Erstmals mehr Tablets als Notebooks verkauft

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Mit dem iPad hat Apple vor wenigen Jahren einen Tablet-Boom ausgelöst, der laut Analystenschätzungen dafür verantwortlich sein wird, dass eBook Reader in Kürze das Zeitliche segnen werden. Der Markt sieht das bisher aber ganz anders, denn dedizierte Lesegeräte erfreuen sich weiterhin größter Beliebtheit. Was in den Analysen zum eBook-Reader-Markt oft nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass Tablets eigentlich weniger den eReadern Konkurrenz machen, sondern vielmehr den traditionellen Computern.

Die PC-Hersteller leiden seit Jahren am Erstarken der Tablets, sodass die Verkaufszahlen im Desktop-PC- und Notebook-Bereich rückläufig sind. Wie weit die Lage bereits fortgeschritten ist, zeigen die jüngsten Verkaufszahlen.

Tablet Verkaufszahlen erreichen neue Höhen

Im ersten Halbjahr 2013 hat sich die private Nachfrage nach Tablets in Deutschland mehr als verdoppelt und ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,21 Millionen verkauften Geräten auf heuer 2,35 Millionen Tabletverkäufe, um 109,6 Prozent gestiegen. Im vergangenen Quartal wurden dann sogar mehr Tablets als Notebooks verkauft .

Im Vergleich dazu wurden im ersten Halbjahr 2012 noch 2,71 Millionen Notebooks verkauft, in diesem Jahr aber nur noch 2,39 Millionen Stück. Das entspricht einem Rückgang von 12,1 Prozent. Auch die Desktop-PC-Verkäufe sind um 7,4 Prozent gesunken.

Während die Tablet Verkaufszahlen rasant angestiegen sind, ist der Durchschnittspreis aber – wenig überraschend – deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich 474 Euro für ein Tablet bezahlt, heuer nur noch 356 Euro.

Tablet als Mädchen für alles

Tablets nagen zwar an den Verkaufszahlen fast aller angrenzenden Produktklassen, allerdings halte ich die Sorgen und Vorhersagen um eine völlige Kannibalisierung anderer Elektronikzweige für überzogen. Tablet-PCs können praktischerweise für allerhand Aufgaben verwendet werden – zum Musik hören oder Filme schauen, um im Internet zu surfen oder um zu lesen und auch für Textarbeiten und Tabellenkalkulationen, sowie Fotomanipulation und andere komplexe Aufgaben.

Aber Tatsache ist, dass Tablets meist zusätzlich zu anderen Geräten verwendet werden, besonders um kurzweilige Aktivitäten auszuüben, was wegen deren immer besser werdenden Mobilität natürlich besonders praktisch ist. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Geräte zwar viele Dinge beherrschen, aber eine Vielzahl davon eben nicht perfekt. Dass Tablets also in nächster Zeit das Notebook oder den eBook Reader ablösen werden, ist daher unwahrscheinlich.

Das prominenteste Beispiel dafür – und das werde ich nicht müde zu nennen – ist Barnes & Noble. Der ehemals größe US-Buchhändler hat im vergangenen Jahr sein ganzes Geld auf zwei neue Tablets gesetzt, in der Erwartung, dass die beiden Geräte als Lesegeräte angenommen werden und den Nook eBook Reader ablösen können. Geklappt hat das allerdings nicht, denn Lesefreunde wollen offenbar weiterhin lieber auf dedizierten Lesegeräten lesen. Die Folge: Barnes & Noble konnte die Tablets trotz massiver Preisreduktionen nur in unzureichender Stückzahl absetzen und musste abermals Millionenverluste verzeichnen. Nun wird der Buchhändler in den kommenden Wochen vermutlich einen neuen eBook Reader und nur noch ein neues Tablet vorstellen.

Turbulentes Weihnachtsgeschäft

Man braucht allerdings auch keine Glaskugel, um ein besonders turbulentes Weihnachtsgeschäft vorherzusagen. In den letzten Wochen und Monaten wurden einige neue hochkarätige Tablets vorgestellt, die allesamt unter den Weihnachtsbaum gelegt werden wollen. Google, Amazon, Tolino, Apple, PocketBook oder Kobo sind nur einige der zahlreichen Tabletanbieter. Daneben gibt es inzwischen viele Geräte die billig aus Asien importiert und unter eigenem Label von den unterschiedlichsten Firmen auf den Markt gebracht werden – meist für Preise zwischen 100 und 150 Euro.

Die Auswahl für den Kunden ist also größer denn je und das wird sich in den kommenden Monaten, aller Voraussicht nach, auch in weiter gesteigerten Verkaufszahlen bemerkbar machen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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