Kein Kindle Paperwhite Jailbreak für aktuelle Firmwares

Geschätzte Lesezeit: 3:21 min.

Softwaremodifikationen erfreuen sich am mobilen Unterhaltungselektronikmarkt großer Beliebtheit. Technikaffine Personen verändern oftmals mit Begeisterung (andere Male aus einer Notwendigkeit heraus) die bestehende Firmware eines Geräts, um es so den eigenen Anforderungen näher zu bringen. Smartphones sind das wohl beliebteste Modding-Objekt, gefolgt von Tablets und auch bei den eBook Readern haben Softwareanpassungen (Nook, Sony) eine durchaus lange Tradition.

Während viele Smartphonehersteller schon erkannt haben, dass ihr Erfolg auch maßgeblich von den Anpassungsmöglichkeiten abhängt (so werden z.T. gänzlich offene Geräte angeboten, oder sie lassen sich per Code oder Programm freischalten – mit eingeschränktem Garantieverlust!), sieht die Sache bei eReadern ganz anders aus. Sicherheitslücken, mit denen man die Software manipulieren kann, werden durch die Hersteller oftmals kommentarlos geschlossen. So geschehen bei Sony, Tolino und nun auch bei Amazon. Zwar kann man die Geräte meist noch mit einer seriellen Verbindung über Kabel hacken, eine einfache Root-Option ohne Hardwarezugang gibt’s aber meist nicht mehr.

Neue Firmware verhindert Jailbreak

Der Kindle Paperwhite wurde im Laufe des Jahres 2014 einem heimlichen Facelift unterzogen (wir haben berichtet), bei dem der Speicherplatz verdoppelt wurde. Schon hier ließ sich das Gerät nur noch mit einem Trick „jailbreaken„, was an dieser Stelle in einer separaten Anleitung erläutert wurde. Mittlerweile gibt’s ein weiteres Softwareupdate, das den Root-Zugriff als reine Softwarelösung bedauerlicherweise vollkommen verhindert.

Nur per Jailbreak bzw. Root lässt sich ein eigener Bildschirmschoner am Paperwhite installieren

Alle Firmwareversionen mit der Nummer 5.6.x oder höher sind nicht mehr für die bekannten Nutzermodifikationen anpassbar. Wird das Gerät mit einer solchen Version ausgeliefert, muss man sich mit den regulären Optionen zufrieden geben. Für den Otto-Normal-Verbraucher ist das zwar nicht wichtig, für Power-User aber durchaus ärgerlich. Besonders auch deshalb, weil der Kindle Paperwhite zum Preis von 99 Euro ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine ausgezeichnete Hardware bietet.

Gleiches gilt übrigens auch für die anderen beiden Kindle Lesegeräte: Für Kindle mit Touch und Voyage gibt’s ebenfalls keine Jailbreaklösung.

Android eReader als Nischenprodukte – mit Zukunft?

Glücklicherweise versuchen andere Hersteller die Lücke zu füllen, welche die großen Anbieter immer weiter schließen. Allen voran Onyx bietet alle neuen eBook Reader Modelle mit Android 4.x an, sogar inklusive einem direkten Google Play Store Zugang, sodass man den eReader im Grunde wie ein einfaches Tablet nutzen und unkompliziert Apps nachinstallieren kann. Auch der Root-Zugriff klappt hier meist völlig unproblematisch.

Icarus und ImCoSys sind zwei weitere Hersteller, die ebenfalls auf den Android-Zug aufgesprungen sind und 6 Zöller mit Googles mobilen Betriebssystem anbieten – allerdings ohne Play Store Zugang.

Bisher musste man im Grunde bei all diesen Geräten aber eine Reihe von Nachteilen in Kauf nehmen, sodass der Vorteil der Systemoffenheit für viele Nutzer wieder etwas in den Hintergrund rückt. Einerseits ist die Hardware oft etwas schlechter (Bildschirmkontrast, Akkulaufzeit, …), andererseits gibt’s häufig Unzulänglichkeiten bei der (vorinstallierten) Software (Stabiltiätsprobleme, geringer Funktionsumfang, unfertige Funktionen, …). Kurzum: Auch diese Lösungen sind für Modding-Freunde keineswegs perfekt.

Der Imcosys V6L war als einer der ersten offenen Android eReader am deutschen Markt sehr begehrt, kämpfte allerdings zu Beginn mit einigen Stabilitätsproblemen der Software

Während die Modifikationsmöglichkeiten bei Amazon & Co. aber laufend weiter schrumpfen, ist ein Ende der Android-Geräte (trotz unterm Strich geringem Marktanteil) aktuell nicht absehbar, denn der Boom hält insbesondere in Asien weiter an.

Power-User die beim Kindle Paperwhite aufgrund des guten Preises und der tollen Hardware auch ein paar Hürden in Kauf genommen haben, um die gewünschten Softwareanpassungen vorzunehmen, müssen sich in Zukunft somit womöglich umorientieren. Im Moment ist nicht absehbar wann (und ob) die aktuelle Kindle Modellgeneration gehackt werden kann. Beim Neukauf sollte man sich dieser Tatsache jedenfalls bewusst sein und beim Erhalt des Geräts am besten gleich die Firmware kontrollieren. Die Jailbreak-Anleitung ist damit nur noch mit Vorbehalt nutzbar.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
Anzeige

Kindle