weibliche Stimme ist bereits vorinstalliert.
Das vorgelesene Wort wird dick unterstrichen, sodass man der Stimme im Text einfach folgen kann. Die Sprechgeschwindigkeit lässt sich zwischen 60 und 140 Prozent in 5 Prozent Schritten anpassen.
Die Qualität der TTS-Engine ist gewohnt gut und stammt von der Amazon-Tochter IVONA. Diese kommt auch in den Echo-Geräten mit Alexa zum Einsatz. Die computergenerierten Stimmen können zwar trotzdem nicht mit einem echten Hörbuch-Sprecher mithalten, sind aber gut genug um als Lesehilfe genutzt zu werden oder Autofahrten oä. zu überbrücken.
Sonstiges
eBooks können selbstverständlich auch direkt am PocketBook InkPad 3 gekauft werden. Als Standard kommt der Bookland-Shop zum Einsatz, oder der Store des Buchhändlers, bei dem man das Gerät gekauft hat. Die Verwendung erfolgt grundsätzlich gleich und ist in die PocketBook Cloudlösung integriert.
Die PocketBook Cloud ist seit 2015 am Markt und stellt neben Kindle und Tolino das dritte eBook-Ökosystem dar. Die Möglichkeiten sind sehr ähnlich. Alle im Partnershop erworbenen eBooks landen automatisch im Online-Speicher und sind synchronisierbar. Dafür ist eine Anmeldung im Shop und in der Cloud erforderlich.
Beim Internet-Browser versteckt sich PocketBook nicht hinter irgendwelchen „Beta“-Bezeichnungen, wie das mitunter bei anderen Herstellern der Fall ist. Der Browser ist direkt auf der Startseite positioniert und steht dementsprechend stärker im Fokus. Dieser ist ausreichend schnell für kurze Recherchen im Internet und kann auch dazu verwendet werden, einen alternativen eBook-Store aufzusuchen oder die Onleihe zu verwenden.
Zum Funktionsumfang gehören Pinch-To-Zoom, Weiterschalten des Bildausschnitts mit den Blättertasten, ein Querformatmodus und Favoriten. Bei Bedarf kann man Bilder und Javascript deaktivieren. Obwohl der Browser grundsätzlich flott funktioniert, kann er es mit der Android-Konkurrenz von Tolino in Sachen Reaktionsfreudigkeit und Geschwindigkeit nicht ganz aufnehmen.
Erwähnenswert ist zudem noch die praktische Dropbox-Synchronisation. Nachdem man die Login-Daten am Gerät hinterlegt hat, lässt sich der Cloud-Ordner mit dem PocketBook InkPad 3 synchroniseren. Für Calibre-Nutzer eröffnen sich mit der Dropbox-Kompatibilität tolle Möglichkeiten: Nachrichtenfeeds lassen sich z.B. im RSS-Format auslesen, automatisch ins ePub-Format konvertieren und im Dropbox-Verzeichnis speichern. Das Verzeichnis wird mit dem Lesegerät synchronisiert, sodass man die Nachrichten direkt am eBook Reader lesen kann.
Als weitere Synchronisationsoption gibt’s Send-to-PocketBook: Damit lassen sich E-Mails direkt auf das Gerät schicken.
Fazit
PocketBook hat bereits langjährige Erfahrung mit großformatigen eBook Readern und konnte bereits früher zahlreiche Lesefreunde von den Vorteilen einer größeren Bildschirmdiagonale überzeugen.
Mit dem InkPad 3 wird das dem Unternehmen noch leichter fallen denn je: Das jüngste PocketBook InkPad ist eines der besten Modelle das der Hersteller bisher auf den Markt gebracht hat und kann auch die Konkurrenz in einigen wichtigen Bereichen in die Schranken weisen.
Bereits die technischen Spezifikationen lassen erahnen, dass PocketBook bei der Konzeption keine Kompromisse eingehen wollte. Diese Absicht übertragt sich auch in die Praxis, sodass man den mitunter am besten ausgestatteten Mainstream-eReader bekommt, den es aktuell gibt. Lediglich auf einen eingebauten Wasserschutz und einen Lichtsensor muss man verzichten – beides Dinge, deren Fehlen in meinen Augen leicht zu verkraften ist.
Trotz des Lobes muss man aber auch festhalten, dass das PocketBook InkPad 3 nicht perfekt ist. Es besitzt die bekannten Nachteile, die man von anderen PocketBook-Geräten bereits seit Jahren kennt: Unpraktische Wörterbuch- und Notizfunktionen trüben den ausgezeichneten Gesamteindruck der Software weiterhin. Auch wenn die Performance grundsätzlich nicht schlecht ist, gibt’s hier ebenso noch Luft nach oben – insbesondere weil eine neue Dual-Core CPU mit 1 GB RAM Arbeitsspeicher zum Einsatz kommt.
Unterm Strich kann das PocketBook InkPad 3 aber in den wichtigsten Bereichen überzeugen und verdient sich locker eine Kaufempfehlung. Das Gerät bietet im 7,8 Zoll Bereich das aktuell beste Preis-Leistungs-Verhältnis.