TEST: PocketBook SURFpad 2

Geschätzte Lesezeit: 23:05 min.

Der Tablet-Markt ist ein sehr schnell wachsender in der Branche der Unterhaltungselektronik, was auch die großen PC-Hersteller wie HP und Dell jedes Quartal aufs Neue zu spüren bekommen. Besonders erfolgreich sind hier Apple, Samsung, Google und Amazon. Allesamt globalisierte Konzerne, welche die größten Marktanteile haben. Aber auch andere Hersteller versuchen ihr Glück – darunter PocketBook.

Nun in der zweiten Auflage ist das PocketBook Surfpad erhältlich, welches den bekannten 7 Zoll Formfaktor mit neuer Hardware verknüpft. Das besondere daran ist der Verkaufspreis, denn das Surfpad 2 gibt es bereits für 119 Euro. Damit ist das Gerät sogar günstiger als die meisten beleuchteten eBook Reader, womit das Surfpad 2 erstmals auch preistechnisch zu einer echten eBook Reader Alternative wird. Es stellt sich aber natürlich die Frage, ob man wegen des geringeren Preises auch Abstriche machen muss.

Wir haben das PocketBook Surfpad 2 daher ganz genau unter die Lupe genommen, sodass du im nachfolgenden Test erfährst wie gut sich das Gerät im Alltagsbetrieb schlägt.

Unboxing

Das Surfpad 2 wird in einer PocketBook typisch schlichten, aber eleganten Verpackung geliefert. Darin befinden sich das Tablet, ein Micro-USB-Kabel und ein 2 Ampere Netzteil. Eine Schnellstartanleitung und Garantiekarte sind ebenfalls im Lieferumfang inkludiert.

Die Zugabe des Netzteils ist ein dicker Pluspunkt und besonders beim günstigen Einstiegspreis des Surfpads keine Selbstverständlichkeit. Mit dem Netzteil ist man nicht auf die noch weit verbreitete geringe Ausgangsstärke der USB 2.0 Anschlüsse bei vielen PCs und Notebooks angewiesen, sondern kann den Akku des Geräts wieder relativ schnell bis zur Gänze füllen (in ca. 2 Stunden; per USB 2.0 ca. 8 Stunden; per USB 3.0 ca. 4 1/2 Stunden). Netzteil und USB-Kabel sind getrennt voneinander, was bedeutet, dass man das Micro-USB-Kabel auch zum Datentransfer einsetzen kann. Das ist deshalb erwähnenswert, da Netzteil und Kabel des Konkurrenten Kobo Arc unpraktischerweise in einem Stück sind.

Ein Mini-HDMI-Kabel ist leider nicht dabei, was in Anbetracht des passenden Anschlusses am Surfpad 2 ebenfalls ein netter Zusatz gewesen wäre. Da die externe Bildausgabe das Gros der Käufer wohl nicht allzu häufig (lies: vermutlich nie) benutzen wird, ist das aber zu entschludigen. So stellt PocketBook jedenfalls sicher, das Gerät ohne große Kompromisse im Lieferumfang zum günstigen Preis ausliefern zu können.

Verarbeitung und Austattung

PocketBook Geräte haben einen guten Ruf was die Verarbeitung angeht. Alle von uns bisher getesteten Geräte waren dahingehend auf hohem Niveau und auch das PocketBook Sufpad 2 enttäuscht in dieser Hinsicht nicht. Im Gegenteil sogar: Das Tablet wirkt ausgesprochen solide und steht teureren Produkten von Google, Amazon und Kobo in nichts nach. Durchaus überraschend, wenn man sich den Preis ins Gedächtnis ruft.

Typisch für ein 7 Zoll Tablet, besteht die Vorderseite fast vollständig aus Glas. Lediglich zwei kreisrunde Löcher zur Audioausgabe, seitlich des Bildschirms, unterbrechen die Glasfront. Die Oberfläche könnte für meinen Geschmack allerdings etwas glatter sein. Man gleitet nicht ganz so einfach über das Display wie beim Google Nexus 7.

PocketBook Schriftzug auf der Rückseite

Die Rückseite des Geräts besteht aus einer glatten, haptisch ansprechenden Plastikoberfläche, in welche der PocketBook Schriftzug eingearbeitet ist.

Mit einem Gewicht von 300 Gramm gehört das PocketBook Surfpad 2 zu den leichteren 7 Zoll Tablets. In der Handhabung ist es damit zwar noch immer merklich schwerer als ein eBook Reader (PocketBook Touch Lux: 198 Gramm), allerdings macht sich der geringere Gewichtsabstand auf jeden Fall positiv bemerkbar. Besonders beim Vergleich zum aktuellen Kindle Fire HD kann das Surfpad 2 glänzen, denn der Amazon Konkurrent wiegt mit fast 400 Gramm um ein Drittel mehr.

Die Maße des PocketBook Tablets betragen 194 х 121,9 х 9,9 mm, was in etwa der aktuellen Konkurrenz entspricht. Gefühlt gibt es hier keine allzu großen Unterschiede. Viel Spielraum haben die Hersteller von 7 Zoll Tablets hier aber ohnehin nicht, sodass die Nähe der unterschiedlichen Geräte diesbezüglich kaum verwunderlich ist.

Das PocketBook Surfpad 2 ist auf die Nutzung im Querformatmodus ausgelegt

Eine Besonderheit des Surfpad 2 ist aber die Ausrichtung des Geräts. Im Gegensatz zu den meisten anderen 7 Zoll Tablets, hat PocketBook das Surfpad 2 für den Querformatmodus konzipiert. Dies ist an der Positionierung des Logos, der Lautsprecher, der Tasten sowie der Anschlüsse schnell ersichtlich. Hält man das Tablet im Querformat, befinden sich die Power-, sowie die Lautestärke-Tasten an der rechten oberen Gerätekante. Die Knöpfe erreicht man so problemlos und intuitiv mit dem Zeigefinger. Auf der rechten Seite des Geräts befinden sich die Anschlüsse: Micro-USB, Mini-HDMI, 3,5 mm Klinkenanschluss, sowie der MicroSD-Speicherkartenslot.

Unpraktisch wird diese Ausrichtung bzw. Tastenanordnung erst, wenn man das Tablet lieber im Hochformat verwendet. Stellt man das Surfpad 2 nämlich auf, befinden sich die Knöpfe je nach Haltung auf der rechten unteren oder linken oberen Seiten – beides Stellen die zumindest ich intuitiv nicht verwenden würde. Aber das hört sich jetzt negativer an als es ist. PocketBook hat sich dazu entschlossen das Gerät auf die Querformatausrichtung hin zu optimieren, was völlig in Ordnung und für die Nutzer vermutlich eine reine Gewöhnungssache ist.

Das PocketBook Sufpad 2 verfügt außerdem über eine VGA-Kamera (0,3 Megapixel), welche sich mittig oberhalb des Bildschirms befindet. Der interne Speicher hat eine Größe von 8GB (davon 5,37 GB verfügbar) und lässt sich wie bereits erwähnt mittles MicroSD-Karte erweitern. Als Drahtlosverbindung steht WLan b/g/n zur Verfügung, auf Bluetooth und GPS wurde verzichtet.

Display

Der Bildschirm des PocketBook Surfpad 2 ist nicht entspiegelt – wie bei allen gängigen Tablets. Die Glasoberfläche bzw. der Bildschirm ist im deaktivierten Zustand etwas heller als beim Google Nexus 7, was zur Folge hat, dass die Spiegelungen am Surfpad 2 etwas stärker sichtbar sind. Das nachfolgende Bild zeigt den Effekt. Dank der hohen maximalen Bildschirmhelligkeit (siehe unten), sind die Spiegelungen aber nicht störender als am Nexus 7.

Spiegelt etwas stärker als ein Google Nexus 7, ist aber noch im vertretbaren Rahmen

Das teuerste Bauteil des PocketBook Surfpad 2 ist vermutlich der sehr gute LCD-IPS-Bildschirm. Dieser bietet hohe Betrachtungswinkel, was für eine gute Ablesbarkeit unabdinglich ist. Besonders im lockeren Lesebetrieb, wo man das Lesegerät gelegentlich auch schräg hält, ist eine hohe Blickwinkelstabilität sehr wichtig. Sowohl vertikal als auch horizontal bleibt der Bildschirm ohne Invertierungseffekt oä. sehr gut ablesbar. Die Auflösung von 1280×800 Pixel (216 ppi) sorgt zudem für eine scharfe Bilddarstellung.

Der Bildschirm verfügt über eine RGB-Matrix und damit über die normale Subpixel-Dichte wie man sie auch von anderen nicht-AMOLED-Displays kennt.

RGB-Matrix des PocketBook Surfpad 2

Nicht hunderprozentig zufrieden sind wir mit dem Touchscreen. Die meiste Zeit funktioniert dieser zwar problemlos, manchmal zickt er allerdings auch rum. Das macht sich bemerkbar, indem man den Bildschirm nicht nur leicht antippen, sondern vernünftig berühren muss, damit der Kontakt wahrgenommen wird. Scheinbar reagiert der kapazitive Touchscreen relativ empfindlich auf Veränderungen in der Leitfähigkeit der Finger, z.B. durch Schweißbildung oä.

Außerdem nimmt die Touchscreenempfindlichkeit zu, wenn man das Stromkabel ansteckt. Das lässt sich mit Hilfe der Android Entwickleroptionen reproduzierbar nachweisen.

Das bedeutet, dass man sich am besten daran gewöhnt, immer richtig auf den Bildschirm zu drücken, anstatt den Finger nur darüber gleiten zu lassen. So gibt es dann letztendlich auch keine Frustmomente bei der Bedienung. Bleibt zu hoffen, dass PocketBook dieses etwas eigentümliche Verhalten noch ausbessert.

Die Kontrastwerte liegen mit 775:1 unter denen des Google Nexus 7 (1100:1), was aber dennoch gute Werte sind und sowieso nur im direkten Vergleich sichtbar ist. Im laufenden Betrieb wirkt der Bildschirm des Surfpad 2 farbenfroh und kontrastreich. Die maximale Helligkeit befindet sich mit durschnittlich 330 cd/m² auf etwas höherem Niveau (Nexus 7: 320 cd/m²). Mit 64 cd/m² empfinde ich die maximale Helligkeit bei kleinster Einstellungsstufe und absoluter Dunkelheit aber als etwas zu hoch. Zum Vergleich: Beim Google Nexus 7 messen wir die maximale Helligkeit bei geringster Helligkeitsstufe mit 27 cd/m².

Hier gibt es dann aber trotzdem auch die einzig deutlich sichtbare Einsparung beim Surfpad 2: Es verfügt über keinen Helligkeitssensor. Während die Vielzahl der aktuell erhältlichen Tablets die Hintergrundbeleuchtung je nach externer Lichteinstrahlung dynamisch von selbst regulieren und so eine immer möglichst augenfreundliche Ablesbarkeit bieten, muss man die Bildschirmhelligkeit am Surfpad 2 selbst ein- und nachstellen.

Unterm Strich hinterlässt der Bildschirm des PocketBook Surfpad 2 trotz einiger Kritikpunkte aber einen guten Eindruck, wobei die etwas zu geringe Touchscreenempfindlichkeit und der fehlende Helligkeitssensor verbesserungswürdig sind. Beide Dinge sind allerdings mit Sicherheit dem niedrigen Preis des Geräts verschuldet. Man muss sich natürlich darüber im Klaren sein, dass zu einem Einstiegspreis von 120 Euro nicht die teuersten Komponenten verbaut werden können und daher Kompromisse eingegangen werden müssen. Dabei hat PocketBook aber zum Glück nicht an der falschen Stelle gespart, denn der Bildschirm selbst – als vermutlich wichtigstes Bauteil eines Tablets – funktioniert wunderbar und kann problemlos mit der teureren Konkurrenz mithalten.

Leistung und Benchmarks

Das PocketBook Surfpad 2 nutzt einen hierzulande eher unbekannten Dual-Core ARM Cortex-A9 Rockchip 3066 Prozessor, welcher mit 1,6 GHz taktet. Eine Mali-400 Quadcore Grafikeinheit mit 250 MHz ist inkludiert und sorgt auch im 3D-Spielebetrieb für ausreichend Leistung. Der Arbeitsspeicher des Tablets ist mit 1GB recht großzügig bemessen.

Im Vergleich zu Qualcomm Snapdragon, nVidia Tegra oder TI OMAP Chipsätzen, sind die Lizenzkosten und Einkaufspreise für die Rocketchips vermutlich deutlich niedriger, was dem geringen Einstiegspreis des Surfpad 2 zugute kommt. Es stellt sich aber natürlich die Frage wie es um die Leistungsfähigkeit des Chips bestellt ist.

Im Praxisbetrieb kann der Rocketchip bzw. das Surfpad 2 voll und ganz überzeugen. Es gibt während der regulären Bedienung keine Hänger und Ruckler, womit man auch den Vergleich zu deutlich teureren Geräten nicht zu scheuen braucht. Wenn man sich die nachfolgenden Benchmarkergebnisse ansieht, dann verwundert das eigentlich auch nicht weiter, denn das Surfpad 2 verweist die teurere Konkurrenz in einigen Benchmarks auf die hinteren Plätze und rangiert unterm Strich im guten Mittelfeld.

Nachfolgend die Ergebnisse der Benchmarks:

Sunspider (niedriger ist besser)

  • Surfpad 2: 1096
  • Kobo Arc: 1512
  • Nexus 7: 1717
  • Kindle Fire HD 7: 1789

Linpack Multi-Thread (höher ist besser)

  • Nexus 7: 130,126
  • Kobo Arc: 90,244
  • Surfpad 2: 76,389
  • Kindle Fire HD 7: 73,756

AnTuTu (höher ist besser)

  • Surfpad 2: 11215
  • Kobo Arc: 10896
  • Nexus 7: 10629
  • Kindle Fire HD 7: 6557

Quadrant (höher ist besser)

  • Surfpad 2: 4012
  • Nexus 7: 3600
  • Kobo Arc: 3040
  • Kindle Fire HD 7: 2177

GLBenchmark 2.5 Egypt Full HD Offscreen (höher ist besser)

  • Surfpad 2: 13
  • Kobo Arc: 12,1
  • Nexus 7: 9,3
  • Kindle Fire HD 7: 6,1

Epic Citadel HQ (höher ist besser)

  • Kobo Arc: 58,9
  • Nexus 7: 52,1
  • Surfpad 2: 34,7
  • Kindle Fire HD 7: 31,2

Allgemeine Bedienung; Benutzeroberfläche

Die erste Inbetriebnahme gestaltet sich geringfügig anders als bei vielen Android Tablets. Nachdem man die Sprache gewählt und den PocketBook Lizenzbestimmungen zugestimmt hat, kann man die WLan-Verbindungsdaten eingeben (oder überspringen). Es ist nicht nötig das Surfpad 2 mit dem Internet zu verbinden, um es benutzen zu können, d.h. es gibt auch keinen Registrierungszwang.

Ist das erledigt, öffnet sich eine Auswahl, in welcher man die zu installierenden Programme wählen kann. Je nach Land schlägt das Surfpad 2 unterschiedliche Apps vor. Für Deutschland sind dies:

  • Cool Reader
  • SPC TV
  • Book Store
  • Learn English
  • Kindsoft Office
  • PocketBook Reader
  • IMplus
  • All Things Yummy
  • MX Player
  • Evernote
  • ArkMC
  • App Center

Sollte man das Tablet lieber ohne „Bloatware“ betreiben, kann man auf all diese Apps auch problemlos verzichten. Diese Option wünschen wir uns bei jedem Gerät, denn nicht selten werden Tablets (und Smartphones) mit allerhand unnötigen Programmen vollgestopft, die nur die wenigsten Personen wirklich brauchen. Hat man die gewünschten Apps ausgewählt, werden diese installiert und man landet schließlich am Startbildschirm mit der von Android bekannten Einführung.

Die Bedienung des Surfpad 2 erfolgt wie von Android 4.1.1 gewohnt: Am unteren Bildschirmrand befinden sich die drei Softkeys „Zurück“, „Home“ und „Taskswitcher“. Eine Besonderheit gibt es beim Surfpad 2 allerdings. Am rechten Bildschirmrand befindet sich eine Menütaste. Diese ist optisch mit 3 quadratischen Punkten an die Google-Vorlage angelehnt, sodass man als Android-Kenner sofort weiß, was sich dahinter verbirgt. Beim Druck auf den virtuellen Menüknopf öffnet sich das entsprechende Optionsmenü der App in welcher man sich gerade befindet. Sehr praktisch! – besonders weil die Menüknopfplatzierung bei Android-Apps ansonsten nicht immer einheitlich erfolgt.

Der Menüknopf erleichert die Bedienung besonders bei älteren Apps, welche nicht für Jelly Bean optimiert wurden

Im Gegensatz zu Kindle Fire oder Kobo Arc nutzt das Surfpad 2 einen regulären Launcher ohne besondere Anpassungen am Homescreen. Dadurch fühlt man sich als Android-Kenner sofort zuhause und muss sich auch nicht an irgendwelche besonderen Eigenheiten gewöhnen. Wie immer funktioniert die Navigation am Touchscreen horizontal, d.h. indem man nach links oder rechts wischt, kann man zu den weiteren Bildschirmansichten wechseln.

Der App-Drawer präsentiert sich im typischen Jellybean-Look. D.h. auch hier wischt man links und rechts, um alle Apps aufrufen zu können. Widgets können von hier aus ebenfalls platziert werden.

Ein klarer Vorteil des PocketBook Surfpad 2 gegenüber den Kindle Fire Tablets ist die direkte Anbindung an Google. D.h. man kann mittels dem vorinstallierten Google Play Store direkt auf die riesige Masse der Android-Apps zurückgreifen. Die Vorteile der Google-Anbindung liegen auf der Hand: Man kann jede beliebige App installieren und das Surfpad 2 so auch problemlos für andere Leseapps von Kindle oder Kobo verwenden. Somit kann man auch das günstigere PocketBook-Tablet nutzen um auf die fremden eBook-Stores zuzugreifen. Zusammen mit dem Play Store sind auch die Google-Apps Kalender, Kontakt und E-Mail mit dabei, die man auch von anderen Android-Geräten kennt.

Ein netter Pluspunkt ist außerdem die Wahl des Stock-Android-Browsers, welcher am Surfpad 2 Verwendung findet. PocketBook hat sich gegen die standardmäßige Nutzung von Chrome entschieden, was man nur begrüßen kann, da dieser selbst auf leistungsfähigen Tablets nach wie vor gelegentlich Performanceprobleme macht. Außerdem verfügt der Stock-Android-Browser über Text-Reflow, was die Nutzung auf dem 7 Zoll Bilschirm deutlich praktischer macht.

Filme und Musik am PocketBook Surfpad 2

Wie bereits erwähnt, befinden sich seitlich neben dem Bildschirm zwei 0,5 Watt Lautsprecher. Dank der ungewöhnlichen Positionierung an der Vorderseite eignet sich das Surfpad 2 natürlich wunderbar für multimediale Inhalte wie Filme, Musik oder Spiele. Die Qualität der Lautsprecher ist dabei durchaus zufriedenstellend und ausreichend laut, wobei sie für meinen Geschmack etwas satter sein könnten. Es kann außerdem vorkommen, dass die Lautsprecher geringfügig übersteuern. Unterm Strich ist die Tonqualität aber besser als bei vielen anderen Tablets – ganz besonders in der Preisklasse. Auch die Positionierung der Lautsprecher ist gut gewählt, denn auch wenn man das Tablet in beiden Händen hält, verdeckt man die Lautsprecher bei normaler Haltung nicht.

Dank des schnellen Chipsatzes kann das PocketBook Surfpad auch Full HD Videos abspielen. Das klappt mit dem vorinstallierten MX Player z.B. völlig problemlos. Ein nettes Extra ist dabei der HDMI-Ausgang des Tablets. So kann man die Inhalte am Bildschirm mit dem passenden Kabel auch auf einen Fernseher oder Monitor übertragen. Dabei kann man die HDMI-Ausgangsauflösung zwischen folgenden Modi einstellen:

  • 1920×1080 Pixel, 50 od. 60 Hz
  • 1280×720 Pixel, 50 od. 60 Hz
  • 720×576 Pixel, 50 od. 60 Hz

Dank Hardwarebeschleunigung stellen Full HD Videos kein Problem dar

Lesen am PocketBook Surfpad 2

Kommen wir zu dem für uns interessantesten Teil: dem Lesen. PocketBook ist in erster Linie natürlich ein Anbieter von eBook Readern und bietet das Surfpad 2 als Ergänzung zum eInk-Reader Portfolio an. Das wird von vielen Herstellern deshalb als nötig erachtet, da diverse Umfragen immer wieder zeigen, dass auch auf Tablets gerne gelesen wird. Die potentiellen Kunden darf man sich natürlich nicht eingehen lassen.

Allerdings muss man hier sagen, dass die Hersteller mit ihren Lese-Apps bisher nie wirklich überzeugen konnten. Der Funtionsumfang der mitgelieferten Programme ist in der Regel deutlich geringer als bei den eBook Reader aus gleichem Hause. Das trifft sowohl auf Kobo als auch auf Amazon zu. Damit sind deren Tablets in erster Linie eine Ergänzung zum eBook Reader Angebot und kein Ersatz. Anders sieht es hingegen beim Surfpad 2 aus. PocketBook bietet ebenfalls eine eigene Lese-App, die vom Funktionsumfang in der aktuellen Version (d.h. die App sollte nach der ersten Inbetriebnahme des Tablets aktualisiert werden!) wirklich ausgezeichnet ist.

Nach dem Start der App wird man von der Bücherübersicht begrüßt. Dabei ist eine Vielzahl gemeinfreier Werke in verschiedenen Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch, Ukrainisch) bereits vorinstalliert. Die Übersicht kann zwischen einer regulären Cover-Listen- und einer reinen Coveransicht umgeschalten werden. Die Bücher lassen sich nach Titel, Autor und Zuletzt hinzugefügt ordnen. Außerdem kann man in eine Ansicht für die zuletzt gelesenen eBooks, sowie die favorisierten Titel wechseln.

Über das Optionsmenü kann man manuell nach neuen eBooks scannen lassen und die Lese-App für Adobe DRM autorisieren. Hierzu muss man mit dem Internet verbunden sein und die Logindaten eingeben.

Hat man das gewünschte Buch mit einem Antippen geöffnet, bieten sich eine Reihe unterschiedlicher Optionen. Fangen wir bei den einfachen Dingen an: Umblättern kann man mit einem Antippen auf die rechte oder linke Seite des Bildschirms, oder mit der allseits bekannten Wischgeste.

Mit einem Druck auf den virtuellen Menüknopf in der Android Navigationsleiste, öffnet sich das Seitenmenü. Am oberen Bildschirmrand kann man zurück zur Bibliothek wechseln, Inhaltsverzeichnis, Notizen und Markierungen aufrufen, die Suchfunktion, sowie die erweiterten Einstellungen öffen. Am unteren Bildschirmrand wird die Seitennummer angezeigt, mit der Möglichkeit mittels Schieberegler schnell zu einer anderen Stelle im Buch springen zu können.

In der Mitte des Bildschirms öffnet sich ein kreisrundes Menü mit folgenden Punkten:

  • Helligkeit
  • Schriftgröße
  • Farbschema
  • Notizen
  • Bildschirmausrichtung sperren
  • Seitenlayout

Die schnell zugängliche Helligkeitseinstellung ist aufgrund des fehlenden Sensors auf jeden Fall sinnvoll. Dabei funktioniert die Helligkeitseinstellung in der Lese-App auf Wunsch unabhängig von der Systemeinstellung. Ebenso sinnvoll ist die mögliche Sperre der Bildschirmausrichtung. Das PocketBook Surfpad 2 verfügt über einen Lagesensor, welcher die Bildschirmausrichtung je nach Gerätehaltung entsprechend dreht. So praktisch das bei vielen anderen Apps auch ist, im Lesebetrieb, wo man das Tablet auch gerne mal etwas schräger hält, kann dies ärgerlich sein. Indem man die Bildschirmausrichtung auf die aktuelle Ansicht sperrt, kann man dieses Verhalten verhindern und entspannt bei jeder Haltung weiterlesen.

Ebenfalls sinnvoll ist die Einstellung des Farbschemas. Zwar ist ein hoher Kontrast für eine gute Ablesbarkeit sehr wichtig, ist der Kontrast aber zu hoch, kann dies auch kontraproduktiv sein. Das reguläre Farbschema ist Schwarze-Schrift-auf-weißem-Hintergrund. Drei weitere Voreinstellungen stehen zur Auswahl: Sepia, Grau und Invertiert.

Das Seitenlayout lässt sich von der einfachen Ansicht, auf eine doppelseitige Ansicht umschalten (im Querformat) oder auf eine vertikal scrollende Seitenansicht, in welcher man stufenlos von oben nach unten scrollen kann, um zur nächsten Seite zu gelangen.

Die Schriftbildanpassung ist auf den ersten Blick etwas ernüchternd ausgefallen. Lediglich zwei Schriftarten stehen zur Auswahl und ein stufenlos regelbarer Schieberegler um die Textgröße anzupassen. Außerdem kann man die Schriftgröße per Pinch-To-Zoom Geste anpassen. Die Ernüchterung über die eigentlich geringen Einstellungsmöglichkeiten stellt sich aber schnell ein, wenn man das erweiterte Optionsmenü öffnet.

Hier kann man Hintergrund- und Schriftfarbe per HEX-Code manuell einstellen, die Textausrichtung anpassen, die Abstände zwischen Absätzen einstellen, sowie die Randabstände ändern. Außerdem kann man den Zeilenabstand und die Silbentrennung in drei Stufen anpassen und die Blätteranimation deaktivieren oder zwischen drei Effekten umschalten.

Als wäre das alles nicht genug, kann man die Bedienelemente in der Größe variieren und die obere Statusleiste im Lesebetrieb auch ausblenden.

Wie man sieht, sind die Funktionen wirklich umfangreich. Die PocketBook App bietet damit mehr als so mancher eBook Reader. Im Gegensatz zur CoolReader-App, welche ebenfalls zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten bietet, kann die PocketBook Applikation auch eBooks öffnen, welche mit Adobe DRM geschützt sind.

Das ist aber noch nicht alles, denn das Programm bietet auch eine Notizfunktion. Indem man lange auf ein Wort tippt und die Auswahl dann mit Hilfe zweier Cursor anpasst, kann man eine einfache Markierung erstellen oder der Auswahl eine Notiz hinzufügen.

Über das kreisrunde Optionsmenü kann man außerdem den erweiterten Notizmodus starten, der die Löschung von Markierungen, sowie die Kopie eines frei wählbaren Bildausschnittes zulässt. Kommt dir bekannt vor? Nicht verwunderlich, denn ganz ähnlich funktioniert die Notiznehmung auf den PocketBook eBook Readern. Hier muss man aber dennoch Kritik üben, denn auch wenn das Vorhandensein einer Notizfunktion bei Lese-Apps keine Selbstverständlichkeit ist, die Umsetzung könnte besser sein. So werden gemachte Notizen zwar mittels Symbol am Seitenrand angezeigt, die Notiz kann man aber nicht öffnen und auch welcher Textrausschnitt markiert wurde, ist nur ersichtlich, wenn man den Notizmodus nutzt. Erst wenn man die Notizübersicht (siehe oben) öffnet, sieht man die Details zum Eintrag.

Die einzige Funktion die wir hier vermissen, ist ein Wörterbuch. Dabei wäre eine rudimentäre Wörterbuch- und Übersetzungsfunktion am Tablet relativ einfach umzusetzen, indem man die Textauswahl einfach auf die entsprechenden Seiten von Google, Bing, Wikipedia oder dem Duden umleitet. Das ist zwar nicht ideal, da dies eine bestehende Internetverbindung voraussetzt, aber ist dem völligen Fehlen jedenfalls vorzuziehen.

Aber nicht nur ePub-Dateien lassen sich öffnen, auch PDF, DjVu, TXT und FB2 Dateien werden unterstützt. Bei PDF-Dateien stehen Optionen zum Seitenbeschnitt, sowie zur Anpassung der Zoomstufe zur Verfügung. Diese reichen allerdings nicht an die umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten des PocketBook Touch Lux heran. Das ist aber eigentlich auch gar nicht nötig, denn dank LCD-Bildschirm kann man das PDF-Dokument sowieso deutlich leichter benutzen und problemlos navigieren. Mittels Pinch-To-Zoom kann man den Textausschnitt vergrößern, um dann den Bildausschnitt mit dem Finger zu verschieben. Das funktioniert genauso wie man sich das erwarten würde – auch bei großen, umfangreichen und komplexen PDF-Dateien.

Für Ordnung in der Bibliothek sorgt die Ordneransicht, welcher das Dateiverzeichnis anzeigt. Damit lassen sich die Ordner am Gerät navigieren und die darin abgelegten eBooks fein säuberlich anzeigen. Zusätzlich kann man die Suchfunktion nutzen, um den gewünschten Titel noch schneller aufzurufen.

Zuletzt noch ein weiterer Kritikpunkt der nicht den Funktionsumfang, sondern die Umsetzung betrifft: Die App ist nur in englischer und russischer Sprache verfügbar. Mit rudimentären Englischkenntnisse hat man zwar vermutlich kein Problem die App zu bedienen, allerdings ist eine deutsche Übersetzung dennoch wünschenswert.

Das war’s mit den Lese-Funktionen des Surfpad 2. Wie man sieht hat sich PocketBook bei der Programmierung der App richtig ins Zeug gelegt und stellt eine ganze Reihe nützlicher Funktionen zur Verfügung. Klar, die App ist nicht perfekt, aber das ist sowieso keine. Außerdem arbeitet PocketBook an weiteren Updates, sodass der Funktionsumfang weiter steigen wird und die hier genannten Kritikpunkte vermutlich irgendwann der Vergangenheit angehören werden. Unterm Strich hinterlässt die App jedenfalls einen sehr guten Eindruck und stellt die Konkurrenz in den Schatten. 

Akkulaufzeit

Der Testzeitraum mit dem PocketBook Surfpad 2 liegt bei rund 4 Wochen, sodass wir von der Akkulaufzeit einen guten Eindruck im regulären Betrieb sammeln konnten. Wie das von Tablets so üblich ist, können diese in Hinblick auf die Akkulaufzeit bei weitem nicht mit den eInk eBook Readern mithalten – auch das Surfpad 2 nicht. Das ist aber natürlich keine Überraschung und einerseits dem Bildschirm und andererseits der leistungsfähigeren Hardware verschuldet.

Der RocketChip basiert zwar wie zumeist auf ARM-Architektur, das alleine ist aber keine Garantie dafür, dass die Akkulaufzeit auch wirklich gut ist. Mit dem 4.000 mAh starken Akku ist aber zumindest der erste Schritt getan (Google Nexus 7 – 1. Gen: 4.326 mAh; Kobo Arc:  4.400 mAh).

An einen eBook Reader kommt das Surfpad 2 mit der Akkulaufzeit natürlich nicht ran, auf gutem (Tablet-)Niveau liegt sie dennoch

PocketBook gibt eine Laufzeit von bis zu 6 Stunden Videowiedergabe an, ohne Angaben zur sonstigen Laufzeit zu machen. Mit einem Full HD Video haben wir 4 Stunden erreicht, d.h. die 6 Stunden sollten bei niedrig auflösenderen Videos durchaus möglich sein. Im Mischbetrieb kommt man im Normallfall zwischen 4 bis 8 Stunden aus – je nachdem wie rechenintenstiv die Anwendungen sind und wie hoch die Bildschirmhelligkeit eingestellt ist.

Im reinen Standby-Modus ist der Stromverbrauch so gering, dass man das Tablet problemlos mehrere Tage rumliegen lassen kann, ohne viel Ladestrom zu verlieren. So ist es dann auch möglich das Tablet mehrere Tage am Stück ohne Wiederaufladung zu benutzen, wenn man es nicht durchgehend verwendet.

Fazit

Ich muss zugeben, dass ich bei „Billig-Tablets“ immer sehr skeptisch bin. Das PocketBook Surfpad 2 hat da keine Ausnahme gebildet. Letztendlich wurde ich dann aber gleich in mehrerlei Hinsicht positiv überrascht und meine Zweifel sind relativ schnell verflogen.

Das fängt zunächst mit dem Bildschirm an, welcher ausgezeichnete Betrachtungswinkel und eine gute Bilddarstellung bietet. In dem Preissegment keine Selbstverständlichkeit. Aber auch die tadellose Verarbeitung hat mich überrascht. Das Surfpad 2 braucht sich nicht hinter der teureren Konkurrenz zu verstecken, ist haptisch ansprechend und dank geringem Gewicht auch gut handzuhaben.

Ebenfalls positiv anzumerken ist die PocketBook Lese-App, welche vom Funktionsumfang sowohl die Kindle- als auch die Kobo-App locker schlägt. Lediglich der eBook-Einkauf ist am Surfpad 2 etwas komplizierter als bei der Konkurrenz, aber dank vernünftigem Internetbrowser auch kein besonders großes Problem.

Mit Android 4.1.1 läuft zwar nicht die neueste Jelly Bean Version, aber das ist eigentlich relativ egal für den täglichen Betrieb. Die Unterschiede zwischen Android 4.1, 4.2 und 4.3 sind für die meisten Nutzer vermutlich völlig unerheblich.

Negativ anzumerken ist allerdings der etwas störrische Touchscreen. Besonders auffällig ist die geringere Empfindlichkeit im Akkubetrieb. Hat man das Tablet an den Strom angesteckt, reagiert auch der Touchscreen merklich besser. Das bleibt dann letztendlich auch das einzig echte Ärgernis mit dem Surfpad 2, welches PocketBook mit einem zukünftigen Update hoffentlich behebt.

Der fehlende Helligkeitssensor fällt dann eher unter Schönheitsmakel. Zwar erweist sich die manuelle Kontrolle wenig überraschend als nicht so komfortabel wie die automatische Regelung bei der Konkurrenz, aber tagsüber stört dies eigentlich kaum.

Der Rocketchip 3066 Chipsatz hinterlässt einen guten Eindruck, wenngleich die Leistungsentfaltung offensichtlich stark von der verwendeten App abhängt. Während sich das Surfpad 2 in einigen Benchmarks locker an die Spitze setzt, bleibt es bei anderen Benchmarks eher auf den hinteren Rängen. Das ist aber kein Problem, da die Leistung unterm Strich trotzdem völlig ausreichend ist, um das Tablet flüssig bedienen zu können. In jedem Fall liegt die Leistungsfähigkeit über der Konkurrenz von Amazon.

Unterm Strich eine gelungene Präsentation

Mit dem Surfpad 2 bietet PocketBook für aktuell rund 120 Euro einen sehr günstigen Einstieg in das 7 Zoll Tablet Segment. Dabei setzt PocketBook auf die Offenheit von Android, ohne selbst gesetzte Grenzen, sodass man das Surfpad 2 nach Belieben erweitern kann. Mit 8GB internem Speicher und der Erweiterungsmöglichkeit ist zudem für ausreichend Platz gesorgt um Videos, Musik, Bilder, Spiele und eBooks zu sichern. Mit dem HDMI-Ausgang kann man diese dann auch noch auf einem Fernseher vorführen.

Als eBook Reader Ersatz eignet sich zwar auch das Surfpad 2 in meinen Augen nicht, allerdings kommt es der Sache schon recht Nahe. Einerseits ist das Gewicht von 300 Gramm schon durchaus in eBook Reader Regionen angekommen, andererseits entpuppt sich die Lese-App als durchaus vernünftig programmiertes und funktionsreiches Programm, welches den Lesebetrieb mit den vielen Einstellungsmöglichkeiten so angenehm wie möglich macht. Da dürfen sich andere Anbieter eine große Scheibe abschneiden.

Letztendlich verhindern die zuvor genannten Kritikpunkte aber eine sehr gute Wertung. Mit einer guten Note 1,7 kann PocketBook aber ohne Frage dennoch einen Sieg verbuchen, denn vom Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es aktuell kein besseres „Lese-Tablet“ und selbst vom multimedialen Standpunkt ist das Surfpad 2 ein heißer Tipp.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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