Anleitung: Tolino Vision 4 HD Root-Zugriff, Firmware 1.9.0
Die nachfolgende Anleitung wurde für Firmware-Version 1.9.0 verfasst. Verwende sie nur, wenn du noch diese Version benutzt.
Für aktuellere Firmwares folge dem Link zu dieser Anleitung.
Die eBook Reader der Tolino Allianz haben sich nicht nur für Otto-Normal-Verbraucher zum heißen Kauftipp entwickelt, sondern auch für Bastler und Individualisten. Der Tolino-Benutzeroberfläche liegt nämlich Android 4.0.4 zugrunde, welches sich bei allen bisherigen Modellen rooten lässt. Dadurch kann man auch eigene Apps, wie z.B. von Skoobe, installieren.
Da stand natürlich die Frage im Raum, ob das auch für den neuen Tolino Vision 4 HD gilt. Schon im Testbericht habe ich angemerkt, dass die gleiche Hintertüre offen geblieben ist und so mit hoher Wahrscheinlichkeit auch hier eine Rooting-Möglichkeit besteht. Da sich durch die blaulichtreduzierte Beleuchtung aber auch die Hardwareansteuerung des Displays bzw. Lichts geändert hat, konnte man das bisherige Root-Paket für Vision 3 HD und Shine 2 HD nicht verwenden. Tat man das doch, hat die Beleuchtung des Vision 4 HD nicht mehr funktioniert.
Deshalb musste ein neues Root-Paket her, das ich am vergangenen Wochenende erstellt habe. Neu ist das aktualisierte Boot-Image, das die veränderte Hardwareansteuerung für die Beleuchtung mitbringt. In anderen Worten: Nachdem der eReader gerootet wurde, kann man das eingebaute Licht weiterhin benutzen.
Mit Root-Zugriff entpuppt sich der Tolino Vision 4 HD als potentester Android eReader. Keines der offenen Android-Modelle bietet eine ebenso gleichmäßige Ausleuchtung und so gute Kontrastwerte – ganz zu schweigen von der praktischen Blaulichtreduktion. In meinen Augen stellt der neue Vision für Bastler daher aktuell die erste Wahl dar, trotz Verzichts auf Blättertasten.
Hier geht’s zur Root-Anleitung für Tolino Shine 2 HD und Vision 3 HD.
Root Videodemo
Das nachfolgende Video zeigt zwar den Tolino Vision 3 HD, das Gezeigte gilt aber im Grunde auch für den Vision 4 HD. Die Unterschiede direkt nach dem Root sind vernachlässigbar und generell stehen die gleichen Erweiterungsmöglichkeiten zur Verfügung.
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Wissenswertes, bevor man loslegt
Wie gewohnt noch ein paar kurze Worte, bevor wir zur eigentlichen Anleitung übergehen. Die Freischaltung des Root-Zugriffs ist möglich, weil der Fastboot-Modus des Tolino Vision 4 HD aktiviert ist. An dieser Stelle darf man als Bastler und Modder ein Dankeschön an die Tolino-Verantwortlichen und -Entwickler aussprechen, dass diese Option auch beim jüngsten Modell erhalten geblieben ist.
Dadurch kann man eigene Images flashen und den ADB-Zugriff aktivieren. Mit Hilfe dieser Entwicklerschnittstelle lässt sich der Root-Zugang herstellen. Der Vision 4 HD muss dafür nicht geöffnet werden. Es findet auch keine Umgehung irgendwelcher Sicherheitsvorkehrungen statt, d.h. es werden keine Sicherheitslücken ausgenutzt.
Die Vorgehensweise zum Root-Zugriff funktioniert gleich wie beim Tolino Shine 2 HD und Vision 3 HD und wird nachfolgend erklärt.
An dieser Stelle folgt wieder der bekannte Hinweis:
Von unserer Seite wird keine Verantwortung für etwaige Probleme übernommen. Die nachfolgenden Schritte können einen Garantieverlust zur Folge haben. Daher: Alles auf eigene Gefahr!
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung soll sicherstellen, dass mögliche Fehlerquellen frühzeitig erkannt und beseitigt werden können. Allen kritischen Schritten geht eine Kontrolle der ADB-Verbindung voraus. Die Befolgung der Anleitung ist sehr einfach und dauert unterm Strich nur wenige Minuten.
Nach dem Rooten ist es empfehlenswert keine automatischen Over-The-Air Softwareupdates einzuspielen. Der Root-Zugriff geht dabei nämlich (meist) verloren, wodurch man die Anleitung nochmal ausführen muss. Das klappt aber nur, wenn Fastboot bei der neuen Firmwareversion aktiviert bleibt. Hat man ein Update eingespielt bei dem Fastboot vom Tolino-Entwickler abgeschaltet wurde, ist nur noch der komplizierte serielle Zugriff möglich (bei geöffnetem Gerät).
Um das zu verhindern, muss man zukünftige Updates mit veränderten Images händisch einspielen. Wenn es so weit ist, wird es die entsprechenden Dateien zeitnah inkl. Anleitung an dieser Stelle zum Download geben.
Bevor man startet sollte man zur Sicherheit alle eBooks und sonstigen Dateien am Gerät sichern.
ALLESebook Root-Paket für den Tolino Vision 4 HD
Das hier zur Verfügung gestellte Root-Paket wurde auf Basis der offiziellen Firmware 1.9.0 erstellt. Es wurde erfolgreich mit dem Tolino Vision 4 HD mit Version 1.9.0 getestet.
ACHTUNG: Das Root-Paket funktioniert nicht mit Version 1.8.5. Führt man den Root mit vorinstallierter Firmware 1.8.5 aus, führt dies zu einer Boot-Loop. Vor dem Start der Anleitung muss man daher kontrollieren, ob der Vision 4 HD mit Version 1.9.0 läuft.
Das Paket enthält folgende Dateien und Ordner:
- 1_images
- custom_boot.img
- custom_recovery.img
- 2_usb_driver
- DPInst_x64.exe
- DPInst_x86.exe
- …
- 3_adb
- su
- Superuser.apk
- z_cr_3.1.2.apk (Cool Reader)
- z_nook_clear.apk (Clear Screen zum manuellen Seitenrefresh)
- z_quick.apk (Quick Launcher – virtuelle Knöpfe)
- z_smartlauncher.apk (Smart Launcher – Homescreen)
- z_tcandroid202.apk (Total Commander – Dateiexplorer)
- …
- 1_ANLEITUNG
- 2_INSTALL_usb_drivers.bat
- 3_INSTALL_vendor_id.bat
- 4_TEST_fastboot.bat
- 5_BOOT_adb.bat
- 6_TEST_adb.bat
- 7_INSTALL_update.bat
- 8_TEST_adb.bat
- 9_INSTALL_su.bat
Schritt für Schritt Anleitung
Bevor man mit dem Root-Prozess startet, installiert man „2_INSTALL_usb_drivers.bat„. In diesem Schritt werden die kompatiblen ADB-USB-Treiber am PC installiert. Es wird automatisch zwischen 32 und 64 bit Systemen unterschieden. Die Treiber-Installation muss man selbst durchklicken. Wenn diese fertig ist, kann man beide Fenster schließen (Abbildung 1).
Die Datei „3_INSTALL_vendor_id.bat“ trägt die nötige Geräte-ID für den ADB-Zugriff ein (Abbildung 2). Wird diese nicht ausgeführt, funktionktioniert die ADB-Verbindung trotz korrekter Treiberinstallation nicht.
Ist erledigt, kontrolliert man nochmal, ob Firmware 1.9.0 am Gerät installiert wurde. Ist das der Fall, steckt man den eingeschalteten Tolino Vision 4 HD per USB an den PC an. Der Akku sollte für die folgenden Schritte am besten (fast) vollständig geladen sein. Wenn Version 1.8.5 installiert ist, dann muss man den eReader vorher unbedingt aktualisieren, andernfalls landet der Vision in einer Boot-Schleife.
Nun schaltet man den eBook Reader vollständig ab. Dazu hält man den Power-Knopf lange gedrückt und wählt im Popup-Fenster „Ausschalten“. Das USB-Kabel lässt man währenddessen weiterhin stecken.
Nachdem das Gerät komplett heruntergefahren wurde, drückt man zuerst die Beleuchtungstaste (oben rechts) und danach den Power-Knopf (oben links) und hält beide Tasten gleichzeitig für ca. 5 Sekunden gedrückt. Daraufhin leuchtet der Home-Button kurz auf.
Am PC öffnet man jetzt den Geräte-Manager in der Systemsteuerung. Unter „Andere Geräte“ sollte jetzt der Punkt „tolino“ zu finden sein. Das Rufzeichen signalisiert, dass noch kein passender Treiber installiert wurde. Fehlt der Punkt, steckt man den Vision 4 HD an einen anderen USB-Steckplatz am PC und wartet einen Augenblick. Spätestens jetzt muss der Vision 4 HD im Geräte-Manager auftauchen (siehe Screenshot im Punkt 7). Wenn das nicht der Fall ist, dann muss man die Schritte ab einschließlich Punkt 2 wiederholen.
Die nachfolgende Bildstrecke zeigt, wie man den eBook Reader mit den in Punkt 1 installierten ADB-Treibern verknüpft. Wenn man die Schritte ausgeführt hat, sollte am Ende statt „tolino“ ein neuer Punkt „Android Phone“ mit „Android ADB Interface“ im Gerätemanager erscheinen.
Um zu testen, ob bis hierhin alles geklappt hat, startet man nun die Datei „4_TEST_fastboot.bat“ des Root-Pakets. Die Ausgabe sollte ähnlich wie im nachfolgenden Bild (Abbildung 3) aussehen und eine kryptische Zahlen-Buchstabenkombination beinhalten, an deren Ende der Hinweis „fastboot“ steht. Erscheint nur die Aufforderung eine beliebige Taste zu drücken (ohne die Fastboot-Zeile) hat die Treiberinstallation nicht funktioniert – in dem Fall geht man zurück zu Punkt 6.
Im nächsten Schritt starten wir den Tolino Vision 4 HD mit einem eigens angefertigten Recovery-Image. Trotz der eingangs erwähnten Hardwareunterschiede, konnte dieses aus dem älteren Root-Paket für der anderen Tolino-Modelle übernommen werden. Man öffnet „5_BOOT_adb.bat“ und bestätigt die Fragen wahrheitsgemäß. Kurz danach startet der eReader neu (Abbildung 4). Sollte es in diesem Schritt zu einem Fehler kommen („failed“), stecke das USB-Kabel um und führe die Datei nochmal aus.
Am Bildschirm des eBook Readers ist jetzt nur das Tolino-Logo zu sehen (Abbildung 5).
Nun wechselt man am PC wieder in den Geräte-Manager. Wie schon unter Punkt 6 sollte hier nun entweder das vorhin installierte Android ADB Interface zu finden sein, oder der bereits von vorhin bekannte „tolino“-Punkt mit gelben Rufzeichen. Wenn beides fehlt, dann steckt man den USB-Stecker wieder um. Danach geht man wie oben beschrieben vor und verknüpft die ADB-Treiber ggf. nochmals.
Mit der Datei „6_TEST_adb.bat“ überprüft man, ob der Tolino Vision 4 HD per ADB gefunden wurde. Hierbei sollte ebenso wie vorher eine lange Zahlen-Buchstaben-Kombination auftauchen, dieses mal jedoch mit dem Hinweis „recovery“ am Ende der Zeile (Abbildung 6). Ist das nicht der Fall, dann hat die Treiber-Installation nicht geklappt – in dem Fall geht man zurück zu Punkt 11.
Vision 4 HD Root-Zugriff dauerhaft installieren
Jetzt kommen wir zum eigentlich wichtigen (und kritischen) Punkt. Die bisherige Vorarbeit hat noch keine permanenten Änderungen am Vision 4 HD durchgeführt. Indem man „7_INSTALL_update.bat“ startet, installiert man ein eigens angefertigtes Boot-Image, mit dem ADB permanent aktiviert wird. Dieses Boot-Image musste zum Rooten des Tolino Vision 4 HD neu erstellt werden und ist nicht mit den anderen Modellen kompatibel. Nachdem man die zwei eingangs gestellten Fragen beantwortet hat, startet der Flash-Vorgang automatisch. Dieser dauert üblicherweise weniger als eine Minute. Danach startet das Gerät neu (Abbildung 7).
Nach kurzer Wartezeit landet man am Startbildschirm des Vision. Hier wurde nichts verändert – d.h. alle eBooks die man zuvor am Gerät hatte, sind weiterhin vorhanden.
Nachdem der vorangegange Schritt den permanenten ADB-Root-Zugriff ermöglicht hat, fehlt nun noch der eigentliche Root- bzw. Superuser-Zugriff direkt am Gerät. Hierfür wechseln wir ein letztes Mal zum Geräte-Manager am PC und suchen wieder nach dem Android ADB Interface. Fehlt der Eintrag, steckt man das USB-Kabel wieder um. Ist das geschehen, sollte der Eintrag erscheinen. Wird wieder nur das „tolino“-Punkt mit Ausrufezeichen angezeigt, verknüpft man die ADB-Treiber wie unter Punkt 7 beschrieben erneut.
Ist das erledigt, testet man mit der Datei „8_TEST_adb.bat“ abermals die ADB-Verbindung. Hier taucht wieder eine Zahlen-Buchstaben-Kette auf, wobei am Ende der Zeile dieses Mal „device“ steht (Abbildung 8). Ist das nicht der Fall geht man zurück zu Punkt 15.
Endlich kommen wir zum abschließenden Punkt: Mit „9_INSTALL_su.bat“ wird die Root-Berechtigung erlangt und einige praktische Applikationen installiert. Dieser Vorgang dauert üblicherweise weniger als 5 Minuten (Abbildung 9).
Am Ende startet der Tolino Vision 4 HD automatisch neu. Nach dem Hochfahren wird man mit der Launcher-Auswahl begrüßt. Dank überarbeiteter Firmware sind die Android-Dialoge ab Version 1.9.0 auch größtenteils erkennbar. Das war früher nicht der Fall (weiße Schrift auf weißem Hintergrund).
Damit sind wir am Ende. Der Vision 4 HD ist gerootet und mit einigen Basis-Apps ausgestattet. Empfehlenswert ist das einmalige Ausführen der App OneToucher und das Hinzufügen der weiteren Kategorien im App-Launcher (damit man alle vorinstallierten Apps sieht).
Weitere Schritte
Zum Abschluss noch eine kurze Erklärung zur erstmaligen Android-Nutzung. Das oben gezeigte Video demonstriert die ersten Schritte bereits:
- Am besten wählt man als Standard-Homescreen den Smart Launcher. Hierfür klickt man auf das unsichtbare Häkchen (siehe Video oben) und wählt den ersten Punkt. Ist das geschehen, landet man bei jedem Systemstart direkt am neuen Startbildschirm.
- Danach öffnet man den App-Drawer (links unten) und tippt auf den Menü-Knopf rechts oben. Hier wählt man nun „Kategorie hinzufügen“ und wählt nacheinander alle angebotenen Punkte aus. Ist das geschehen, sieht man alle vorinstallierten Programme. Einige wenig nützliche System-Apps wurden versteckt, können bei Bedarf aber ebenfalls über den Menüpunkt „Zeiuge ausgeblendete Apps“ aufgerufen werden.
- Jetzt startet man „OneToucher“. Das Programm bietet frei fliegende Menüs, sodass man zwischen Applikationen hin und her wechseln kann. Die Position des Symbols kann man einfach mit dem Finger verschieben. Das ist nötig, da der Tolino Vision 4 HD bis auf den Start-Knopf keine Tasten besitzt.
- Nook Clear Screen ist eine einfache Applikation, mit der man den E-Ink Bildschirm vollständig aktualisieren kann. Das ist sinnvoll, wenn eine andere (Lese-)App starkes Ghosting verursacht. Eine Verknüpfung dazu befindet sich direkt nach dem Root in OneToucher. Dadurch hat man von überall aus schnellen Zugriff.
- Wenn man eBooks bzw. Dateien auf den internen Speicher des eReaders kopieren möchte, dann muss die Tolino-App im Vordergrund laufen, wenn man das USB-Kabel ansteckt. Andernfalls klappt die Erkennung des Massenspeichers am PC nicht korrekt.
- Will man weitere Apps hinzufügen, muss man diese per Sideloading einspielen.
- Die Beleuchtung lässt sich mit dem Beleuchtungsknopf überall im System ein- und ausschalten. Einige Apps erlauben außerdem die Regulierung der Helligkeit. Die Einstellung der Farbtemperatur ist jedoch nur in der Tolino-Benutzeroberfläche möglich (und bleibt in den anderen Apps unverändert).
- Der App-Speicher beträgt aufgrund der Partitionierung des internen Speicherplatzes weiterhin nur 496 MB. Der restliche Speicherplatz ist für eBooks und sonstige Medien reserviert.
So, das war’s. Damit kann man den Tolino Vision 4 HD nun als hochwertiges E-Ink Tablet nutzen. Dank ghosting-armen 300 ppi Display erweist sich das Gerät als mitunter bester Android-eReader. Viel Spaß!
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