Testet Amazon die Kindle Paperwhite Preisakzeptanz?

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Von Amazon fehlt zwar weiterhin eine offizielle Erklärung für die Paperwhite-Preisschwankungen der letzten Tage, mittlerweile bin ich aber schon fast geneigt zu sagen, dass Amazon die Preisakzeptanz der Kunden testet. Zur Erinnerung: Als wir vor drei Tagen darüber berichtet haben, dass der Versandriese seinen wichtigsten eBook Reader als kostenlose Beigabe zu einem Mobilfunkvertrag anbietet, sprang auch sofort die Preiserhöhung des eReaders ins Auge.

Um 20 Euro wurde der Kindle Paperwhite teurer, womit man 119 Euro auf die virtuelle Ladentheke legen musste. Die Verteuerung war allerdings nur von kurzer Dauer: Der Preis wurde wieder auf 99 Euro gesenkt. War wohl ein Fehler – könnte man meinen.

Dann stieg der Verkaufspreis am nächsten Tag allerdings schon wieder, jedoch ebenfalls nur kurzfristig. Nach wenigen Stunden war der Spuk vorbei und der Paperwhite wieder zum bekannten Unter-Hundert-Aktionspreis erhältlich. Damit war die Sache aber nicht gegessen: Am folgenden Tag gab’s schon wieder den gleichen 20 Prozent Aufschlag. Dieses Mal bleibt der höhere Preis sicherlich – war ich überzeugt. Denkste! Wieder hat Amazon die Erhöhung nach wenigen Stunden zurückgenommen.

Ungewöhnliche Preisaktivität

Preisschwankungen bei Elektronikprodukten sind selbstverständlich nicht ungewöhnlich – insbesondere bei Amazon ändern sich die Verkaufspreise für Unterhaltungselektronikprodukte sehr häufig. Dass aber gerade ein hauseigener Artikel, der noch dazu stark vergünstigt angeboten wird, so stark schwankt, kommt doch überraschend. An einen (unschuldigen) Fehler kann ich nach drei Tagen und drei Preisänderungen eigentlich kaum noch glauben.

Mehrmals sprang der Preis in den letzten Tagen auf 119 Euro

Vielmehr machen die Preiserhöhungen den Eindruck, als teste Amazon die Kundenakzeptanz. Immerhin ist der Paperwhite in Deutschland aktuell so günstig wie in keinem anderem westlichen Markt. In den USA werden ohne Werbung 139 US-Dollar fällig (mit Werbung 119 US-Dollar), in Großbritannien muss man 109 Pfund auf den Tisch legen, in Frankreich, Italien und Spanien gilt ein Verkaufspreis von 129 Euro. Der tiefe Preispunkt hierzulande ist ohne Zweifel eine Reaktion auf den starken heimischen Konkurrenten Tolino. Nirgendwo sonst dürfte dem US-Versandriesen so ein rauher Wind entgegenwehen wie am deutschen eBook-Markt.

Anmerkung: In Japan gibt’s den Paperwhite für umgerechnet 80 Euro noch deutlich billiger, allerdings hat es das US-Unternehmen am japanischen Markt seit jeher sehr schwer und der Kindle Start hat sich aufgrund der Vorbehalte vieler japanischer Verlage um Jahre verzögert. Zudem sind dedizierte eBook Reader aufgrund der Manga-Popularität nicht ganz so wichtig wie im Rest der Welt.

Langfristig keine höheren Preise

Auch wenn es mit der Bepreisung des Kindle Paperwhite durchaus spannend bleibt, so lehnt man sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass eine etwaige Preiserhöhung nicht von Dauer sein wird. Dabei hat Amazon die Preisspirale mit dem Kindle zwar auch hierzulande losgetreten, den jüngsten Preisrutsch auf rund 100 Euro für ein beleuchtetes Lesegerät verdanken wir aber der Tolino-Allianz.

Der Shine war 2013 mit einem Preis von rund 100 Euro deutlich günstiger als der Kindle Paperwhite (damals 129 Euro). Diese Aggressivität war zweifellos nötig um ein Moment zu generieren und schnell Marktanteile zu gewinnen. Das hat aber auch dazu geführt, dass sich andere Anbieter zumindest zu kurzfristigen Rabattaktionen genötigt sahen und das Preisbewusstsein der Kunden langsam weiter sank. Mit dem mittlerweile seit vier Monaten andauernden Aktionsverkauf des Paperwhite für 99 Euro hat sich dies noch weiter verstärkt.

Kindle Paperwhite für (vielleicht) 99 Euro kaufen

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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