Tolino Epos 3 im ausführlichen Test

Geschätzte Lesezeit: 20:42 min.

Der Epos 3 ist die Tolino-Neuvorstellung des Jahres 2022 und erinnert nicht nur optisch an den Tolino Vision 6. Auch die Strategie und Ausrichtung des neuen Tolino Epos folgen dem kleineren Vision.

Anstatt das Rad neu zu erfinden, setzen die Tolino-Partner beim Epos 3 auf eine behutsame Modellpflege, die an allen Ecken und Enden Änderungen mit sich bringt und das Nutzungserlebnis noch weiter verbessern soll.

Ob das gelungen ist, sehen wir uns im nachfolgenden Testbericht an.

Hinweis: Das Testgerät wurde ohne Bedingungen und ohne Einflussnahme auf den Test von Thalia bereitgestellt. Getestet wurde die Vorserien-Firmware 15.4.0.

Video-Test (Englisch)

Nachfolgend eine Zusammenfassung des Testberichts als englischsprachiges Video-Review:


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Abruf der Informationen am 19. Dezember 2024 um 16:24. Die Preise werden regelmäßig aktualisiert. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Verarbeitung, Ausstattung und Handhabung

Optisch hat sich der Tolino Epos 3 auf den ersten Blick kaum geändert, im Detail gibt es aber ein paar durchaus wesentliche Neuerungen.

Am Gehäuse wurden überall kleine Veränderungen vorgenommen und das Design verfeinert. Dieses präsentiert sich nun weniger kantig, was besonders bei der seitlichen Griffleiste deutlich erkennbar ist. Im Profil fehlt hier nun der früher charakteristische Knick.

Sanfte Kurve statt hartem Knick

Stattdessen besitzt der Griff zum Rand hin eine leichte Biegung, die ergonomisch aus meiner Sicht noch einen Tick besser ist. Denn die sorgt nun dafür, dass der Daumen sicher liegt und das Gerät damit mit weniger Anstrengung in der Hand liegt.

Allerdings hat sich auch das Gewicht spürbar erhöht. Mit nun 232 Gramm ist der Epos 3 mit seinem 8 Zoll großen Display zwar keineswegs schwer, aber eben doch weit weg vom Vorgänger (195 Gramm). Dementsprechend hebt das den ergonomischen Vorteil des neuen Epos aus meiner Sicht ein wenig auf.

Neue Knöpfe, mehr Funktionen

Wieder mit dabei sind die Blättertasten, die in die Nähe des Randes gerückt sind. Das hat Vor- und Nachteile: Weil ich meinen Daumen tendenziell eher mittig ablege, kam es so nie zu unbeabsichtigtem Umblättern und die glatte Oberfläche unter dem Daumen fühlt sich komfortabler an, andererseits fällt die Bewegung zum Umblättern nun zwangsläufig aber etwas größer aus als zuvor.

Letztendlich hängt es also vom persönlichen Geschmack ab, ob man die Tastenposition des Epos 2 oder Epos 3 bevorzugt. Ich persönlich habe in der Hinsicht keinen klaren Favoriten.

Die Druckpunkte der beiden Tasten haben sich im Vergleich zur Vision-5-Epos-2-Generation merklich gebessert. Die Knöpfe lassen sich am Epos 3 nun auf ihrer gesamten Länge mit etwa gleichem Druckpunkt betätigen. Das macht die Handhabung deutlich angenehmer.

Zusätzliche Tastenfunktionen sind einstellbar

Die Blättertastenfunktion lässt sich umdrehen, sodass man je nach bevorzugter Handhaltung entweder mit der unteren oder der oberen Taste weiterblättert.

Neu ist die Möglichkeit innerhalb eines Buches vordefinierte Zusatzfunktionen bei langem Tastendruck festzulegen. So lässt sich das Beleuchtungsmenü öffnen, die Startseite aufrufen oder der Touchscreen aktivieren/deaktivieren.

Der Power-Knopf befindet sich nun – erfreulicherweise – auf der Rückseite des Geräts. Beim Epos 2 sitzt der Power-Knopf seitlich auf der Griffleiste, was für mein Empfinden ergonomisch höchst fragwürdig war. Denn je nachdem wie man den eReader hält, fährt man da schon man mit der Hand drüber und spürt den Knopf. Beim Epos 3 gibt’s das Problem nicht mehr.

Neue Hardwareplattform

Wie schon beim Vision 6 stecken die mitunter größten Änderungen beim Epos 3 unter der Haube.

Anstatt wie bisher auf eine Single-Core CPU mit 1 GHz zu setzen, verwendet der Epos 3 jetzt ebenfalls einen AllWinner B300 Quad-Core Prozessor mit bis zu 1,8 GHz. Der Arbeitsspeicher hat sich außerdem auf 1 GB RAM verdoppelt.

USB-C-Anschluss auf der Seite

Im normalen Lesebetrieb konnte ich keinen besonderen Unterschied ausmachen, bei der Navigation in der Benutzeroberfläche ist der eReader aber ebenso spürbar schneller wie beim Aufwecken aus dem Standby.

Der interne Speicher lässt sich zwar weiterhin nicht per Speicherkarte vergrößern, ist mit 32 GB (ca. 30 GB verfügbar) aber viermal so groß wie beim Vorgänger. Ebenfalls neu ist der USB-C Anschluss. Und fast schon selbstverständlich für die Preisklasse, ist wieder ein Wasserschutz nach IPX8 mit dabei.

Display und Beleuchtung

Der Tolino Epos 3 besitzt ebenso wie der Vorgänger einen 8 Zoll großen Bildschirm, was wiederum um 0,2 Zoll mehr sind als beim Epos 1. Die Auflösung beträgt 1920×1440 Pixel, wodurch sich eine Pixeldichte von 300 ppi ergibt.

Das entspricht der sogenannten „Retina“-Auflösung, womit eine hohe Schriftschärfe gewährleistet ist.

E-Ink Carta 1200 und Kontrast

Anstatt E-Ink Carta Mobius verwendet der Epos 3 jetzt E-Ink Carta 1200. Was sind die Unterschiede?

Mobius steht für die flexible Anzeigetechnik die auf einem Kunststoffsubstrat basiert. Dadurch ist der Bildschirm bruchsicher und leichter. Das fällt nun bedauerlicherweise weg.

Dank E-Ink Carta 1200 toller Kontrast mit und ohne Beleuchtung (Anm.: im Bild ohne)

E-Ink Carta 1200 wiederum entstammt der aktuell modernsten E-Ink-Technik. Die aktuelle Namensgebung der E-Ink Displays ist zwar ein wenig undurchsichtig, in der Praxis kann die neue Technik aber auch im Tolino Epos 3 halten was sie verspricht: Mehr Kontrast.

Ohne Beleuchtung empfinde ich den Unterschied zwar nicht als sonderlich groß. Wenn man die LEDs aktiviert, fällt das sattere Schwarz der Schrift aber deutlich auf. Im Vergleich zum quasi perfekten Schwarzwert des Vision 6 zeigt sich zwar, dass der Epos 3 minimal weniger Kontrast bietet, aber trotzdem auf einem sehr hohen Niveau.

Beleuchtungsqualität

Ganz ähnlich verhält sich das bei der Lichtverteilung. Diese macht einen guten Eindruck und erhellt den Hintergrund gleichmäßig, allerdings nicht auf dem extrem hohen Niveau des kleineren Vision 6.

Gute Beleuchtungsqualität, mit leichtem Helligkeitsverlauf am seitlichen Bildschirmrand (100% kalt-weiß)

Das kommt aber nicht völlig überraschend, denn größere Bildschirme, insbesondere bei seitlicher Beleuchtung, sind häufig etwas ungleichmäßiger ausgeleuchtet. Eine gleichmäßige Lichtverteilung über die größere Fläche ist offenbar schwieriger zu bewerkstelligen.

Nichtsdestotrotz macht der Epos 3 eine gute Figur. Es ist zwar ein leichter Helligkeitsverlauf von links nach rechts sichtbar, der ist allerdings relativ unauffällig, insbesondere wenn man die Helligkeit der LEDs passend zur Umgebungshelligkeit anpasst.

Ist man aber sehr empfindlich auf solche Unregelmäßigkeiten, wird man mit dem Epos 3 vermutlich nicht glücklich und sollte besser einen Blick auf den Vision 6 werfen.

Blaulichtreduzierte Beleuchtung

Selbstverständlich besitzt der Tolino Epos 3 auch eine blaulichtreduzierte Beleuchtung.

Mit dieser als Nachtlicht konzipierten Option den Bildschirm zu beleuchten, schaltetet man die LEDs von einer kalt-weißen (bläulich) Einstellung auf eine warm-weiße (orange) Einstellung um.

Das klappt beinahe stufenlos, sodass sich die Lichtfarbe sehr gut den eigenen Vorlieben anpassen lässt. Abends und nachts nutzt man üblicherweise eine eher orange Farbeinstellung, tagsüber beleuchtet man den Bildschirm neutral weiß.

Ca. 50% LED-Mischung – klappt ohne Farbwolken oder störende Farbeffekte

Die Mischung der Lichtfarben klappt ohne Farbwolken. Allerdings muss ich auch in diesem Punkt auf den oben bereits erwähnten Helligkeitsverlauf hinweisen, der je nach Farbmischung in meinen Augen mal etwas mehr oder weniger auffällig ist.

100% warm-orange LED-Einstellung

Die Blaulichtreduktion soll dafür sorgen, dass das Leseerlebnis bei Dunkelheit und abends angenehmer wird. Blaues Licht beeinflusst nach verschiedenen Studien den Schlafrhythmus. Unklar bleibt dagegen, ob die Beleuchtung eines eReaders dafür schon ausreicht.

Zumindest subjektiv empfinde ich das Lesegefühl mit aktiviertem Smartlight (so heißt die Nachtlichtfunktion auf Tolino-eReadern) aber jedenfalls als sehr angenehm. Im Gegentest: Wenn ich die orangefarbenen LEDs bei Dunkelheit plötzlich deaktiviere, empfinde ich das blau-weiße Licht regelrecht als unangenehm. Ich persönlich gehe daher davon aus, dass die Blaulichtreduktion auch beim eReader einen Nutzen hat und lese privat nur noch auf Geräten, die diese Möglichkeit bieten.

Helligkeit und Farbtemperatur

Bei der Beleuchtungshelligkeit bewegt sich der Tolino Epos 3 im guten Mittelfeld. Mit Aktivierung des Modus für die „erhöhte Helligkeit“ strahlt das Lesegerät mit Nachtlicht maximal 110 cd/m² und bei kalter Lichteinstellung mit 87 cd/m².

Die minimale Helligkeit liegt mit warmer (0,5 cd/m²) und kalter Lichtfarbe (0,6 cd/m²) auf hervorragenden Levels. Die niedrigen Einstellungen dürften auch für sehr lichtempfindliche Personen ausreichend sein, um bei Dunkelheit nicht geblendet zu werden.

Die Farbtemperatur beträgt ohne Nachtlicht 7300 Kelvin. Mit Nachtlicht liegt die Lichtfarbe bei 3300 Kelvin.

Wie immer gilt es bei diesen Werten (Helligkeit und Farbtemperatur) aber zu bedenken, dass innerhalb der Modellreihe Schwankungen möglich sind und es erfahrungsgemäß von Gerät zu Gerät Abweichungen gibt.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • PocketBook Color 3.1
  • Tolino Page 2 3.1
  • Tolino Shine 3 (warm) 2.7
  • Tolino Vision 5 (warm) 2.7
  • Tolino Shine 3 (kalt) 1.8
  • Huawei MatePad Paper 1.6
  • Tolino Vision 5 (kalt) 1.2
  • Tolino Vision 6 (kalt) 1.2
  • Tolino Vision 6 (warm) 1.0
  • PocketBook Inkpad 3 0.7
  • PocketBook Inkpad 3 Pro 0.7
  • PocketBook Touch HD 3 0.7
  • Kindle Oasis 3 0.6
  • Tolino Epos 3 (kalt) 0.6
  • Tolino Epos 3 (warm) 0.5
  • PocketBook Inkpad X 0.4

Einen Lichtsensor für eine automatische Helligkeitsregulierung gibt es nicht.

Die Farbtemperatur lässt sich allerdings automatisch anhand der Uhrzeit anpassen. Dabei verzichtet der Tolino Epos 3 aber auf die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten, wie man sie z.B. von PocketBook kennt. Dort lassen sich Helligkeit und Farbtemperatur stundenweise in einem Diagramm selbst adaptieren.

In der Tolino-Software setzt man stattdessen auf einen einfacheren Zugang: Mit einem Schalter aktiviert man die automatische Anpassung lediglich. Weitere Optionen gibt’s dafür nicht.

Touchscreen und Ghosting

Die Bedienung des Tolino Epos 3 erfolgt über einen kapazitiven Touchscreen. Dieser funktioniert gewohnt genau und einen Tick schneller als bei der vorigen Tolino-Generation. Das verdankt der eReader vermutlich dem neuen E-Ink Bildschirm und der Quad-Core-CPU.

Besonders interessant wird der Blick auf den Touchscreen, wenn man sich den Kobo Sage im Hinterkopf behält. Der besitzt nämlich auch eine Notizfunktion mit einem extra dafür produzierten Stift. Die Tolino-Software hat leider keine entsprechende Funktion, allerdings besitzt der Epos 3 die Hardwareunterstützung dafür.

Beim Test mit einem passenden (nicht-kapazitiven) Stylus, konnte ich den Tolino Epos 3 bedienen. Das ist für den praktischen Alltag allerdings nicht wirklich nützlich, denn die Bedienung beschränkt sich hierbei einfach auf das Betätigen der Elemente in der Benutzeroberfläche – und das kann man mit dem Finger genauso gut.

Man darf gespannt sein, ob die Tolino-Software in Zukunft um eine handschriftliche Notizfunktion erweitert wird. Die Hardware dafür ist nun jedenfalls vorhanden.

Ghosting ist bereits seit einigen Jahren bei den allermeisten eReadern im normalen Lesebetrieb kein nennenswertes Problem mehr. Das gilt auch für den Epos 3. In der Standardeinstellung aktualisiert sich der Bildschirm nur bei Bedarf vollständig. Ansonsten flackert das Display bei einem Seitenwechsel nicht. Ghosting befindet sich in etwa am gleichen Niveau wie beim Vision 6.

Zwischenfazit

Mit seiner größeren Displaydiagonale bietet der Tolino Epos 3 wieder einen sehr guten Komfort und die neue Bildschirmtechnik verbessert die Ablesbarkeit.

Die Beleuchtungsqualität ist gut, kommt jedoch nicht ganz an den fast perfekten Vision 6 ran. Aber wie so oft gilt auch hier: Ohne den direkten Vergleich fallen die genannten Punkte nicht wirklich negativ auf. Dementsprechend ist das also Meckern auf hohem Niveau.

Lesen und Benutzerfreundlichkeit

Der Tolino Epos 3 besitzt die bekannt intuitive Benutzeroberfläche, wie man sie auch von den Vorgängern kennt.

Die wichtigsten Details zur Tolino-Bedienung und den Möglichkeiten kannst du im Shine 3 Testbericht nachlesen. Die allermeisten Dinge gelten ebenso für den Epos 3.

Auf ein paar erwähnenswerte Punkte und Neuerungen des Tolino Epos 3 will ich nachfolgend aber trotzdem kurz eingehen.

Der Epos 3 besitzt die bekannt intuitive Tolino-Benutzeroberfläche

Lesen mit Blättertasten und Lagesensor

Wie schon erwähnt, besitzt der Tolino Epos 3 Blättertasten. Diese sorgen in Kombination mit der asymmetrischen Bauform für ein wesentlich komfortableres Nutzungserlebnis. Hält man den eBook Reader in der Hand, liegt die untere Ecke sicher im Handballen und der Daumen landet nahe an der unteren Blättertaste.

Mit der unteren Taste wird vorwärts geblättert, mit der oberen Taste geht’s zurück. Diese Belegung lässt sich auch umdrehen. Außerdem kann innerhalb der Leseanwendung auch der Touchscreen deaktiviert werden.

Mit Lagesensor lässt sich der Bildschirminhalt drehen

Dank des eingebauten Lagesensors erkennt der Epos 3 eine Drehung des Geräts. Hält man den eReader lieber in der linken Hand, dreht man ihn einfach um 180 Grad. Dann taucht ein Indikator am Bildschirmrand auf, der den Lagewechsel signalisiert. Tippt man auf das Symbol, wird der Bildschirm gedreht. Das klappt in alle vier Richtungen.

Die Bildschirmdrehung funktioniert zuverlässig und die nötige Bestätigung hat den Vorteil, dass keine unbeabsichtigten Ausrichtungsänderungen stattfinden. Wenn man das Symbol nicht antippt und einfach weiterblättert, verschwindet es und die Ausrichtung bleibt wie sie ist. Besonders wenn man gerne auf der Seite liegend liest, ist dieses Verhalten praktisch. Sinnvoll wäre aber dennoch, wenn sich die Ausrichtung generell auch sperren ließe.

Barrierefreiheit

Der größte Vorteil des 8 Zoll großen Bildschirms ist das Mehr an verfügbarer Fläche. Dieses kann der Tolino Epos 3 nicht nur innerhalb eines Buches ausnutzen, sondern auch in der sonstigen Benutzeroberfläche. Und zwar wenn man den Vergrößerungsmodus für eine bessere Barrierefreiheit aktiviert. Kleinere eReader, wie der Shine 3 oder Page 2, müssen wegen der begrenzten Anzeigefläche darauf verzichten.

Der Vergrößerungsmodus lässt sich in den „weiteren Einstellungen“ des Geräts aktivieren. Sobald man das macht, vergrößern sich alle Bildschirmelemente. Damit rücken alle Anzeigeelemente näher zusammen, wobei die Abstände trotzdem ausreichend groß bleiben, damit man nicht unabsichtlich andere Symbole drückt.

Die vergrößerte Darstellung verbessert die Ablesbarkeit der Menüs deutlich.

Die Tolino-Allianz betont, dass der Fachausschuss für die Belange Sehbehinderter beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und der Deutschen Zentralbücherei Leipzig (DZB) in die Entwicklung eingebunden waren und Feedback direkt in die Umsetzung eingeflossen ist.

Enttäuschend ist allerdings, dass die eBook-Shops noch immer nicht angepasst wurden. Zur Shop-Nutzung (Thalia.at) direkt am Gerät muss der Vergrößerungsmodus deaktiviert sein.

Nachtmodus

Den Nachtmodus zur invertierten Bildschirmdarstellung kennt man bereits vom Vorgänger. Dabei wird der Displayhintergrund schwarz und die Schrift weiß dargestellt.

Mir persönlich reicht die blaulichtreduzierte Beleuchtung, um bei Dunkelheit komfortabel lesen zu können. Ein Dark-Mode ist aber natürlich grundsätzlich dennoch ein willkommener Bonus, der sich insbesondere in den vergangenen Jahren am Smartphone-Markt stark verbreitet hat.

Aktiviert man den Nachtmodus und wechselst ins Buch, wird aber schnell klar, wieso sich dieser auf eReadern bisher nicht durchgesetzt hat: Der Ghosting-Effekt ist deutlich ausgeprägt. Am dunklen Bildschirmhintergrund ist dieser stärker sichtbar als mit schwarzem Text.

Netter Bonus: Der Nachtmodus. Sorgt aber auch für mehr Ghosting. Übrigens: Die Navigation am unteren Bildschirmrand entstammt der Bastelei mit Android (siehe weiter unten) und ist nicht teil der Tolino Bedienoberfläche.

Außerdem ist die Bildschirmaktualisierung nicht optimal gelöst: Sollte diese mal nötig sein, weil es zu viel Ghosting gibt, flackert der Bildschirm für einen kurzen Moment weiß auf. Dadurch wird man unweigerlich kurz geblendet.

Amazon hat dies auf den Kindle-Lesegeräten besser gelöst: Dort wird die Beleuchtung im selben Moment deaktiviert. Außerdem limitiert Amazon die maximale Helligkeit, wodurch Ghosting weniger auffällig ist.

Ich freue mich über alle zusätzlichen Individualisierungsoptionen auf eReadern – und so auch über den Nachtmodus bei Tolino. Allerdings sind in diesem Punkt noch weitere Optimierungen nötig, um zur Konkurrenz aufzuschließen.

Skoobe

Thalia ist vor geraumer Zeit beim eBook-Flatrate-Anbieter Skoobe eingestiegen. Hat man den Tolino Epos 3 bei Thalia, der Mayerschen, bei Osiander oder Orell Füssli gekauft, kann man diesen als Folge nun auch direkt mit Skoobe nutzen (vorausgesetzt du besitzt ein aktives Skoobe-Abo).

Die Verwendung ist denkbar einfach: Im Hauptmenü gibt’s einen eigenen Skoobe-Punkt mit dem man das Sortiment des Flatrate-Anbieters durchsuchen kann. eBooks können darin direkt ausgeliehen und mit dem Epos 3 synchronisiert werden. Das klappte im Test ohne Probleme und ist für Vielleser ein handfester Mehrwert.

Mit Skoobe-Integration bei Thalia

Hat man den Epos 3 allerdings nicht bei einem der genannten Buchhändler gekauft, steht Skoobe auf regulärem Weg nicht zur Verfügung. Stattdessen muss man auf das nachfolgend beschriebene Side-Loading ausweichen, das allerdings nicht offiziell unterstützt wird.

Android Apps per Sideloading

Wie alle anderen Tolino-eReader nutzt auch der Epos 3 Android (bzw. AOSP) als Unterbau für die Bedienoberfläche. Ebenso wie der Vision 6 setzt auch der neue Epos auf eine modernere Version des Betriebssystems. Statt 4.4.x kommt nun Version 8.1 zum Einsatz.

Für die normale Nutzung des eReaders ist das nicht wirklich wichtig und fällt gar nicht auf. Denn die Tolino-Bedienoberfläche verlässt man nie und bekommt von Android dementsprechend auch nichts mit.

Interessanter ist die Sache allerdings für Bastler und Tüftler. Es ist zwar regulär nicht vorgesehen, aber mit wenigen Handgriffen lassen sich Android-Apps installieren. Somit kann man den Epos 3 auch als 8 Zoll großes E-Ink Tablet verwenden. Die App-Auswahl ist dank der neueren Android-Version wesentlich größer als beim Vorgänger.

Hier erfährst du, wie du Apps ohne Root installieren kannst und hier findest du die Anleitung zum Rooten des Epos 3.

PDF-Anzeige

Die PDF-Anzeige funktioniert im Grunde gleich, wie im zuvor verwiesenen Tolino Shine 3 Testbericht beschrieben.

Ich erwähne sie dennoch gesondert, weil das 8 Zoll große Display für PDF-Dateien natürlich prädestiniert ist und ich mir aufgrund der neuen Quad-Core-CPU des Epos 3 eine reaktionsfreudige PDF-Anzeige erwartet habe.

Zwar sind PDF-Dateien dank der 300-ppi-Anzeige sehr scharf, aber die Reaktionsfreudigkeit ist nicht die beste – eher im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass großformatige, komplexe PDF-Dateien am neuen Epos etwas schwerfälliger zu bedienen sind als beim kleineren Shine 3.

Da gibt es offensichtlich noch Luft nach oben was die Softwareoptimierung angeht, denn wenn man per Side-Loading eine alternative PDF-App installiert, dann klappt die Anzeige deutlich flotter. Die Hardware kann also mehr, als es die Tolino-Software derzeit zu präsentieren vermag.

tolino Leseerlebnis (beta) und Onleihe

Unverändert bleibt das „tolino Leseerlebnis“ das sich in den Systemeinstellungen aktivieren lässt. Dabei handelt es sich um eine alternative Lese-Anwendung im Beta-Stadium. Diese unterscheidet sich von der regulären Lese-App hinsichtlich Optik und Funktionsumfang.

Der Grund für das Vorhandensein dieser Anwendung ist die Verbreitung der LCP- bzw. CARE-Verschlüsselung. CARE steht für „Content & Author Right Environment“ und basiert auf der europäischen DRM Lösung Readium LCP (Licensed Content Protection). Mit CARE bzw. LCP braucht man kein zusätzliches Adobe-Benutzerkonto um DRM-geschützte eBooks zu öffnen. Das macht die Handhabung einfacher und ist damit datenschutzrechtlich weniger problematisch.

Anderes Lesemenü in der neuen App

Der Nachteil ist allerdings, dass sich auf diese Weise geschützte eBooks nicht mit der regulären Lese-App öffnen lassen und damit diese Zweigleisigkeit in erster Linie zur Nutzung der Onleihe nötig ist. Aber auch Skoobe-eBooks werden mit der neuen App geöffnet.

Man sollte diese Anwendung in meinen Augen genauso verstehen, wie sie verkauft wird: Als Beta-Version, denn sie wirkt aufgrund der fehlenden Features (Notizen, Wörterbücher) noch unfertig. Außerdem dauert es länger ein Buch zu öffnen, als mit der regulären App. Dementsprechend nutze ich sie derzeit nur für Skoobe und sonst nicht.

Instabile Software ade?

Der Tolino Vision 6 wurde laut so manchem Nutzerbericht von Software-Problemen geplagt. Insbesondere scheint es beim kleinen Bruder Probleme mit Abstürzen und nicht reagierenden Touchscreens zu geben. Ich konnte das Problem in meinem Langzeittest teilweise nachvollziehen.

Den Tolino Epos 3 habe ich zuletzt mit Firmware 15.4.0 getestet. Hiermit hatte ich mit dem eReader erfreulicherweise keine Stabilitätsprobleme. Insbesondere das erwähnte Touchscreenproblem trat nicht auf. Lediglich mit der Vorserien-Firmware 15.0.0 stürzte mir die Tolino-App bei erstmaligem Öffnen eines Wörterbuches einmal ab.

Es wird sich natürlich noch zeigen, ob der neue Epos ähnliche Probleme wie der Vision 6 besitzt. Basierend auf meiner positiven Erfahrung der letzten rund 10 Tage gehe ich aber nicht davon aus. Gegebenenfalls werde ich den Testbericht an dieser Stelle aber aktualisieren, sollte das nötig werden.

Akkulaufzeit

Bisher kommt der Tolino Epos 3 im Testbericht ganz gut weg – an dieser Stelle muss ich abschließend aber doch Kritik üben. Denn die Akkulaufzeit des neuen eReaders ist noch einen Tick kürzer als beim Vision 6. Und schon der ist diesbezüglich kein Musterschüler.

Die Akkukapazität von 1.200 mAh ist kleiner als beim Vision 6 (1.500 mAh) und ebenso groß wie beim Vorgänger. Im Vergleich zum Tolino Epos 2 gibt’s aber zwei wesentliche Unterschiede, die sich in einer generell kürzeren Laufzeit bemerkbar machen: Die neue Android-Version und der neue Chipsatz.

Stromverbrauch im Lesebetrieb

Was heißt das also im Alltag? Im Flugmodus, bei einer Beleuchtungshelligkeit und Smartlight-Einstellung von ungefähr 50 Prozent sank der Akkustand in meinem Test nach einstündigem Lesen um 9 bis 10 Prozent.

Das ist zwar kein hochwissenschaftliches Experiment, bestätigt aber meine generelle Beobachtung, dass die Akkuanzeige schneller sinkt als bei der vorigen Tolino-Generation. Die Zahlen decken sich auch gut mit dem Tolino Vision 6, der mit einem größeren Akku ausgestattet ist und ähnliche relative Verbrauchswerte ausgespuckt hat.

Die Akkulaufzeit ist die größte Schwäche des Epos 3

Hochgerechnet hält ein Epos 3 mit einer Akkuladung im reinen Lesebetrieb mit diesen Einstellungen demnach also rund 10 bis 11 Stunden durch.

Auf den praktischen Alltag umgelegt: Bei täglich zweistündigem Lesen müsste ein Epos 3 in einem solchen Fall also nach ungefähr 5 Tagen wieder an den Strom.

Natürlich gibt es hierbei viele Abhängigkeiten zu Beleuchtungshelligkeit, Texteinstellungen, Bildschirmaktualisierungshäufigkeit, Wifi-Verbindungsqualität und anderen Faktoren, die diese Zahlen allesamt nach unten oder oben beeinflussen können. Diese Stundenangaben sind also keinesfalls in Stein gemeißelt.

Stromhungrigere Plattform?

Mich erinnert der Akkuverbrauch des Tolino Epos 3 sehr stark an verschiedene offene Android-eReader, die mit stärkerer CPU und moderner Android-Version ebenfalls keine Stromsparwunder sind. Ich vermute, dass die neue Hardwareplattform ihren Tribut fordert, denn der baugleiche Kobo Sage nutzt ebenfalls den Allwinner B300 Quad-Core Prozessor und kämpft laut verschiedenen Kundenstimmen ebenso mit einer verhältnismäßig kurzen Akkulaufzeit.

Als Umsteiger von einem älteren Tolino-Modell sollte man sich die kürzere Akkulaufzeit daher jedenfalls im Hinterkopf behalten. Ich gehe davon aus, dass Softwareupdates zwar kleine Verbesserungen diesbezüglich bringen können, auf das hohe Niveau älterer Tolinos wird der Epos 3 meiner Einschätzung nach aber nicht kommen.

Ein kleiner Wermutstropfen in dem Zusammenhang ist die doppelt so hohe Ladeleistung. Sie relativiert diesen Nachteil in meinen Augen zumindest ein wenig. Der Epos 3 muss im Vergleich zum Epos 2 zwar öfter an den Strom, dafür aber nicht so lange.

Fazit

Der Tolino Epos 3 setzt die Epos-Reihe konsequent mit kleinen aber nützlichen Änderungen fort.

Schnellere Hardware, kontrastreicherer Bildschirm, bessere Tasten und ein feineres Gehäuse sorgen für ein tolles Leseerlebnis. Die große Bildschirmdiagonale ist natürlich ebenfalls ein Pluspunkt, der nicht unerwähnt bleiben darf.

Besonders praktisch finde ich auch die Skoobe-Integration (sofern bei Thalia gekauft), die einen enormen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz bietet.

Für Bastler ist der Epos 3 außerdem ein sehr interessantes Lesegerät, denn mit dem Android-Unterbau und der Möglichkeit zum Root-Zugriff erlaubt der eBook Reader nützliche Modifikationen.

Der Tolino Epos 3 ist ein tolles Lesegerät, mit einer kleinen Schwäche beim Akku

Kritik muss sich der neue Epos aber bei der Akkulaufzeit gefallen lassen. Diese bewegt sich für mich persönlich an der unteren Grenze dessen, was ich für einen eReader noch für sinnvoll erachte. Fairerweise muss ich aber erwähnen, dass mich die Akkulaufzeit im Lesealltag nicht eingeschränkt hat, denn der eReader ist mit einem passenden Ladegerät wieder schnell aufgeladen. Ich hoffe dennoch, dass an dieser Stelle zukünftig noch ein wenig nachgebessert werden kann. 

Kleine Minuspunkte gibt’s hinsichtlich des etwas gestiegenen Gewichts – das für einen 8 Zöller aber weiterhin gut ist – und wegen der nicht ganz so perfekten Ausleuchtung des Bildschirms. Sie ist zwar keineswegs schlecht, weil der Vision 6 diesbezüglich aber fast perfekt ist, fallen kleine Unregelmäßigkeiten beim Epos im direkten Vergleich aber einfach stärker auf.

Der Tolino Epos 3 lohnt sich für all jene, die gerne auf größeren (kontrastreichen) Displays lesen, eine intuitive Benutzeroberfläche schätzen und ein besonders ergonomisches Lesegerät suchen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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