USA: Authors Guild verklagt Google Books Partner-Universitäten

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Seit gut sechs Jahren kämpft die amerikanische Authors Guild gegen die Digitalisierung und das öffentliche Zugänglichmachen von Büchern durch Google Books – bisher aber mit wenig Erfolg. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Rechtsstreit von Google und den Verlagshäusern (inkl. der Authors Guild) noch immer andauert. Bekannt ist dieser Streit vor allem unter dem Namen „Google Book Settlement„. Nun geht die Authors Guild einen neuen Weg und versucht in der Zwischenzeit über Umwege die Digitalisierung geschützter Werke zu stoppen und klagt gegen US-Universitäten, welche mit Google bei der Digitalisierung zusammenarbeiten.

Ziel der Klagen sind unter anderem große Universitäten wie die University of Michigan, die University of California und die Cornell University. Sie sind, um ihre eigenen Digitalisierungsbestrebungen ins Rollen zu bringen, eine Partnerschaft mit Google eingegangen. Neben dieser Partnerschaft unterhalten die meisten der verklagten Universitäten auch eine Beziehung mit dem HathiTrust, eine Organisation, welche sich für die Archivierung und den Vertrieb von eBooks verantwortlich zeichnet. HathiTrust wird auch als einer der Verteidiger in den Klagefällen angeführt.

Die Authors Guild hat mit der Klage zwei unterschiedliche Absichten:

Es wird dabei gar nicht in Frage gestellt, dass die digitalisierten Werke nach wie vor unter dem Urheberrecht stehen, oder dass die Universitäten Rechte an den Druckversionen der Bücher hätten. Vielmehr wird auf die Rechtmäßigkeit der nicht authorisierten Digitalisierung abgezielt und die Tatsache, dass die Universitäten eine zentralisierte Anlaufstelle für diese Werke haben, welche durch den HathiTrust unterhalten wird. Die Kritik richtet sich daher auch darauf, dass die Universitäten keine direkte Kontrolle mehr über die Inhalte haben und bei einer Sicherheitslücke des Systems, Zugriff auf unzählige kopiergeschützte Werke ermöglicht wird. Um die Größenordnung zu verstehen: Der HathiTrust verfügt über 431 Terabyte (= 441344 Gigabyte) an Daten und 5.111.646 Buchtitel.

Das zweite Ziel ist das willkürliche Zugänglichmachen von Werken, deren Rechteinhaber oder Autoren man nicht mehr ausfindig machen kann und die es nicht mehr zu kaufen gibt. Solche Bücher werden den Studenten durch den HathiTrust ohne Einschränkungen zur Verfügung gestellt. Harte Worte für diese Vorgehensweise, welche die Authors Guild stoppen will, findet der Executive Director der Australischen Society of Authors, Angelo Loukakis: „This group of American universities has no authority to decide whether, when or how authors forfeit their copyright protection. These aren’t orphaned books, they’re abducted books„, was so viel bedeutet wie: „Diese Gruppe amerikanischer Universitäten ist nicht befugt zu entscheiden, ob, wann oder wie Autoren ihren Schutz durch das Urheberrecht verlieren. Diese Bücher sind nicht verwaist, sie wurden entführt.“

Die Authors Guild will mit diesem Schritt das weitere Einscannen von Büchern aufhalten und das Zugänglichmachen von „verwaisten“ Büchern durch den HathiTrust stoppen. Außerdem hofft man auf die Beschlagnahme der digitalisierten Werke auf den Hathitrust-Servern. Sie sollen allerdings nicht gelöscht, sondern komplett vom Netz genommen werden – zumindest so lange bis sich der US-Kongress mit dem Thema befasst.

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