Tolino Vision 2 und Shine im Vergleich, welcher ist die bessere Wahl?

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Update: Einen Vergleich von Tolino Shine 2 HD und Tolino Vision 3 HD findest du hier!

Originalartikel: Mit dem Tolino Vision 2 wurde vor wenigen Tagen ein interessanter neuer eReader präsentiert, der seinen Vorgänger nach schon rund sechs Monaten abgelöst hat. Neben der bewährten Technik des ersten Geräts gibt’s auch noch einen Wasserschutz und die neue Tap2Flip-Funktion die (vermutlich) über einen Beschleunigungssensor realisiert wird. Ein einfaches Antippen auf die Rückseite genügt und schon wird weitergeblättert.

Daneben bleibt auch der Tolino Shine im Sortiment. Der eReader wird weiterhin zum Preis von 99 Euro verkauft und ist damit weiterhin eines der günstigeren Leuchtmodelle. Besonders im Weihnachtsgeschäft 2013 hat sich der eBook Reader großer Beliebtheit erfreut. Daher stellt sich nun natürlich die Frage, welcher soll es sein? Der Aufpreis zum neuen Modell beträgt immerhin 30 Euro. Ab November soll der Preis des Vision 2 sogar auf 149 Euro ansteigen und den Abstand sogar noch größer machen. Ob sich der Aufpreis wirklich lohnt?

Unterschiedliche Displaygenerationen

Um die Frage zu beantworten, werfen wir zunächst einen Blick auf die Bildschirme der beiden Geräte. Der Tolino Shine verfügt über ein E-Ink Pearl Display mit einer Auflösung von 1024×758 Pixel. Mit der 6 Zoll Bildschirmdiagonale ergibt sich eine Pixeldichte von rund 212 ppi.

Im Gegensatz dazu kommt im Vision 2 ein E-Ink Carta Bildschirm zum Einsatz – mit gleicher Auflösung, Größe und Pixeldichte. Diese Technik zeichnet sich durch eine noch bessere Reflektivität aus, was sich in der Praxis durch einen helleren Bildschirmhintergrund und damit einer besseren Ablesbarkeit bemerkbar macht (siehe nachfolgendes Bild).

Sehr deutlich sichtbar: Der hellere Bildschirmhintergrund am Tolino Vision 2 (links) sorgt für eine bessere Ablesbarkeit. Beide Geräte ohne aktivierte Beleuchtung.

Beim ersten Vision hat sich der Technologieunterschied zum günstigeren Shine zwar ebenfalls schon gezeigt, aber eher in Grenzen gehalten. Daher konnte man auch argumentieren, dass der Vision den Aufpreis nicht unbedingt wert sei. Der Unterschied war deshalb so gering, weil ein kapazitiver Touchscreen mit sichtbarem Sensorgitter zum Einsatz gekommen ist. Dieses hat den Bildschirm geringfügig verdunkelt und die Vorteile der Carta-Technik zu einem Teil zunichte gemacht. Im Gegensatz dazu nutzt der Shine einen Infrarot-Touchscreen, der keine gesonderte Plastikschicht auf dem Display benötigt und somit die bestmögliche Abbildleistung des Bildschirms gewährleistet.

Aber wie sieht das beim Tolino Vision 2 aus? Hier wurde ein anderer Touchscreen verwendet, der zwar ebenfalls auf der kapazitiven Technik basiert, allerdings kein sichtbares Sensorgitter mehr besitzt. Somit ist schon im direkten Vergleich zum Vorgänger ein hellerer Bildschirm mit besseren Kontrastwerten erkennbar. Noch deutlich größer ist der Unterschied nun auch im Vergleich zum Shine.

Der Bildschirm ist in den allermeisten Beleuchtungssituationen somit sichtbar heller, die Schrift knackiger und der Kontrast schärfer. Aus dieser Perspektive ist der Gewinner somit klar: Tolino Vision 2.

Beleuchtungen im Vergleich

Ganz ähnlich sieht es im Beleuchtungsvergleich aus. Der Tolino Shine musste sich schon zum Start Kritik wegen der stellenweise ungleichmäßigen Beleuchtung gefallen lassen. Es gibt zwar keine störenden Unregelmäßigkeiten (wie z.B. beim ersten Kindle Paperwhite aus dem Jahr 2012), aber besonders im direkten Vergleich zu einigen anderen aktuellen Geräten eben doch sichtbare Qualitätsunterschiede. Am Shine ist ein schwacher vertikaler Farbverlauf erkennbar.

Am Vision 2 sucht man diesen allerdings vergeblich. Hier zeigt sich zwar am oberen Bildschirmrand eine leichte Tendenz zu einem schattigen Verlauf, allerdings ist das recht unauffällig und nicht störend.

Auch beim Kontrast kann der Neue punkten: Wie man im nachfolgenden Foto sehr gut erkennen kann (mit Blick auf die Kapitelüberschrift), erhellt sich der Schwarzton mit aktivierter Beleuchtung am Shine merklich, während der Effekt beim Vision 2 sichtbar schwächer ausgeprägt ist.

Der Tolino Vision 2 (links) verfügt über die rundum bessere Beleuchtung mit besserem Kontrast, gleichmäßigerer Ausleuchtung und angenehmerer Farbtemperatur

Software und Extras

Ein detaillierter Vergleich der Softwares der beiden Geräte ist aufgrund des beinahe identischen Funktionsumfangs im Grunde unnötig. An dieser Stelle sei daher nur erwähnt, dass beide Modelle das Gleiche können, wobei der Vision 2 (aktuell) mit der neueren Firmware ausgestattet ist und somit weitere Systemsprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch) mitbringt und die Bibliotheksverknüpfung mit dem Shop von eBook.de ermöglicht. Abgesehen davon gibt’s keine Unterschiede (die mir aufgefallen wären).

Was die Extras angeht, so unterscheiden sich die beiden Geräte dann aber doch: Der Tolino Shine verfügt über eine Speicherkartenerweiterung, der Vision 2 nicht. Diese ist dem Wasserschutz zum Opfer gefallen, womit wir auch schon beim nächsten Punkt sind: Der neue eReader ist gegen den schädlichen Einfluss von Wasser geschützt, womit man auch ohne Sorge in Poolnähe oder der Wanne lesen kann. Wenn der eReader mal nass werden sollte, wischt man das Gerät einfach ab. Fertig. Diese Unempfindlichkeit verdankt das Gerät einer Nanoversiegelung der Elektronik.

Ob dieser Bonus den Wegfall der Speicherkartenerweiterung rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Da man allerdings weiterhin zwischen rund 1.500 und 2.500 eBooks unterbringen kann, dürfte der Wegfall für das Gros der Nutzer wohl kein allzu großes Problem sein, zumal der Telekom-Cloud-Speicher ebenfalls noch zur externen Sicherung der eBooks genutzt werden kann.

Ein weiterer Pluspunkt des Vision 2 ist die Tap2Flip-Funktion, die zu Beginn des Artikels bereits genannt wurde. Ein einfaches Antippen auf den Rücken des Geräts reicht aus, um weiterzublättern. Wie sich in unserem Videotest schon gezeigt hat, handelt es sich dabei um eine tolle und intuitiv zu nutzende Neuerung, die jedenfalls einen interessanten Mehrwert darstellt.

Zum Schluss sind dann natürlich auch noch die sehr unterschiedlichen Gehäuse zu nennen. Der Shine wird weiterhin im typischen Tolino-braun verkauft, das nicht jedermanns Geschmack trifft. Außerdem ist das Gerät deutlich größer (nicht immer ein Nachteil!) und ein wenig schwerer (183 g zu 174 g). Der Vision 2 steckt im gleichen Gehäuse wie sein Vorgänger, wurde allerdings schwarz eingefärbt. Das sieht in meinen Augen deutlich eleganter und moderner aus.

Fazit

Unterm Strich punktet der Tolino Vision 2 im Grunde in jedem Bereich – ausgenommen beim Preis. Mit aktuell 129 Euro ist der neue eBook Reader um 30 Euro teurer als der ältere Bruder. In Kürze soll die Preisspanne sogar nochmal wachsen und der Vision 2 für 149 Euro verkauft werden. Wie lange die Tolino-Allianz diese Preissteigerung durchhält, bleibt allerdings abzuwarten, denn die günstige 6 Zoll Konkurrenz in Form von Kindle Paperwhite, PocketBook Touch Lux 2 und Kobo Aura schläft nicht.

In jedem Fall kann man am Ende dieses kurzen Vergleichs aber festhalten, dass der Tolino Shine für die kleine Geldbörse natürlich weiterhin eine gute Wahl ist (Testnote 1,6 – Gut ), dem neuen Vision 2 aber im Grunde in jeder Hinsicht unterlegen ist. Der Aufpreis von 30 Euro zahlt sich hier in meinen Augen also auf jeden Fall aus: Besseres Display, gleichmäßigere Beleuchtung, kompakteres und leichteres Gehäuse, Wasserschutz und Tap2Flip sind in Summe durchaus beträchtliche Vorteile. Auch bestehende Tolino Shine Besitzer können daher einen Blick auf das neue Gerät riskieren.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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