Nook Glowlight Plus, mit wasserdichtem Alu-Gehäuse und 300 ppi

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Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen Artikel über die Zukunft von dedizierten Lesegeräten veröffentlicht. Der Anlass dafür war die von einigen Analysten getroffene schlechte Prognose für eBook Reader. Dem hielt ich neben ein paar anderen Argumenten (dafür am besten den Artikel nachlesen) das Negativbeispiel Barnes & Noble entgegen. Der größte stationäre US-Buchhändler hat den Kampf um den heimischen eBook-Markt rasch verloren, nachdem man statt eReader verstärkt Tablets fokussiert hat.

Offensichtlich ist man nun auch bei Barnes & Noble zur Überzeugung gelangt, dass dedizierte Lesegeräte weiterhin das A und O des digitalen Buchmarktes sind. Nach mehreren Jahren ohne konkurrenzfähiges Modell hat das Unternehmen heute nämlich den Nook Glowlight Plus vorgestellt.

Das Gerät bietet überzeugende Technik zu einem konkurrenzfähigen Preis. Der neue Nook besitzt, wie die meisten anderen Neuvorstellungen dieses Jahres, einen hochauflösenden 300 ppi Bildschirm. Die Auflösung des 6 Zoll Displays beträgt dementsprechend 1448×1072 Pixel. Als Displaytechnik kommt E-Ink Carta zum Einsatz. Damit folgt der eReader den Konkurrenten von Amazon (Kindle Paperwhite und Voyage), sowie dem Kobo Glo HD und den jüngst vorgestellten Tolino Shine 2 HD und Vision 3 HD.

In einigen ersten Hands-On Tests macht die Beleuchtung einen guten Eindruck und scheint gleichmäßig zu erfolgen. Die LEDs sitzen offenbar am oberen Bildschirmrand. Üblicherweise befinden sich diese unten.

Neue Boni und alte Kritik

Als besonderen Bonus ist der Nook Glowlight Plus wasserdicht und staubgeschützt. Der eBook Reader besitzt ebenso wie der Kobo Aura H2O eine IP67-Zertifizierung und kann dementsprechend bei bis zu 30 Minuten bei einem Meter Tiefe unter Wasser bleiben.

Verzichten muss man auf eine Speicherkartenerweiterung. Insgesamt verfügt das Gerät über 2,5 GB internen Speicherplatz, wovon allerdings 2 GB für Barnes & Noble Inhalte reserviert sind. 500 MB sind für die Nutzung externer eBooks verfügbar. Diese Praktik nutzt das US-Unternehmen zwar schon länger, dennoch ist der Schritt aus Kundensicht auch weiterhin nicht zu begrüßen.

Aluminiumgehäuse beim Nook Glowlight Plus.

Die Bedienung des Nook Glowlight Plus erfolgt nun (wieder) über einen kapazitiven Touchscreen. Die direkten Vorgängermodelle nutzten Infrarot-Technik. Eine weitere Neuerung ist die Materialwahl des Gehäuses. Die Rückseite besteht nun aus Aluminium (in Bronzefarbe) und könnte somit eine ähnliche Haptik bieten wie alte Sony-Modelle.

Wirklich schwer ist das Gerät deshalb trotzdem nicht: Mit 195 Gramm ist der neue Nook leichter als der Kindle Paperwhite (205 Gramm). Die Abmessungen betragen 163,6 x 119,6 x 8,6 mm. Über WLan kann man wie gewohnt auf den integrierten Shop zugreifen.

Als Betriebssystem kommt vermutlich weiterhin Android zum Einsatz. Die Bedienoberfläche wurde überarbeitet, was aufgrund der höheren Auflösung unumgänglich war.

Rückzug auf den US-Markt

Der Nook ist aktuell nur in den USA erhältlich, wird aber wohl auch in Großbritannien angeboten werden. Der Preis liegt mit 129 US-Dollar am gleichen Niveau wie der (werbegestützte) Kindle Paperwhite. In Deutschland braucht man hingegen nicht auf einen Marktstart zu hoffen, denn Barnes & Noble hat erst vor kurzem den Rückzug aus dem restlichen europäischen Markt bekanntgegeben. Die ehemals angedachte internationale Expansion fällt damit ins Wasser.

Immerhin können experimentierfreudige Digitalleser das Gerät importieren und dank Adobe ID Unterstützung auch hierzulande mit den üblichen Shops nutzen.

Der Start des Nook Glowlight Plus ist aus deutscher Sicht aber trotzdem durchaus interessant. Obwohl Barnes & Noble den Kampf um den digitalen Buchmarkt in den USA aufgrund der Tablet-Fehlentscheidungen verloren hat und Analysten immer wieder das Ende der eReader prophezeien, setzt der Buchhändler auf ein hochwertiges dediziertes Lesegerät. Ganz offensichtlich ist die Kundennachfrage auch am gesättigten US-Markt ausreichend groß um einen solchen Schritt nach jahrelangen Verlusten zu wagen.

Damit hat der Buchhändler für das kommende Weihnachtsgeschäft erstmals seit langer Zeit ein konkurrenzfähiges Modell am Markt um Amazon Paroli zu bieten. Dementsprechend darf man gespannt sein, ob der Versandhändler in den kommenden Tagen ebenfalls noch mit einer Neuvorstellung rausrückt. Viele Marktbeobachter gehen davon aus, dass Amazon den Kindle Voyage neu auflegen wird – sicher ist das allerdings keineswegs.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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