Amazon verschenkt Kindle Paperwhite mit Telekom Mobilfunkvertrag [Update]

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Mitte Feburar haben wir davon berichtet, dass Amazon die gratis eBooks als Beigabe zum Kindle Paperwhite Kauf stärker in den Fokus gerückt hat und damit (wieder) auf Konfrontation mit der Konkurrenz geht, die eine Bündelung von eBooks und eReader schon seit langer Zeit betreibt. Schon damals habe ich spekuliert, dass der Versandhändler die dedizierten Lesegeräte künftig (beinahe) kostenlos zum Kindle Unlimited Vertrag anbieten könnte. Nun scheint man diesen Weg tatsächlich einzuschlagen – wenn auch mit anderem Vorzeichen.

Seit heute bewirbt Amazon.de beim Abschluss eines Mobilfunkvertrags der deutschen Telekom diverse Boni. Neben dem Wegfall der Aktivierungsgebühr, einem 50 Euro Amazon Gutschein und der Möglichkeit das HotSpot Flat Angebot für 2 Jahre kostenlos zu verwenden, legt der Versandhändler auch noch einen Kindle Paperwhite kostenlos drauf. In Summe ergibt das einen Preisvorteil von rund 298 Euro, wie Amazon in der oben angezeigten Grafik anführt.

Aktionsseite bei Amazon.de

Interessanterweise scheint sich der Aktionsstart mit der Verteuerung des Kindle Paperwhite überschnitten zu haben: Der eBook Reader kostet nun nämlich nicht mehr nur 99 Euro (wie in den vergangenen Wochen und in der Grafik angezeigt), sondern wieder 119 Euro. Das ist der Preis der schon vor rund einem Jahr fällig wurde. Damit ist der Preisvorteil des Aktionsverkaufs nach aktuellem Stand mit rund 318 Euro sogar noch höher. Die Bündelung ist bis 31. März zeitlich begrenzt. Wie es danach weiter geht, bleibt offen und wird wohl davon abhängen, wie groß der Erfolg war.

UPDATE: Amazon hat den Preis für den Kindle Paperwhite wieder auf 99 Euro gesenkt. Zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung lag dieser, wie berichtet, bei 119 Euro. Offenbar ein Fehler – oder ein Ausblick auf die Zukunft …

Txtr scheitert, Amazon macht’s

Mit der neuen Aktion zeigt Amazon sehr eindrucksvoll, dass die schiere Unternehmensgröße (trotz z.T. massiver, quar­tals­wei­ser Verluste) gute Ideen umsetzbar macht. Die Idee einen eBook Reader mit einem Mobilfunkvertrag zu bündeln ist nämlich keineswegs neu.

In Japan hatte Toshiba bereits vor Jahren eine ähnliche Zusammenarbeit mit einem lokalen Mobilfunkpartner gestartet und hierzulande wollte der eBook-Spezialist Txtr den gleichen Weg gehen. Der Txtr Beagle sollte ein besonders günstiges Lesegerät sein, das man als Beigabe zum Abschluss eines Mobilfunkvertrags bekommt. Trotz mehrfacher Beteuerungen schaffte es der eReader allerdings erst sehr spät mit einem Partner auf den Markt (T-Mobile Ungarn). Zuvor wurde der Beagle in Deutschland bereits zum Vollpreis (später vergünstigt) abverkauft.

Letztendlich führte das (vermutlich zusammen mit dem Wegfall Sonys als Geschäftskunde) zur Insolvenz des Unternehmens. Was Txtr nicht gelungen ist, setzt Amazon nun ganz einfach im hauseigenen Mobilfunkshop um. Dabei ist noch festzuhalten, dass dieses Angebot zwar deutlich später erscheint als es Txtr geplant hatte, aber dafür auch ein viel funktionsreicheres Lesegerät beinhaltet.

Amazon stärkt Mobilfunkbereich – und Kindle

Die Subventionierung des eReaders und die restlichen Boni sind dabei ohne Zweifel eine durchaus attraktive Dreingabe für Personen, die ohnehin gerade einen Telekomvertrag anmelden wollten. Ohne Zweifel versucht Amazon mit dem Angebot den Mobilfunkbereich des deutschen Ablegers anzukurbeln, der mit dem Start des Fire Phone offiziell eröffnet wurde.

Kindle Paperwhite jetzt gratis zum Mobilfunkvertrag

Das glücklose Amazon Smartphone ist hierzulande erst mehrere Wochen nach dem US-Start auf den Markt gekommen und war zunächst ebenfalls nur mit SIM-Lock über die Telekom erhältlich. Die Strategie wurde wegen des ausbleibenden Erfolgs in der Zwischenzeit radikal geändert, sodass man das Gerät mittlerweile für nur 150 Euro ohne Vertrag und ohne Netzsperre deutlich billiger bekommt als noch 2014.

Telekom tanzt auf zwei Hochzeiten

So ärgerlich der Fire Phone Fehlschlag für Amazon sicherlich ist, so schief ist auch die Optik für die deutsche Telekom. Das Telekommunikationsunternehmen zeichnet sich immerhin für die technische Entwicklung der konkurrierenden Tolino-Geräte verantwortlich und liefert die Netzinfrastruktur der Clouddienste, ist also ein integraler Bestandteil des Bündnisses das gebildet wurde, um gegen die Kindle-Marke zu bestehen. Auch wenn die Geschäftsfelder natürlich getrennt zu betrachten sind, könnte die Tatsache, dass die Telekom nicht nur das Fire Phone exklusiv verkauft hat, sondern nun auch indirekt den Absatz des Kindle Paperwhite ankurbelt, bei einigen Personen für Irritationen sorgen.

Abgesehen davon schlägt Amazon zwei Fliegen mit einer Klappe: Indem man das eine Geschäftsfeld (Mobilfunk) durch Gratisbeigaben attraktiver macht, stärkt man auch das andere (Kindle). Auf lange Sicht amortisieren sich die Investitionen mit den eBook-Verkäufen der verschenkten Kindle Paperwhite wohl irgendwann. Gleichzeitig kann man den Marktanteil ausbauen und bindet Kunden frühzeitig an das geschlossene Ökosystem. Eine spätere Abwerbung dieser Kunden zu einem inkompatiblen DRM-System ist jedenfalls schwierig. Für den Versandriesen ist’s eine Win-Win-Situation, für die Konkurrenz alles andere als schön zu beobachten. Man darf nun zudem gespannt sein, wie lange es noch dauert, bis Amazon die eBook Reader tatsächlich mit der Kindle Unlimited eBook-Flatrate kombiniert und subventioniert. Den ersten Schritt hat man nun jedenfalls auch hierzulande gemacht.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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