Amazon bringt Mayday für Kindle Fire HDX nach Deutschland

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Im vergangenen Jahr versuchte Amazon mit der Vorstellung der Kindle Fire HDX Tablets offenkundig Technikfans anzusprechen, denn die Geräte sind mit sehr guten, hochauflösenden Displays, schnellen Chipsätzen und anderen Extras (Dual-Band-WLan, Dual-Stereo-Sound) ausgestattet, die sie z.T. deutlich von der Konkurrenz abheben. Aber auch eine andere Klientel will Amazon erreichen und die dürfte letztendlich mindestens ebenso wichtig für den Versandriesen sein: Personen die mit Technik ansonsten nicht viel am Hut haben.

Der für Amazon wichtigste Schritt hierfür war die Einführung von Mayday. Dabei handelt es sich um einen Dienst, der es den Kindle Fire HDX Besitzern erlaubt, direkte Unterstützung von Amazon zu bekommen. Aktiviert man Mayday, soll sich stets innerhalb von 15 Sekunden ein kleines Videofenster öffnen, das den Amazon-Mitarbeiter in Echtzeit am Tablet zeigt. Mit diesem kann man nun kommunizieren (die eigene Webcam bleibt deaktiviert, d.h. man bleibt unsichtbar) und Fragen zur Funktionalität des Geräts stellen, wenn man nicht mehr weiter weiß. Dabei kann der Amazon-Helfer die Bedienoberfläche des Tablets mit Markierungen versehen oder die Bedienung vollständig übernehmen um die gewünschte Aktion auszuführen.

Im Gegensatz zu den USA ist Mayday in Deutschland allerdings nicht 24 Stunden verfügbar sondern „nur“zwischen 6 und 24 Uhr – aber ebenfalls 365 Tage im Jahr. Die Nutzung des Dienstes ist auch hierzulande kostenlos. Neben der zeitlichen Einschränkung benötigt man für Mayday natürlich auch eine ausreichend schnelle Datenverbindung, andernfalls ist die Funktion des Videochats durch starke Verzögerungen oder Aussetzer möglicherweise gestört.

Mayday als Alleinstellungsmerkmal – wirklich sinnvoll?

Amazon-Mitarbeiter direkt am Bildschirm – mit Mayday

Auch wenn die Funktion für Techniklaien durchaus praktisch sein kann, hierzulande könnte die Tatsache, dass Amazon direkten Zugriff auf das Tablet hat, eher für Irritationen sorgen als in den USA, wo die Vernetzung generell etwas stärker ausgeprägt ist. Es wird also interessant sein zu sehen, ob der Dienst von den Kunden angenommen wird.

Die Einführung von Mayday in Deutschland verdeutlicht aber auf jeden Fall die Wichtigkeit des heimischen Marktes. Amazon.de ist der stärkste Amazon-Ableger außerhalb des US-Marktes und sowohl für den regulären Versandhandel als auch für das Kindle-Geschäft von großer Relevanz. Doch während die eBook Reader Verkäufe zur Zufriedenheit Amazons laufen, stockt das Tablet-Geschäft laut eigener Aussage ein wenig. Deutsche Technikfans greifen aufgrund der stark angepassten (und beschränkten) Bedienoberfläche offenbar weiterhin lieber zu anderen Android Tablets (oder gleich zum iPad), was auch bedeutet, dass sie als Multiplikatoren zur Verbreitung der Geräte im eigenen Bekannten- und Freundeskreis fehlen.

D.h. die Weiterempfehlungsrate ist aufgrund der geringen Marktdurchsetzung wohl geringer. Dass wenig informierte Kunden beim Surfen auf Amazon.de einfach zu einem Fire Tablet greifen, ist zwar nicht ausgeschlossen, dürfte in meinen Augen aber auch eher die Ausnahme sein. Zumindest bis jetzt, denn wenn Amazon die Mayday-Funktion richtig vermarktet, könnte das für eine bestimmte Personengruppe durchaus kaufentscheidend sein. Auf der anderen Seite muss man sich allerdings auch fragen, ob das Gros der Leute die Online einkaufen auf unlösbare Probleme bei der Bedienung eines Tablets stoßen werden, die einen solche Unterstützung wirklich notwendig macht.

Wie auch immer die Akzeptanz des Dienstes hierzulande aussehen wird, klar ist jedenfalls, dass Amazon weiterhin mit jeder Anstrengung für weiteres Wachstum am deutschen Markt kämpfen wird. Es wird also nur eine Frage der Zeit sein, bis die in den USA kürzlich gestartete eBook Flatrate Kindle Unlimited auch bei uns erhältlich ist.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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