Tablet-Markt wächst schneller als erwartet; Haben eBook Reader eine Zukunft?

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Der Tablet Markt wächst schneller als Gedacht. Der High-Tech Verband Bitkom rechnet aktuell mit einem Absatzvolumen von 2,1 Millionen Tablets für das Jahr 2011 in Deutschland.

Ursprüngliche Prognosen sind noch von 1,5 Millionen Stück in diesem Jahr ausgegangen, was nun einer 40 prozentigen Steigerung entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Verkaufszahlen damit sogar um 163 Prozent gewachsen (siehe Grafik unter „Alles lesen“).

Gleichzeitig werden aber auch billigere Geräte gekauft und der Durchschnittspreis ist ebenfalls gesunken, womit die Umsatzsteigerung mit 141 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro etwas geringer ausfällt als die Steigerung des Absatzvolumens. Im Schnitt liegen die Tabletpreise aktuell bei 534 Euro, was 8 Prozent weniger ist als noch im letzten Jahr.

Im Jahr 2012 soll sich das rasante Wachstum wieder abschwächen und 29 Prozent betragen. Es ist nur natürlich, dass irgendwann eine gewisse Sättigung erreicht ist, allerdings hat Bitkom die Rechnung hier meiner Ansicht nach ohne Amazon (und Kobo) gemacht, welche mit ihren 200-250 Euro 7 Zoll Tablets die Prognosen durcheinanderbringen könnten.

Selbst am bereits deutlich gesättigteren US-Markt kann Amazon mit dem Kindle Fire einen enormen Erfolg feiern – wenn man den ganzen Hochrechnungen glauben darf. So sollen nur in diesem Weihnachtsgeschäft zwischen 3 und 6 Millionen Amazon Kindle Fire über den (virtuellen) Ladentisch gehen. Das alleine entspricht dem fast bis zu dreifachen Absatzvolumen für Tablets im Gesamtjahr 2011 in Deutschland!

Innerhalb kürzester Zeit haben Tablet PCs damit einen Marktanteil von 16 Prozent am heimischen Computer-Markt erreicht. Das bekommt auch der größte PC-Hersteller HP zu spüren, welcher unlängst eingeräumt hat, dass Apple ihn bald vom Thron stoßen könnte. Das Tablet-Wachstum geht aber besonders zu Lasten der kleinen Netbooks, welche einen Absatzrückgang von 35 Prozent auf 900.000 Stück verzeichnen müssen.

Angesichts dieser Zahlen fragen sich immer wieder viele Analysten und Kunden, ob eBook Reader sich hier überhaupt noch durchsetzen können. Im Jahr 2011 sollen „nur“ 232.000 eBook Reader in Deutschland verkauft werden, welche einen Umsatz zwischen 20 und 30 Millionen Euro erwirtschaften.

Sorgen braucht man sich um die eBook Reader aber trotzdem keine zu machen. eReader mit eInk-Display sind hochspezialisierte Lesegeräte, welche aufgrund ihrer vergleichsweise eingeschränkten Funktionsvielfalt einem ganz anderen Elektroniksektor zuzuordnen sind. Wie man in der Grafik oben auch sehen kann, fallen Tablets in den Computer-Bereich und kannibalisieren dort den Net- bzw. Notebookmarkt. Ein weiterer Hinweis zur zukünftigen Koexistenz der beiden Geräteklassen liefert eine Aussage von Amazon, wonach Kunden/innen nicht nur ein Gerät kaufen, sondern häufig Tablet und eBook Reader. Zum Black Friday wurden darüber hinaus auch oft mehrere Kindle von einer Person gekauft, um die Geräte zu verschenken.

In Europa mag der eBook Reader noch nicht so populär sein, aber dies liegt wohl hauptsächlich in der aktuellen Preisgestaltung begründet. eBooks werden im deutschsprachigen Raum mit der regulären Mehrwersteuer von 19 bzw 20 Prozent besteuert, womit sie oft nur marginal günstiger sind als die Gegenstücke aus Papier. In Frankreich wird der Steuersatz auf eBooks im Jahr 2012 auf 7 Prozent gesenkt. Man wird sehen, wie sich dies auf die Entwicklung des eBook-Marktes auswirkt. Der französische Markt ist aktuell nämlich noch kleiner als der deutsche.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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