Tolino Shine 3 im Test

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Nach drei Jahren löst der Tolino Shine 3 seinen erfolgreichen Vorgänger ab und bringt zahlreiche Änderungen mit sich. Der neue Shine ist kleiner, leichter, soll noch schneller sein und bietet für unbeschwerten abendlichen Lesegenuss auch eine eingebaute Blaulichtreduktion. Damit rückt der eBook Reader dem Hauptkonkurrenten Kindle Paperwhite nicht nur sehr nahe, sondern überholt ihn in einigen wichtigen Aspekten sogar.

Nachfolgend sehen wir uns an, was der Shine 3 zu bieten hat und ob der jüngste Tolino-Zugang die Preis-Leistungs-Krone holen kann.

Tolino Shine 2 HD (links) und Tolino Shine 3 (rechts) im Größenvergleich

Verarbeitung & Ausstattung

Der Tolino Shine 3 stellt eine bedeutende Kursänderung bei der Optik innerhalb der Produktfamilie dar. Der eBook Reader bricht erstmals mit der Tradition den unverwechselbaren Homebutton unter dem Display zu haben.

Stattdessen besitzt der neue Shine nur noch einen Power-Knopf – die restliche Bedienung des Geräts erfolgt ausschließlich über den Touchscreen. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Tolino-Logo jetzt unter dem Bildschirm deutlich prominenter an der Stelle positioniert, an der sich früher der Homebutton früher befunden hat.

Vom klassischen Tolino-Design bleibt nur noch das Gesicht: Tolino Page (links) und Tolino Shine 3 (rechts)

Ebenso geändert hat sich die Gehäuseform. Bisher besaß jeder Tolino-eReader großzügig abgerundete Ecken und Kanten. Der Tolino Shine 3 präsentiert sich optisch und haptisch kantiger, wodurch er stark an diverse Kobo-Modelle erinnert. Das ist kein Zufall, denn beim Shine 3 handelt es sich um einen Kobo Clara HD in neuem Gewand. Das Gerät ist in Zusammenarbeit mit dem Technologiepartner Rakuten Kobo entstanden.

Neues Gehäusematerial

Diese Änderungen sind keineswegs schlecht, aber als langjähriger Tolino-Nutzer auf jeden Fall ungewohnt. In einem Punkt muss man allerdings Kritik üben: Die Wahl des Gehäusematerials ist unglücklich. Alle bisherigen Tolino-Modelle besitzen eine haptisch angenehme und hochwertig wirkende Oberfläche. Der Tolino Shine 3 wirkt im direkten Vergleich ein wenig billig, was dem glatten Hartplastik-Material verschuldet ist. Noch dazu zieht es Fingerabdrücke an wie ein Magnet.

Die Rückseite ist nicht besonders griffig und sammelt Staub und Fussel

Die Rückseite, die laut Pressemitteilung für einen besseren Grip sorgen soll, ist in der Handhabung deutlich rutschiger als beim Vorgänger. Die perforierte Oberfläche mit den vielen kleinen Pünktchen, ist noch dazu ein Staub- und Fusselfänger.

Unterm Strich muss man leider sagen, dass das neue Gehäusematerial zwar nicht per se schlecht ist, aber für meinen Geschmack doch einen Rückschritt darstellt.

Ich gehe davon aus, dass diese Änderung auch ein Zugeständnis an den Preiskampf mit Amazon ist. Man wollte den Preis des Shine 3 nicht unnötig in die Höhe schrauben und statt haptischer Vorteile lieber den technischen Fortschritt forcieren. Die kompromisslos gute Haptik gibt’s weiterhin beim (teureren) Tolino Vision 4 HD.

Tolle Verarbeitung

Die Verarbeitung des Tolino Shine 3 ist wiederum absolut tadellos. Auch wenn man den eReader fester anfasst, knarzt oder knackst nichts. Das Gerät wirkt trotz des sehr niedrigen Gewichts von gemessenen 165 Gramm grundsolide. Der einzig verbleibende Knopf (Powerbutton) ist jetzt auch besser ertastbar und hat einen deutlicheren Druckpunkt.

Durch den Wegfall des Startknopfes ist das Gerät noch kleiner geworden und misst jetzt nur 156,4 x 110,2 x 8,35 mm. Der interne Speicher wurde auf 8 GB verdoppelt, sodass man auch als Vielleser keine Platzprobleme bekommen sollte. Eine Speicherkartenerweiterung gibt es weiterhin nicht.

Der Abstand zum Tolino Vision 4 HD (links) wird kleiner.

Da der Tolino Shine 3 funktional wieder nah an den Vision 4 HD aufrückt, folgen die weiterhin vorhandenen Vorteile des Premium-Modells:

  • Eingebauter Wasserschutz
  • Tap2Flip
  • Plane Gehäusefront
  • Bessere Haptik

Display & Beleuchtung

Der Tolino Shine 3 besitzt wieder ein 6 Zoll großes E-Ink Carta Display mit einer Auflösung von 300 ppi (1448×1072 Pixel). Die Textschärfe ist damit ebenso hoch wie beim Vorgänger und beim Hauptkonkurrenten von Amazon.

Selbstverständlich weiterhin mit dabei, ist die namensgebende Beleuchtung. Dieses mal allerdings mit einem eingebauten Nachtlicht, das in dieser Preisklasse im Mainstream-Sektor einzigartig ist.

Tolle Ablesbarkeit bei Dunkelheit – hier ohne Nachtlicht

Kontrast und Auflösung

Im direkten Vergleich zum Tolino Shine 2 HD fällt auf, dass der Bildschirmhintergrund des Shine 3 ein wenig dunkler ist. Im gleichen Maße ist allerdings auch die Schrift dunkler geworden, sodass sich im Kontrastverhältnis (ohne Beleuchtung) keine Änderungen ergeben. Der Bildschirm ist ebenso gut ablesbar wie der des Vorgängers.

Beleuchtungsvergleich: Tolino Shine 2 HD (links) und Tolino Shine 3 (rechts)

Während der Kontrast ohne Lichtaktivierung gleichauf mit dem Vorgänger ist, punktet das neue Modell, dank der helleren Beleuchtung (siehe unten), mit höheren maximalen Kontrastwerten. Das ist auch mit freiem Auge sichtbar, sodass die Schrift des Shine 3 jedenfalls knackiger wirkt.

Farbtemperatur

Die zweifellos wichtigste Neuerung und auch das wichtigste Verkaufsargument gegenüber dem Hauptkonkurrenten Kindle Paperwhite, ist das eingebaute Smartlight. Der Tolino Shine 3 erlaubt damit die Anpassung der Farbtemperatur der eingebauten Beleuchtung. Das lässt sich entweder automatisch anhand der Uhrzeit machen, oder manuell mit dem Schieberegler selbst vornehmen.

Bei beiden eReadern handelt es sich um einen Tolino Shine 3 (Smartlight 100%). Trotzdem gibt’s unterschiedliche Farbtemperaturen – aber das ist normal,

Der Regler sieht zwar so aus, als ob man ihn stufenlos bedienen kann, es gibt jedoch unsichtbare, vorgegebene Rasterungen. Tatsächlich kann man 11 unterschiedliche Farbtemperaturen erzeugen.

Ich habe aktuell zwei Tolino Shine 3 bei mir und kann an dieser Stelle wieder festhalten, dass sich die Lichtfarbe auch innerhalb einer Modellreihe von Gerät zu Gerät unterscheidet. Sowohl die kalt-weißen, als auch die warm-weißen LEDs leuchten sichtbar anders, sodass sich Unterschiede in den gemessenen Farbtemperaturen ergeben.

Shine 3 vs. Shine 3, ohne Nachtlicht

Erfahrungsgemäß kann die Lichtfarbe innerhalb einer Produktreihe um bis zu 400 Kelvin schwanken – ganz egal bei welchem Anbieter. Man sollte beim Kauf daher immer im Hinterkopf behalten, dass sich die tatsächliche Darstellung von den Bildern im Internet unterscheiden kann.

Beleuchtungsqualität und Helligkeit

Die Beleuchtungsqualität gehört – trotz des vergleichsweise niedrigen Gerätepreises – zu den besseren am eReading-Markt.

Meine beiden Testgeräte haben keinen wahrnehmbaren Helligkeitsverlauf und eine minimale Schattenbildung am unteren Bildschirmrand. Mit freiem Auge ist der Effekt kaum wahrnehmbar und daher auch nicht störend.

Nachtlicht des Tolino Shine 3

Wenn man die LED-Farben mischt, sind am unteren Rand leichte Farbmischungen erkennbar. Dies lässt sich technikbedingt allerdings nicht gänzlich vermeiden – jeder eReader mit Farbtemperaturanpassung, den wir bisher getestet haben, war von dem Effekt betroffen.

Auch im direkten Vergleich zum teureren Tolino Vision 4 HD kann die Beleuchtung des Shine 3 überzeugen. Der Vision ist insbesondere am unteren Rand trotzdem einen Tick gleichmäßiger, was in Anbetracht des höheren Preises vertretbar ist. Den Vergleich braucht der Shine aber jedenfalls nicht zu scheuen.

Bei der maximalen Bildschirmhelligkeit legt der Tolino Shine 3 gegenüber dem Vorgänger deutlich zu. Mit kalter Lichtfarbe liegt die Helligkeit bei Maximal 118 cd/m², mit warmer Lichtfarbe bei höchstens 146 cd/m². Damit verbessert der Shine 3 die Ablesbarkeit in heller Umgebung deutlich.

Beleuchtungsmenü mit aktiviertem erhöhtem Helligkeitsmodus. Anmerkung: Beleuchtung ist deaktiviert.

Achja, die genannten Werte lassen sich nur mit Aktivierung der „erhöhten Helligkeit“ erreichen. Standardmäßig bringt es der eReader nur auf 45 cd/m² (kalt) bzw. 67 cd/m² (warm). Um den Spezialmodus zu aktivieren, wechselt man ins Beleuchtungsmenü und tippt wenige Sekunden auf das Wort „Hell“, oberhalb des Helligkeitsreglers. Den eingeblendeten Hinweis, wonach die höhere Helligkeit kaum wahrnehmbar sein soll (stimmt nicht) und die Akkulaufzeit sich verringert (meiner Erfahrung nach nur unwesentlich) bestätigt man mit „Ja“.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

Die minimale Bildschirmhelligkeit liegt mit 1.8 cd/m² (kalt) bzw. 2.7 cd/m² (warm) auf einem akzeptablen Niveau, könnte für unseren Geschmack aber doch etwas niedriger sein. Nur wenn man ganz besonders lichtempfindlich ist, kann man mit den Werten Probleme bekommen. Für die allermeisten Nutzer dürfte die Helligkeit aber völlig in Ordnung sein.

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • Tolino Shine 3 (warm) 2.7
  • Tolino Vision 4 HD (kalt) 2.2
  • Kobo Aura One 2.1
  • Tolino Shine 2 HD 2.0
  • Tolino Vision 4 HD (warm) 1.9
  • Tolino Shine 3 (kalt) 1.8
  • PocketBook Inkpad 3 0.7
  • PocketBook Touch Lux 4 0.4
  • Kindle Oasis 1 0.4
  • Kindle Paperwhite 3 0.2

Touchscreen, Ghosting und Zwischenfazit

Die Bedienung erfolgt über einen kapazitiven Touchscreen. Die Infrarot-Technik der beiden Vorgänger wird damit fallen gelassen. Für den Nutzer hat das in der Praxis keine nennenswerten Auswirkungen. Die Bedienung erfolgt ebenso genau und verzögerungsarm wie beim Shine 2 HD.

Auch beim Ghosting macht der Tolino Shine 3 eine gute Figur. Nach dem Weiterblättern sind Buchstabenfragmente der vorigen Seite nur bei genauem Hinsehen auszumachen. Die Standardeinstellung zur automatischen Bildschirmaktualisierung (kurzzeitiges Flackern um alle alten Fragmente zu löschen) kann man daher unbesorgt auf „nie“ belassen. Ehrlicherweise muss man aber dazu sagen, dass der Shine 2 HD in dieser Hinsicht trotzdem ein wenig besser war, denn da konnte man selbst bei genauerer Untersuchung kaum Ghosting ausmachen.

Unterm Strich präsentiert sich der Bildschirm des Tolino Shine 3 ausgezeichnet. Im Detail gibt’s hier und da noch Verbesserungspotential, allerdings fallen die kleinen Makel kaum ins Gewicht. Stattdessen kann das Display mit tollen Kontrastwerten, einer sehr gleichmäßigen Beleuchtung und dem tollen Nachtlicht überzeugen. In der Preisklasse ist diese Performance einzigartig.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Getestet wurde die Firmware mit der Versionsnummer 12.1.0. Die Tolino-Partner werben dabei wörtlich mit folgendem Hinweis: „Die vereinfachte Bedienung bündelt alle Funktionen des Geräts erstmalig übersichtlich im Menü des tolino shine 3″. Was genau damit gemeint ist, kann ich allerdings nicht nachvollziehen, denn an der grundsätzlichen Bedienung und Menüstruktur hat sich im Vergleich zur vorigen Firmware, die wir bereits von Tolino Epos & Co. kennen, nichts geändert.

Bekanntes Menü

Das ist aber eigentlich kein Problem, denn die Bedienung ist übersichtlich, intuitiv und funktioniert damit ohnehin ohne große Hürden, was den expliziten Hinweis auf das erstmalig übersichtliche Menü zumindest eigenartig macht. Vielleicht hat man hierbei bereits eine zukünftige Überarbeitung vorweggenommen, oder man zog den Vergleich mit einer älteren Firmware, wo das Einstellungsmenü tatsächlich anders strukturiert war.

Wie dem auch sei: Der Tolino Shine 3 bietet auch für Techniklaien einen einfachen Einstieg.

Die Ersteinrichtung klappt wie gewohnt: Man wählt die Sprache, stellt optional die WiFi-Verbindung her und kann dann ebenfalls optional die Anmeldung im integrierten eBook-Shop vornehmen. Im darauf folgenden kurzen Tutorial werden die wichtigsten Funktionen kurz erklärt, danach landet man schon am bekannten Startbildschirm.

Startbildschirm

Am oberen Bildschirmrand befindet sich die minimal überarbeitete Statusleiste, die Uhrzeit (links), Beleuchtung (mittig) und Akkustand (rechts) anzeigt. Die Beleuchtung lässt sich mit einem Antippen des Beleuchtungssymbols ein- und ausschalten. Wenn vom oberen Rand mit dem Finger nach unten wischt, kann man das Beleuchtungsmenü öffnen.

Ebenfalls neu ist der Beleuchtungsknopf neben der Suchfunktion, der ebenfalls das Beleuchtungsmenü aufruft. Ansonsten gibt’s auf der Startseite keine Änderungen, was bedeutet, dass sich die eBook-Empfehlungen des eingebauten Shops leider weiterhin nicht ausblenden lassen.

Um zum Startbildschirm zurückzukehren, kann man nun eine Wischgeste benutzen – indem man mit dem Finger vom unteren Bildschirmrand nach oben wischt, öffnet sich der Homescreen. Das klappt mit ein wenig Übung ganz gut, ich muss aber zugeben, dass ich selbst nach rund zweiwöchiger Nutzung nicht immer erfolgreich bin. Der Wischvorgang muss nämlich recht weit am unteren Rand beginnen, was aufgrund des eingelassenen Displays nicht optimal ist. Alternativ kann man aber auch den bekannten Weg über das Menü gehen, sodass es letztendlich kein nennenswertes Problem darstellt.

Als Systemsprachen stehen folgende zur Verfügung:

  • Englisch
  • Deutsch
  • Spanisch
  • Französisch
  • Italienisch
  • Niederländisch (NL)
  • Niederländisch (BE)

Bibliothek

In der Bibliothek findet man alle eBooks, die sich am internen Speicher und in der Tolino-Cloud befinden. Letztere sind mit einem Wolken-Symbol gekennzeichnet.

Die eBooks lassen sich auch in Sammlungen sortieren, wobei ein Hybridsystem zum Einsatz kommt. Einerseits kann man die Ordnerstruktur des Dateisystems nutzen, um Titel in Sammlungen zu sortieren. Andererseits kommt bei direkter Erstellung am Gerät, weiterhin der proprietäre Sammlungsmodus zur Anwendung, der sich in der Verzeichnisstruktur nicht wieder findet.

Ansonsten bietet die Bibliotheksfunktion bekannte Filter- und Anzeigeoptionen: Eine Kachel- und Listenansicht kann gewählt werden und die eBooks lassen sich nach „zuletzt verwendet“, Titel und Autor bzw. Anzahl der Bücher (in einer Sammlung) sortieren. Außerdem kann man bereits gelesene Titel ausblenden.

Filter- und Sortierungsmöglichkeiten der Bibliothek

Cloud-eBooks lassen sich mit einem einzigen Klick unkompliziert herunterladen und werden danach direkt geöffnet. Hat man das Gerät nicht mit einem Shop verbunden, fehlt die Option natürlich.

Der integrierte Shop lässt sich nicht ändern und hängt davon ab, wo man den Tolino Shine 3 gekauft hat. Weiterhin verfügbar ist die sogenannte Bibliotheksverknüpfung. Damit ist es möglich, eBooks auch von anderen Tolino-Anbietern direkt zu synchronisieren. Beispiel: Hat man einen alten Tolino Vision 1 bei Weltbild gekauft und dort bereits zahlreiche eBooks erworben, wechselt nun aber zu einem Tolino Shine 3 von Thalia, können die alten Titel mit Hilfe der Bibliotheksverknüpfung „mitgenommen“ werden. Sie verbleiben zwar im Weltbild-Benutzerkonto, werden am eReader aber trotzdem angezeigt.

Lesebetrieb

Im Buch angekommen gibt’s zwei Möglichkeiten zum Blättern. Entweder man tippt auf den Bildschirm, oder wischt mit dem Finger seitlich in eine Richtung. Mit dem Tolino Shine 3 hält nun auch ein eigener Linkshändermodus Einzug in die Software. Damit werden die Blätterzonen umgedreht und man blättert fortan mit dem linken Bildschirmdrittel vorwärts (statt regulär rückwärts). Auf die vom Vision bekannte Tap2Flip-Funktion muss der Shine 3 verzichten.

Lesemenü

Zur Schriftbildanpassung kann man standardmäßig aus folgenden Schriftarten wählen:

  • Bitter
  • Droid Serif
  • Fira Sans
  • OpenDyslexic
  • Source Sans
  • Vollkorn
  • Verlagsstandard

Fehlt die gewünschte Schriftart, lässt sich diese einfach nachinstallieren, indem man sie im entsprechenden Verzeichnis am Gerät ablegt. Nach dem Trennen der USB-Verbindung bestätigt der Shine 3 die Installation neuer Fonts. Sofern es Probleme gibt, wird man darüber ebenfalls informiert.

Schriftbildoptionen

Außerdem lassen sich die Schriftgröße in 9 Stufen, sowie die Zeilen- und Seitenrandabstände in jeweils drei Stufen anpassen. Die Textausrichtung lässt sich in Blocksatz, Flattersatz und Mittelachsensatz ändern.

Markierungen und Notizen

Das Kontextmenü zur Erstellung von Markierungen und Notizen wird intuitiv mit einem längeren Antippen eines Wortes aufgerufen. Neben dem Wort erscheint dann die Auswahl zum Markieren, Erstellen einer Notiz und zum Nachschlagen oder Übersetzen im Wörterbuch (siehe unten).

Kontextmenü

Die Eingabe der Notiz erfolgt dank der flotten Android-QWERTZ-Tastatur schnell und problemlos. Das klappt nur am Kindle ebenso gut wie hier.

Notizen werden dunkelgrau hinterlegt, einfache Markierungen sind hellgrau. Die erstellten Notizen werden in einer separaten Text-Datei abgespeichert und können am PC einfach weiterverarbeitet werden.

Notiznehmung mit ausgezeichneter QWERTZ-Tastatur

Im Notizverzeichnis werden Lesezeichen, Notizen und Markierungen nach Seite sortiert mit Seitennummer, Datum und Uhrzeit aufgelistet. Diese können in dieser Ansicht auch direkt bearbeitet oder gelöscht werden. Mit einem einfachen Antippen springt man direkt zur Stelle. Zwar fehlt dem Notizverzeichnis eine Suchfunktion, allerdings kann man die Seitennummer eingeben, sodass man nicht ewig durchblättern muss, wenn man eine Notiz sucht, die sich weiter hinten im Buch befindet.

Wörterbuch

Die Wörterbuchfunktion kennt zwei Nutzungsmodi. Einerseits kann man Wörter im Bedeutungswörterbuch nachschlagen und so eine Worterklärung in der jeweiligen Sprache erhalten. Andererseits steht auch eine Übersetzungsfunktion zur Verfügung, mit der man in der gewählten Zielsprache über die Wortbedeutung aufgeklärt wird.

Die Wörterbücher befinden sich zunächst nicht am Gerät und müssen aus der Cloud heruntergeladen werden. Das klappt unkompliziert direkt am Gerät über das Einstellungsmenü („Sprache / Language -> Wörterbücher“). Folgende stehen zur Verfügung:

  • Deutsch
  • Englisch
  • Französisch
  • Italienisch
  • Niederländisch
  • Spanisch
  • Englisch-Deutsch
  • Englisch-Französisch
  • Englisch-Italienisch
  • Französisch-Deutsch
  • Italienisch-Deutsch
  • Italienisch-Französisch
  • Italienisch-Spanisch
  • Niederländisch-Deutsch
  • Niederländisch-Englisch
  • Niederländisch-Französisch
  • Niederländisch-Nordwegisch
  • Spanisch-Deutsch

Als Datenquelle wird immer das Wiktionary verwendet, welches ebenso wie Wikipedia freiwillig von Nutzern gepflegt wird. Die Qualität reicht damit zwar nicht an redaktionell gepflegte Wörterbücher wie z.B. den Duden heran, die große Auswahl ist aber jedenfalls sehr erfreulich. Besonders praktisch ist die Verfügbarkeit mehrerer deutschsprachiger Wörterbücher – bei den Mitbewerbern gibt’s die Übersetzungswörterbücher meist nur ins Englische.

Nicht optimal gelöst ist wiederum die Vollbildanzeige. Die Wortdefinition bzw. Übersetzung öffnet sich stets in einem bildschirmfüllenden Fenster, sodass man den Textkontext nicht direkt nachlesen kann. Bei anderen Herstellern wird die Wortdefinition in einem kleinen Fenster angezeigt und der Buchtext bleibt im Hintergrund weiterhin lesbar. Eine solche Lösung wäre auch bei Tolino wünschenswert.

Wörterbuchfunktion in Aktion

Ebenso unpraktisch ist die Zwei-Klick-Lösung der Wörterbuchfunktion. Um die Wortdefinition anzuzeigen, braucht es immer zwei Klicks – auch das klappt bei Kindle und Kobo besser (mit nur einem Klick). Das klingt zwar nach einer Kleinigkeit, wenn man jedoch häufig fremdsprachige Bücher liest und die Wörterbuchfunktion regelmäßig in Anspruch nimmt, kann der Extra-Klick schnell nerven.

PDF-Anzeige

Großformatige PDF-Dateien lassen sich am Tolino Shine 3 öffnen und dank 300 ppi sogar ganz passabel anzeigen. Die kleine Bildschirmdiagonale ist aber natürlich nicht für DIN A4-Dateien gemacht, sodass es sich eher um einen nützlichen Bonus und keine Kernfunktionalität handelt. Das liegt auch daran, dass es keine besonderen Anzeigemodi gibt, sodass man Randbeschnitt, Spaltenmodus etc. vergeblich sucht.

Ein Reflow-Modus erlaubt die Umwandlung der PDF-Dateien in regulären Text. Das klappt bekanntermaßen aber nur bei vorteilhaft formatierten Dateien und führt bei komplexen Layouts oftmals zu fehlerhaften Texten. Das ist aber kein Tolino-spezifisches Problem, sondern eine grundsätzliche Einschränkung von PDF-Reflow.

Einzig ein Querformatmodus und die Zoom-Funktion stehen zur besseren Ansicht zur Verfügung. Damit lässt sich die Ablesbarkeit trotz fehlender Spezialmodi deutlich verbessern. Häufiges Zoomen und Schieben der Anzeige ist am E-Ink Bildschirm auf Dauer aber etwas mühselig.

Die Anzeige großer, bildlastiger PDF-Dateien klappte im Test ohne Stabilitätsprobleme und verhältnismäßig flott. Mit manchmal längeren Ladezeiten muss man bei solchen Dateien zwar rechnen, allerdings präsentiert sich die PDF-Funktion unterm Strich als reaktionsfreudig.

Sonstiges

Eines der versteckten Highlights des Tolino Shine 3 ist der Internetbrowser. Dieser läuft dank Android-Unterbau (weiterhin 4.4.2) schnell und liefert fehlerfreie Ergebnisse. Damit kann man durchaus bequem im Internet surfen und auch alternative Shops und die Onleihe direkt am Gerät nutzen. Das Onleihe-Passwort wird mit Firmware 12.1.0 wahlweise gespeichert. Auch Lesezeichen kann man ablegen, sodass die Nutzung des Browsers insgesamt sehr komfortabel ist. Eine bessere Browser-Funktionalität gibt’s sonst nirgends.

Android Internetbrowser

Ein kleiner Nachteil für Bastler: Aktuell ist es nicht möglich den Tolino Shine 3 und andere Tolino-Modelle mit neuen Firmwares (ab 11.x) zu rooten. Will man Android ohne Einschränkungen nutzen, muss man sich woanders umsehen.

Fazit

Der Tolino Shine 3 ist eine würdige Weiterentwicklung der Shine-Serie. Der neue eBook Reader bietet eine ebenso tolle Ablesbarkeit wie der Vorgänger, verbindet diese aber mit einem sehr gut umgesetzten Smartlight mit Blaulichtreduktion. Trotz der niedrigeren Preisklasse ist das Ergebnis beinahe makellos und gehört mitunter zu den besten am Markt.

Softwareseitig gibt’s ein paar willkommene (kleinere) Änderungen wie z.B. die individuelle Anpassbarkeit des Schlafbildes oder der Linkshändermodus. Ansonsten bietet der Shine 3 weiterhin die gewohnt einfache Bedienung.

Der Tolino Shine 3 holt sich die Preis-Leistungs-Krone vom Kindle Paperwhite

Der einzige Kritikpunkt den sich die Tolino-Partner hier gefallen lassen müssen, ist die Wahl zum Gehäusematerial. Dieses fühlt sich weniger hochwertig an, als bei der restlichen Produktfamilie.

Abgesehen davon gibt’s aber nichts zu meckern. Der Tolino Shine 3 kann sich dank der tollen Gesamtperformance die Preis-Leistungs-Krone vom Kindle Paperwhite 3 schnappen und ist mit der sehr guten Testnote von 1,4 das aktuell beste Gerät im Mittelklassesegment.

Mehr zum Thema

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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