Kindle Oasis 1
Der Kindle Oasis bietet das geringste Gewicht aller erhältlichen beleuchteten eReader – aber zu welchem Preis?
Steckbrief
Der Kindle Oasis wurde im April 2016 vorgestellt und erweitert Amazons eBook Reader Sortiment um ein neues Premium-Modell. Der Oasis zeichnet sich in erster Linie durch die kompromisslos gute Handhabung und Haptik aus, die das Gerät der neuen asymmetrischen Bauform zu verdanken hat. Im Gegensatz zu den allermeisten anderen aktuellen 6 Zöllern liegt der Schwerpunkt des eReaders nicht (relativ) mittig, sondern seitlich neben dem Display. Diese Seite wurde zudem flächenmäßig vergrößert, sodass man den Kindle Oasis mit einer Hand gut halten kann.
Das unglaublich niedrige Gewicht von nur 131 Gramm unterstreicht den hohen Komforfaktor. Kein anderes beleuchtetes Lesegerät ist so leicht wie der Oasis. Üblicherweise bringen andere Modelle um die 170-200 Gramm auf die Waage.
Mit einer Pixeldichte von 300 ppi liefert der Kindle Oasis ebenso wie die beiden anderen beleuchteten Kindle-eReader (Paperwhite und Voyage) eine gestochen scharfe Anzeigequalität. Das 6 Zoll Display wird nun zudem von 10 (statt 4 bzw 6 LEDs) seitlich (statt von unten) beleuchtet, was der gleichmäßigkeit zuträglich sein soll.
Das Gerät wird ausschließlich mit einer passenden Lederhülle verkauft, wobei diese einen eingebauten Akku besitzt um die Laufzeit des Oasis zu erhöhen.
Der größte Kritikpunkt des Geräts ist ohne Zweifel der Preis: Mit 290 Euro inkl. Hülle muss man mehr auf den Tisch legen als für jeden anderen 6 Zoll eReader.
Zusammenfassung
Auch wenn sich an der Optik und am Preis des Kindle Oasis die Geister scheiden, so kann es wohl keinen Zweifel daran geben, dass die ungewöhnliche Bauform und das unglaublich niedrige Gewicht einen ganz besonders hohen Nutzfaktor haben. Das Gerät wurde nach dem Motto „form follows function“ entwickelt, anstatt sich am üblichen eReader-Design zu bedienen. Zusammen mit der neuen Displaybeleuchtung, den Blättertasten und der bekannten kinderleichten Bedienung bekommen man für viel Geld auch viel geboten.
Videotest
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Testbericht
Die Vorstellung des Kindle Oasis Mitte April 2016 wurde nach der Vorankündigung von Amazons Firmenchef von vielen digitalen Lesefans sehnlichst erwartet. Was zur Enthüllung des neuen Modells geschah, das dürfte aber selbst Amazon überrascht haben: Über den hochpreisigen eReader wurde überall im Internet sehr hitzig diskutiert.
Einerseits sorgte der hohe Preis für Kritik, andererseits spaltete das ungewöhnliche, asymmetrische Design die Gemüter. Ob der ganze Trubel um den neuen eBook Reader gerechtfertigt war, sehen wir uns im nachfolgenden Test an.
Verarbeitung & Austattung
Dass es sich beim Kindle Oasis um keinen gewöhnlichen 6 Zöller handelt, wird bereits erkennbar, wenn man die beinahe quadratische Verpackung ansieht. Diese ist nämlich überraschend klein – da würde man eigentlich erwarten, dass ein 5 Zoll eReader drinnen steckt.
Tatsächlich befindet sich dann aber natürlich der neue eBook Reader mit dem asymmetrischen Design im Karton (zusammen mit einer Schnellstartanleitung und einem Micro-USB-Kabel).
Lederhülle im Detail
Und natürlich ist auch die Lederhülle mit dabei, die im Preis inkludiert ist. Während der Oasis immer in der schwarzen Farbausführung ausgeliefert wird, gibt’s die Hülle in drei Farbvarianten: Schwarz, Walnuss (braun) und Bordeaux (rot).
Neben der Farbe ist auch das Oberflächenmaterial ein wenig unterschiedlich. Die von mir gemachten Fotos zeigen die Versionen Schwarz (Testgerät bereitgestellt von Amazon) und Walnuss (Privat gekauftes Gerät). Das Leder beider Hüllen ist weich und haptisch sehr ansprechend. Die Innenseite ist mit einer Mikrofaseroberfläche bezogen.
Das besondere an der Hülle ist aber nicht das Material oder die Farbe, sondern die Form und die Tatsache, dass sich darin ein 1.290 mAh starker Akku befindet. Da der Kindle Oasis auf eine zweigeteilte Stromversorgung setzt (siehe unten), ist der Akku der Lederhülle ein essentieller Bestandteil zur Nutzung des eReaders.
Würde Amazon das Cover nicht beim Kauf beilegen und das Lesegerät dafür günstiger anbieten (wie von einigen Interessenten gefordert), würde das Nutzungserlebnis jedenfalls leiden. Von daher macht es in meinen Augen Sinn, diese beiden Komponenten nicht als getrennte Produkte zu betrachten, sondern als zwei Teile einer Sache.
Die Lederhülle besitzt keinen eigenen Stromanschluss, sodass die Aufladung nur über den Kindle Oasis erfolgt. Sobald man Hülle und eBook Reader einander annhähert, schnappen die 12 Magnete zu und halten die Hülle an der Rückseite des Geräts sicher am Platz. Hier braucht man meiner Meinung nach keine Angst zu haben, dass die Hülle verrutscht oä.
Die Form der Hülle wurde so gestaltet, dass sich diese sehr gut an das rückseitig geschwungene Design des Oasis einfügt.
Einen Nachteil besitzt die Sache in meinen Augen allerdings: Während der Kindle Paperwhite und z.T. auch der Voyage seitlich und rückseitig von der Hülle geschützt werden, ist das beim Oasis nicht der Fall. Die Hülle des jüngsten Kindle-Modells schützt zwar den Bildschirm, ein Teil der Rückseite und drei seitliche Flächen sind jedoch nicht bedeckt, sodass man mit dem teuren Gerät automatisch etwas sorgsamer umgeht als das bei anderen 6 Zöllern mit Hülle der Fall ist.
Asymmetrisches Design
Kommen wir also endlich zum Kindle Oasis selbst. Wie bereits seit der Vorstellung bekannt und weiter oben erwähnt, besitzt der eReader ein asymmetrisches Gehäusedesign. Das bedeutet, dass der Bildschirm nicht mehr horizontal zentriert an der Vorderseite zu finden ist, sondern seitlich versetzt. In anderen Worten: Die Flächen links und rechts neben dem Display sind nicht gleich groß.
Auf der rechten Seite ist die Angriffsfläche mehr als doppelt so groß (2,2 cm) wie auf der linken Seite (1 cm), sodass man den eBook Reader problemlos einhändig anfassen kann und keine Angst haben muss, den Bildschirm unbeabsichtigt zu berühren. Dabei ist das Gerät für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet, denn wenn man den eReader umdreht, drehen sich auch die Anzeige, die Tastenbelegung und die Touchzonen automatisch (und blitzschnell) mit.
Das bedeutet, dass man nahtlos zwischen beiden Händen wechseln und den Kindle Oasis wirklich sehr bequem verwenden kann. Erfreulich: Die Anzeige wird nur um 180 Grad automatisch gedreht, d.h. wenn man sich seitlich auf die Couch, ins Bett oä. legt, dann bleibt die Anzeige unverändert im Hochformat. Die Empfindlichkeit des Lagesensors ist zudem gut eingestellt, sodass unbeabsichtigte Bilddrehungen im Regelfall nicht vorkommen.
Nicht nur auf der Vorderseite ist das Gerät asymmetrisch geformt, sondern auch rückseitig. Auf etwa einem Drittel der Gerätebreite beträgt die Tiefe des eReaders rund 8 bis 8,5 mm, die restlichen zwei Drittel sind nur ca. 3,4 mm dick. Durch diese Form erfolgt die einhändige Haltung des Oasis noch besser, denn die Finger liegen auf der Rückseite auf der dickeren Seite bzw. am Übergang zwischen der dicken und dünnen Seite auf, sodass man den eReader nach kurzer Eingewöhnung immer sicher in der Hand hält.
Der Griffteil ist rückseitig mit einem weichen Softtouchmaterial ausgestattet. Es sorgt nicht nur für eine gute Haptik, sondern auch für einen besseren Grip. Etwas ärgerlich ist aber, dass Fingerabdrücke bzw. Fetttapser darauf recht gut zu sehen sind. Auch vorderseitig sind die Fingerspuren ersichtlich (allerdings nicht so stark und sie lassen sich einfacher beseitigen).
Federgewicht: Leichtester beleuchteter eReader
Die Bauform macht sich auch auf andere Weise positiv bemerkbar: Der Kindle Oasis wiegt ohne Hülle geradezu lächerliche 131 Gramm (bzw. 133 Gramm beim 3G-Modell). Damit ist es der leichteste beleuchtete eBook Reader am Markt. Das merkt man natürlich sofort, denn das Gerät ist damit sogar leichter als viele moderne Smartphones oder Phablets (z.B.: iPhone 6s mit 4,7 Zoll Display wiegt 143 Gramm, iPhone 6s Plus mit 5,5 Zoll Display wiegt 192 Gramm).
Durch die asymmetrische Form liegt der Schwerpunkt zudem einseitig direkt am Angriffspunkt der Hand. Anstatt das Gewicht auf die ganze Fläche des Geräts aufzuteilen, liegt es quasi direkt in den Fingern. Das macht die Handhabung des ohnehin schon federleichten Oasis noch besser.
Erwähnenswert ist außerdem, dass der Kindle Oasis geradezu winzig ist (143 x 122 x 3,4 bis 8.5 mm). Die Oberfläche des Geräts ist kleiner als bei den allermeisten anderen 6 Zöllern.
Aber natürlich darf man den eBook Reader nicht ausschließlich ohne die mitgelieferte Hülle bewerten. Wie vorhin erwähnt, gehören Gerät und Cover einfach zusammen und das sollte natürlich auch in Hinblick auf das Gewicht beachtet werden.
Verbindet man den Oasis mit der Hülle stehen auf der Waage laut offiziellem Datenblatt 238 Gramm (bzw. 240 Gramm bei der 3G-Version). Tatsächlich gibt’s aber kleine Gewichtsunterschiede zwischen den verschiedenen Hüllenfarben: Die schwarze Hülle wiegt 100 Gramm (tatsächliches Gesamtgewicht somit nur 231 Gramm), die walnussbraune bringt 107 Gramm auf die Waage (= 238 Gramm).
Letztendlich wird der eReader in Kombination mit dem Cover jedenfalls etwas schwerer als die meisten 6 Zöller ohne Hülle (üblicherweise zwischen 180 und 210 Gramm), ist aber wiederum deutlich leichter als viele Lesegeräte mit Hülle (meist zwischen 280 und 350 Gramm).
Das erschwert die Handhabung sprichwörtlich zwar ein wenig, macht sie aber trotzdem nicht unangenehm. Wenn man das Frontcover rückseitig umklappt (welches dann magnetisch gehalten wird), kann man das Gerät weiterhin sehr bequem halten. Die echte Stärke liegt während des Lesens aber trotzdem zweifellos in der hüllenlosen Nutzung.
Comeback der Blättertasten
Abschließend zu diesem Kapitel wollen wir natürlich auch noch einen Blick auf die restlichen Teile des Geräts werfen. Schon beim Kindle Voyage als indirekter Premium-Vorläufer des Oasis, haben die Blättertasten ein Comeback gefeiert. Dort allerdings in Form von druckempfindlichen Sensoren, die unter der planen Gehäusefront sitzen.
Beim Kindle Oasis hat sich Amazon für mechanische Knöpfe entschieden, welche die plane Front „durchstoßen“. Sie sitzen in meinen Augen perfekt positioniert auf der breiten Gehäuseseite, sodass der Daumen quasi automatisch auf der (oberen) Vorwärtsblättertaste aufliegt. Bei Bedarf kann man die Belegung der Tasten auch umdrehen, sodass mit der unteren vorwärtsgeblättert wird.
Die Druckpunkte der Knöpfe sind knackig, gut fühlbar und nicht zu fest. Sie lassen sich zudem auch an den oberen und unteren Rändern gut drücken.
Die Verarbeitung des Geräts ist absolut tadellos. Durch die sehr kompakte Form wirkt der eReader trotz des ausgesprochen geringen Gewichts sehr solide. Mit ein Grund dafür ist sicherlich die besondere Fertigung des Gehäuses. Dieses ist für eine bessere Stabilität innen galvanisiert und sorgt dafür, dass der eReader besonders verwindungssteif ist. Daher knarzt oder knackst auch nichts und die Spaltmaße rund um das Gehäuse sind gleichmäßig.
Abgesehen von den Blättertasten befindet sich an der Front ansonsten kein Bedienelement (vom Touchscreen abgesehen). Auf der oberen Seite sitzen der Power-Knopf und der Micro-USB-Anschluss. Auf der Rückseite befindet sich am Übergang von der dickeren zur dünneren Seite der Konnektor zur Ladehülle. Der interne Speicher des Oasis beträgt 4 GB (2,76 GB sind nutzbar), eine Erweiterungsmöglichkeit gibt es (wie mittlerweile bei vielen 300 ppi Modellen üblich) nicht.
Zwischenfazit Design
Ich hatte mich ja schon im Vorfeld positiv zur Designentscheidung Amazons geäußert, den Kindle Oasis mit einem asymmetrischen Design auszustatten. Das mag zwar optisch sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen, ist in Hinblick auf die Handhabung aber unbestreitbar ein riesiger Zugewinn. Das bestätigt sich nun auch in der Praxis sehr eindrucksvoll.
Das sehr niedrige Gewicht von nur 131 Gramm und der direkt in der Hand liegende Schwerpunkt machen die Nutzung des Kindle Oasis zu einer echten Freude. Das Gerät kann man wirklich sehr locker und entspannt in der Hand halten, wobei sich auch nach längerer Zeit keine Ermüdungserscheinungen einstellen. Perfekt!
Display & Beleuchtung
Das beste Gehäusedesign ist aber natürlich nutzlos, wenn nicht auch das Display ebenso hohen Ansprüchen genügt. Wir sehen uns daher nachfolgend an, wie sich der 6 Zoll große Bildschirm mit einer Auflösung von 1448x1072 Pixel und 300 ppi in der Praxis schlägt.
Über die Schriftschärfe braucht man an dieser Stelle eigentlich nicht mehr allzu viele Worte zu verlieren. Die hohe Pixeldichte kennt man bereits von anderen eBook Readern und erweist sich auch beim Oasis als hervorragend. Die Schrift wirkt gestochen scharf und auch kleine und feine Bedienelemente und Schriftgrößen sind bestens ablesbar. Für weitere Informationen empfiehlt sich der Blick in unsere eBook Reader Sektion.
Kontrast
Bei einem Preis von beinahe 300 Euro sind die Erwartungen an die Bildschirmqualität zweifellos sehr groß. Wenn man das Display des Kindle Oasis mit verschiedenen E-Ink Carta Modellen von Amazon und anderen Herstellern vergleicht, dann fällt zunächst auf, dass der Bildschirmhintergrund eine minimal andere Farbtönung besitzt.
Der Umstand ist allerdings nicht besser oder schlechter, sondern einfach nur anders und wird hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Zustande kommt dieser Unterschied vielleicht dadurch, dass Amazon aufgrund der geringen Bautiefe kein herkömmliches Carta-Display nutzt. Ebenfalls denkbar ist die Verwendung einer neuen Lichtträgerfolie, die von allen Betrachtungswinkeln gleich gut ablesbar ist.
Auf den Kontrast hat das jedenfalls keine sichtbaren Negativauswirkungen. Der Kindle Oasis kann ohne Beleuchtung zwar nicht mit dem Voyage mithalten, befindet sich mit einem Kontrastverhältnis von 7,97:1 aber im guten Mittelfeld.
Anmerkung: Die Kontrastmessung erfolgt unter praxisnahen, standardisierten Bedingungen, sodass die Ergebnisse nicht direkt mit den ermittelten Maximalwerten früherer Tests vergleichbar sind.
Kontrastverhältnis X:1, ohne Beleuchtung (höher ist besser)
- Kobo Aura H2O 8.98
- Kindle Voyage 8.48
- Kindle Paperwhite 2 8.0
- Kobo Glo HD 7.99
- Kindle Oasis 7.97
- Tolino Vision 3 HD 7.88
- Tolino Shine 2 HD 7.75
- Kindle Paperwhite 3 7.61
- Tolino Vision 2 7.48
- PocketBook Touch Lux 3 7.45
- Tolino Vision 1 6.96
Schaltet man die Beleuchtung ein, schafft es das Fliegengewicht weiter nach oben, muss dem Kindle Voyage mit einem Kontrastverhältnis von 9,82:1 aber weiterhin den Vortritt lassen.
Kontrastverhältnis X:1, mit voller Helligkeit (höher ist besser)
- Kindle Voyage 10.5
- Kobo Aura H2O 10.0
- Kindle Oasis 9.82
- PocketBook Touch Lux 3 9.54
- Tolino Vision 3 HD 9.36
- Kindle Paperwhite 3 9.33
- Kobo Glo HD 9.21
- Tolino Shine 2 HD 9.1
- Kindle Paperwhite 2 9.0
- Tolino Vision 2 7.4
- Tolino Vision 1 6.5
Das Blatt wendet sich allerdings zugunsten des Kindle Oasis, sobald man die Beleuchtung in heller Umgebung aktiviert. Dank der besonders hohen Helligkeit der integrierten Beleuchtung (siehe unten) lässt sich der Hintergrund oftmals wirklich papierweiß machen. Das sieht nicht nur toll aus, sondern verbessert die Ablesbarkeit enorm.
Beleuchtungsqualität
Der beste Kontrast ist aber nur so gut, wie die Beleuchtungsqualität, denn wenn sich das Licht nicht gleichmäßig über den Bildschirm verteilt, dann hat man auch von einem hohen Kontrastverhältnis wenig.
Meine beiden Kindle Oasis Testgeräte zeigen sich hier von ihrer besten Seite. Das Modell nutzt eine neue LED-Anordnung, die nun nicht mehr am unteren Displayrand erfolgt, sondern seitlich. Dadurch kommen anstatt 4 (Paperwhite) bzw. 6 (Voyage) LEDs insgesamt 10 LEDs zum Einsatz.
Das sorgt dafür, dass die von einer LED auszuleuchtenden Fläche in der Horizontalen geringer ist, als das üblicherweise vertikal der Fall ist und führt dazu, dass der Bildschirm noch gleichmäßiger ausgeleuchtet wird. Die gesamte Displayfläche wird tatsächlich so gleichmäßig ausgeleuchtet wie ich es noch bei keinem anderen eReader gesehen habe. Die beiden Testgeräte unterscheiden sich dabei zwar minimal, befinden sich aber auf einem ähnlich hohen Niveau.
Auch die Kontrast- und Helligkeitsmessungen belegen die wahrgenommene Gleichmäßigkeit: Über den gesamten Bildschirmverlauf fallen die Helligkeitsunterschiede geringer aus, als bei jedem anderen Gerät. Das bedeutet, dass es im Lesebetrieb diesbezüglich keine Auffälligkeitern gibt. Die Messung auf L* nach LAB bestätigt den sehr guten subjektiven Eindruck. Im nachfolgenden Bild wird die Helligkeit in neun Bereichen des Bildschirms gemessen. Je geringer die Zahlenunterschiede sind, desto besser:
Ein wenig Kritik muss man an dieser Stelle aber trotzdem üben, denn am seitlichen Bildschirmrand – wo die LEDs sitzen – sind je nach Blickwinkel und Helligkeitseinstellung durchaus schwache Lichthöfe erkennbar. Mich persönlich stören sie aufgrund der Regelmäßigkeit und sehr geringen Tiefe (etwa 3 mm) nicht, ich kann mir aber vorstellen, dass manch anderer vielleicht doch ein Problem damit hat.
Wenn man von diesem kleinen Makel absieht, dann gibt’s an der Beleuchtung in meinen Augen nichts auszusetzen.
Die Farbtemperatur beider Kindle Oasis die ich hier habe, ist recht neutral, wobei der eine geringfügig ins Bläuliche tendiert, der andere ein wenig weißer erscheint. Das ist allerdings wie so oft, nur im direkten Vergleich erkennbar. Bekanntlich schwankt die Farbtemperatur innerhalb einer Modellreihe ein wenig. Dementsprechend sind diese geringen Unterschiede nicht verwunderlich.
Helligkeit
Durch die höhere Anzahl an LEDs und die horizontale Ausleuchtung konnte Amazon die Helligkeit im Vergleich zu Voyage noch weiter erhöhen, ohne dass es zu störenden Helligkeits- oder Farbverlaufseffekten kommt. Mit einer Helligkeit von 159 cd/m² setzt sich der Kindle Oasis locker an die Spitze dieser Tabelle und lässt die allermeisten anderen Modelle weit hinter sicht.
Die höhere Helligkeit macht sich in erster Linie tagsüber bezahlt. Wenn man in einem gut ausgeleuchteten Raum sitzt, dann kann man die Ablesbarkeit mit der integrierten Beleuchtung so nochmal merklich verbessern.
Ist die Umgebung aber nicht allzu hell ausgeleuchtet, ist man gut beraten, die Beleuchtung des Oasis auf eine niedrigere Stufe zu schalten.
Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)
- Kindle Oasis 159
- Kindle Voyage 122
- Tolino Vision 3 HD 120
- Kindle Paperwhite 3 115
- Kobo Glo HD 114
- Kobo Aura 112
- PocketBook Touch Lux 3 111
- Kobo Aura H2O 99
- Kindle Paperwhite 2 91
- Tolino Shine 2 HD 89
- PocketBook Sense 70
- Icarus Illumina 2015 60
- Tolino Vision 2 53
- Tolino Shine 41
Noch wichtiger als die maximale Helligkeit, ist die kleinstmögliche Einstellung des eingebauten Lichts. Denn wenn die Beleuchtung in der niedrigsten Stufe zu hell ist, dann kann man im völlig abgedunkelten Raum geblendet werden.
Beim Kindle Oasis muss man da aber keine Angst haben: Der eReader lässt sich nicht nur besonders hell einstellen, sondern auch sehr dunkel. Die minimale Helligkeit liegt mit 0,4 cd/m² nur geringfügig über den sonstigen Kindle-Modellen und lässt andere Hersteller weiterhin hinter sich.
Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)
- Tolino Shine 2.4
- PocketBook Sense 2.4
- Tolino Vision 2 2.2
- Tolino Shine 2 HD 2.0
- Tolino Vision 3 HD 1.7
- PocketBook Touch Lux 3 1.6
- Kobo Glo HD 1.4
- Kobo Aura H2O 1.2
- Kobo Aura 1.2
- Icarus Illumina 2015 0.7
- Kindle Oasis 0.4
- Kindle Voyage 0.2
- Kindle Paperwhite 2 0.2
- Kindle Paperwhite 3 0.2
Damit schafft der Kindle Oasis einen Spagat zwischen besonders heller und sehr dunkler Einstellungsmöglichkeit, der vielen Herstellern nicht gelingt.
Erfreulich dürfte für Kritiker zudem sein, dass sich die Beleuchtung des Oasis vollständig abschalten lässt. Andere Kindle Modelle leuchten auch in der Einstellungsstufe 0 ganz schwach – beim Kindle Oasis ist die Beleuchtung auf Stufe 0 tatsächlich ganz abgeschaltet.
Touchscreen & Ghosting
Abgesehen von den Blättertasten erfolgt die Bedienung des eBook Readers über den kapazitiven Touchscreen. Wie gewohnt tippt man dabei mit den Fingern einfach auf das Display und nimmt so die gewünschten Eingaben vor. Das klappt wie erwartet schnell und fehlerfrei.
Ein Lob verdient sich der Oasis in Hinblick auf das Ghosting-Verhalten. Das Display wird während des Lesens beim Umblättern nur alle heiligen Zeiten vollständig aktualisiert und zeigt trotzdem keine zurückgebliebenen Schriftartefakte. In dieser Hinsicht ist er sogar noch eine Spur besser als die schon hervorragenden Tolino-Modelle.
Zwischenfazit Display
Die Erwartungen an die Anzeigequalität des Kindle Oasis waren im Vorfeld ohne Zweifel sehr hoch. Immerhin wünscht man sich von einem so teuren Gerät auch eine tadellose Vorstellung in der Kernkompetenz.
Und die bekommt man auch geliefert: Der Oasis zeichnet sich durch die gleichmäßigste Ausleuchtung, ein hervorragendes Helligkeitsspektrum und sehr gute Kontrastwerte aus. Auch wenn der Kontrast ohne Beleuchtung bei anderen eReadern etwas besser ist, Probleme mit der Ablesbarkeit muss man zu keinem Zeitpunkt fürchten.
Lesen & Benutzerfreundlichkeit
Der Kindle Oasis ist der erste Amazon eReader der schon mit der kürzlich aktualisierten Bedienoberfläche ausgeliefert wird. Diese wurde in erster Linie optisch angepasst und wirkt nun mit den feinen Linien und etwas größeren Abstanden luftiger und moderner.
Die Nutzung erfolgt aber im Grunde gleich wie früher, denn die Software der unterschiedlichen Kindle-Modelle wird mittlerweile abgeglichen und unterscheidet sich kaum. Als Kindle-Nutzer gibt’s in Hinblick auf die Bedienung somit keine besonderen Überraschungen – alles ist am gewohnten Platz.
Die Ersteinrichtung erfolgt wie bei anderen Amazon-Modellen: Einschalten, WLan-Passwort eingeben und schon kann man loslegen und lesen. Wenn man den Oasis direkt bei Amazon.de bestellt, wird das Gerät direkt mit dem Benutzerkonto verknüpft, sodass man die Zugangsdaten nicht gesondert eingeben muss.
Der interaktive Anleitungsmodus, den man von älteren Firmwares kennt, ist einer neuen Kurzanleitung gewichen. Diese ist nicht mehr interaktiv, sondern erklärt die wichtigsten Funktionen Schritt für Schritt in einer schematischen Darstellung. Der Ersteinrichtungsprozess ist damit weiterhin besonders einfach, sodass die Gerätenutzung auch für Techniklaien schnell verständlich ist.
Startbildschirm & Bibliothek
Der Startbildschirm wurde mit Einführung der neuen Bedienoberfläche geringfügig überarbeitet. So gibt’s neben den zuletzt gelesenen und hinzugefügten eBooks auch eine Leseliste und darunter die gewohnten Shop-Empfehlungen. Wahlweise kann man die Empfehlungen und die Leseliste ausblenden und die gewohnte Bibliotheksansicht nutzen.
Werbeeinblendungen wie wahlweise beim Basis-Kindle und Kindle Paperwhite gibt’s am Oasis grundsätzlich nicht: Das Gerät wird in Deutschland ebenso wie der Voyage ausschließlich ohne Spezialangebote verkauft.
Bis zu acht Titel können in der Listenansicht und bis zu sechs eBooks in der Cover-Übersicht angezeigt werden.
Bücher kann man wie gewohnt nach Datum, Titel, Autor oder Sammlung sortieren. Inhalte lassen sich zudem auch unkompliziert und mit wenigen Klicks aus der Cloud herunterladen. Beim 3G-Modell braucht man dafür nicht einmal eine WLan-Verbindung. Stattdessen funktioniert das Ganze über ein Mobilfunknetz und zwar im In- und Ausland und ohne zusätzliche laufende Kosten für den Nutzer.
Lesebetrieb
eBooks lassen sich mit einem einfachen Antippen öffnen. Umblättern kann man mit einem Wischen oder Tippen auf den Bildschirm, oder mit Nutzung der Blättertasten. Egal für welche Methode man sich entscheidet – es funktioniert immer schnell und zuverlässig.
Wie bereits erwähnt, kann man den Kindle Oasis dank eingebautem Lagesensor einfach umdrehen und somit links- und rechtshändig gleichermaßen benutzen. Die Touchzonen zum Umblättern werden dabei ebenfalls mitgedreht.
Die Größe des Textes lässt sich in acht Stufen anpassen, Zeilenhöhe und Randabstände kann man in jeweils drei Schritten verändern. Die Bildschirmausrichtung lässt sich abgesehen von der automatischen Drehung auch manuell (d.h. über das Lesemenü) um 90 Grad ins Querformat drehen. Eine automatische Drehung ins Querformat gibt es nicht.
Der Oasis bietet mit der getesteten Firmware 5.7.4 9 Schriftarten:
- Baskerville (Serif)
- Bookerly (Serif)
- Helvetica (Sans Serif)
- Palatino (Serif)
- Amazon Ember (Sans Serif)
- Futura (Sans Serif)
- Caecilia (Serif)
- Caecilia Condensed (Serif)
- OpenDyslexic (spezielle Schrift für bessere Lesbarkeit bei Legasthenie)
Mit dem Start des Kindle Paperwhite 3 hat Amazon im Jahr 2015 auch eine neue Textengine eingeführt. eBooks die mit dem „verbesserten Schriftsatz“ ausgestattet sind (ersichtlich in den Produktinformationen auf der Amazon-Homepage) bieten optimierte Zeichenabstände, Unterschneidung, Ligaturen und Initialenunterstützung, sowie die lange gewünschte Silbentrennung (nicht abschaltbar).
Damit wurde die Kindle-Typographie deutlich aufgewertet und der Unterschied ist im Vergleich zu eBooks denen dieser verbesserte Schriftsatz fehlt, durchaus sichtbar. Erwähnenswert ist noch, dass die Schriftarten Bookerly und Amazon Ember nun bei allen eBooks (mit und ohne verbesserten Schriftsatz) nutzbar sind.
Lesezeichen, Notizen & Wörterbuch
Neben der Typographie wurde auch die Wörterbuch- und Notizfunktionalität verbessert. Das ist besonders löblich, da diese Funktionen auch bisher schon gut nutzbar waren.
Tippt man einen kurzen Moment auf ein Wort, öffnet sich die Wörterbuchanzeige in einem kleinen Fenster. Zusätzlich wird ein Kontextmenü sichtbar, um Markierungen und Notizen erstellen zu können bzw. die Buchstelle per Social-Media zu teilen oder im Buch, im Kindle Shop oder in allen Texten zu suchen.
Eingaben erfolgen mit Hilfe der virtuellen QWERTZ-Tastatur, die wie von Amazon gewohnt sehr schnell und genau reagiert.
Notizen werden automatisch in einer Text-Datei gespeichert und lassen sich somit später einfach weiterverarbeiten. Außerdem kann man diese auf einer eigenen Webseite abrufen und sich so eine noch bessere Übersicht verschaffen.
Die Lesezeichenfunktion ist beim Kindle Oasis ebenfalls sehr clever umgesetzt und erlaubt dank der In-Bild-Anzeige (siehe Foto) ein schnelles Nachschlagen anderer Seiten, ohne tatsächlich umblättern zu müssen.
Es stehen wieder eine Reihe unterschiedlicher Wörterbücher bereit, wobei der Duden und das Oxford Dictionary of Englisch bereits vorinstalliert sind.
Folgende Wörterbücher sind verfügbar (weitere lassen sich nachkaufen):
- ABBYY Lingvo Comprehensive Russian-English Dictionary – ABBYY
- ABBYY Lingvo Большой Англо-Русский Словарь – ABBYY
- ABBYY Lingvo Большой Толковый Словарь Русского – ABBYY
- Dicionário Priberam da Língua Portuguesa – Priberam
- Dicionário Priberam de Inglês-Português – Priberam
- Dictionnaire Cordial – Synapse Développement
- Duden Deutsches Universalwörterbuch – Duden
- Groot woordenboek Engels-Nederlands (English-Dutch) – Van Dale
- Groot woordenboek hedendaags Nederlands (Dutch Dictionary) – Van Dale
- Groot woordenboek Nederlands-Engels (Dutch-English) – Van Dale
- The New Oxford American Dictionary – Oxford
- Oxford Dictionary of English – Oxford
- Oxford English – German Dictionary – Oxford University Press
- Oxford English – Spanish Dictionary – Oxford University Press
- Oxford German – English Dictionary – Oxford University Press
- Oxford Hachette English – French Dictionary – Synapse Développement
- Oxford Hachette French – English Dictionary – Synapse Développement
- Oxford Spanish – English Dictionary – Oxford University Press
- Priberam’s Portuguese-English Dictionary – Priberam
- el Diccionario de la lengua española – Real Academia Española
- lo Zingarelli Vocabolario della Lingua Italian – Lo Zingarelli
- Progressive Japanese-English Dictionary (プログレッシブ和英中辞典第3版) – Shogakukan
- 大辞泉 (Daijisen Japanese Dictionary) – Shogakukan
- Progressive English-Japanese Dictionary(プログレッシブ英和中辞典) – Shogakukan
- A Modern Chinese-English Dictionary (现代汉英词典) – FLTRP
- 现代汉语词典 (Xian Dai Han Yu Ci Dian) – Commercial Press
- Modern English- Chinese Dictionary (现代英汉词典) – FLTRP
Zusätzlich steht außerdem die Online-Übersetzung von Microsoft Bing zur Verfügung, die nochmal zahlreiche Übersetzungsoptionen bietet. Ein weiterer Vorteil des Online-Dienstes ist zudem die Möglichkeit, nicht nur einzelne Wörter, sondern ganze Textabschnitte übersetzen zu lassen. Eine solch maschinelle Übersetzung ist natürlich fehlerbehaftet, liefert im Normalfall aber dennoch gute Anhaltspunkte zum Textverständnis, wenn es Unklarheiten gibt.
Auch Erklärungen von Wikipedia lassen sich wahlweise direkt im kleinen Fenster einblenden. Umgeschaltet werden die Fenster mit einem einfachen Wischen links oder rechts.
PDF-Anzeige
Die PDF-Anzeige gehört leider weiterhin nicht zu den Prioriäten von Amazon & Co., ist beim Kindle Oasis aber dennoch ganz ordentlich ausgefallen. Seiten können mit der bekannten Zweifinger-Pinch-To-Zoom-Geste vegrößert und verkleinert werden. Außerdem lässt sich der Kontrast anpassen, was bei PDF-Dateien aufgrund der Kantenglättung manchmal nötig ist, um diese am verhältnismäßig kleinen 6 Zoll Display vernünftig lesen zu können.
Außerdem unterstützt auch der Oasis den automatischen Spaltenmodus: Mit einem Doppeltippen wird der gewünschte Bildausschnitt vergrößert und kann mit einem Wischen einfach weitergeschaltet werden. Die Vergrößerungsstufe und die Auswahl des Ausschnitts erfolgt automatisch. Das klappt zwar nicht perfekt, aber unterm Strich erstaunlicherweise sehr gut.
Der Prozessor und der ausreichend große Arbeitsspeicher von 512 MB RAM sorgen dafür, dass die Navigation von PDF-Dateien schnell funktioniert. Die Performance ist auch bei großen Dateien grundsätzlich gut, wenngleich bei bildlastigen Dateien ab 70 MB in unserem Test schon deutliche Verzögerungen zwischen Eingabe und Reaktion zu bemerken waren. Fairerweise muss man allerdings dazu sagen, dass dies auch für die allermeisten Mitbewerber gilt.
Einen besonderen Vorteil bietet im Zusammenhang mit der PDF-Anzeige das hochauflösende Retina-Display mit 300 ppi. Dank der hohen Pixeldichte können PDF-Dateien im DIN A4 Format sogar in der Originalgröße relativ problemlos gelesen werden. Das ist zwar aufgrund der winzigen Textgröße nicht besonders komfortabel, klappt aber trotzdem gut. Mit Hilfe des Querformatmodus und der einfachen Pinch-To-Zoom-Mechanik lassen sich auch großformatige PDF-Dateien letztendlich gut lesen – so gut es am kleinen 6 Zoll Bildschirm eben geht.
Sonstiges
Der Kindle Oasis bietet neben den beschriebenen Grundfunktionen auch eine Reihe nützlicher erweiterter Funktionen.
Der Internetbrowser – der sich zwar weiterhin im „Beta-Stadium“ befindet, funktioniert sehr gut. Dank schneller Ladezeiten und zumeist fehlerfreier Webseitendarstellung kann man den Oasis auch problemlos für kurze Ausflüge ins Internet nutzen und Recherchen bei Wikipedia & Co. anstellen oder sonstige Artikel lesen. Dabei ist auch der praktische Artikelmodus hilfreich, der den Haupttext einer Seite extrahiert und ohne Hompagedesign anzeigt.
Neben dem Browser stehen außerdem wieder der Vokabeltrainer und die Kindersicherung Kindle FreeTime zur Verfügung
Vokabeltrainer & Word Wise
Eine gut funktionierende Wörterbuchfunktion gehört mittlerweile zum guten Ton eines eBook Readers. Immerhin erlaubt das digitale Lesegerät es damit, auch fremdsprachige Texte zu lesen, wenn man die Sprache nicht 100%ig beherrscht. Da liegt es eigentlich nahe, dass man zusätzlich zur Wörterbuchfunktion auch einen Vokabeltrainer einbaut, der die nachgeschlagenen Wörter zur späteren Durchsicht abspeichert.
Umso verwunderlicher ist es, dann außer Amazon kein anderer Hersteller eine solche Funktion bietet, die sich neben den sonstigen Kindle-Modellen natürlich auch im Oasis wiederfindet.
Eine genaue Funktionsbeschreibung findest du in diesem Artikel. Zusammenfassend kann man festhalten, dass es sich um eine ausgesprochen nützliche Funktion handelt – sofern man fremdsprachige Texte liest.
Zusätzlich zum normalen Wörterbuch und zur Vokabelfunktion gibt’s seit geraumer Zeit auch „Word Wise“. Ist diese Funktion aktiviert, werden möglicherweise unverständliche englischsprachige Wörter automatisch im Text eingeblendet. Dafür wird die Zeilenhöhe bei Bedarf automatisch angepasst. Aktuell ist Word Wise nur bei ausgewählten eBooks in englischer Sprache verfügbar.
Kindle FreeTime & Konto-Verknüpfung
Eine weitere Funktion die man bei der Amazon-Konkurrenz vergeblich sucht, ist die Kindersicherung. Diese nennt sich Kindle FreeTime und ist speziell für Eltern mit Kindern entwickelt worden. Damit lassen sich bestimmte Funktionen des eBook Readers sperren (Browser, Kindle-Shop, Cloud-Zugang), sowie Statistiken aufzeichnen, um den Lesefortschritt zu verfolgen.
Für Kinder ist das niedrige Gewicht des Oasis dabei ein zusätzlicher Bonus, wenngleich man sich aber natürlich die Frage stellen muss, ob man das rund 290 Euro Gerät für ein Kind kauft, wenn es günstigere und (eventuell) robustere Modelle gibt.
Vor nicht allzu langer Zeit neu hinzugekommen ist außerdem die Möglichkeit zwei Amazon-Konten eines Haushalts miteinander zu verknüpfen. Damit ist es möglich eBooks zu teilen und doppelte Käufe bzw. mühsames Dateikopieren per USB zu vermeiden.
Text-To-Speech per Softwareupdate?
Ein interessantes Detail am Rande: Im Vorfeld wurde erwartet, dass der Kindle Oasis über eine Text-To-Speech-Funktion verfügt. Im offiziellen Datenblatt und in der Produktbeschreibung ist davon allerdings nichts zu finden. Auch in der Bedienoberfläche sucht man einen entsprechenden Punkt vergeblich.
Ich erwähne das deshalb, da an den Gerüchten offenbar doch etwas dran war, denn im Hauptspeicher des Geräts befindet sich ein Ordner mit dem Namen „voice“. Darin befindet sich eine 145 MB große Datei mit der Bezeichnung „vox_en_us_salli22i“, wobei es sich vermutlich um eine TTS-Stimme handelt.
Einen Klinken-Ausgang für Kopfhörer hat der Oasis zwar nicht, allerdings ist der WiFi-Chip des Geräts auch bluetoothfähig, wie die Daten der amerikanischen Telekommunikationsbehörde FCC belegen.
Ist es also denkbar, dass Amazon eine entsprechende Voice-Funktion mit einem Softwareupdate nachreichen wird? Oder hat der Versandriese die Funktion kurzfristig wieder raus genommen? Man darf gespannt sein, was die kommenden Wochen und Monate bringen.
eBook-Kauf
Der eBook-Kauf gestaltet sich am Kindle Oasis, wie von Amazon gewohnt, denkbar einfach. Das ist einerseits der Adobe-Abstinenz zu verdanken, andererseits der bereits erwähnten automatischen Amazon-Kontoverknüpfung. Amazon nutzt ein eigenes Kopierschutzsystem, von dem man als Nutzer in der Regel nichts mitbekommt. Es ist keine externe Registrierung notwendig, sodass man nach der ersten Inbetriebnahme direkt loslegen und eBooks kaufen kann.
Der Bücherkauf erfolgt mit einem Antippen über das verknüpfte Amazon-Konto. Hat man ein eBook unabsichtlich gekauft, kann man es auch retournieren. Diese Funktion sollte man jedoch nicht missbrauchen, denn in solchen Fällen hält sich Amazon das Recht einer Kontosperrung vor.
Das eBook-Angebot des Versandriesen ist wie gewohnt sehr groß, wobei besonders die Selbstpublikationsplattform ein wichtiger Teil des Kindle-Systems ist. Dort können unabhängige Autoren ihre Werke veröffentlichen, die für den Endkunden dann oftmals deutlich günstiger sind als die eBooks traditionieller Verlage. Allerdings schwankt naturgemäß auch die Qualität stärker.
Ein Nachteil jedes Amazon-eReaders ist auch beim Oasis die bekannte Geschlossenheit des Kindle-Ökosystems, die dafür sorgt, das man eBooks im Grunde nur beim Versandriesen kaufen kann. Dank der Buchpreisbindung ist das für Kunden preislich aber kein Nachteil (ein und das selbe eBook kostet überall gleich viel). Erst wenn man den Gerätehersteller wechseln möchte, wird das potentiell zum Problem, da man die bereits erworbenen eBooks unter Umständen nicht ohne Weiteres am neuen eReader lesen kann.
Akkulaufzeit & Aufladung
Den Punkt „Akkulaufzeit“ habe ich bei den jüngsten eReader-Tests fast immer weggelassen, da sich die Geräte technisch üblicherweise so ähnlich sind, dass es oftmals keine großen Unterschiede mehr gibt (abgesehen von diversen Android-Modellen).
Der Kindle Oasis macht hier jedoch eine Ausnahme. Wie bereits eingangs erwähnt, wird der eReader immer in Kombination mit der Ladehülle verkauft – und zwar aus gutem Grund. Die Stromversorgung des eBook Readers ist zweigeteilt: In der Hülle befindet sich ein 1.290 mAh starker Akku, im Gerät selbst besitzt der Akku nur eine Kapazität von 250 mAh. Das ist ohne Zweifel auch der Grund, weshalb sich die Beleuchtung des Oasis komplett abschalten lässt (siehe oben) – Amazon spart Strom wo es nur geht.
Zum Vergleich: Der Akku des Kindle Paperwhite ist 1.420 mAh stark, der des Voyage 1.320 mAh.
Eine weitere Stromersparnis kommt außerdem aus einer neuen Implementation des Standby-Modus. Wird das Gerät mehrere Stunden nicht genutzt, wird es in einen tieferen Schlaf versetzt, als das bei Kindle-Geräten bisher der Fall war. Erkennbar ist dieser Deep-Sleep-Modus daran, dass der Oasis bei Öffnen des Covers nicht augenblicklich auf den Startbildschirm wechselt, sondern dafür rund 5 Sekunden benötigt (und am unteren Bildschirmrand die Meldung „Aufwachen“ einblendet).
Laufzeiten
Mit Cover gibt Amazon mit voll geladenen Akkus (1.290 + 250 = 1.540 mAh) bei 30 minütigem Lesen, deaktiviertem WLan und Helligkeitsstufe 10 eine Laufzeit von 8 Wochen an, bzw. umgerechnet durchgehend 28 Stunden. Wenn man das Ganze nun im Verhältnis zum Geräteakku berechnet, kommt man unter gleichen Bedingungen auf eine theoretische Akkulaufzeit von rund 4,5 Stunden mit dem Oasis alleine.
Die Rechnung kommt der Praxis auch sehr nahe: Wenn ich meine bisherige Nutzung mit dem Gerät betrachte und davon ausgehe, dass die Entladung gleichmäßig erfolgt, dann komme ich mit wechselnder Beleuchtungshelligkeit auch praktisch auf Laufzeiten von 4 bis 6 Stunden. Ohne Aktivierung des Lichts sollte sich die Akkulaufzeit auf zumindest 8 bis 10 Stunden verdoppeln lassen.
Damit hält der Akku des Kindle Oasis jedenfalls kürzer als bei anderen eReadern. Und hier kommt die Ladehülle ins Spiel: Sobald man den eBook Reader mit der Hülle verbindet, wird der Geräteakku aufgeladen. Den Ladestand von Kindle und Hülle sieht man in diesem Fall im Menü für die Schnelleinstellungen (siehe unteres Foto).
Wenn man den Oasis nicht völlig leer werden lässt (d.h. bei 20-50% Restkapazität wieder in die Hülle steckt), dauert die (fast) volle Aufladung über die Ladehülle üblicherweise zwischen 45 und 90 Minuten. Theoretisch reicht eine volle Aufladung des Hüllenakkus für fünf Aufladungen des Geräteakkus.
Auf einen niedrigen Akkustand der Hülle wird man ebenso mit einer Popup-Meldung hingewiesen, wie wenn dem Geräteakku der Saft ausgeht.
Amazon geht also davon aus, dass man den Oasis regelmäßig mit der Hülle verbindet. Wenn man fertig gelesen hat, steckt man die beiden Komponenten zusammen und legt sie auf die Seite. Liest man später oder am nächsten Tag weiter, ist der eReader wieder (voll) geladen. Natürlich kann man die Hülle, wenn man möchte (oder muss), aber auch während des Lesens nutzen (siehe oben).
Ist die Ladehülle mit dem eBook Reader verbunden, kann man das Gerät und die Hülle gleichzeitig aufladen, indem man ein Micro-USB-Kabel ansteckt. Die Aufladung des Oasis klappt auch ohne Hülle – die Hülle kann man jedoch nur über den eReader aufladen. Einen eigenen USB-Anschluss besitzt diese bedauerlicherweise nicht.
Lebensdauer des Geräteakkus
Einige Personen haben Bedenken wegen der Haltbarkeit des Geräteakkus geäußert. Der kleine Akku im Kindle Oasis muss immerhin deutlich öfter aufgeladen werden, als das bei anderen eBook Readern der Fall ist. Da liegt der Gedanke natürlich nahe, dass der Oasis-Akku früher die Grätsche macht bzw. schneller an Kapazität verliert, als das üblicherweise der Fall wäre.
Ganz so einfach ist die Sache allerdings nicht, denn die Zyklenfestigkeit ist nicht in Stein gemeißelt und kann je nach Hersteller stark variieren.
Zudem sorgen die flachen Lade- und Entladezyklen dafür, dass die Lebensdauer optimiert ist. Amazon hat offensichtlich bereits entsprechende Maßnahmen getroffen, um eine möglichst lange Haltbarkeit zu gewährleisten, denn der Hüllenakku führt dem Gerät nicht permanent Strom zu, sondern lädt den kleinen Akku nur periodisch und unter nicht näher spezifizierten Bedingungen auf.
Die Aufladung des Geräteakkus durch die Hülle erfolgt meiner Beobachtung auch nur auf einen maximalen Stand von 94 Prozent. Ersichtlich ist das in den Schnelleinstellungen, wo die Lademeldungen eingeblendet werden.
Ebenfalls zu bedenken gilt, dass die extrem dünnen Akkus in Gerät und Hülle nicht zur üblichen Standardware gehören, was unter Umständen auch für den hohen Preis des Oasis mitverantwortlich ist.
Über die Lebensdauer der Akkus kann man zum aktuellen Zeitpunkt zwar nur spekulieren, die Chancen stehen aber gut, dass Amazon sich dieses Umstands bewusst war und entsprechende Schritte gesetzt hat um eine möglichst lange Lebensdauer zu gewährleisten.
Zwischenfazit Akku
Die Hüllenabhängigkeit ist ohne Zweifel eine Sache, an der sich die Geister scheiden. Einerseits punktet der Kindle Oasis mit dem leichtesten Gehäuse und der besten Handhabbarkeit, andererseits muss man sich als Nutzer daran gewöhnen, das Gerät immer wieder mit der Hülle zu verbinden.
Was man als Nachteil sehen kann, lässt sich unter einem anderen Gesichtspunkt aber auch als Vorteil betrachten: Der Oasis kann bei Bedarf mehrere Stunden ohne Hülle genutzt werden und liegt damit federleicht in der Hand. Geht der Akku noch während einer mehrstündigen Lesesession zur Neige, klappt man einfach die Ladehülle dran und liest eben mit dem höheren Gewicht weiter. Dem gegenüber hätte man bei jedem anderen Gerät die gesamte Zeitspanne das höhere Gewicht tolerieren müssen.
Dieses Nutzungsverhalten entpuppt sich für mich im praktischen Alltag jedenfalls als recht unproblematisch, was auch daran liegt, dass die Hülle dank der hervorragenden Magnetverschlüsse zügig und völlig unkompliziert abgenommen und wieder montiert werden kann.
Ein Wort zum Preis
Einer der Hauptkritikpunkte vieler Interessenten und Digitalleser am Kindle Oasis ist ohne Zweifel der hohe Preis. Für rund 290 Euro muss man deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen, als bei anderen 6 Zöllern. Manche Personen kommentieren diesen Umstand sogar als „Frechheit“ seitens Amazon.
Frechheit ist es aber keine, denn erstens bestimmt Amazon die Preise noch immer selbst und der Kunde entscheidet letztendlich, ob er bereit ist, diese zu bezahlen. Und Zweitens muss man natürlich auch bedenken, dass der Kindle Oasis kein handelsüblicher eReader ist, sondern in weiten Teilen neu entwickelt und konstruiert werden musste.
Schraubt man Kobo Glo HD und Tolino Shine 2 HD (und eine Reihe anderer Modelle) auf und wirft einen Blick ins Innere, dann wird man feststellen, dass hier im Endeffekt überall der gleiche Kern drinnen steckt. Die Entwicklung dieser Modelle erfolgte nicht vom leeren Papier weg, sondern baut auf den Vorgängermodellen auf, die ähnliche Bauteile und Platinenlayouts verwenden.
Der Oasis (und zu einem gewissen Grad auch der Voyage) musste hingegen komplett neu entworfen werden. Die Hauptplatine erstreckt sich nicht mehr über die gesamte Fläche, sondern sitzt zusammen mit dem kleinen „Spezialakku“ im Griffteil des Geräts. Wie erwähnt, erfolgt die Aufladung des Akkus zudem nicht willkürlich, sondern offensichtlich nach einem bestimmten Schema, was wohl ebenfalls erst im Zuge einer gewissen Testungs- und Entwicklungsphase so umgesetzt wurde.
Durch die dünne Bauform des restlichen Gehäuses, das in der Tiefe nur rund 3,4 mm misst, war es zudem nötig eine Metallbedampfung auf der Innenseite anzuwenden, damit das Gehäuse möglichst verwindungssteif ist und sich der Oasis problemlos und ohne Schäden transportieren lässt. Dazu kommen auch noch die kratzfestere Front und die Blättertasten.
Am Ende dieser ganzen Speziallösungen steht nunmal ein Gerät das man weder in der Gesamtheit noch in den Einzelteilen von der Stange kaufen kann. Und sowas hat natürlich seinen Preis (wobei Marketing bei der Preisgestaltung vermutlich auch eine Rolle spielt). Der Entwicklungsaufwand dürfte den allerersten eBook Readern von Sony und Amazon, die ebenfalls um die 300 Euro gekostet haben, kaum nachstehen.
Eine Frechheit ist der Verkaufspreis also sicherlich nicht. Stattdessen ist der Oasis ein Angebot an Vielleser, die auch bereit sind mehr Geld für ihr Hobby auszugeben, um das entspannteste Leseerlebnis zu erwerben. Wer nicht so viel Geld in die Hand nehmen möchte hat sowieso weiterhin die Möglichkeit zu den günstigeren Modellen zu greifen, die ebenfalls hervorragende Leseerlebnisse bieten.
Fazit
Mit dem Kindle Oasis hat Amazon reichlich Staub aufgewirbelt. Die zuerst namenlose Ankündigung durch Firmenchef Jeff Bezos sorgte im Vorfeld bereits für reichlich Spekulationen und Diskussionen, die nach der Vorstellung mindestens ebenso leidenschaftlich und hitzig weitergeführt wurden.
Eine Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet über den Oasis so viel diskutiert wurde, habe ich zwar nicht. Die Frage nach der Umsetzung des Geräts kann ich zum Abschluss des Tests nun aber auf jeden Fall beantworten.
Der winzige Premium-eReader ist das mit großem Abstand beste Lesegerät in Hinblick auf Haptik und Handhabung. Die Leichtigkeit mit der sich der Oasis nutzen lässt, ist unerreicht. Auf keinem anderen eBook Reader liest es sich so entspannt.
Das unglaublich niedrige Gewicht macht sich im Lesealltag in jeder Hinsicht bezahlt, sodass ich keinen Zweifel daran habe, dass das Fliegengewicht nach dem Ausprobieren auch Skeptiker überzeugen wird. Im direkten Vergleich wirkt jeder handelsübliche 6 Zoll eBook Reader wie ein globiger Klotz – von größeren Formaten gar nicht zu sprechen. Schon nach kurzer Nutzung will man eigentlich gar nicht mehr zurück zur üblichen Bauform und zum alten Gewicht.
Die sehr gute Beleuchtung gerät da schon fast zur Nebensache: Die 10 seitlich platzierten LEDs leuchten den Bildschirm nicht nur gleichmäßig aus, sondern sorgen auch für hohe Kontrastwerte und eine hervorragende Ablesbarkeit.
Aber wo Licht ist, gibt’s bekanntlich auch Schatten. Zwei Kritikpunkte muss sich der Oasis am Ende dann doch gefallen lassen. Erstens führt die Zweiteilung der Stromversorgung zu einer hohen Abhängigkeit von der Hülle und erfordert eine gewisse Kompromissbereitschaft, was sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Zweitens ist der vergleichsweise hohe Preis zweifellos ein Hindernis für viele Interessenten.
Wenn man davon absieht, dann gibt’s am neuen Premium-Modell meines Erachtens aber nicht viel auszusetzen. Der neue eReader macht zwar nicht alles perfekt und muss sich in manchen Einzeldisziplinen gelegentlich hinter dem Voyage einreihen, unterm Strich bietet der Kindle Oasis in meinen Augen aber wirklich das beste Gesamtpaket zum entspannten, ermüdungsfreien Lesen.
Ohne dass Amazon das Rad neu erfunden hat, gelingt dem Unternehmen mit dem Oasis in Hinblick auf die Handhabung ein bedeutender Schritt vorwärts. Die mutige Entscheidung keine Kompromisse bei Bauform und Gewicht einzugehen, macht sich am Ende somit auf jeden Fall bezahlt und sorgt dafür, dass sich der jüngste Kindle-Spross die sehr gute Note 1,3 in unserem Test holt.
Für all jene die nicht so viel Geld ausgeben möchten und auch unabhängiger von einer Hülle sein wollen, lohnt sich ansonsten natürlich weiterhin der Blick zu anderen Modellen wie dem Kindle Voyage (189 Euro) oder Paperwhite (119 Euro), die (ohne Hülle) deutlich günstiger erhältlich sind.
Nachfolgend noch ein paar Worte zum Preis des Kindle Oasis, der für reichlich Diskussionen gesorgt hat.
Der Kindle Oasis Fallout [Kommentar]
Amazon Chef Jeff Bezos höchstpersönlich hat den Kindle Oasis im Vorfeld via Twitter (namenlos) angekündigt. Eine Woche vor dem Start wussten wir also schon, dass der Versandriese in Kürze einen neuen eBook Reader auf den Markt bringen würde. Die Spekulationen dazu waren zahlreich.
Auch hier auf ALLESebook.de haben ich und viele Leser gemutmaßt, was das neue Lesegerät können würde. Wasserdicht, großer Bildschirm, Text-to-Speech und was nicht noch alles, sollte das nächste Top-Modell haben.
Rausgekommen ist am Ende etwas völlig anderes, als sich die meisten (mich eingeschlossen) erwartet haben. Der Kindle Oasis ist ein 6 Zoll eReader mit weitestgehend bekannter Technik, aber ungewöhnlicher Bauform. Anstatt die Hardwarekomponenten weiterzuentwickeln, hat Amazon das Augenmerk auf Haptik und Handhabung gelegt. Und auf den Preis: Rund 290 Euro kostet der Oasis in der WiFi-Variante.
Zu teuer, zu klein, zu hässlich und viele andere Kommentare waren zu lesen. Aber insbesondere die Ankündigung des Preises hat massive Kritik in diversen Internetforen nach sich gezogen. Die Reaktionen auf das neue Lesegerät sind jedenfalls sehr zahlreich und in meinen Augen durchaus überraschend heftig. Nachfolgend will ich auf einige Kritikpunkte eingehen.
Kindle Oasis und Voyage preislich fast gleichauf
Tatsächlich hat sich im Vergleich zum Preis des Kindle Voyage eigentlich gar nicht so viel geändert: Der Voyage kostet rund 190 Euro. Eine originale Origami-Hülle aus Leder kostet 60 Euro, die limitierte Premiumvariante sogar 90 Euro. Unterm Strich werden für den Verbund aus eReader und Hülle somit auch saftige 250 bis 280 Euro fällig. Nicht viel weniger als Amazon jetzt für den Kindle Oasis inkl. Schutzcover ausruft.
Der Unterschied ist aber natürlich die Zwangsbündelung der beiden Komponenten. Den eBook Reader bekommt man nur in Kombination mit der Hülle. Und zwar mit gutem Grund: Die Akkukapazität des Oasis ist zweigeteilt: Ein Akku mit 250 mAh befindet sich im Lesegerät, ein weiterer Akku mit 1250 mAh in der Hülle. Der Hintergedanke des Ganzen ist klar: Amazon hat den Akku des eReaders verkleinert um Gewicht zu sparen und die asymmetrische Bauform zu ermöglichen.
Während des Lesens sollen Nutzer die Hülle abnehmen und den 131 Gramm leichten Kindle Oasis ohne Cover in der Hand halten. Hat man fertig gelesen, schnappt man die Hülle mit den Magnetverschlüssen einfach wieder drauf, woraufhin der Akku des eReaders aufgeladen wird.
Es ist eine Kompromisslösung die ohne den kombinierten Verkauf mit der Hülle nicht funktionieren würde. Tatsächlich würde das Nutzungserlebnis aufgrund der kürzeren Akkulaufzeit des Oasis alleine vermutlich sogar leiden, wenn die Hülle nicht enthalten wäre. Die Designentscheidung zur Verringerung der Akkukapazität des eReaders kann man kritisieren und muss man nicht gut finden. Tatsache ist aber, dass sich Amazon für diesen Weg entschieden hat und ein Verkauf ohne Hülle deshalb kaum sinnvoll wäre.
Preislich am Niveau älterer Modelle
Auch wenn man die Preiskalkulation wie oben angeführt zweiteilt, lässt es sich aber natürlich nicht von der Hand weisen, dass der Kindle Oasis in der Geldbörse eine größere Lücke hinterlässt als die allermeisten anderen am Markt befindlichen Modelle. Der Durchschnittspreis bei den beleuchteten 6 Zoll eReadern hat in den vergangenen Jahren nach unten gezeigt.
Mittlerweile kosten viele Geräte in diesem Größensegment nur noch 120 bis 130 Euro. Gelegentlich fallen die Preise in Aktionszeiträumen auch auf 80 bis 110 Euro.
Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich auch die Preisdiskussion besser verstehen. Man kann das Ganze aber auch unter einem anderen Gesichtspunkt betrachten: Vor nicht allzu langer Zeit musste man für eBook Reader noch 200-300 Euro auf den Tisch legen. Meinen Sony PRS-505 habe ich für (ich glaube) umgerechnet 300 Euro aus den USA importiert – der hatte keine Beleuchtung und im Vergleich zu heutigen Geräten furchbare Kontrastwerte. Gekauft habe ich mir den eBook Reader aber trotzdem, da mich die Technik schon damals fasziniert hat.
Aber nicht nur der PRS-505 war in dieser Preisregion angesiedelt, für den zwei Generationen jüngeren Sony PRS-650 wurden ebenfalls 230 Euro fällig (jedoch ohne Hülle). Der erste Kindle hat 400 US-Dollar gekostet, der zweite (zunächst) 390 US-Dollar.
Seit dem sind natürliche mehrere Jahre ins Land gezogen und man kann diese Preise nicht einfach mit denen der heutigen Modellen vergleichen. Eine entscheidende Sache haben die alten eReader und die neuen Hochpreismodelle Kindle Oasis und Voyage aber gemein: Es war mehr Entwicklungsarbeit und Speziallösungen gefragt als bei den sonstigen Marktteilnehmern.
Viele aktuelle 6 Zöller folgen dem grundsätzlich gleichen Hardwaredesign wie 3 oder 4 Jahre alte Modelle. Wenn man den Kobo Glo auseinandernimmt und die Platine mit einem Glo HD vergleicht, dann sind viele Gemeinsamkeiten erkennbar. Noch offensichtlicher wird dies, wenn man den Glo HD mit den Tolino Shine 2 HD vergleicht und auch diverse andere Modelle miteinbezieht: Sie setzten auf das gleiche Referenzdesign und kommen oft sogar vom gleichen Hersteller (Netronix). Der Kobo Glo ließ sich sogar mit der Android-Firmware des ersten Tolino Shine starten – so ähnlich sind sich die Geräte hardwaretechnisch.
Solche Geräte herzustellen ist dann im Endeffekt natürlich billiger als wenn man nicht nur das Platinendesign ändert, sondern man z.B. auch dafür Sorge tragen muss, dass das Gehäuse des eReaders ausreichend verwindungssteif ist, damit die 3,4 mm dünne Fläche nicht bricht bzw. keine Torsion auf das Display überträgt. Sowas kostet nun mal Geld und sollte bei der Bewertung des Preises nicht außer Acht lassen.
Lederhülle nicht vegan
Ein weiterer Kritikpunkt von anderer Seite betrifft das Material der Hülle. Eine kleine Gruppe von Personen hat sich bereits zur Oasis-Produktvorstellung in diversen Foren und Newskommentaren kritisch oder negativ zur Zwangsbündelung des Covers geäußert – nicht wegen des Preises, sondern wegen des Leders.
Veganer, Vegetarier und andere Personen die keine Lederprodukte nutzen wollen, können eine Online-Petition unterschreiben, die Amazon dazu auffordert, auch eine Kaufoption mit Kunstleder oder einem anderen tierfreundlichen Material anzubieten. Viel Zulauf hat die Sache aber nicht – nach 2 Tagen gibt’s (aktuell) nur 233 Unterschriften.
Während ich die verschiedenen Lebensstile auf jeden Fall respektiere und die Misshandlung von Tieren verabscheue, so halte ich die Forderung ehrlich gesagt für heuchlerisch.
Selbst wenn Amazon den Oasis ohne Ledercover anbietet, die Bedingungen unter denen die seltenen Erden in China, Russland & Co. abgebaut werden sind menschlich und ökologisch zumeist katastrophal. Jedes moderne Elektronikprodukt leistet einen kleinen Beitrag zu diesem Status quo.
Selbst wenn die Hüllenoption um Kunstleder oä. erweitert wird, wirklich besser macht das die Sache in Hinblick auf ökologische Aspekte daher nicht. Konsequenterweise sollte man als Tieraktivist eigentlich gar nicht zu einem modernen Elektronikprodukt greifen. Das lässt sich heutzutage natürlich kaum vermeiden, aber der Kauf eines High-End Unterhaltungselektronikprodukts ist zumeist jedenfalls kein Muss, insbesondere wenn man ohnehin schon eines besitzt.
Wie dem auch sei: Ich halte es zwar nicht für ausgeschlossen, dass Amazon mittelfrisitg eine weitere Hüllenoption mit anderem Material ins Sortiment aufnimmt, wetten würde ich allerdings nicht. Immerhin wird der Oasis als Premium-Modell positioniert und eine Kunststoffhülle (die dann laut Kundenmeinung vermutlich auch billiger angeboten werden soll), könnte das Image verwässern und den Abstand (und nötige Differenzierbarkeit) zum Voyage verringern.
Das Kindle Oasis Design ist ein Meisterstück
Zum Abschluss möchte ich noch eine Lanze für die Optik und Bauform des Oasis brechen. So mancher Kommentar hat das Design des eReaders heftig kritisiert. Viele empfinden die asymmetrische Bauform als wenig ansprechend.
Dem möchte ich entgegenhalten, dass der Kindle Oasis damit eigentlich zurück zu den Wurzeln geht. Die Anfänge der eBook Reader waren nicht symmetrisch. Der Sony PRS-505 als eines der ersten Lesegeräte am deutschen Markt, hatte eine fast schon wirre Anordnung von Knöpfen unter und neben dem Bildschirm.
Auch das erste Kindle Modell besitzt eine asymmetrische Bauform. Und nicht zu vergessen, es gab einige andere Modelle von kleineren Herstellern, wie z.B. den PocketBook 360° mit einer ebenfalls ungewöhnlichen Gehäuseform.
Dies hat sich erst schleichend geändert als Smartphones und Tablets ihren Siegeszug antraten und die Touchscreenbedienung auch bei Lesegeräten zum Usus wurde. Die asymmetrischen Designs sind langsam dem heute üblichen Einheitsbrei gewichen, wonach das Display mittig im Gehäuse sitzt und die Ränder besonders schmal sind. Was bei Smartphones und Tablets durchaus Sinn macht und gut aussieht, ist für dedizierte Lesegeräte aber nicht immer das Gelbe vom Ei.
Ergonomisch ist es in meinen Augen auf jeden Fall besser das Design auf eine möglichst einfache einhändige Handhabung auszulegen. Und das bedeutet die Angriffsflächen neben dem Display ausreichend groß zu gestalten, Blättertasten in Reichweite der Finger zu belassen und den Schwerpunkt möglichst nah am Angriffspunkt zu haben.
Letzteres ist der echte Geniestreich des Kindle Oasis: Die asymmetrische Bauform des Geräts hört nämlich nicht auf der Vorderseite auf, sondern schließt die gesamte Elektronik mit ein. Das Mainboard und der Akku sitzen in einer kleinen Erhebung auf der Rückseite, die den Schwerpunkt des Oasis an den Rand rückt. Gleichtzeitig wird durch die extreme Dünne des restlichen Gehäuses ein besserer Griff ermöglicht.
Auch ohne das Gerät schon in der Hand gehalten zu haben, kann eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass der Kindle Oasis dadurch die aktuell beste Handhabung eines dedizierten Lesegeräts besitzt. Dabei spielt es letztendlich auch gar keine Rolle, ob man bisher keine nennenswerten Probleme mit dem Gewicht oder der Handhabung anderer Modelle hatte.
Was bedeutet der Kindle Oasis für die Konkurrenz?
Eine Frage die sich mir schon vor der Vorstellung gestellt hat, lässt sich nun nach dem offiziellen Produktstart meines Erachtens relativ einfach beantworten: Was bedeutet der Kindle Oasis für die Konkurrenz? Die Antwort lautet: Nichts.
Kein Mitbewerber hat ein vergleichbares Gerät im Sortiment, weder in Hinblick auf die Bauform und Ladeform (mit Hülle) noch hinsichtlich des Preises. Der Oasis ist als High-End Premium-Modell positioniert und dabei noch weiter von der Konkurrenz entfernt als der Voyage.
Dass Tolino, Kobo & Co. durch den Oasis Kunden verlieren, erscheint in meinen Augen daher eher unwahrscheinlich, denn wie wir schon vielfach gesehen haben, verkaufen sich eReader im Mainstream vornehmlich über einen niedrigen Preis.
Der Kindle Oasis spricht daher in erster Linie technikbegeisterte Vielleser an, die aber grundsätzlich auch bei anderen Herstellern durchaus gut bedient werden. Von daher halte ich die unmittelbaren Auswirkungen auf die Konkurrenz – vielleicht ausgenommen auf die Prestigefrage um das potentiell beste und komfortableste Lesegerät – für gering.
Im schlimmsten Fall zementiert Amazon die eigene Position bei treuen Kunden, die nach dem Kauf eines solchen hochpreisigen Modells sicherlich nicht mehr zu einem anderen Anbieter wechseln.
Auf die Umsetzung kommt es an
Wie bei jedem eBook Reader kommt es aber natürich auch beim Kindle Oasis auf die praktische Umsetzung an. Der hohe Preis muss für Lesefreunde natürlich auch rechtzufertigen sein. Letztendlich dreht sich bei einem dedizierten Lesegerät alles um die Anzeigequalität.
Wenn der Oasis in Hinblick auf die Bildschirmausleuchtung und das Kontrastverhältnis überzeugen kann, dann steht dem Erfolg des Geräts meiner Meinung nach nichts im Weg. Nicht mal der verhältnismäßig hohe Preis. Letzten Endes würde der Oasis dann für viel Geld auch viel bieten.
Aber ganz egal wie man zu dem Gerät und dem Preis steht, aus Kundensicht ist die größere Auswahl auf jeden Fall zu begrüßen. Von daher kann man auch hoffen, dass andere Hersteller ebenfalls (wieder) diesen Weg einschlagen und versuchen weitere Differenzierungspunkte in die Praxis umzusetzen.
Fotos
Datenblatt
Technische Daten: Kindle Oasis 1 | ||
---|---|---|
Allgemein | Hersteller | Amazon |
Markteinführung | 2016 | |
Verfügbare Farben | Schwarz (Hülle in Schwarz, Walnuss & rot) | |
Wassergeschützt | nein | |
Größe | Maße | 143 x 122 x 3.4-8.5 mm |
Gewicht | 131 g | |
Display | Displaytechnologie | E-Ink Carta |
Displaygröße | 6 Zoll | |
Displayauflösung | 1448x1072 Pixel | |
Pixeldichte | 300 ppi | |
Farbtiefe | 16 Graustufen | |
Touchscreen | ja, kapazitiv | |
Eingebaute Beleuchtung | ja | |
Blaulichtreduktion | nein | |
Plane Front | ja | |
Verbindungen | USB | ja, Micro USB |
Bluetooth | nein | |
WLan | ja, 802.11b/g/n | |
GSM / UMTS | ja, optional | |
Speicher | Interner Speicher | 4 GB |
Speicherkartenerweiterung | nein | |
Funktionen | Betriebssystem | Linux |
Lautsprecher | nein | |
Text-to-Speech | nein | |
Blättertasten | ja | |
Unterstützte Dateiformate | Kindle Format 8 (AZW3, KFX), Kindle (AZW), TXT, PDF, unprotected MOBI, PRC; HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG | |
Unterstützte DRM-Dateiformate | AZW, KFX | |
Sonstiges | Akkulaufzeit / Akkukapazität | Mehrere Monate (mit Hülle) |
Lagesensor | ja | |
Integrierter eBook Store | ja | |
Sonstiges | Wörterbuch, Vokabeltrainer, Kindersicherung, inklusive Ladehülle |