Tolino Vision 7 & Shine 5: Bald mit Farb E-Ink Display?

, 0 Kommentare
Geschätzte Lesezeit: 4:35 min.

Update: So schnell kann es gehen, die neuen Tolino Farb-eReader sind, wie im unten angeführten Artikel beschrieben, nun vorgestellt worden. Alle Details dazu findest du hier.

Originalmeldung: Bereits vor einigen Wochen sind zwei neue Kobo-Modelle bei der amerikanischen Telekommunikationsbehörde FCC aufgetaucht. Damals noch namenlos, haben sich die beiden Geräte inzwischen durch Leaks in diversen Online-Shops als Kobo Libra Colour und Kobo Clara Colour zu erkennen gegeben.

Was hat das mit Tolino zu tun? Kobo ist der Technologiepartner von Tolino, und die letzten eReader-Generationen waren hardwareseitig beinahe identisch.

Damit liegt die Vermutung nahe, dass die kommende Tolino eBook-Reader-Generation in Form von Tolino Vision 7 und Tolino Shine 5 vermutlich ebenso wie die beiden Kobo-Geschwistermodelle wohl in nicht allzu ferner Zukunft ein Farb-E-Ink-Display spendiert bekommen werden.

Was wir wissen

Der Kobo Clara Colour ist höchstwahrscheinlich das Schwestermodell des Tolino Shine 5. Bildquelle: indigo.ca

Es wäre zwar ein Novum für Tolino, allerdings kennen wir die Technik bereits von einigen anderen Herstellern. Insbesondere PocketBook hat sich unter den Mainstream-Anbietern als Innovator etabliert und bringt mit dem demnächst erscheinenden Era Color bereits den sechsten eReader mit einem Farb-E-Ink-Display auf den Markt.

Bei den letzten Modellen setzte PocketBook dabei auf die aktuell beste Technik: E-Ink Kaleido 3.

Diese wird den Leaks zufolge auch im Kobo Libra Colour zum Einsatz kommen und damit ebenso im Tolino Vision 7. Zum kleineren Kobo Clara Colour gibt es zur verwendeten Technik noch keine Details, allerdings stehen die Chancen sehr gut, dass ebenfalls E-Ink Kaleido 3 zum Einsatz kommt.

Bei E-Ink Kaleido 3 wird ein sogenanntes „Color Filter Array“ eingesetzt, um Farben zu erzeugen. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Schicht auf dem normalen E-Ink-Bildschirm mit einer RGB(W)-Subpixelmatrix. Diese zusätzliche RGB-Schicht ist passiv, was bedeutet, dass die Farbgenerierung durch Abdunkelung einzelner Pixel des darunterliegenden E-Ink-Displays erfolgt.

PocketBook InkPad Color 3 mit E-Ink Kaleido 3 Bildschirmtechnik

Was bedeutet das nun in der Praxis? Durch diese Art der Farbgenerierung sind die Farben blasser als man es von einem LCD-Bildschirm gewohnt ist, und das E-Ink-Display ist ohne aktivierte Frontbeleuchtung dunkler als bei einem „normalen“ Schwarz-Weiß-Modell. Dafür bietet es den Vorteil, dass man den Farb-E-Ink-Bildschirm weiterhin bestens bei direkter Sonneneinstrahlung ablesen kann und der Stromverbrauch nicht wesentlich höher ist als bei einem Schwarz-Weiß-Display.

Kaleido 3 hat sich dementsprechend als eine sehr brauchbare Anzeigetechnik etabliert, die etwas Farbe in den bisher farblosen eReader-Lesealltag bringt. Es ist auch die erste Farb-E-Ink-Technik, die ich aufgrund der hohen Auflösung mit verbesserter Lesbarkeit auch für das reine eBook-Lesen (exklusive Comics & Co) als sinnvoll erachte.

Weitere Details hierzu können im PocketBook InkPad Color 3 Test nachgelesen werden.

Was wir nicht wissen

All die genannten Dinge sind weitestgehend klar für die beiden genannten Kobo Modelle. Auch wenn die Chancen gut stehen, ist allerdings keineswegs gesagt, dass Tolino auch diesen Schritt gehen wird. Ich persönlich gehe aber stark davon aus.

Offen ist dann jedoch auch noch der mögliche Marktstart. Für Kobo dürfte dieser kurz bevorstehen, da die Geräte bereits in diversen Shops aufgetaucht sind, bevor sie wieder verschwunden sind.

Der Tolino Vision 6 wird wohl bald abgelöst. Hoffentlich mit völlig neuer, verbesserter Software.

Rund um Tolino eReader wurde es in den vergangenen Jahren allerdings so ruhig, dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, die Buchhandelsallianz, die einst gegründet wurde um Amazon am deutschen Buchmarkt die Stirn zu bieten, bewege sich auf ihr Ende zu. Demensprechend ist es schwierig einzuschätzen, wann (und ob!) neue Tolino-Modelle kommen könnten.

Ein wesentlicher Faktor hierbei dürfte jedenfalls auch die Software der neuen Modelle spielen. Mit dem Plattformwechsel beim Vision 6 gab es direkt zum Start einige Probleme, die sich erst mit der Zeit lösen ließen. Neuerungen in der Software sind seitdem allerdings ausbleibend, und das neue Tolino-Leseerlebnis befindet sich damit auch nach mehreren Jahren noch immer im Beta-Stadium.

Sofern Tolino also den Weg von Kobo einschlägt und Vision sowie Shine mit Farb-Displays ausstattet, rechne ich zumindest fest damit, dass dies mit einer weiter- oder sogar neu entwickelten Software geschehen wird. Einige Hinweise darauf hat ein Nutzer in unserem Forum zusammengetragen.

Entwicklung am eReading-Markt

Unabhängig von Tolinos nächsten Schritten wird Kobo mit den beiden neuen Farb-Modellen meiner Meinung nach den Wettstreit mit Amazon neu entfachen. Der Versandriese brachte mit einiger Verzögerung zu Kobos Notiznehmungs-eReadern den Kindle Scribe auf den Markt, den man durchaus auch als Antwort auf Kobos Einstieg in die digitale Notiznahme werten darf.

Bisher ging ich ehrlich gesagt nicht davon aus, dass Amazon allzu bald einen Farb-eReader auf den Markt bringen wird. Mit Kobos Einstieg in das Segment rechne ich nun aber spätestens 2025 mit einem entsprechenden Kindle Color, der ja vielleicht die Lücke füllt, die der demnächst (vermutlich) nicht mehr erhältliche Kindle Oasis hinterlassen wird.

Besonders spannend wird dann natürlich, ob Amazon wie bereits mehrfach in der Vergangenheit exklusiven Zugriff auf bessere E-Ink-Technik erhält. Zuletzt war dies z.B. beim Kindle Scribe der Fall, der lange Zeit das einzige 10+ Zoll E-Ink-Gerät mit einem 300 ppi auflösenden E-Ink Carta-Display war. Durchaus denkbar, dass sich der Versandriese einen ähnlichen Deal bei der Farb-Technik aushandeln kann.

Damit wird es am eReading-Markt in den kommenden 2-3 Jahren wohl so viel Bewegung geben, wie schon lange nicht mehr. Man darf somit gespannt sein, wann der Startschuss dafür fällt.

Bildquelle Artikelbild: indigo.ca

Kommentare

Mehr zum Thema

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
Anzeige