Kindle Paperwhite und PocketBook Touch Lux 2 im Vergleich
Der Kindle Paperwhite ist auch heuer wieder einer der Bestseller des Weihnachtsgeschäfts. Mit seinem hervorragenden E-Ink Carta Display, der ausgezeichneten Beleuchtung und den soliden Softwarefunktionen erfreut sich der eBook Reader völlig zu Recht weiterhin großer Beliebtheit. Besonders zum Preis von 99 Euro gibt’s nicht allzu viel gleichwertige Konkurrenz.
Der PocketBook Touch Lux 2 ist eines der wenigen Geräte, das es mit dem Paperwhite aufnehmen kann. Zunächst würde man das nicht unbedingt vermuten, denn die Firma PocketBook ist nicht nur viel kleiner als der Versandriese Amazon, sondern nutzt beim Lux 2 auch die ältere E-Ink Pearl Technik. Tatsächlich entpuppte sich der eReader aber als eine der größten Überraschungen des heurigen Jahres, denn dank der hervorragenden Beleuchtung ist der Kontrast gleich gut wie beim Amazon-Gerät. Aber auch den Softwarevergleich braucht PocketBook nicht zu scheuen, insbesondere seit dem großen Update der Bedienoberfläche.
Welcher der beiden eBook Reader die bessere Wahl ist, zeigt unser Vergleich.
Software
Beide Geräte nutzen eine einfach zugängliche Bedienoberfläche. Am PocketBook Touch Lux 2 macht dies ein kürzlich erfolgtes Softwareupdate möglich, mit dem das triste User Interface der Vorgängergenerationen abgelöst wurde. Die Optik nähert sich dabei an die Konkurrenz an, d.h. nun gibt’s auch am PocketBook-Startbildschirm hübsch aufbereitete Buchcover zu sehen.
Dabei gibt es zwei unterschiedliche Listen: Die zuletzt gelesenen Bücher und die zuletzt hinzugefügten Titel – beide lassen sich horizontal scrollen, sodass man vom Startbildschirm aus direkten Zugriff auf eine Reihe verschiedener eBooks hat. Gleichzeitig kann man über die Statusleiste und den App-Launcher weitere Funktionen aufrufen. Trotz der Funktionsvielfalt bleibt die Übersicht aber nicht auf der Strecke. Die gesamte Bedienoberfläche wirkt dank luftiger Abstände und neu gestalteter Knöpfe aufgeräumt und übersichtlich.
Der Kindle Paperwhite präsentiert sich etwas anders: Der Startbildschirm zeigt drei (oder sechs) Buchcover und direkt darunter die (ausblendbaren) Empfehlungen aus dem Kindle-Shop an. Auf Wunsch kann man auch auf eine einfache Listenansicht umschalten. Auch hier ist die Bedienoberfläche schnell verständlich, aber nicht ganz so minimalistisch wie beim Touch Lux 2.
Der große Vorteil des PocketBook Geräts ist dabei ohne Zweifel die Formatoffenheit. Der eReader unterstützt das ePub-Dateiformat inkl. Adobe DRM, sodass man bei jedem beliebigen eBook-Shop einkaufen kann (abseits Amazon). Der Paperwhite bringt die bekannte Begrenzung mit, sodass eBooks (fast) nur beim Versandriesen erworben werden können. Für die Kosten macht dies zwar keinen Unterschied, da alle Shops aufgrund der Buchpreisbindung die gleichen Preise haben, bei einem späteren Gerätewechsel ist man mit dem ePub-Format aber unabhängiger.
Bedienung und Grundfunktionen
Die Bedienung funktioniert am Kindle Paperwhite etwas flotter als am PocketBook Touch Lux 2. Dem Amazon eReader merkt man deutlich an, dass dieser lange optimiert wurde und entsprechend reaktionsfreudig ist. Dahingegen wirkt das PocketBook-Gerät ein wenig langsamer, was sich in erster Linie durch minimale Verzögerungen bei diversen Eingaben bemerkbar macht. Das bewegt sich allerdings in einem vertretbaren Rahmen, sodass es mit der Bedienung keine Probleme gibt und dieser Umstand für sich genommen nicht negativ auffällt.
Die Bedienung beider eBook Reader erfolgt über einen kapazitiven Touchscreen, wobei die Empfindlichkeit in beiden Fällen einwandfrei ist. Schon leichte Berührungen reichen aus, um eine Aktion auszuführen. Der Touch Lux 2 hat außerdem den großen Vorteil, vier frei belegbare Tasten (z.B. zum Blättern, Menü- oder Wörterbuchaufruf, etc.) zu besitzen. Geblättert wird bei beiden eReadern ansonsten per Touchscreen mit einem Wischen oder Antippen.
Die Bibliotheksfunktion ist am PocketBook-Gerät in fast jeder Hinsicht besser. Es gibt mehr Funktionen zur Sortierung und zum Filtern der eBooks, außerdem werden Schlagworte aus Calibre zur Sammlungs-Erstellung unterstützt. Am Paperwhite gibt’s im Gegensatz dazu keine eigene Bibliotheksansicht – stattdessen wird der Startbildschirm einfach als erweiterte Ansicht genutzt. Das funktioniert ebenso tadellos, bietet unterm Strich aber weniger Optionen (Calibre-Sammlungen werden z.B. nicht unterstützt). Einzig die nahtlose Cloud-Synchronisation (auch der Sammlungen) ist am Paperwhite besser.
Auch bei der Schriftbildanpassung hat der Touch Lux 2 die Nase vorne: Mit einem Schieberegler lässt sich die Größe in vielen verschiedenen Stufen anpassen und Schriftarten sind nachinstallierbar. Der Kindle bietet dahingegen nur 7 Schriftgrößen und 6 Schriftarten. Abgesehen davon kann man auf beiden Geräten die Zeilen- und Randabstände in drei Stufen anpassen. Der PocketBook eReader bietet außerdem eine Silbentrennung, die dem Paperwhite weiterhin abgeht.
eBooks können auf beiden Geräten direkt gekauft werden. Beim Touch Lux 2 hängt das eBook-Sortiment davon ab, wo das Gerät erworben wird. Kauft man es in einem Elektronikfachmarkt, ist der Bookland-Shop vorinstalliert, dessen Bedienbarkeit und Sortiment nicht mit der Konkurrenz mithalten können. Auf Wunsch stellt PocketBook den Shop bei einem solch frei erworbenen Gerät meist auch problemlos um. Kauft man hingegen bei einem Buchhändler, dann ist dessen Shop vorinstalliert, der in der Regel besser aussieht und einfacher nutzbar ist. Osiander und die Mayersche sind die wohl wichtigsten Anlaufstellen. Der Kindle Paperwhite bietet immer die gleiche Buchauswahl, wobei besonders das erfolgreiche Selbstpublikationsprogramm einen Mehrwert gegenüber den Konkurrenten darstellt, sodass es bei Amazon viele günstige eBooks gibt, die man in anderen Shops oft nicht findet.
Erweiterte Funktionen
Beide eReader verfügen über eine Wörterbuch- und Notizfunktion. Die einfache Zugänglichkeit beider Funktionen ist am Paperwhite letztendlich besser gelungen. Notizen werden am Kindle mit einer fortlaufenden Fußnote versehen, sodass man immer eine gute Übersicht behält. Außerdem funktioniert der Zugriff darauf schnell und unkompliziert. Beim Touch Lux 2 gibt’s zwar mehr Möglichkeiten um Notizen zu erstellen, allerdings auch (unnötigerweise) zwei unterschiedliche Optionen die Funktion aufzurufen. Dies ist einer intuitiven Bedienung jedenfalls abträglich. In beiden Fällen lassen sich Notizen exportieren (per TXT- oder HTML-Dateien).
Auch bei der Wörterbuchfunktion ist der Kindle Paperwhite die bessere Wahl. Einerseits wird die Wortdefinition bzw. Übersetzung ohne weiteres Antippen sofort angezeigt, andererseits erkennt das Amazon Gerät auch verschiedene Deklinationen und Konjugationen, sodass die Trefferquote deutlich höher ist als bei den allermeisten Konkurrenten (den Lux 2 eingeschlossen). Außerdem kann man Wörter bei bestehender (3G oder) WLan-Verbindung auch bei Wikipedia nachschlagen und den Microsoft Bing Übersetzungsdienst nutzen.
Einen Internet-Browser gibt’s ebenfalls auf beiden Geräten, wobei der Kindle-Browser etwas schneller ist und mit dem Artikelmodus einen praktischen Mehrwert gegenüber dem Touch Lux 2 besitzt. Abgesehen davon ist die Funktionalität aber sehr änhlich, sodass man Lesezeichen und eine frei wählbare Startseite nutzen kann. Am PocketBook eBook Reader kann man den Browser nutzen um Adobe DRM geschützte eBooks herunterzuladen, was bedeutet, dass man auch alternative eBook-Shops und die Onleihe direkt nutzen kann, ohne den Umweg über den PC gehen zu müssen.
Die PDF-Funktion ist ebenfalls eine Erwähnung wert, denn der PocketBook Touch Lux 2 bietet hier eine Reihe sinnvoller Optionen mit denen sich auch großformatige (DIN A4) Dokumente lesen lassen. Allerdings gilt auch hier: Der Kindle Paperwhite ist etwas schneller – bietet aber weniger Funktionen.
Hardware
Nicht nur die Software unterscheidet sich in vielen Bereichen sehr deutlich, auch die Hardware der beiden Kontrahenten ist recht verschieden. Die größte Gemeinsamkeiten sind in der ähnlichen Größe und dem fast identischen Gewicht (206 Gramm zu 208 Gramm) zu finden.
Optisch unterscheiden sich die Geräte aber sehr stark voneinander: Der Paperwhite kommt in einem schwarz eingefärbten Gehäuse ohne Knöpfe daher. Die Verarbeitung ist tadellos und die Haptik dank sinnvoll abgerundeter Kanten ebenfalls ausgesprochen gut.
Der PocketBook Touch Lux 2 ist in verschiedenen Farbausführungen erhältlich (Weiß, Dunkelgrau, Schwarz) und besitzt Hardwaretasten unter dem Bildschirm. Wie bereits erwähnt, sind diese frei belegbar. Auch der Touch Lux 2 liegt gut in der Hand, wobei die Kanten nicht so stark abgerundet sind. Die Verarbeitung ist ebenso tadellos wie beim Kindle.
Der nutzbare interne Speicher des PocketBook Geräts beträgt 3,2 GB, beim Kindle Paperwhite sind es 3,13 GB. Der Speicherplatz des Lux 2 ist per MicroSD-Karte erweiterbar, beim Amazon eReader muss man auf eine solche Möglichkeit verzichten.
Bildschirm
Wie bereits erwähnt, besitzt der Kindle Paperwhite einen modernen E-Ink Carta Bildschirm. Dieser löst mit einer Auflösung von 1024×758 Pixel auf und bietet auch ohne Beleuchtung eine hervorragende Ablesbarkeit. Dem gegenüber steht die nicht mehr ganz neue E-Ink Pearl Technik des Touch Lux 2, mit der gleichen Auflösung. Auch hier ist die Ablesbarkeit ohne Beleuchtung gut, aber eben nicht am sehr hohen Niveau des Paperwhite. Das äußert sich in erster Linie darin, dass der Kindle in vielen Situationen den helleren Bildschirmhintergrund besitzt (siehe vorangegangene Fotos).
Dem sollte man allerdings nicht allzu viel Bedeutung beimessen, denn wenn man die Beleuchtung beider Geräte aktiviert, dann relativiert sich diese Ungleichheit schnell wieder. In beiden Fällen wird der Kontrast mit aktiviertem Licht nämlich sichtbar besser. Am Touch Lux 2 sogar so weit, dass er den Paperwhite mit maximaler Helligkeitseinstellung ein wenig übertrumpfen kann. Bei gleicher Helligkeit ist der Kontrast quasi identisch, d.h. beide eReader sind gleich gut.
Die Lichtverteilung am Kindle ist minimal besser und auch die wärmere Farbtemperatur ist etwas angenehmer. Der Touch Lux 2 ist da aber nicht weit hinten nach und kann in beiden Bereichen ebenfalls mit einer sehr guten Vorstellung überzeugen. Unterm Strich sind die Unterschiede relativ gering und tatsächlich nur im direkten Vergleich auffällig. Für sich genommen sind beide eReader hervorragend ablesbar.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Mit einem aktuellen Verkaufspreis von 99 Euro sind die beiden Geräte direkte Konkurrenten im Kampf um die Gunst des Kunden. Und auch wenn es aufgrund der unterschiedlichen Displaytechnik nicht sofort klar ist, auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis liegen die eReader gleichauf.
Der Kindle Paperwhite kann zwar mit der neueren Carta-Technik punkten, die ohne Beleuchtung eine bessere Ablesbarkeit bietet, allerdings ist der Unterschied mit Beleuchtung so gering, dass man auch ruhigen Gewissens zum Touch Lux 2 greifen kann.
Die gleiche Beobachtung gilt auch für die Software: Der Paperwhite ist dank langjähriger Optimierungen ausgereift, einfach und schnell zu bedienen und damit weiterhin der Maßstab für andere Hersteller. Aber auch der Touch Lux 2 kann punkten, insbesondere mit dem großen Funktionsumfang, den frei belegbaren Tasten und der Formatoffenheit.
Unterm Strich bekommt man für 99 Euro in beiden Fällen ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis geboten.
Fazit
In unserem Testbericht hat der Kindle Paperwhite aufgrund einiger Boni und der neueren Bildschirmtechnik zwar die bessere Endnote, wenn man allerdings den direkten Vergleich ohne Punktesystem wagt, dann schrumpft der Abstand zum Touch Lux 2 merklich.
Der Paperwhite zeichnet sich nach wie vor durch die besondere Einfachheit aus, mit der man den eBook Reader in Betrieb nehmen und nutzen kann, sowie durch das tolle Display und den ausgereiften Softwarefunktionen.
PocketBook galt wiederum lange als Underdog am eReader-Markt, kann sich mit dem Touch Lux 2 aber gut in Szene setzen. Die neue Softwareoberfläche verbindet eine gute Übersicht mit dem gewohnt großen Umfang. Zwar gibt es weiterhin Verbesserungsbedarf bei Wörterbüchern und Notizfunktion (beides kann der Kindle besser), letztendlich liegen die Geräte mit der Beleuchtung aber gleichauf und die Formatoffenheit des Lux 2 ist ein willkommener Bonus.
Will man sich nicht so eng an einen Anbieter binden und Hardwaretasten haben, dann greift man zum PocketBook Gerät. Ist hingegen der bestmögliche Bildschirm (auch ohne Beleuchtung) und eine besonders gute Wörterbuchfunktion wichtiger, dann ist der Griff zum Paperwhite sinnvoller. Daher gilt: Mit dem Kauf eines der beiden Modelle kann man kaum etwas falsch machen. Es sind die mitunter besten 6 Zöller am Markt – zu einem in beiden Fällen hervorragenden Preis.