Bookerly für alle: Firmware-Updates 5.6.5 für aktuelle Kindle
Schon seit geraumer Zeit stellt Amazon Tablets und Kindle-Apps für Android und iOS auf die neue Schriftart Bookerly um. Aber nicht nur die Schriftart ist neu, sondern die ganze Renderengine für den Text. Neben einigen kleineren Neuerungen bei der Anzeige hält damit auch die oft gewünschte Silbentrennung Einzug. Das langsame Rollout der neuen Anzeigefunktionen erweckte schnell den Eindruck, als ob Amazon für den Spätsommer bzw. Herbst – d.h. mit der nächsten Modellgeneration – auch eine ähnliche Umstellung bei den eBook Readern plant.
Und genau das war auch tatsächlich der Fall: Mit der überraschenden Vorstellung des Kindle Paperwhite 3 hat Amazon den neuen Font auch auf das neue Lesegerät gebracht und damit erstmals in einem eReader des Unternehmens eingesetzt.
Nach einiger Wartezeit folgt nun auch das vollständige Engine-Upgrade, denn sowohl der neue Paperwhite, als auch der Kindle Voyage, Basis-Kindle und Paperwhite 2 bekommen die soeben veröffentlichte Firmwareversion 5.6.5. Das Softwareupdate wird wie immer automatisch Over-The-Air (OTA) ausgeliefert und über WLan eingespielt.
Will man nicht so lange warten, bis das Upgrade den eigenen eReader erreicht, kann man sich die entsprechende Datei zum manuellen Update auch hier direkt von der Amazon-Homepage herunterladen.
Diese Änderungen bringt das Update
- Nicht nur die Textanzeige ist neu, sondern auch das Kontextmenü zur Notiz- und Markierungserstellung. Mit den nun direkt einblendbaren Knöpfen entfällt ein unnötiger Schritt, sodass die Funktionen schneller erreichbar sind. Außerdem wurde die Anzeige des Wörterbuchs, von Wikipedia, X-Ray und der Online-Übersetzung ebenfalls neu gestaltet, sodass man mit einem einfachen Wischen zwischen den Fenstern hin und her wechseln kann.
- Wie bereits erwähnt, hält die neue Schriftart „Bookerly“ Einzug. Diese konnte in unserem Test des Paperwhite 3 voll und ganz überzeugen und erfreut mit einer ausgewogenen und feinen Textdarstellung.
- Die gesamte Render-Engine ist neu, sodass Silbentrennung, inkl. homogener Wortabstände, sowie Unterscheidung und verbesserte Fußnotenanzeige möglich sind.
Neuerlicher eBook-Download nötig
Um die neuen Anzeigeoptionen inkl. Silbentrennung nach dem Update verwenden zu können, muss man kompatible eBooks nochmals aus der Kindle-Cloud downloaden. D.h. wenn man die verbesserten Funktionen bei einem bereits gekauften und heruntergeladenen Buch nutzen will, muss man dieses zuvor vom Gerät entfernen.
Der Grund: Die Umstellung der Render-Engine erfolgt deshalb, da die eBooks mit den neuen Anzeigeoptionen das neue KFX-Dateiformat nutzen. Es handelt sich somit nicht mehr um die „alten“ Mobi- bzw. AZW-Dateien, das bisher zum Einsatz gekommen ist, sondern um ein zur alten Software nicht kompatibles Format.
Zudem werden die Dateien zur Silbentrennungsunterstützung mit weichen Trennzeichen versehen, sodass ohnehin alle eBooks von Amazon neu konvertiert werden.
Laut Amazon wurden mittlerweile „hunderttausende Titel“ des Kindle-Sortiments neu formatiert und in das KFX-Dateiformat konvertiert. Neue folgen wöchentlich. Erkennbar sind die entsprechenden Titel am Zusatz „Erweiterte Schriftfunktion: Aktiviert“ in der Produktinformation – wie es z.B. bei diesem eBook der Fall ist.
Aktuell keine Calibre-Unterstützung für neue eBooks
Während man sich über die Rundumerneuerung des Kindle-Systems als Nutzer grundsätzlich durchaus freuen darf, werden einige Power-User aktuell wohl nicht ganz so freudig auf die Änderungen blicken, denn das beliebte Verwaltungsprogramm Calibre unterstützt die KFX-Dateien aktuell (Version 2.3.4) nicht.
Zwar lassen sich die eBooks importieren, allerdings werden weder Cover angezeigt, noch kann man sie in der Buchvorschau öffnen oder sonstige Änderungen vornehmen.
Sofern die eBooks ohne harten Kopierschutz ausgeliefert werden, darf aber angenommen werden, dass dies in Zukunft (irgendwann) doch noch möglich sein wird. Damit heißt es für betroffene Nutzer erstmal abwarten und Tee trinken.
Vorteil: Alles in einer Hand
Einer der größten Kritikpunkte des Kindle-Systems – nämlich die Geschlossenheit – entpuppt sich hier wiederum als wichtiger Vorteile für Amazon, aber in diesem Fall auch für die Kunden.
Im vergangenen Jahr musste der Konkurrent Adobe eine geplante Zwangsumstellung seines DRM-Systems abblasen, da die Kundenproteste zu groß waren. Viele Nutzer haben befürchtet, dass die Änderung des DRM-Systems mit Kompatibilitätsproblemen einhergehen wird. Immerhin müssten alte und neue Lesegeräte mit der neuen Software von Adobe ausgestattet werden, um den Kopierschutz nutzen zu können.
Und tatsächlich zeigte sich aufgrund einer kurzzeitigen Störung des DRM-Systems, dass diese Befürchtungen nicht unbegründet waren.
Amazon hat solche Probleme nicht. Auch wenn die Konvertierung des Kindle-Sortiments schon mehrere Monate dauert und auch die nun erfolgten Softwareupdates mit einiger Verspätung erschienen sind, so scheint nun doch alles rund zu laufen. Amazon liefert für ältere Modelle ganz einfach weiterhin AZW-Dateien aus, während die neuen Geräte die KFX-eBooks bekommen.