Crowdfunding: Dasung Paperlike E-Ink Monitor

Geschätzte Lesezeit: 3:48 min.

Die E Ink Holdings – der größte Hersteller von E-Paper Displays – versucht schon seit geraumer Zeit neue Anwendungsgebiete für die augenfreundliche und stromsparende Anzeigetechnologie zu etablieren. Dazu gehören neben dynamischer Codegenerierung für Kreditkarten auch ganze Wände („Prism“).

Neben solchen eher ungewöhnlichen Anwendungen kursiert seit einigen Monaten auch immer wieder ein 13,3 Zoll großer Monitor, der sich via USB mit dem Computer verbinden und als Display benutzen lässt. Nachdem die erste Generation des Dasung Paperlike Monitors bereits vor knapp einem Jahr sein Debür feierte, aber mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen hatte, startet nun der zweite Anlauf.

Crowdfunding ab 700 US-Dollar

Bei Indiegogo wird die zweite Generation des Dasung Paperlike für eine größere Bestellmenge vorfinanziert und kann ab 799 US-Dollar gekauft werden. Die 30 zum Start der Kampagne verfügbaren Displays zum Preis von 699 US-Dollar sind bereits ausverkauft.

Für eReader-Fans bietet der Paperlike-Monitor generell keine allzu großen Überraschungen. Die Auflösung beträgt 1600x1200 Pixel (150 ppi) und die E-Ink Technik funktioniert gleich wie bei dedizierten Lesegeräten, sodass zur Ablesbarkeit eine externe Lichtquelle nötig ist. Eine eingebaute Beleuchtung besitzt das Display nicht. Dank der reflektiven Anzeigetechnologie ist der Bildschirm aber auch bei direkter Sonneneinstrahlung perfekt ablesbar, womit er einen großen Vorteil gegenüber herkömmlichen LCD-Monitoren hat.


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Insbesondere für den Notebook-Betrieb macht sich eine solche Anzeige im Freien bezahlt.

Das bleibt letztendlich aber auch einer der wenigen großen Vorteile des Displays, denn die restlichen Pluspunkte wiegen gegenüber den Nachteilen nicht allzu schwer. Als Vorteile sind noch die augenfreundliche Anzeige ohne LED-Blaulicht und die potentielle Stromersparnis zu nennen.

Nachteile überwiegen

In meinen Augen überwiegen die Nachteile, insbesondere zum angepeilten Retail-Preis von rund 1.000 US-Dollar. Da wäre zunächst einmal die Ablesbarkeit in künstlich beleuchteten Innenräumen zu nennen. Sofern nicht gerade mehrere Lichtspots direkt auf das papierähnliche Display ohne Frontbeleuchtung gerichtet sind, ist die Ablesbarkeit quasi immer schlechter als bei einem handelsüblichen, hintergrundbeleuchteten LCD-Bildschirm.

Und natürlich gibt’s das E-Ink Display (im Moment) nur in einer Schwarz-Weiß-Anzeige. Damit ist das Haupteinsatzgebiet in erster Linie auf Office-Anwendungen ausgerichtet. Zwar kann man die Desktopanzeige duplizieren und damit auch jedes beliebige sonstige Programm verwenden, der Nutzwert dürfte aber oft auf der Strecke bleiben.

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Immerhin ist die Bildwiederholungsrate offensichtlich ausreichend hoch, um auch Animationen und Videos relativ flüssig darzustellen. Der Flaschenhals bei eBook Readern ist in dieser Hinsicht ohnehin die fehlende Rechenkraft und die fokussierte Stromersparnis. Beim Anschluss an den PC fallen diese beiden Dinge nicht ins Gewicht.

Für schnellere Bildwechsel sorgen auch spezielle Anzeigemodi (A2; A5), wie man sie bereits von diversen Android-eReadern kennt. Diese bieten noch schnellere Bildwiederholungsraten, allerdings auf Kosten der Anzeigequalität.

Zu guter Letzt ist auch der Ghosting-Effekt zu nennen, von dem sich die E-Ink Technik noch nicht ganz frei machen konnte – auch wenn sich die Problematik in den vergangenen drei Jahren bereits deutlich gebessert hat.

Haupteinsatzgebiet ausschlaggebend

Ob sich ein solches Display als sekundäre Anzeige auszahlt, hängt also vom Einsatzgebiet ab. In erster Linie macht ein solcher Bildschirm bei mobiler Anwendung mit dem Notebook im Freien Sinn.

Damit kann man auch bei direkter Sonneneinstrahlung Texte am Notebook verfassen, ohne die üblichen Probleme mit der eingebauten LCD-Anzeige. Auch zur Stromersparnis kann die Anwendung des Dasung Paperlike potentiell sinnvoll sein: Nachdem man den Desktop dupliziert hat, kann man den LCD-Bildschirm deaktivieren.

Auch in Hinblick auf das Blaulicht eines hintergrundbeleuchteten Monitors kann der Paperlike-Bildschirm punkten. Allerdings bieten einige LCD-Hersteller mittlerweile ebenfalls diverse Anzeigemodi um den Blaulichtanteil (abends) zu minimieren.

Für sonstige Anwendungsgebiete sehe ich persönlich im Moment keine allzu großen Chancen für den E-Ink Monitor. Insbesondere der hohe Preis von 995 US-Dollar wird dem Erfolg meines Erachtens hinderlich sein.

Ähnlich sah das schon bei vergleichbaren Produkten aus: Ein 10 Zoll Pixel Qi Display, das zum Preis von 879 US-Dollar verkauft wurde, wird mittlerweile nur noch als Entwicklungs-Kit angeboten. Der gleiche Anbieter verteibt den Dasung Paperlike Monitor übrigens bereits seit geraumer Zeit für 1300 US-Dollar.

Sofern man das Notebook nicht regelmäßig im Freien nutzt, ist man in Hinblick auf eine augenfreundliche Anzeige wohl besser beraten, wenn man zu einem handelsüblichen LCD-Display (z.B. BenQ XL2720Z) mit 144 Hz, ohne PWM und mit speziellen blaulichtreduzierten Anzeigemodus greift. Mit einem Verbrauch zwischen 10 und 30 Watt hält sich der Stromhunger eines solchen Bildschirms zudem ohnehin in Grenzen. Dafür muss man mit ca. 450 Euro dann auch nur rund die Hälfte bezahlen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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