Warum sind eBooks so teuer?
In den letzten Wochen haben wir besonders häufig von verschiedenen Aktionsangeboten von eBook Readern berichtet. Die Geräte sind als Weihnachtsgeschenke beliebt und erfreuen sich daher zu dieser Jahreszeit großer Beliebtheit – kein Wunder also, dass fast alle Anbieter besondere Bündel schnüren, um die Lesegeräte noch attraktiver zu machen.
Zusammen mit dem eBook Reader Kauf fällt dann auch immer häufiger die Vorentscheidung, wo zukünftig die eBooks erworben werden sollen, denn fast alle Geräte sind mittlerweile mit einem integrierten Shop ausgestattet. Aufgrund der Buchpreisbindung fällt das als Nutzer preislich kaum ins Gewicht, da die eBooks sowieso überall gleich viel kosten.
Zumindest sollte das so sein – tatsächlich gibt es aber einige Ungereimheiten, die mir in den letzten Wochen aufgefallen sind. Ich habe die Preisgestaltung daher für einige Zeit im Auge behalten.
Preisgestaltung ohne vernünftige Basis?
Dabei haben sich durchaus einige Überraschungen ergeben. Schauen wir uns das Ganze mal anhand von konkreten Beispielen an.
Der Roman „Nur eine böse Tat“ von Elizabeth George ist im November dieses Jahres erschienen. Zunächst nur als Hardcover für 24,99 Euro, was ja nicht ungewöhnlich ist. Die digitale Preisgestaltung ist dann aber fragwürdig, denn das eBook kostet genauso viel wie die gebundene Ausgabe: 24,99 Euro. Klar, für die eBook-Erstellung fallen auch Kosten an, aber das digitale Gut völlig ohne Rabatt zum Hardcoverpreis zu verkaufen, ist schon ein wenig dreist. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn das eBook pirateriert wird. Und nein, das ist keine Legitimation für Piraterie, sondern eine Sachverhaltsdarstellung die sich die Verantwortlichen wirklich zu Herzen nehmen sollten.
Noch ungewöhnlicher ist dann aber, dass das Digitalbuch bei eBook.de nur 19,99 Euro kostet – 20 Prozent weniger als bei Amazon. Das sollte eigentlich nicht sein, denn auch der eBook-Preis muss überall gleich sein. Zunächst bin ich daher davon ausgegangen, dass Amazon den neuen Preis noch nicht aktualisiert hatte, aber tatsächlich besteht dieser Preisunterschied jetzt schon seit Ende November. Daran kann es also nicht liegen.
Aus Kundensicht mindestens ebenso unverständlich ist dann auch der Preis des Hörbuches. Die ungekürzte Version kostet bei Amazon bzw. Audible nur 16,71 Euro und ist damit um mindestens 3 Euro billiger als das eBook. Es ist unwahrscheinlich, dass die Prozesse ein Hörbuch zu erstellen weniger aufwendig und günstiger sind (selbst mit dem billigsten Sprecher), als die Konvertierung eines bestehenden Buches ins eBook-Format. Da muss man sich dann natürlich fragen, was diese merkwürdige Preisgestaltung überhaupt soll.
Dabei gilt es zwar zu bedenken, dass Hörbücher nicht der Buchpreisbindung unterliegen, aber „Nur eine böse Tat“ ist kein Einzelfall. Auch eine Reihe anderer eBooks sind im Vergleich zu den Hörbüchern viel zu teuer. So z.B. auch das Krimi-Debüt von Harry Potter Autorin J.K Rowling. „Der Ruf des Kuckucks“ kostet als eBook 18,99 Euro, als ungekürzter Hörbuchdownload bei Audible hingegen nur 15,78 Euro (eBook.de: 15,30 Euro).
Auch im Fantasy Genre setzen sich diese Preise fort: „Drachenelfen“ von Bernhard Hennen gibt’s als eBook für 13,99 Euro, als Hörbuch jedoch um 99 Cent weniger. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen, aber ich denke worauf ich hinaus wollte, ist klar geworden: Wieso kostet ein eBook, das sich verhältnismäßig schnell erstellen lässt, mehr als ein Hörbuch mit vielen (oftmals vermutlich über hundert) Arbeitsstunden? Der Vergleich mit dem Hardcover ist natürlich ebenso zulässig. Wieso muss man für die lizenzierte, DRM-geschützte Datei gleich viel bezahlen, wie für ein hochqualitatives gebundenes Buch, das man verkaufen, verleihen oder verschenken kann?
Der gemeinsame Nenner, der angeführten Titel mit fragwürdiger Preisgestaltung, ist Random House. Die Bücher sind bei Goldmann, Blanvalet und Heyne erschienen und die gehören allesamt zur Random House Verlagsgruppe. Dass es aber auch ganz anders geht, zeigt z.B. Bastei Lübbe. „Inferno“ von Dan Brown ist im Mai 2013 erschienen und das eBook kostet 7 Euro weniger als die gebundene Buchausgabe. Bei einem Preis von 19,99 Euro ist das für meinen Geschmack für ein eBook zwar noch immer zu viel, aber immerhin ein 23 prozentiger Abschlag vom gedruckten Buch (26 Euro). Außerdem gab es zum Start des Buches eine Online-Kampagne, zu der es den Titel „Sakrileg“ als kostenloses eBook gab.
Dass sich ein Hörbuch nicht mit wenigen Klicks erstellen lässt, sollte spätestens dann klar werden, wenn der verantwortliche Leiter bei Random House (USA) von seiner Abteilung schwärmt:
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Wieso sind eBooks so teuer?
Die Frage haben wir uns nun schon mehrmals gestellt: Weshalb muss man für eBooks so viel bezahlen? Ich als Privatkunde kann die genannten Preise (bzw. die Unterschiede) jedenfalls nur schwerlich nachvollziehen. Wieso sollte ich für eine Nutzungslizenz genauso viel bezahlen wie für ein Hardcover-Buch, mit dem ich obendrein auch noch machen kann, was ich will (verleihen, verkaufen, …).
Es wird gerne damit argumentiert, dass die eBook-Besteuerung für die kleinen (oder nicht vorhandenen) Preisunterschiede verantwortlich ist, aber das kann man hier nicht gelten lassen, denn immerhin sind Hörbücher ebenfalls mit dem normalen Steuersatz von 19 Prozent (Österreich: 20 Prozent) besteuert.
Der Aufwand ein eBook zu erstellen, kann es auch nicht sein, denn in einem Hörbuch zu einem umfangreichen Buch stecken viele Stunden Arbeit. Selbst mit dem günstigsten Sprecher fallen hier mit Sicherheit deutlich höhere Kosten an als für die eBook-Konvertierung.
Furcht vor dem Unbekannten
Der tatsächliche Grund für die teils völlig überzogenen eBook-Preise lässt sich an anderer Stelle finden und mit einem Wort zusammenfassen: Angst.
Das wirkliche Problem sind nicht die Herstellungskosten, der neuartige Vertrieb oder der höhere Mehrwertsteuersatz. Das sind höchsten kleinere Unannehmlichkeiten, die sich problemlos hinnehmen ließen, wenn man nur wollte. Das Hindernis für adäquate eBook-Preise ist aber tatsächlich die Angst der Verlage vor einem Preissturz bei Büchern.
Wenn die eBook-Preise im Maße der tatsächlichen Kostenersparnis fallen würden, dann wird sich das niedrigere Preisniveau über kurz oder lang in den Köpfen der Kunden festsetzen, womit auch der traditionelle Buchmarkt leiden würde. So scheinen zumindest viele Verlage zu denken.
Man kann ihnen das aber auch nicht wirklich übel nehmen, denn das Verlagswesen ist immerhin ein altes, gut funktionierendes Geschäft und der Digitalmarkt eine relativ neue Erscheinung. Da muss man natürlich aufpassen, dass man sich das eigene Geschäft nicht kaputt macht.
Tatsächlich dürfte die Furcht aber unbegründet sein, wie ein Blick in die USA zeigt. Dort machen eBooks bereits einen Anteil von rund 30 Prozent am gesamten Buchmarkt aus, wobei das rasante Wachstum der vergangenen Jahre inzwischen deutlich an Schwung verloren hat. Und obwohl die eBook Durchschnittspreise deutlich gefallen sind, wird weiterhin mehr umgesetzt als noch 2008, vor dem Start des eBook-Booms und trotz Wirtschaftskrise.
Abschließende Worte …
Die Preisgestaltung von eBooks befindet sich aktuell – besonders in Deutschland – noch im Wandel. Die zum Teil durchaus merkwürdigen Preisunterschiede zwischen eBooks und Hörbüchern machen das sehr deutlich. Dass die eBook-Preise zum Debüt eines Bestseller-Titels höher sind, ist dabei auch gar nicht das Problem – das war ja schon immer so. Es ist dann eher die Kombination aus mehreren Dingen, die das Ganze aus Kundensicht unverständlich machen.
Für’s eBook kauft man nur eine Nutzungslizenz, d.h. man darf über den Erwerb nicht frei verfügen. Mit DRM ist die Nutzung dann noch weiter eingeschränkt. Dann fehlt darüber hinaus noch der physische Fingerabdruck des eBooks, d.h. es liegt nur im Digitalformat vor, ohne irgendwelche Kosten im Druck und in der klassichen Logistik zu verursachen. Und dann sind die Hörbücher auch noch billiger. Das alles ist als potentieller Käufer nur schwer zu verdauen.
Spätestens mit dem Erscheinen des Taschenbuches fallen die eBook-Preise dann aber zumindest auf ein erträglicheres Niveau. Hier gilt es in meinen Augen, in den kommenden Jahren, ein vernünftiges und vorallem nachvollziehbares Preismodell für eBooks zu entwickeln. Das bisherige Preismodell des klassischen Buchmarktes wird hier auf lange Sicht nicht funktionieren.
Zumindest fallen die Durschnittspreise von eBooks auch hierzulande. Im Jahr 2011 lag der durchschnittliche eBook-Preis in Deutschland bei 9,56 Euro, im Jahr 2012 ist der Durschnittspreis auf 8,61 Euro gefallen. In ein bis zwei Monaten werden wir vermutlich von weiter gefallenen eBook-Preisen hören. Dabei dürften allerdings auch Indie-Autoren für den gesunkenen Preisdurchschnitt verantwortlich sein, denn deren eBooks kosten häufig nur 1-4 Euro.
Nachfolgend noch ein kurzer Ausschnitt, der den Aufwand zeigt, ein Hörbuch aufzunehmen:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xEXpJTrGsFk
In einer GfK-Umfrage wurde der optimale eBook-Preis bei 40 Prozent unter dem Print-Preis ermittelt. Wie siehst du das? Wie viel darf ein eBook kosten? Ist es mehr Wert als ein Hörbuch?