Amazon Prime Reading: Noch mehr gratis eBooks
Eigentlich hat Amazon mit der Kindle Owners Lending Library (zu Deutsch: Kindle Leihbücherei) und Kindle Unlimited ja schon zwei eBook-Verleihservices im Angebot. Das hat den Versandriesen aber nicht davon abgehalten in den USA kürzlich auch mit Prime Reading an den Start zu gehen.
Dabei handelt es sich abermals um einen eBook Verleih, der es Prime-Kunden ermöglicht, ausgewählte eBooks kosenfrei zu lesen. Der Unterschied zu den anderen beiden Services liegt im Detail:
- Die Kindle Leihbücherei erlaubt Prime-Kunden einmal im Monat die Ausleihe eines eBooks ohne zusätzliche Kosten, jedoch nur auf einem Kindle– oder Fire-Gerät.
- Für Kindle Unlimited sind monatlich rund 10 Euro zu bezahlen. Es gibt keine monatliche Begrenzung und die Ausleihen sind auch in den Android und iOS Apps möglich.
- Prime Reading ist im Grunde eine Light-Version von Kindle Unlimited. Es fallen neben der Prime-Mitgliedschaft keine monatlichen Zusatzkosten an, dafür ist die Auswahl an Titeln nicht so groß. Die Ausleihe ist zeitlich ebenfalls nicht begrenzt und auch auf allen Endgeräten möglich.
Kleinere, rotierende Auswahl
Das Sortiment beschränkt sich auf „über 1.000 Titel“ wobei nicht nur eBooks enthalten sind, sondern auch digitale Zeitschriften. Die Auswahl bleibt zudem nicht gleich, sondern ändert sich laufend. So kann das Magazin-Sortiment auf dem neusten Stand gehalten werden und auch gerade populäre eBooks den Weg ins Prime-Reading-Angebot finden.
Zum Start sind bereits bekannte Zugpferde wie Harry Potter oder der Hobbit inkludiert. Auch „The Man in the High Castle“ (zu Deutsch: Das Orakel vom Berge) erwähnt Amazon in der Pressemitteilung und schließt damit gewissermaßen den Kreis zum Prime Video Angebot. Der Versandriese produziert eine vielfach gelobte Serie auf Basis des Buches, die als eines der Highlights des Video-Dienstes gilt.
Hauseigene Kindle Unlimited Konkurrenz
Aus Kundensicht ist die Erweiterung des Prime-Angebots selbstverständlich zu begrüßen. Fraglich bleibt dennoch, ob Amazon mit Prime-Reading nicht dem Kindle-Unlimited-Abo ungewollt Konkurrenz macht. Zwar ist die Auswahl bei Kindle Unlimited deutlich größer („Millionen Titel), aber zum ziellosen Stöbern und reinlesen, dürfte sich das Prime-Reading-Sortiment mit über tausend ausgewählten, rotierenden Titeln auch ganz gut eignen.
Ohne Zweifel wird das Prime-Ökosystem mit dem Neuzugang für Kunden jedenfalls wieder ein Stück attraktiver. Amazon bietet in den USA darin nun Musik- und Videostreaming, eine eBook Flatrate, Premium-Versand, eine Hörbuch-Flatrate und mit Twitch Prime neuerdings auch eine für Gamer interessante Flatrate des vor einigen Monaten übernommenen Twitch Streaming-Dienstes. Das umfassende Angebot gibt’s jährlich für preiswerte 100 US-Dollar. In Deutschland zahlt man aktuell nur 50 Euro pro Jahr, kann momentan aber nicht auf das gleiche Angebot zugreifen.
Auch Prime Reading bleibt deutschen Kunden vorerst verwehrt. Ein Start des neuen Dienstes dürfte aber auch hierzulande nur eine Frage der Zeit sein.
Amazon Ökosystem bindet die Kunden
Für die Amazon-Konkurrenz bedeutet die Einführung von Prime-Reading vorerst keine nennenswerte Änderung des Status quo.
Allerdings muss man sich natürlich vor Augen halten, dass der Versandriese mit dem ständigen Ausbau des Prime-Angebots nicht nur die eigenen Kosten besser kalkulieren kann, sondern Kunden auch immer stärker an das laufend wachsende Ökosystem bindet.
Insbesondere der Start der günstigeren Tablet-Linie im Jahr 2015 dürfte einen guten Teil dazu beitragen, dass auch viele Personen zugreifen, die zuvor kein allzu großes Interesse am Prime-Medienangebot hatten. Aber natürlich spielen auch die laufenden Vergünstigen bei den eReadern eine Rolle. In den USA verkauft Amazon die Kindle Modelle aktuell mit deutlichen Abschlägen und auch hierzulande gab es den Kindle Paperwhite zum Prime-Day für läppische 70 Euro.
Und wenn Kunden über diese Preisangebote erstmal die Vorzüge des bequemen Alles-aus-einer-Hand-Angebots kennengelernt haben, dann dürfte der Wechsel zu sonstigen (weniger umfangreichen) Konkurrenzangeboten nur noch selten erfolgen. Die eBook-Format-Barriere ist dann vermutlich auch nicht mehr ausschlaggebend.