Kobo Vox Hands-On

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Wer hätte das gedacht? Bis vor Kurzem war Apple der absolute Platzhirsch am Tabletmarkt und nun drohen ausgerechnet die Buchhändler dem Elektronikriesen das Wasser abzugraben. Amazon hat Ende September das Kindle Fire Tablet vorgestellt, welches mit ausgesprochen günstigen 199 US-Dollar um die Gunst der Kunden kämpfen soll. Schon vor der eigentlichen Auslieferung gibt es offenbar mehrere Millionen Bestellungen. Wenn man bedenkt, dass außer Amazon-Mitarbeitern noch niemand die Chance hatte ein Kindle Fire ausführlich zu testen, dann ist das schon fast absurd.

Kobo geht hier einen anderen Weg und ziert sich nicht so. Michael Kozlowski vom englischsprachigen Blog Good E-Reader konnte das neue Kobo Vox Tablet, welches vor rund einer Woche vorgestellt wurde, bereits in einem Hands-On genauer unter die Lupe nehmen. Im Folgenden fassen wir die Eindrücke des Tests zusammen:

Das Kobo Vox ist mit einem 800 MHz Prozessor (Freescale i.MX51; ARM Cortex A-8) und 512 MB RAM ausgestattet. Die CPU ist im Gegensatz zum Kindle Fire nur mit einem Kern ausgestattet, was aber laut Michael keine Probleme bei der Handhabung macht. Einzig Comics oder größere PDF-Dateien sollen manchmal etwas länger geladen haben. Das Display soll besonders durch die Leuchtkraft und die lebendigen Farben überzeugen, sowie große Betrachtungswinkel zulassen.

Auch über die Verarbeitungsqualität äußert sich Michael positiv: Das Vox fühlt sich hochwertig an, ähnlich dem ersten Samsung Tab. Allerdings verfügt das Kobo Tablet nicht über eine glatte Rückseite, sondern über ein grobmaschiges Karo-Muster, vergleichbar mit dem Kobo Touch. Das verwendete Material scheint aber ein anderes zu sein.

Als Betriebssystem kommt Android 2.3 Gingerbread zum Einsatz. Im Gegensatz zum Amazon Kindle Fire oder Barnes & Noble Nook Color, ist die Benutzeroberfläche nicht speziell angepasst worden – zum Glück! Man scheint zwar einen eigenen Launcher und ein paar kleinere grafische Anpassungen vorgenommen zu haben, allerdings wird man sich als Android-Nutzer dennoch sofort zurecht finden.

Am Homescreen kommt ein Widget zum Einsatz, welches die zuletzt gelesenen/gekauften Bücher in einer ähnlichen Spiral-Ansicht anzeigt, wie beim Kobo Touch. Gelesen wird ein Buch indem man auf das Widget klickt oder die eigene Lese-App dafür startet. Die App präsentiert sich dabei in gewohnt aufgeräumten Bücherregal-Look. Auf dem Vox kommt auch erstmals Kobo Pulse zum Einsatz. Das ist der neue Social-Networking-Dienst des kanadischen Buchhändlers, welcher die bestehenden Reading Life Services erweitert.

Bei eBooks aus dem Kobo Shop wird an der unteren Seite des Displays ein kleiner, rot-pulsierender Hinweis auf das Feature gegeben. Das lässt sich optional auch deaktivieren, wenn man das nicht braucht. Öffnet man den „Pulse“ aber, wird man mit einer Social-Media-Seite konfrontiert. Ganz oben zu sehen: Wie oft das Buch gelesen wurde, wie viele Kommentare hinterlassen wurden und wie vielen Personen es gefallen oder nicht gefallen hat. Direkt darunter wird angezeigt, wie viele Personen das Buch im Moment gerade lesen und ab der Hälfte der Seite kann man an einer Buchdiskussion in Kommentarform teilnehmen. Um ein Kommentar schreiben zu können, muss man sich entweder mit Facebook oder Twitter einloggen. An dieser Stelle versichert Kobo, dass man die Profilverlinkung aufheben kann, sodass man nicht direkt zum jeweiligen Nutzerprofil kommt bzw. der Avatar nicht angezeigt wird. Wie genau es mit dem Benutzernamen aussieht, ist allerdings noch nicht klar.

Die Funktion scheint dem Good E-Reader Blog jedenfalls zu gefallen und nennt es als eines der Hauptverkaufsargumente des Kobo Vox. Hier kann ich zustimmen: Die Idee hört sich sehr interessant an. Man kann direkt mit Gleichgesinnten über das Buch diskutieren, anstatt über Facebook oder Twitter nur einzelne Textpassagen einer zufälligen Gruppe von Leuten zu veröffentlichen. Allerdings bleibt hier noch immer die Frage, ob Pulse abschnitts- oder kapitelbasiert funktioniert, oder aber für das ganze Buch. Sollte letzteres der Fall sein, dann wäre man wohl gut beraten, wenn man die Pulse-Funktion erst nutzt, nachdem man das Buch zu Ende gelesen hat.

Kobo hat dem Blog außerdem berichtet, dass die Pulse-Funktion auch auf den Kobo Touch kommen wird, sowie die Apps für Android, iOS und Blackberry ebenfalls ein Update erhalten werden.

Das Kobo Vox ermöglicht es außerdem Apps zu installieren. Allerdings hat sich Kobo entschieden, nicht den Google Market einzubinden, sondern Getjar. Hier hat Kobo auch offenbar selbst Hand angelegt und die Appauswahl gefiltert. Der Kobo-CEO war sehr darauf bedacht zu erwähnen, dass das Kobo Vox in keinster Weise irgendwelchen Restriktionen in dieser Hinsicht unterliegt. Wenn man will, kann man also auch den Google Market installieren und von dort aus Apps runterladen.

Bei den Inhalten setzt Kobo einen Fokus auf Familien. Es steht z.B. eine Text-To-Speech Funktion zur Verfügung, welche den Text des Buches vorliest. Außerdem gibt es in (manchen) Büchern eine Pinch-To-Zoom Funktion, mit welcher nach versteckten Hinweisen und Texten gesucht werden kann.

Zum Lesen von Comics ist das Vox offenbar auch bestens vorbereitet. Mit einem Doppel-Tipp kann man auf einen bestimmten Ausschnitt zoomen, um mit einem weiteren Antippen zum nächsten Fenster zu springen. Außerdem lässt sich eine automatische Abspielfunktion aktivieren. Aktuell ist die Auswahl allerdings recht begrenzt. Wenn das Vox jedoch erstmal am Markt ist, dann wird die Zahl der Kinderbücher und Comics, welche speziell für Kobo vorbereitet sind, mit Sicherheit zunehmen.

Abschließend verliert Michael vom Good E-Reader Blog noch ein paar gute Worte über das Gerät und vergibt großzügige 9,5 von 10 Punkten. Darüber ob das Tablet wirklich so gut ist, können wir uns hoffentlich bald selbst überzeugen, denn wie es aussieht, wird das Gerät auch in Europa erscheinen.

Bildquelle: Goodereader / Youtube

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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