Kobo Glo HD und Tolino Shine 2 HD auseinandergenommen [Disassembly]
Vor über einem Jahr, als der erste Tolino Vision auf den Markt gekommen ist, fiel mir auf, dass die Hardware des eReaders einem anderen in vielen Teilen sehr ähnlich war. Die Rede ist vom mittlerweile nicht mehr erhältlichen Kobo Aura. Die beiden Konkurrenzmodelle hatten trotz unterschiedlicher Displaygenerationen (Pearl vs. Carta) sehr viele Gemeinsamkeiten. Alle Informationen dazu, findest du in diesem Artikel.
Heute vergleichen wir in weiterer Folge das Innenleben der beiden aktuellen Modelle: Kobo Glo HD und Tolino Shine 2 HD. Diese beiden Konkurrenten sind sich schon am Papier recht ähnlich: Beide besitzen ein 6 Zoll Display mit E-Ink Carta Technologie. Die Bildschirmauflösung beträgt 1448×1072 Pixel und die Pixeldichte 300 ppi. Die Beleuchtungen beider Modelle ist sich optisch sehr ähnlich – mit dem freien Auge sind kaum Unterschiede zu erkennen. Aber wie sieht es unter der Haube aus?
Ähnlicher Aufbau der Hardware …
Wie bereits in der Anleitung zur Speichererweiterung des Tolino Shine 2 HD beschrieben, bekommt man die Rückseite des neuen eReaders nur sehr schwer ab. Beim Kobo Glo HD ist das hingegen deutlich einfacher – hier reicht es einen kräftigen Fingernagel zu haben.
Beim Shine 2 HD habe ich die Abdeckung nur mit leichten Beschädigungen abbekommen, beim Glo HD ging es ohne irgendwelche Spuren. Für Bastler ist letzteres deutlich praktischer, denn auch beim Kobo eBook Reader lässt sich der interne Speicher erweitern.
Hat man das Rückcover beider Geräte abgenommen, fallen sofort einige Gemeinsamkeiten auf. Es kommen nicht nur sehr viele gleiche Bauteile zum Einsatz, sie sitzen oft auch an den exakt gleichen Positionen. Ganz offensichtlich basieren die beiden Modelle auf dem gleichen Referenzdesign.
Die eBook Reader besitzen auch den gleichen Akku, mit der Teilenummer „285083“, allerdings in geringfügig anderer Ausführung der angeschlossenen Elektronik. Beide haben eine Kapazität von 5,55 Wh bzw. 1500 mAh.
… und ein paar Unterschiede
Es gibt aber doch einige Unterschiede, die z.T. aus der unterschiedlichen Tastenanordnung entstehen. So sitzt z.B. beim Kobo Glo HD die WLan-Antenne an der Stelle, wo sich beim Tolino Shine 2 HD der Knopf für die Beleuchtung befindet. Aber auch abseits dieser kleineren Unterschiede gibt es ein paar größere Differenzen, die nicht damit zusammenhängen.
Die auffälligste wird sichtbar, wenn man die Platinen aus dem Gehäuse entnimmt.Beim Shine 2 HD war dies mit dem Lösen der vier Schrauben kein Problem, beim Glo HD musste man die Platine wegen einer kleinen Schaumstoffnase am USB-Steckplatz aus dem Gehäuse (und wieder rein) fummeln.
Auf der Rückseite befinden sich die Infrarot-Sensoren für den Touchscreen. Der Kobo Glo HD besitzt mit 54 Stück genau 50 Prozent mehr solcher Sensoren. Der Tolino Shine 2 HD hat 36 Infrarot-Sensoren. Dementsprechend unterschiedlich ist auch der für den Touchscreen seitlich sitzende Plastikleiter.
Auch die Rückseite des Display ist anders abgedeckt. Beim Kobo eReader besteht die Abdeckung aus Plastik, beim Shine 2 HD (vermutlich) aus Magnesium.
Software nicht austauschbar, kein Android am Glo HD
Besonders neugierig war ich im Vorfeld, ob man die Speicherkarten der beiden eBook Reader einfach austauschen könne. Das klappte immerhin schon beim Tolino Shine 1 und Kobo Glo (ohne HD). Wenn man die Speicherkarte des Shine in den Kobo eReader gesteckt hat, lief das Gerät quasi ohne Einschränkungen mit der Tolino-Software.
Dank Root-Zugriff konnte man das „Kobo Shine“ getaufte Gerät dann auch mit allerhand Apps füllen. Weitere Informationen dazu, findest du hier. Da man auch den Tolino Shine 2 HD rooten kann, wäre eine entsprechende Kompatibilität für Kobo-Besitzer natürlich auch hier wieder interessant.
Wie bereits erwähnt, besitzen die beiden HD-Modelle herausnehmbare interne MicroSD-Karten. Nachdem ich sie aus den Halterungen gefummelt und umgesteckt habe, kam der große Moment.
Der Tolino Shine 2 HD startete völlig problemlos mit der Kobo Firmware. Der eReader landete relativ rasch am Startbildschirm und ließ sich problemlos bedienen. Eine Sache funktionierte jedoch nicht: Die Beleuchtung. Egal welche Beleuchtungsstufe man eingestellt hat, die LEDs wollten nicht angehen. Die Ansteuerung zwischen Glo HD und Shine 2 HD ist hier offensichtlich anders. Das liegt wohl daran, dass der Kobo eBook Reader keine Hardwaretaste zur Aktivierung besitzt. Der Glo (ohne HD) besitzt ebenso wie Shine 1 bzw. 2 HD eine Taste.
Andersrum sah die Sache allerdings noch schlechter aus. Der Kobo Glo HD mit Shine 2 HD Speicherkarte ließ sich erst gar nicht starten. Zwar erschien nach dem Drücken des Power-Knopfes das Tolino-Logo am Bildschirm – weiter ging es allerdings nicht. Der Glo HD blieb an dieser Stelle hängen.
Zum Schluss habe ich das Spielchen noch umgedreht. Anstatt die Speicherkarten umzustecken, habe ich die Platinen mit der jeweils anderen Displayeinheit verbunden. Das klappte in beiden Fällen problemlos – bis auf die Tatsache, dass die Touchscreens aufgrund der unterschiedlichen Sensoranordnung nicht mit dem Plastikleiter zusammengepasst haben und die Bedienung deshalb nicht möglich war. Dieser abschließende Versuch zeigt aber, dass die Inkompatiblität beim Speicherkartentausch offensichtlich mit unterschiedlichen Ansteuerungen der Software zusammenhängen, die Hardware aber grundsätzlich kompatibel ist.
Fazit
Unterm Strich präsentieren sich die beiden Konkurrenzmodelle nicht nur bei den technischen Daten recht ähnlich, sondern auch unter der Haube. Die Hardware der Geräte ist in vielen Teilen gleich, weist allerdings mehr Unterschiede auf, als das bei Kobo Aura und Tolino Vision der Fall ist.
Dadurch lässt sich die Speicherkarte nicht einfach austauschen, was bedeutet, dass der Kobo Glo HD, im Gegensatz zum Vorgänger, vermutlich nicht so bald in den Genuss von Android als Betriebssystem kommen wird. Zumindest nicht jene Version die auf den neuen Tolino-Modellen läuft.
Es ist aber auf jeden Fall immer wieder interessant zu sehen, wie ähnlich sich viele eReader doch eigentlich sind. Insbesondere Tolino und Kobo scheinen verstärkt auf gemeinsame Designquellen zu setzen. Das ist in unserem Fall aber kein Nachteil, denn die beiden hier verglichenen Konkurrenten sind hervorragende Lesegeräte mit tollen Displays.