Tolino Shine 4 im ausführlichen Test

Geschätzte Lesezeit: 16:39 min.

In der vierten Generation tritt der Tolino Shine 4 das Erbe des allerersten Tolino-eReaders an. Zwar noch von einem völlig anderen Gehäuse umgeben, nutzte der Ur-Shine bereits 2013 ein 6 Zoll großes, beleuchtetes Display.

Obwohl der eReading-Markt in den vergangenen Jahren vermehrt auf größere Bildschirme setzt, bleibt der jüngste Shine dieser Displaygröße treu und ist damit gleichzeitig einer der wenigen verbleibenden kompakten 6-Zöller mit blaulichtreduzierter Beleuchtung und mondernster E-Ink Technik.

Als (quasi) Alleinstellungsmerkmal in dem Größensegment bringt der Tolino Shine 4 (neben dem Plattformbruder und fast baugleichen Kobo Clara 2E) neben einigen weiteren kleineren Neuerungen nun nämlich die aktuell modernste E-Ink Carta 1200 Technologie mit. Wie sich der eReader schlägt, sehen wir uns im nachfolgenden Testbericht an.

Hinweis: Das Testgerät wurde ohne Bedingungen und ohne Einflussnahme auf den Test von Thalia bereitgestellt. Getestet wurde die Firmware 15.4.0.

Video-Test (Englisch)

Nachfolgend eine Zusammenfassung des Testberichts als englischsprachiges Video-Review:


Dieses Video wird unabhängig von den gesetzten Cookie-Einstellungen mit einem Klick auf das Bild bzw. den Play-Button extern von YouTube geladen. Siehe unsere Cookie- und Datenschutzerklärung für weitere Details.

Preise und Angebote

Versand Versand*:
Total Listenpreis*: 147,00
€ 139,00
Abruf der Informationen am 21. Dezember 2024 um 10:41. Die Preise werden regelmäßig aktualisiert. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Verarbeitung, Ausstattung und Handhabung

Genauso wie der jüngst vorgestellte Tolino Epos 3 sieht der Shine 4 seinem Vorgänger recht ähnlich. Auf den ersten Blick vermag man die Geräte nicht zu unterscheiden.

Bei genauerem Hinsehen und spätestens beim Anfassen, werden die Änderungen aber offensichtlich.

Verfeinertes Gehäuse

Zunächst fällt die stärker abgerundete Bauweise des Gehäuses auf. Der Tolino Shine 3 war vergleichsweise kantig und damit nicht unbedingt ein Handschmeichler. Der Shine 4 liegt durch die runderen Kanten jedenfalls wesentlich angenehmer in der Hand.

Tolino Shine 4 (links) vs. Shine 3 (rechts)

Das Gehäuse besteht wie schon beim Vorgänger aus Hartplastik, welches sich weniger hochwertig anfühlt als die Softtouch-Oberfläche der ersten beiden Shine-Modelle.

Die mit kleinen Pünktchen perforierte Rückseite folgt dem bekannten Tolino-Design und fasst sich für mein Empfinden etwas rauer und dadurch besser an als die ebenfalls perforierte, aber dennoch glatte Rückseite des Shine 3. Allerdings fangen sich in diesen kleinen Vertiefungen wieder Staub und Krümel, die sich auch nicht immer ganz einfach entfernen lassen, weshalb ich weiterhin kein Freund dieser Designentscheidung bin.

Positiv ist zu erwähnen, dass der eReader im Sinne einer besseren Nachhaltigkeit zu 85 Prozent aus Recylcing-Plastik besteht.

Rückseite in dunkelblau

Die Farbkombination des Tolino Shine 4 ist ebenfalls eine Erwähnung wert. Wie von den Tolino-Modellen inzwischen üblich, ist das eReader-Gehäuse schwarz – zumindest vorne. Denn rückseitig ist das Gerät dunkelblau („Ocean Blue“), das so dunkel ist, dass man sich manchmal nicht sicher ist, ob es nicht doch schwarz sei. Mir gefällt’s!

Ebenfalls gut finde ich die neue Position des Einschaltknopfes auf der Rückseite. Mit der Positionsänderung des Knopfes wurde auch die Status-LED neu platziert. Diese befindet sich nun direkt im Gehäuse und scheint bei Bedarf vorderseitig unter dem Kunststoff durch. So kennt man das bereits von den Vision-Modellen 5 und 6.

Der Einschaltknopf ist jetzt auf der Rückseite

Neue Hardwareplattform

Wie schon beim Vision 6 und Epos 3 stecken die mitunter größten Änderungen beim Shine 4 aber unter der Haube.

Anstatt wie bisher auf eine Single-Core CPU mit 1 GHz zu setzen, verwendet der Shine 4 jetzt ebenfalls einen AllWinner B300 Quad-Core Prozessor mit bis zu 1,8 GHz. Der Arbeitsspeicher hat sich außerdem auf 1 GB RAM verdoppelt.

Im regulären Lesebetrieb macht sich die schnellere Hardware nicht wirklich bemerkbar und in der sonstigen Benutzeroberfläche sind die Geschwindigkeitszuwächse primär als schnellerer Bildaufbau wahrnehmbar. Generell scheint der Shine 4 auch etwas konsistenter schnell zu sein als sein Vorgänger. Besonders auffällig ist das wesentlich schnellere Aufwecken aus dem Standby.

Auf eine Speicherkartenerweiterung muss man beim Shine 4 zwar wieder verzichten, der interne Speicher ist mit 16 GB (ca. 12 GB verfügbar) aber doppelt so groß wie beim Vorgänger. Das reicht für die allermeisten Anwendungsfälle locker aus.

Mit USB-C und IPX8-Wasserschutz

Eine weitere wesentliche Neuerung betrifft den Wasserschutz der nun nach IPX8-Zertifizierung mit dabei ist. Bisher war dieser exklusiv der Vision-Reihe vorbehalten.

Für eine gute Zukunftssicherheit sorgt außerdem der USB-C-Anschluss an der Unterkante, über den der eReader mit maximal 2 Ampere doppelt so schnell geladen wird, wie der Shine 3.

Display und Beleuchtung

Der Tolino Shine 4 besitzt weiterhin ein 6 Zoll großes Display, nutzt nun allerdings E-Ink Carta 1200 Technologie. Hinter der eher kryptischen Bezeichnung steckt die aktuell kontrastreichste E-Ink Technik im eReader-Bereich. Carta 1200 kommt ebenfalls im Vision 6 und Epos 3, aber auch bei der Konkurrenz von Amazon im Kindle Paperwhite zum Einsatz.

Die Auflösung des Bildschirms beträgt weiterhin 1448×1072 Pixel, wodurch sich eine Pixeldichte von 300 ppi ergibt. In anderen Worten: Schrift und sonstige Anzeigeelemente sind – wie schon vom Vorgänger gewohnt – gestochen scharf.

E-Ink Carta 1200 und Kontrast

Wenn man die Beleuchtung des Shine 4 nicht aktiviert, sieht der Bildschirmhintergrund im Vergleich zum Vorgänger minimal heller aus. Die Ablesbarkeit ist damit ohne Beleuchtung gefühlt etwas angenehmer.

Auffälliger werden die Unterschiede mit aktivierter Beleuchtung. Wenn man die integrierten LEDs einschaltet, erhellt sich der Bildschirmhintergrund naturgemäß deutlich, die Schrift bleibt aber satt schwarz.

Sehr gute Kontrastwerte mit der eingebauten Beleuchtung

Im direkten Vergleich zum Vorgänger wirkt der Tolino Shine 4 damit wesentlich kontrastreicher. Dadurch ist die Ablesbarkeit mit aktivierter Beleuchtung jedenfalls komfortabler als beim ohnehin schon sehr guten Shine 3.

Der Tolino Vision 6 bleibt in dieser Hinsicht aber trotzdem weiterhin das Top-Modell, denn beim größeren Bruder ist der Kontrast sogar noch einen Tick besser.

Beleuchtungsqualität

Bei der Beleuchtungsqualität gibt’s keine nennenswerten Änderungen und auch kaum etwas auszusetzen. Der Tolino Shine 4 ist sehr gut ausgeleuchtet und mit freiem Auge ist kein Helligkeitsverlauf sichtbar. Er gehört damit wieder zu den am gleichmäßigsten ausgeleuchteten 6 Zöllern am Markt.

Gleichmäßige Ausleuchtung (100% Helligkeit, 0% Nachtlicht), mit geringfügig sichtbaren Lichthöfen am unteren Bildschirmrand

Lediglich am unteren Bildschirmrand bilden sich relativ unauffällige Lichthöfe bzw. Schatten, die von der Intensität etwa gleich ausgeprägt sind wie beim Vorgänger. Da sie nicht bis zum Text hinaufreichen, sind sie im Lesebetrieb nicht störend.

Blaulichtreduzierte Beleuchtung

Nicht fehlen darf die blaulichtreduzierte Beleuchtung, die mit dem Vorgänger erstmals Einzug in die Shine-Modellreihe gehalten hat.

Damit lassen sich die eingebauten LEDs zwischen einer kalt-weißen (eher bläulichen) Einstellung auf eine warm-orange Lichtfarbe umschalten. Das klappt mit zwei Sets an LEDs für die jeweilige Farbtemperatur.

Die Aktivierung der LEDs klappt dabei beinahe stufenlos, sodass sich die Lichtfarben sehr gut mischen und den eigenen Vorlieben anpassen lassen. Zum abendlichen Lesen nutzt man dabei eher eine orange Farbeinstellung, tagsüber stellt man den Bildschirm auf eine möglichst neutral-weiße Anzeige um.

Gleichmäßige Ausleuchtung (100% Helligkeit, 50% Nachtlicht)

Die Mischung der Lichtfarben klappt ohne besondere Störungen. Lediglich im vorhin genannten unteren Bildschirmbereich, in dem sich auch die Lichthöfe befinden, sind schwache Farbwolken erkennbar. Diese entstehen aus der Mischung der LED-Farben in den Lichthöfen und reichen ebenfalls nicht bis zum Text. Dadurch bleiben sie unauffällig und nicht störend. Die Farbmischung im restlichen Bildschirm klappt ohne Wolkenbildung.

Die Blaulichtreduktion soll dafür sorgen, dass das Leseerlebnis bei Dunkelheit und abends angenehmer wird. Blaues Licht beeinflusst nach verschiedenen Studien den Schlafrhythmus. Unklar bleibt allerdings, ob die Beleuchtung eines eReaders dafür schon ausreicht.

Gleichmäßige Ausleuchtung (100% Helligkeit, 100% Nachtlicht)

Subjektiv empfinde ich die warme Farbtemperatur bei abendlichem Lesen auf jeden Fall als sehr angenehm. Regelrecht unangenehm wird es, wenn ich den Gegentest starte und die orangefarbenen LEDs bei Dunkelheit plötzlich deaktiviere. Das kalt-weiße Licht empfinde ich trotz gleicher Helligkeit dann als regelrecht unangenehm. Ich persönlich gehe daher davon aus, dass die Blaulichtreduktion auch beim eReader einen Nutzen hat und lese privat nur noch auf Geräten, die diese Möglichkeit bieten.

Helligkeit und Farbtemperatur

Bei der maximalen Helligkeit liegt der Tolino Shine minimal hinter dem Vorgänger. Kalt-weiß leuchtet der eReader mit maximal 102 cd/m² und warm-weiß mit 110 cd/m².

Die niedrigste Helligkeitsstufe ist ebenfalls niedriger als beim Vorgänger und beide LED-Farben liegen dabei außerdem näher beisammen: Die kalt-weißen LEDs leuchten minimal mit 1,0 cd/m², die warm-orangen LEDs mit mindestens 1,2 cd/m². Mit diesen Werten dürften auch lichtempfindliche Personen keine Probleme haben, geblendet zu werden.

Wie immer gilt es bei diesen Werten (Helligkeit und Farbtemperatur) aber zu bedenken, dass innerhalb der Modellreihe Schwankungen möglich sind und es erfahrungsgemäß von Gerät zu Gerät Abweichungen gibt.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

  • Tolino Vision 5 (warm) 175
  • Kindle Oasis 3 (kalt) 170
  • Tolino Shine 3 (warm) 146
  • Kindle Oasis 3 (warm) 131
  • Tolino Vision 5 (kalt) 130
  • Tolino Page 2 126
  • Tolino Vision 6 (warm) 124
  • Tolino Shine 3 (kalt) 118
  • Tolino Epos 3 (warm) 110
  • Tolino Shine 4 (warm) 110
  • Tolino Vision 6 (kalt) 108
  • Tolino Shine 4 (kalt) 102
  • PocketBook Touch HD 3 (kalt) 90
  • Kindle Paperwhite 4 90
  • Tolino Shine 2 HD 89
  • Tolino Epos 3 (kalt) 87
  • PocketBook InkPad 3 Pro (kalt) 85
  • Huawei MatePad Paper 81
  • PocketBook InkPad 3 (kalt) 79
  • PocketBook Touch HD 3 (warm) 75
  • PocketBook InkPad 3 Pro (warm) 73
  • PocketBook InkPad 3 (warm) 69
  • PocketBook InkPad X (kalt) 50
  • PocketBook InkPad X (warm) 44

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • PocketBook Color 3.1
  • Tolino Page 2 3.1
  • Tolino Shine 3 (warm) 2.7
  • Tolino Vision 5 (warm) 2.7
  • Tolino Shine 3 (kalt) 1.8
  • Huawei MatePad Paper 1.6
  • Tolino Vision 5 (kalt) 1.2
  • Tolino Vision 6 (kalt) 1.2
  • Tolino Shine 4 (warm) 1.2
  • Tolino Shine 4 (kalt) 1.0
  • Tolino Vision 6 (warm) 1.0
  • PocketBook Inkpad 3 0.7
  • PocketBook Inkpad 3 Pro 0.7
  • PocketBook Touch HD 3 0.7
  • Kindle Oasis 3 0.6
  • Tolino Epos 3 (kalt) 0.6
  • Tolino Epos 3 (warm) 0.5
  • PocketBook Inkpad X 0.4

Einen Lichtsensor für eine automatische Helligkeitsregulierung gibt es nicht.

Die Farbtemperatur lässt sich allerdings automatisch anhand der Uhrzeit anpassen. Dabei verzichtet der Tolino Shine 4 aber auf die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten, wie man sie z.B. von PocketBook kennt. Dort lassen sich Helligkeit und Farbtemperatur stundenweise in einem Diagramm selbst adaptieren.

In der Tolino-Software setzt man stattdessen auf einen einfacheren Zugang: Mit einem Schalter aktiviert man die automatische Anpassung lediglich. Weitere Optionen gibt’s dafür nicht.

Touchscreen und Ghosting

Die Bedienung des Tolino Shine erfolgt über einen kapazitiven Touchscreen. Dieser funktioniert gewohnt schnell und genau.

Ghosting ist bereits seit einigen Jahren bei den allermeisten eReadern im normalen Lesebetrieb kein nennenswertes Problem mehr. Das gilt auch für den Shine 4. Das Ghostingverhalten des eReaders ist einen Tick besser als beim ohnehin guten Vorgänger. Das bedeutet, dass das geisterhafte „Durchscheinen“ von Buchstaben der vorigen eBook-Seite unauffälliger geworden ist.

Zwischenfazit

Der Tolino Shine 4 muss sich – wie schon der Epos 3 – in Sachen Kontrast zwar ebenfalls hinter dem Vision 6 einordnen, aber nur knapp. Zusammen mit der sehr guten, gleichmäßigen Ausleuchtung des Bildschirms und dem unauffälligen Ghostingverhalten kann der eReader daher mit einer sehr guten Vorstellung überzeugen.

Im 6 Zoll Segment gibt’s damit derzeit (abgesehen vom baugleichen Kobo Clara 2E) wohl kein besseres Display.

Lesen und Benutzerfreundlichkeit

Die Benutzeroberfläche des Tolino Shine 4 folgt dem bekannt intuitiven Schema des Vorgängers. Die wichtigsten Details zur Bedienung und den Möglichkeiten kannst du daher im Shine 3 Testbericht nachlesen. Die allermeisten Dinge gelten ebenso für den Shine 4.

Einige erwähnenswerte Änderungen der Software beschreibe ich nachfolgend.

Bekannte Tolino-Benutzeroberfläche

Nachtmodus

Den Nachtmodus zur invertierten Bildschirmdarstellung gab’s zum Marktstart des Vorgängers noch nicht. Dabei wird der Displayhintergrund schwarz und die Schrift weiß dargestellt.

Die sehr gut umgesetzte blaulichtreduzierte Beleuchtung reicht mir persönlich, um bei Dunkelheit komfortabel lesen zu können. Der Dunkel-Modus ist aber natürlich trotzdem ein willkommener Bonus und hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere am Smartphone-Markt stark verbreitet.

Wenn man die Option nutzt, wird aber schnell klar, wieso sich ein solcher Nachtmodus auf eReadern bisher kaum durchsetzten konnte: Der ansonsten relativ unauffällige Ghosting-Effekt ist mit schwarzem Seitenhintergrund deutlich sichtbar.

Nachtmodus mit invertierter Textdarstellung

Aufgrund des stärkeren Ghostings muss der Bildschirm häufiger vollständig aktualisiert werden. Dabei flackert dieser einen kurzen Moment weiß auf, wodurch man bei aktivierter Beleuchtung kurz geblendet wird.

Amazon hat dies mit Kindle-eReadern besser gelöst: Dort wird die Beleuchtung im gleichen Moment, in dem der Bildschirm aktualisiert wird, deaktiviert. So wird man beim Flackern des Display nicht geblendet. Außerdem limitiert Amazon die maximale Helligkeit, wodurch Ghosting weniger auffällig ist.

Grundsätzlich ist diese zusätzliche Option, um das Leseerlebnis den eigenen Bedürfnissen anzupassen, auf jeden Fall begrüßenswert. Allerdings gibt’s jedenfalls noch Optimierungspotential, das hoffentlich mit künftigten Updates ausgeschöpft wird.

Skoobe

Hat man den Tolino Shine 4 bei Thalia, der Mayerschen, bei Osiander oder Orell Füssli gekauft, kann man diesen auch mit Skoobe nutzen (vorausgesetzt du besitzt ein aktives Skoobe-Abo). Das klappt deshalb, weil Thalia vor geraumer Zeit beim eBook-Flatrate-Anbieter Skoobe eingestiegen ist und kürzlich sogar angekündigt hat, diesen ganz zu übernehmen.

Skoobe als eigener Menüpunkt

Die Verwendung ist denkbar einfach: Im Hauptmenü gibt’s einen eigenen Skoobe-Punkt mit dem man das Sortiment des Flatrate-Anbieters durchsuchen kann. eBooks können darin direkt ausgeliehen und mit dem Shine 4 synchronisiert werden. Das klappte im Test ohne Probleme und ist für Vielleser ein handfester Mehrwert.

Hat man den Tolino Shine 4 allerdings nicht bei einem der genannten Buchhändler gekauft, steht Skoobe auf regulärem Weg derzeit nicht zur Verfügung. Das könnte sich mittelfristig allerdings noch ändern. In der Zwischenzeit muss man auf das unten beschriebene Side-Loading ausweichen, das allerdings nicht offiziell unterstützt wird.

Android Apps per Sideloading

Wie alle anderen Tolino-eReader nutzt auch der Shine 4 Android (bzw. AOSP) als Unterbau für die Bedienoberfläche. Ebenso wie der jüngste Vision setzt auch der neue Shine auf eine modernere Version des Betriebssystems. Statt 4.4.x kommt nun Version 8.1 zum Einsatz.

Verwendet man den eReader nur zum Lesen von eBooks, ist das aber gar nicht wichtig und fällt im laufenden Betrieb nicht auf. Denn die Tolino-Bedienoberfläche verlässt man nie und bekommt von Android dementsprechend auch nie zu Gesicht.

Nicht vorgesehen, aber mit einem Trick oder Root derzeit möglich: Android-Nutzung am Shine 4

Interessanter ist die Sache allerdings für Bastler und Tüftler. Es ist zwar regulär nicht vorgesehen, aber mit wenigen Handgriffen lassen sich Android-Apps installieren. Somit kann man den Shine 4 auch als kompaktes E-Ink Tablet verwenden. Die App-Auswahl ist dank der neueren Android-Version wesentlich größer als beim Vorgänger.

tolino Leseerlebnis (beta) und Onleihe

Das „tolino Leseerlebnis“ ist eine alternative Lese-Anwendung die sich in den Systemeinstellungen aktivieren lässt. Diese unterscheidet sich von der regulären Lese-App hinsichtlich Optik und Funktionsumfang aber befindet sich noch in einer Beta-Version.

Der Grund für das Vorhandensein dieser Anwendung ist die Verbreitung der LCP- bzw. CARE-Verschlüsselung. CARE steht für „Content & Author Right Environment“ und basiert auf der europäischen DRM Lösung Readium LCP (Licensed Content Protection). Mit CARE bzw. LCP braucht man kein zusätzliches Adobe-Benutzerkonto um DRM-geschützte eBooks zu öffnen. Das macht die Handhabung einfacher und ist datenschutzrechtlich weniger problematisch.

Das Tolino-Leseerlebnis gibt’s weiterhin nur in der Beta-Version

Der Nachteil ist allerdings, dass sich auf diese Weise geschützte eBooks nicht mit der regulären Lese-App öffnen lassen und damit diese Zweigleisigkeit in erster Linie zur Nutzung der Onleihe nötig ist. Aber auch Skoobe-eBooks werden mit der neuen App geöffnet.

Aus meiner Sicht ist der Beta-Hinweis dabei recht passend, denn aufgrund der fehlenden Features (Notizen, Wörterbücher) und optisch weniger runden Textdarstellung, wirkt das Ganze noch recht unfertig. Auch das Öffnen eines eBooks dauert merklich länger als mit der normalen Leseapp. Dementsprechend nutze ich sie derzeit nur für Skoobe und sonst nicht.

Softwareprobleme (?) und Akkulaufzeit

Während der Tolino Vision 6 nach dem Marktstart für mehrere Monate mit Softwareproblemen und kurzen Akkulaufzeiten zu kämpfen hatte, die sich erst jüngst mit Firmware 15.4.0 gebessert haben, gab’s bereits mit dem vor einigen Wochen gelaunchten Epos 3 keine Softwareinstabilitäten.

Und auch der Tolino Shine 4 verhielt sich in meinem Test (mit Firmware 15.4.0) diesbezüglich unauffällig. Allerdings hatte ich das Gerät bis zur Veröffentlichtung des Testberichts bisher nur wenige Tage im Einsatz, sodass ich kein abschließendes Urteil abgeben will. Sollte ich diesbezüglich noch eine Auffälligkeit ergeben, wird der Testbericht an dieser Stelle ergänzt.

Was die Akkulaufzeit angeht, kann ich ebenfalls vorsichtig Entwarnung geben. Bereits der Vision 6 konnte mit Firmware 15.4.0 seine Standby-Laufzeiten deutlich verbessern. Auch der Tolino Shine 4 ist in dieser Hinsicht sehr gut und verliert im Standby-Modus nur sehr wenig Ladestand (in meinem Test ca. 2-3 Prozent pro 24 Stunden). Damit liegt er am Niveau des gepatchten Vision 6, was in anbetracht der identischen Akkukapazität (1.500 mAh) und des gleichen Chipsatzes nicht verwunderlich ist.

Der Akkuverbrauch ist höher als beim Vorgänger, aber noch in Ordnung

Stromverbrauch im Lesebetrieb

Der Stromverbrauch im Lese-Alltag scheint sehr ähnlich zu sein, wie beim Vision 6. Im Flugmodus, bei einer Beleuchtungshelligkeit und Smartlight-Einstellung von ungefähr 50 Prozent sank der Akkustand in meinem Test nach einstündigem Lesen um durchschnittlich 6 bis 7 Prozent.

Das ist zwar kein wissenschaftliches Experiment, lässt aber zumindest annährungsweise erahnen, welche Laufzeiten erwartbar sind: Hochgerechnet hält der Shine 4 mit einer Akkuladung im reinen Lesebetrieb mit diesen Einstellungen demnach also rund 14 bis 17 Stunden durch.

Auf den praktischen Alltag umgelegt: Bei täglich zweistündigem Lesen müsste der Shine 4 in einem solchen Fall also nach ungefähr 7 Tagen wieder an den Strom. Das sind zwar keine Spitzenwerte, aber aus meiner Sicht noch in Ordnung.

Dabei gibt’s aber natürlich viele Abhängigkeiten zu Beleuchtungshelligkeit, Texteinstellungen, Bildschirmaktualisierungshäufigkeit, Wifi-Verbindungsqualität und anderen Faktoren, die diese Zahlen allesamt nach unten oder oben beeinflussen können. Diese Stundenangaben sind also keinesfalls in Stein gemeißelt.

Stromhungrigere Plattform?

Mich erinnert der Akkuverbrauch der neuen Tolino-Modelle (inklusive Shine 4) an verschiedene offene Android-eReader, die mit stärkerer CPU und moderner Android-Version ebenfalls keine Stromsparwunder sind. Ich vermute, dass die neue Hardwareplattform ihren Tribut fordert.

Als Umsteiger von einem älteren Tolino-Modell sollte man sich die kürzere Akkulaufzeit daher jedenfalls im Hinterkopf behalten.

Ein kleiner Wermutstropfen in dem Zusammenhang ist die doppelt so hohe Ladeleistung. Sie relativiert diesen Nachteil in meinen Augen ein wenig. Der Shine 4 muss im Vergleich zum Shine 3 zwar öfter an den Strom, dafür aber nicht so lange.

Fazit

Mehr Komfort in der Kompaktklasse“ – mit dieser Headline hat die Tolino-Allianz den Shine 4 angekündigt und trifft den Nagel auf den Kopf. Der jüngste Tolino-Neuzugang wurde im Vergleich zum Vorgänger – mit einer Ausnahme – in jeder Hinsicht verbessert. Viele kleine und manche größere Änderungen ergeben am Ende einen ausgesprochen komfortablen, gut abgestimmten eReader, der im 6 Zoll Segment seinesgleichen sucht. Zumindest was die Hardware angeht.

Die genannte Ausnahme betrifft ebenso wie die jüngeren Unternehmensbrüder, die kürzere Akkulaufzeit. Während ich diese beim Epos 3 noch als akzeptable Untergrenze bezeichnet habe, gibt sich der Shine 4 dank größerem Akku etwas versöhnlicher. An den Vorgänger kommt der Shine 4 aber diesbezüglich trotzdem nicht ran.

Der Tolino Shine 4 bietet tolle Hardware, muss sich aber Kritik beim Akku und wegen fehlender Neuerungen in der Software gefallen lassen.

Softwareseitig gibt’s aus meiner Sicht keine wesentlichen Kritikpunkte, die den täglichen Lesegenuss negativ beeinflussen würden, aber zumindest im direkten Vergleich zu manchem Konkurrenten hinkt die Tolino-Software in puncto Funktionsumfang inzwischen ein wenig hinterher.

Hier wären die Tolino-Partner gut beraten, mittelfristig wieder mehr Geld in die Weiterentwicklung der grundsätzlich sehr intuitiven Benutzeroberfläche zu investieren. Immerhin können Tüftler und Bastler mit der Android-Nutzung (siehe oben) den Funktionsumfang mit passenden Apps aber zumindest selbst erweitern.

Abgesehen von diesen Punkten gibt’s aus meiner Sicht nichts zu bemängeln. Der Tolino Shine 4 ist unterm Strich nicht nur ein sehr guter eReader, sondern dank des tollen Bildschirms auch meine neue erste Wahl im 6 Zoll Segment und verdient sich damit die Testnote 1,5.

Datenblatt

Technische Daten: Tolino Shine 4
AllgemeinHerstellerTolino
Markteinführung2022
Verfügbare FarbenSchwarz/dunkelblau
Wassergeschütztja, IPX8-Zertifizierung
GrößeMaße158,8 x 112,1 x 8,3 mm
Gewicht172 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Carta 1200
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung1448x1072 Pixel
Pixeldichte300 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionja
Plane Frontnein
VerbindungenUSBja, USB-C
Bluetoothnein
WLanja
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher16GB
Speicherkartenerweiterungnein
FunktionenBetriebssystemAndroid 8.1
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastennein
Unterstützte DateiformateEPUB, PDF, TXT (Kompatibel mit eBooks öffentlicher Bibliotheken z. B. Onleihe) und tolino select
Unterstützte DRM-DateiformateEPUB
SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazität1.500 mAh
Lagesensornein
Integrierter eBook Storeja
SonstigesIPX8-Zertifiziert; Gehäuse zu 85% aus recycletem Plastik

Mehr zum Thema

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
Anzeige