Amazon Fire Phone kommt bei den Kunden offenbar nicht sonderlich gut an

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Mitte Juni wurde das Amazon Fire Phone vorgestellt. Der Versandriese stieg damit (endlich?) in den Smartphone Markt ein. Es war ein Schritt der von Branchenbeobachtern lange erwartet wurde. Schon zum Start war ich in meinem ersten Kommentar nicht sonderlich begeistert von dem Gerät. Es gab keine besonders nützlichen Neuerungen, war in vielerlei Hinsicht schlechter als die Konkurrenz und bot zu allem Überfluss auch nur die gewohnt eingeschränkte App-Auswahl und Anpassungsmöglichkeiten. Diese Dinge haben sich bis heute nicht (bzw. kaum) geändert und scheinen dem Erfolg des Fire Phones auch tatsächlich im Weg zu stehen.

Auf der US-Seite von Amazon befindet sich das hauseigene Mobiltelefon auf Platz 1 der Verkaufscharts für Smartphones mit Vertragsbindung. Was im ersten Moment gut klingt, relativiert sich, sobald man den Blick über die Kundenbewertungen schweifen lässt. Das Fire Phone hat im Moment gerade einmal 3,2 Sterne, was eine katastrophale Bewertung für das Gerät ist. Autsch.

Fehlende Apps und andere Probleme sorgen für Frust

Die größten Probleme scheinen die kurze Akkulaufzeit und die fehlende App-Verfügbarkeit zu betreffen. Aufgrund der stark angepassten Android-Oberfläche fehlen die regulären Google Applikationen (wie z.B. Youtube) und lassen sich auch nicht nachinstallieren. Auch sonst ist die Anzahl der Apps im Amazon App Store geringer als bei Google Play. Schon auf den Tablets ist das ein Problem, was gut informierte Käufer somit nicht überraschen sollte.

Das Alleinstellungsmerkmal „dynamische Perspektive“ trifft darüber hinaus auch nicht jedermanns Geschmack und sorgt laut Rezensionen bei einigen Nutzern sogar für Kopfschmerzen. Auch Apple hatte ein ähnliches Problem als der Parallax Effekt mit iOS 7 eingeführt wurde. Allerdings war das Apple-System nicht alleine auf diesen Effekt ausgerichtet, weshalb die Abschaltung im Endeffekt keinen großen Einfluss hatte. Anders sieht es beim Fire Phone aus, das inbesondere auf die dynamische Perspektive hin entworfen wurde und dafür eigens vier Kameras auf der Vorderseite besitzt. Und trotz des durchaus beeindruckenden (aber enormen) Entwicklungsaufwandes scheint die Funktion bei Dunkelheit fehleranfällig zu sein.

Neben den Problemen und Unzulänglichkeiten mit dem Gerät selbst, sind viele Nutzer zudem mit dem Exklusivvertrag bei AT&T nicht zufrieden. Insbesondere auch deshalb, weil scheinbar auch die nicht subventionierte Variante für 649 US-Dollar nur mit AT&T funktioniert und sich nicht für andere Mobilfunkanbieter freischalten lässt.

Fire Phone ein Ladenhüter?

Diese Probleme scheinen dann letztendlich auch darin zu resultieren, dass viele der gekauften Geräte wieder an Amazon zurückgehen. Laut Schätzungen die The Guardian auf Basis verschiedener Zahlen errechnet hat, scheinen sich aktuell nicht mehr als 35.000 Fire Phones im Umlauf zu befinden. Amazon selbst gibt wie gewohnt keine Informationen zu den Verkaufszahlen preis.

Zum Vergleich: Apple konnte mit dem ersten iPhone (ebenfalls AT&T Exklusiv) im ersten Quartal in dem es verkauft wurde, 270.000 Geräte absetzen. Im darauffolgenden Quartal waren es 1.12 Millionen iPhones die Apple an den Kunden gebracht hat. Den Rest der Geschichte kennt man.

Für Amazon erweist sich das Fire Phone also zumindest zum Start nicht als Erfolgsstory. Schon mit den Tablets hatte Amazon abseits der USA und Großbritannien Probleme mit der Akzeptanz der Geräte. Da hat der Versandriese als beliebter Elektronikhändler aber den Vorteil eine relativ prominente Position als Verkäufer der verschiedensten Tablets einzunehmen. Bei vertragsgebundenen Smartphones schaut die Lage wieder ganz anders aus – besonders wenn das Gerät technisch in einigen Bereichen der ebenso teuren Konkurrenz unterlegen ist.

Nun darf man gespannt sein, ob Amazon auf einen baldigen internationalen Start des Fire Phones hinarbeitet, oder das Gerät weiterhin exklusiv bei AT&T in den USA anbieten wird. Die aktuelle Entwicklung ist für Amazon jedenfalls nicht besonders erfreulich. Immerhin hat sich der Versandriese zum Start des ersten Smartphones aber schon offengehalten, auch weitere Handys auf den Markt zu bringen. Ein günstiges Einstiegsmodell, das nicht mit der Samsung Galaxy S-Serie oder dem iPhone konkurriert, sondern eher im Bereich des Motorola G angesiedelt ist und entsprechend bepreist ist, könnte mehr Anklang finden.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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