Kindle Unlimited möglicherweise ab Herbst in Deutschland

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Nach einer unbeabsichtigten Veröffentlichung und einer schnellen Verbreitung im Internet, hat Amazon in den USA vor zehn Tagen eine eBook Flatrate mit dem Namen Kindle Unlimited ins Rennen geschickt. Das Angebot ist für 9,99 US-Dollar pro Monat erhältlich und umfasst zum Start über 600.000 eBooks, sowie über 2.000 Hörbücher. Mal abgesehen davon, dass sich Amazon eher auf Selbstpublikationen und kleine und mittlere Verlage beschränkt, was bedeutet, dass das Angebot viele aktuelle Bestseller nicht enthält, gibt’s noch einen anderen Haken an der Sache: Außerhalb der USA können Kindle Kunden den neuen Service nicht nutzen.

Wie Amazon aber selbst mitteilt, ist es nur eine Frage der Zeit bis Kindle Unlimited auch in anderen Teilen der Welt erhältlich sein wird. Überraschenderweise macht Amazon nämlich gar kein Geheimnis daraus (wie sonst immer) und gibt in den häufig gestellten Fragen (FAQ) als Antwort auf die Frage zur internationalen Verfügbarkeit: “Kindle Unlimited ist im Moment nur für US Kunden verfügbar, wir planen diesen Service auf andere Länder auszuweiten. Bitte haben sie Geduld.”

Französische Verlage plaudern

Wann es so weit sein wird, gibt der Versandriese allerdings nicht preis. Die französische Branchenseite Actualitte wollte sich mit der Ungewissheit aber nicht zufrieden geben und hat direkt nach dem Leak (d.h. vor der offiziellen Vorstellung) von Kindle Unlimited bereits bei Amazon und verschiedenen Verlagen nachgefragt. Während Amazon sich wenig überraschend nicht zum Thema geäußert hat, gaben einige Verlage Rückmeldung, dass sie bereits wegen Aufnahme in den Flatrate-Service kontaktiert wurden.

Actualitte geht davon aus, dass der Marktstart des französischen Kindle Unlimited Angebots im September oder Oktober erfolgen könnte, was einerseits aufgrund der Verlagsauskunft und andererseits wegen der Amazon-Angabe (siehe oben) nicht weit hergeholt sein dürfte. Der Deutschland-Start würde dann vermutlich – insbesondere aufgrund des harten Konkurrenzkampfes und der Wichtigkeit des deutschen Buchmarktes – zu einem ähnlichen Zeitpunkt erfolgen.

Wie schon in den USA dürfte sich aber auch das europäische Angebot aller Voraussicht nach auf kleine und mittlere Verlage bzw. vornehmlich auf Selbstpublikationen beschränken. Die Kindle Leihbücherei von Amazon.de zeigt recht deutlich, dass große Verlage (wenig überraschend) offenbar kein Interesse daran haben Amazon beim weiteren Wachstum unter die Arme zu greifen. Der Verleihservice, der die Ausleihe eines eBooks pro Monat erlaubt und in der Prime Mitgliedschaft inkludiert ist, bot zum Deutschlandstart rund 8.500 deutschsprachige eBooks, was nur einem Bruchteil der damals insgesamt 200.000 Titel entsprach. Heute bietet die Kindle Leihbücherei über 620.000 eBooks – wie groß der Deutschanteil ist, lässt sich aber nicht feststellen.

Warum gibt’s keine Skoobe-App für Tolino?

Wenn Kindle Unlimited in ähnlicher Form an den Start geht, dann wird Amazon hierzulande wohl etwas weniger als 9,99 Euro ausrufen müssen, um Interessenten vom Abonnement zu überzeugen. Es wird aber in jedem Fall interessant sein zu sehen, wie die deutsche Konkurrenz – vornehmlich die Tolino Allianz – auf eine eBook Flatrate der Konkurrenz reagieren wird. Immerhin wäre mit Bertelsmann bereits ein Tolino Partner im Boot (zumindest noch im Moment), der über die Tochterunternehmen Arvato und Random House auch im eBook-Verleih in Form von Skoobe tätig ist.

Skoobe ist auf Android und iOS auf Tablets und Smartphones nutzbar, bzw. auch auf entsprechenden eBook Readern (z.B. Onyx Boox T68). Aufgrund der fehlenden Optimierung für E-Ink Bildschirme läuft das Ganze auf dedizierten Lesegeräten bisher aber noch nicht rund. Eine Anpassung der App für den Tolino Shine und Vision, die ja beide ohnehin schon mit Android laufen, wäre langfristig wohl keine schlechte Idee. Dabei müsste man gar nicht groß am Abo-Angebot schrauben, denn alleine die Möglichkeit die deutsche eBook Flatrate problemlos nutzen zu können, wäre als Alleinstellungsmerkmal für viele digitale Leseratten sicherlich sehr interessant.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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