Kindle mit Liquavista-Technik vor der Tür?

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Update: Es ist schon einige Zeit her, als wir zum letzten Mal von Liquavista gehört haben. Zur Erinnerung: Dabei handelt es sich um die niederländische Firma, welche sich für die Entwicklung von Elektrobenetzungs-Displays (engl.: Electrowetting) verantwortlich zeichnet. Im April 2013 hat Amazon die Firma von Samsung übernommen. Seitdem wird spekuliert, dass die Bildschirmtechnik in Zukunft bei Kindle eReadern (und eventuell Fire Tablets) zum Einsatz kommen soll.

Der Zeitpunkt für den Startschuss steht aber weiterhin in den Sternen, denn wie üblich, gibt Amazon keine Erklärungen zu deren Plänen ab. Auch Technik-Demonstrationen und sonstige Meldungen blieben seit der Übernahme quasi aus – bis jetzt.

Vor wenigen Tagen hat Amazon ein Video auf YouTube veröffentlicht (am Ende des Artikels), in dem sich ein Teil des Liquavista-Teams selbst kurz vorstellt und davon schwärmt wie toll deren Arbeit für ein Unternehmen wie Amazon doch ist. Wenn man von den Lobpreisungen absieht, gibt der kurze Film inhaltlich leider nicht allzu viel her. Man sieht keine Liquavista-Displays oder geheimnisvolle neue Geräte in Aktion und das Team spricht auch nicht über spezifische Produkte oder ähnliches.

Dennoch ist eine Sache durchaus interessant: Der Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Liquavista als eigene Displaymarke?

Amazon verlor in den letzten rund 2 1/2 Jahren kein Wort über Liquavista. Der einzige offenkundige Hinweis für die Zugehörigkeit der Firma zum Versandriesen war der (etwas lieblos platzierte) Hinweis „an Amazon Company“ unter dem Liquavista-Firmenlogo (siehe unten) auf der offiziellen Homepage der niederländischen Displayspezialisten.

Nun stellt Amazon also kurz vor dem üblichen Zeitraum (August bis Oktober) für den Generationenwechsel bei eReadern und Tablets ein Video online, das nicht nur die Firmenzugehörigkeit sehr deutlich in den Fokus stellt, sondern auch Liquavista selbst in den Vordergrund rückt.

Mehr noch: Zusammen mit dem Video wurde außerdem das Firmenlogo der Niederländer geändert. Anstatt des alten Hinweises sieht man am Ende des Films und nun auch auf der Liquavista-Homepage ein neues Logo. Dieses wurde innerhalb der letzten 14 Tage (vermutlich am 7. August – dem gleichen Tag an dem das Video online ging) ausgewechselt.

Altes Liquavista-Logo und neues Amazon-Liquavista-Logo

Das sind zwar selbstverständlich keine handfesten Beweise dafür, dass Amazon in Kürze einen eBook Reader mit Liquavista-Bildschirm vorstellen wird, allerdings gehe ich nicht davon aus, dass der Zeitpunkt der Video-Veröffentlichung und des Logo-Redesigns zufällig gewählt wurde. Der Schriftzug „Amazon Liquavista“ sieht zudem sehr stark danach aus, als ob der Versandriese zu Vermarktungszwecken eine eigene Displaymarke ins Leben rufen will. Anmerkung: Das neue Logo ist sehr stark an das Lab126-Logo angelehnt.

Liquavista als E-Ink Konkurrent

Viele eBook-Fans verbinden mit Liquavista sicherlich den Ausblick auf E-Paper-Displays mit möglicher Farbdarstellung. Die Niederländer haben für Samsung bereits daran gearbeitet, Ersatz für übliche LCD-Bildschirme zu entwickeln, die einen geringen Stromverbrauch besitzen, aber gleichzeitig eine ausreichend gute Farbwiedergabe besitzen.

Der Tablet-Markt bekam dann aber einen enormen Schub und die potentielle Stromersparnis bei den Displays wurde zweitrangig. Gleichzeitig verschob sich auch der Fokus bei eBook Readern stärker auf die Leseanwendung und die Farbwiedergabe schien nicht mehr so wichtig wie früher.

Die Elektronobenetzungstechnik eignet sich aber keineswegs nur für Farbdisplays, sondern auch für monochrome Bildschirme, wie sie aktuell in eReadern mit E-Ink-Technologie zum Einsatz kommen.

Liquavista bietet im Datenblattvergleich dabei ein paar interessante Vorteile, die das Potential haben den Lesebetrieb weiter zu verbessern und noch näher an eine bedruckte Papierseite zu rücken.

Insbesondere der höhere Reflexionsgrad von bis zu 60 Prozent bei einem maximalen Kontrastverhältnis von 12:1 rückt die Anzeige noch näher an eine gedruckte Papierseite, die mit 70 bis 80 Prozent Reflexion und einem Kontrast von 10:1 bis 15:1 nicht mehr ganz so weit vorne liegt wie im Vergleich zu aktueller E-Ink Carta Technik (44 Prozent Reflektivität, 15:1 Kontrast).

Oder anders ausgedrückt: Mit Liquavista-Technik wäre der Bildschirmhintergrund bei ähnlichen Schwarzwerten deutlich heller als bei einem aktuell erhältlichen E-Ink Display.

High-End eReader mit neuer Displaytechnik?

Vor rund einem Jahr, am 18. September 2014, hat Amazon den Kindle Voyage vorgestellt, der insbesondere mit dem extrem hochauflösenden 300 ppi Display punkten konnte. Das hatte sonst niemand.

Zusammen mit dem Helligkeitssensor, den druckempfindlichen Blättertasten und dem Magnesiumgehäuse stieg der Verkaufspreis im Vergleich zum Kindle Paperwhite aber deutlich an. Für 189 Euro wird der eBook Reader verkauft – Preisaktionen waren während der letzten 12 Monate rar.

Mittlerweile besitzen der neue Paperwhite 3, aber auch die Konkurrenz in Form des Kobo Glo HD ebenfalls ein sogenanntes „Retina“-Display. Beide Geräte sind jedoch deutlich günstiger zu haben, wodurch eines der wichtigsten Kaufargumente für den Voyage wegfällt.

Eine neue Displaytechnologie käme da gerade recht, um die Positionierung des hochpreisigen Premium-Modells auch weiterhin zu rechtfertigen. Ob es tatsächlich so kommen wird, sehen wir eventuell schon innerhalb der kommenden 30 Tage.

Zum Abschluss gibt’s nachfolgend noch das eingangs erwähnte Liquavista-Video:


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Originalartikel: Gerüchte, dass Amazon gerne eine Farbversion des Kindle herausbringen würde, existieren schon seit längerem. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, hat doch vermutlich jeder eBook Reader-Produzent langfristig gesehen die Verwendung eines Farb e-Paper Displays auf dem Radar. Nate von The Digital Reader meint jetzt Beweise – oder besser gesagt Hinweise – gefunden zu haben, dass Amazon derzeit gerade dabei sein könnte, Liquavista zu kaufen. Liquavista ist ein Tech-Unternehmen welches an Ersatztechnologien für LCD Displays arbeitet. Im Zuge dessen wurde unter anderem bereits ein Farbdisplay vorgestellt, welches besonders für nicht bewegte Inhalte ausgelegt und somit auch auf Grund des niedrigen Stromverbrauchs prädestiniert für eBook Reader wäre.

Nate vermutet schon seit längerem, dass Amazon daran interessiert ist das Unternehmen, welches bereits zuvor von Samsung übernommen wurde, zu akquirieren. Hier soll man nun nahe dran sein, wobei Nate seine Vermutungen dabei auf Infos zu neu etablierten Amazon-Firmenkonstrukten in den Niederlanden und neu eingestellten Experten aus dem Screen-Technologie Bereich stützt. Auch zeitmäßig könnte dies Sinn machen, da bereits im vergangenen Jahr, 2013 als das Jahre genannt wurde, in welchem die neue Bildschirmtechnologie auf Basis des sogenannten „electrowettings“ in Serienproduktion gehen könnte.

Sollte Amazon also tatsächlich Liquavista kaufen, wäre es sicherlich nicht unwahrscheinlich, dass wir Kindle Color-Geräte auf Basis der neuen e-Paper Technologie sehen werden. Dass dies aber bereits 2013 geschehen würde, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. In der Gerätegeneration von 2014 könnten wir dann allerdings vielleicht schon mit der Inhaltswiedergabe in Farbe beglückt werden.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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