Amazon Source: Kindle für den unabhängigen Buchhandel

Geschätzte Lesezeit: 2:43 min.

Das eBook Wachstum in den USA hat abgenommen – mit einem Anteil von etwa 30 Prozent am gesamten Buchmarkt haben eBooks offenbar eine vorläufige Grenze erreicht. Diese ist in Deutschland noch fern, denn der eBook-Anteil liegt hierzulande erst bei etwa 3 Prozent.

In den USA geht Amazon daher einen ungewöhnlichen Weg, um weiter zu wachsen: Man sucht die Partnerschaft mit unabhängigen Buchhändlern. Amazon Source nennt sich das neue Programm, das der Versandhändler heute ins Leben gerufen hat und soll mit Rabatten und Gewinnbeteiligung den freien US-Buchhandel locken.

Eine Idee, zwei Programme

Die Idee dahinter ist einfach: Buchhändler kaufen Kindle Geräte von Amazon mit einer Preisersparnis von 6 Prozent und können dann 2 Jahre vom eBook-Verkauf auf den Geräten profitieren. 10 Prozent Umsatzbeteiligung bekommt der Buchhändler an jedem verkauften eBook eines vermittelten Kunden. Diese eBook-Provision ist allerdings auf 2 Jahre beschränkt. Für Zubehörartikel (z.B. Hüllen) gibt’s sogar einen 35 prozentigen Preisnachlass.

Amazon verspricht eine unkomplizierte Handhabung und risikoloses Testen. Innerhalb von 6 Monaten können alle Produkte der erste Bestellung wieder retourniert werden.

Neben diesem Buchhandelsangebot gibt’s auch ein anderes Vertriebsmodell, das einen Geräterabatt von 10 Prozent vorsieht (statt 6 Prozent), aber dafür keine eBook-Provision enthält. Für welches Programm man sich entscheidet, hängt in erster Linie vom Bundesstaat ab. Nur ca. die Hälfte der Bundesstaaten in den USA können am Buchhandelsprogramm teilnehmen.

Kindle Source vs. Unabhängigkeit

Es stellt sich aber natürlich die Frage in wie weit das Angebot auch angenommen wird. Ein gut sortierter Buchhändler, dessen Geschäft gut läuft, wird sich sicher nicht gern auf so eine Partnerschaft einlassen, denn Amazn verkauft schließlich nicht nur eBooks, sondern auch normale Bücher. Damit steht der Versandhändler abseits der eBooks in direkter Konkurrenz zum stationären Handel.

Allerdings wäre es auch kurzsichtig, wenn man die Reichweite Amazons hier unbeachtet lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein „normaler“ Kunde der sich grundsätzlich auch für eBooks interessiert schon mal bei Amazon vorbeigeschaut bzw. etwas gekauft hat, ist groß. Bevor sich der Kunde völlig unabhängig für den Kindle entscheidet, könnte der freie Buchhändler so zumindest eine Gewinnbeteiligung rausholen.

Die Begrenzung der eBook-Provisionen auf zwei Jahre könnte sich neben den sowieso vorhandenen Ressentiments als zusätzlicher Hemmschuh erweisen. Einmal im Kindle-Ökosystem bleiben die meisten Kunden vermutlich dort, der Buchhändler der den Kindle aber verkauft hat, kann nur zeitlich begrenzt davon profitieren. Damit der Geldfluss aufrecht bleibt, muss er also hoffen, dass Kunden nach spätestens zwei Jahren ein neues Kindle Gerät bei ihm kaufen. Damit gilt das gleiche Bindungsprinzip auch für den Buchhändler: Einmal im Kindle-Ökosystem, gibt’s kein zurück.

Dass die unabhängigen Buchhändler in den USA Kindle Source mit Freude in die Arme schließen, kann man wohl ausschließen. Dennoch kann man davon ausgehen, dass das Programm durchaus den einen oder anderen Interessenten finden wird, der vom 30-Prozent-eBook-Kuchen auch ein Stück abhaben will.

Eine internationale Ausweitung von Kindle Source ist bisher offenbar nicht angedacht – zumindest ist in der Pressemitteilung keine Rede davon. Ob das irgendwann geschehen wird, hängt vermutlich auch davon ab, wie das Angebot in den USA angenommen wird.

Bildquelle: Amazon

Mehr zum Thema

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
Anzeige