PocketBook Ultra kommt mit neuer Bedienoberfläche

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Der PocketBook Ultra wird als dritter E-Ink Carta eBook Reader in Deutschland von vielen digitalen Lesefreunden schon sehnlichst erwartet. Das Gerät soll die typischen PocketBook-Tugenden mit der neuen Displaytechnik verbinden und so unterm Strich mehr Freiheiten bieten, als die Konkurrenten Kindle Paperwhite und Tolino Vision.

In einem Bereich hatte PocketBook aufgrund des enormen Funktionsumfangs allerdings immer das Nachsehen: Die Bedienoberfläche wirkt optisch – insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz – ein wenig lieblos und ist zumindest zu Beginn eher unintuitiv.

Diese Probleme gehören aber vermutlich bald der Vergangenheit an, denn wie das russische Portal The-Ebook unter Berufung auf PocketBook berichtet, wird der eBook Reader Spezialist mit dem bald vorgestellten Ultra endlich eine überarbeitete Bedienoberfläche liefern. Von den Änderungen sind sowohl der Startbildschirm, die Bibliothek und die Lesesoftware betroffen. In anderen Worten: Alle wichtigen Bereiche scheinen erneuert zu werden. Dabei legt man besonderes Augenmerk darauf, die Oberfläche luftig, minimalistisch und übersichtlich zu gestalten.

Das erste hochauflösende Bild des PocketBook Ultra

Gleich neun Screenshots liefert PocketBook zusammen mit der russischen Pressemitteilung, die eine durchaus radikale Neugestaltung zeigen und auf den ersten Blick auch wunderbar demonstrieren, dass man die selbst gesetzten Ziele offenbar erreicht hat. In der Aussendung heißt es, dass die neue Oberfläche zuerst in eBook Readern zur Anwendung kommen wird, die im Mai 2014 vorgestellt werden. Dabei handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den PocketBook Ultra. Der unten gezeigte Screenshot des Startbildschirms beinhaltet auch einen Quick-Start-Guide des PocketBook Ultra. Eventuell befinden sich auch noch andere Geräte in der Pipeline, die ebenfalls in den kommenden Wochen enthüllt werden könnten.

Neuer Startbildschirm

Die ersten Screenshots zeigen den neuen Startbildschirm. Dieser orientiert sich deutlich stärker an der Konkurrenz, was bedeutet, dass die eher triste Listenansicht der bisherigen Software gegen eine Cover-Ansicht ersetzt wurde. Diese zeigt die drei zuletzt gelesenen Bücher und die zuletzt hinzugefügten Bücher. Beide Listen können durch Wischen nach links und rechts bedient werden.

Außerdem zeigen die Bildschirmfotos eine völlige Neugestaltung der Statusleiste, die nun am oberen Bildschirmrand sitzt, sowie des Hauptmenüs. Anstatt jedes neue Ereignis in der alten Listenansicht aufzuzählen, wird jede Veränderung (neue eBooks, Read-Rate-Mitteilungen, Updates, etc.) mit dem Briefsymbol signalisiert. Mit einem Antippen (oder Ziehen) kann man die obere Statusleiste öffnen und weitere Bedienelemente freilegen (siehe unten). Allerdings werden neu hinzugefügte Titel offenbar auch weiterhin als „Ereignisse“ in der Übersicht, mit Datum und Anzahl, angezeigt.

Das untere Menü zeigt zunächst nur drei Symbole und auch hier kann das Hauptmenü vollständig geöffnet werden, ohne den Startbildschirm zu verlassen. Sowohl bei der Statusleiste als auch beim Hauptmenü wird diese Option mit jeweils zwei kurzen horizontalen Linien signalisiert.

Dass die neue Bedienoberfläche tatsächlich zuerst im PocketBook Ultra zum Einsatz kommt, legt die dritte Programm-Verknüpfung nahe. Neben Bibliothek und Shop, lässt sich die Kamera direkt öffnen, die durch verschiedene Leaks bereits bestätigt wurde.

Hauptmenü, Statusleiste und Einstellungen

Auch das erweiterte Hauptmenü wurde neu gestaltet, sodass alle Anwendungen in einem kleinen Fenster angezeigt werden. Die Liste lässt sich mit einem Wischen nach oben oder unten durchforsten. Auf dem Screenshot sind die üblichen PocketBook Anwendungen sichtbar. Dazu gehören u.a. Shop, Wörterbücher, Internet-Browser, Taschenrechner, Kalender, Klondike, Sudoku, Dropbox, PocketBook Sync, Fotogalerie, RSS-Reader, Notizblock (Scribble), MP3-Player und Kamera.

Ebenfalls völlig neu gestaltet wurde die Statusleiste, die auf den ersten Blick an Android oder Kobo erinnert. Sie klappt vom oberen Bildschirmrand herunter und legt weitere Optionen frei. Wie vorhin schon erwähnt, werden dabei auch alle Benachrichtungen angezeigt, ebenfalls ähnlich wie man das von Android kennt. Das wirft natürlich die Frage auf, ob PocketBook in Zukunft auf Android als Betriebssystem für ausgewählte E-Ink Geräte setzt. Immerhin nutzt auch der CAD Reader das Android-System. Abgesehen von der Ähnlichkeit der Statusleiste gibt es allerdings keine weiteren Anhaltspunkte dafür. Es ist im Zweifelsfall daher davon auszugehen, dass auch der Ultra (wie die restlichen PocketBook eReader) auf eine eigens angepasste Linux-Oberfläche zurückgreift.

Auch das Einstellungsmenü wurde neu gestaltet. Obwohl sich dabei zwar keine grundsätzlichen Veränderungen in der Bedienbarkeit ergeben dürften (es handelt sich weiterhin um eine einfache Liste), so zeigt das Bildschirmfoto aber auf jeden Fall die minimalistische und übersichtliche Ausrichtung des neuen User Interface (UI).

Auffällig ist dabei außerdem der virtuelle Home-Button der sich am linken Bildschirmrand in der Titelleiste befindet. Dieser ist auf fast jedem Screenshot zu sehen, wenn abseits des Startbildschirms eine Funktion aufgerufen wird.

Bibliothek und Lese-App

Und natürlich wurden auch die wichtigsten Funktionen neu gestaltet. Die Bibliotheksoptionen sind in die Titelleiste gewandert, wobei offenbar die gleichen Möglichkeiten zur Verfügung stehen werden, wie auch bei der aktuellen Software. Dabei wurden einzelne Bedienelemente allerdings mit kleinen Symbolen aufgehübscht, sodass die Oberfläche nun ein wenig einladender aussieht. Außerdem kleben die Buch- bzw. Dateicover offenbar nicht mehr so nah beieinander. Außerdem erfolgt die Navigation durch die Bibiliothek nun vertikal, sodass man nach unten und oben scrollt, um weitere Titel zu finden.

Hat man ein Buch geöffnet, zeigt auch die Lese-App eine umfassende Veränderung. Das Optionsmenü öffnet sich nun am unteren Bildschirmrand und zeigt neben der Leseposition auch direkt die verschiedenen Menüpunkte: Schriftbildanpassung, Querformat, Text-To-Speech, Notizen und Wörterbuch. Detaillierte Screenshots zu den einzelnen Funktionen gibt es bisher nicht. Bleibt zu hoffen, dass die Nutzung intuitiver ausfällt als bisher und sich das Wörterbuch automatisch mit einem langen Antippen auf ein Wort öffnet und es nur noch eine Möglichkeit gibt die Notizfunktion zu nutzen (hoffentlich ebenfalls via Kontextmenü, ohne das Optionsmenü öffnen zu müssen). Aber selbst wenn das weiterhin nicht der Fall ist, dann sollten die frei belegbaren Tasten hier weiterhin Abhilfe schaffen.

Zwischenfazit

Die ersten Eindrücke, die die gezeigten Screenshots vermitteln, sind auf jeden Fall sehr vielversprechend. Sie zeichnen ein konsistentes Bild einer modernen, minimalistischen und übersichtlichen Bedienoberfläche. Diese wird sich dabei aber natürlich noch in der Praxis bewähren müssen, aber der Optik nach scheint das nur eine Formalität zu sein. Für PocketBook wird das neue UI jedenfalls ein klarer Schritt vorwärts sein.

Es stellen sich aber natürlich noch ein paar Detailfragen, die zuvor schon genannt wurden, zum Beispiel bezüglich Wörterbuch- und Notizfunktion. Es wird außerdem interessant sein zu sehen, ob PocketBook eine (erweiterte) Schlagwortunterstützung für die Bibliothek eingebaut hat. Die Ordner-Funktionalität bleibt dem Bibliothek-Screenshot nach, aber auf jeden Fall erhalten.

Ob die neue Software auch für ältere PocketBook Geräte angepasst werden soll, ist unklar. Wenn man davon ausgeht, dass der PocketBook Ultra auf der gleichen Plattform läuft wie die jüngeren PocketBook eBook Reader (Aqua, Basic Touch, Touch Lux 2), dann sollte das grundsätzlich machbar sein. Mit einem zeitnahen Update ist in so einem Fall aber trotzdem nicht zu rechnen. Auch Amazon hat sich mit einem Softwareupdate beim alten Kinder Paperwhite reichlich Zeit gelassen. Begrüßenswert wäre ein Update der aktuellen Modellgeneration aber auf jeden Fall, besonders weil die günstigeren Geräte von einer einfachen Bedienbarkeit in Hinblick auf die Kundenakzeptanz nur profitieren können.

Die Vorstellung des PocketBook Ultra wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Man darf gespannt sein, ob PocketBook dann auch mögliche Update-Pläne bekannt geben wird. In jedem Fall darf man sich auf das Erscheinen des E-Ink Carta Geräts freuen, das offensichtlich nicht nur neue Technik mitbringt, sondern auch eine völlig überarbeitete Software.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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