Sony PRS-650

Als Revolution kann man den PRS-650 auch heute noch bezeichnen: E-Ink Pearl und IR-Touchscreen haben die Marktentwicklung nachhaltig beeinflusst.

Steckbrief

Der Sony PRS-650 war der erste eBook Reader für den (deutschen) Mainstream mit einem modernen E-Ink Pearl Display. Diese Bildschirmtechnik wird selbst heute noch in zahlreichen Geräten verwendet und sorgt für eine sehr gute Ablesbarkeit. Der PRS-650 macht dabei keine Ausnahme: Die Darstellung ist zwar etwas dunkler (und damit der Kontrast etwas schlechter) als bei heutigen Modellen, aber die Abbildleistung kann sich auch weiterhin sehen lassen.

Zunächst auf wenig Begeisterung stoß bei Fans der Wegfall des Unibody-Gehäuses aus Aluminium, das nun noch weiter verkleinert wurde. Die Rückseite besteht aus Plastik. Diese Umstellung hatte jedoch handfeste Vorteile: Das Gerät war beim Anfassen nicht mehr so kühl und das Gewicht war deutlich verringert.

Die Bedienung erfolgt primär über den Infrarot-Touchscreen. Der Sony PRS-650 war der erste eReader der diese Technik eingesetzt hat und gilt auch in dieser Hinsicht als Vorreiter und Vorbild für zahlreiche andere Geräte. Kindle Touch, Kobo Touch und viele andere folgten dem Beispiel. Der Vorteil lag insbesondere damals darin, dass keine Plastikschicht über dem Bildschirm nötig ist, was bei den damaligen kapazitiven Touchscreens zu deutlichen Verlusten der Anzeigequalität geführt hat. Heute ist dies nicht mehr problematisch, weshalb die teurere Infrarot-Technik immer seltener zum Einsatz kommt.

Der Sony PRS-650 stellt den Höhepunkt des eBook Reader Geschäfts des japanischen Elektronikkonzerns dar. Das Lesegerät war in vielen Bereichen ein Vorbild für die Konkurrenz. Nachfolgende Sony Modelle konnten den hohen Anspruch den viele Sony Fans hatten nur noch teilweise erfüllen.

Testbericht

Mit dem PRS-650 Touch Edition präsentiert Sony bereits die vierte Generation von eBook Readern, welche einer hohen Erwartungshaltung gerecht werden muss. Auch auf Grund der enttäuschenden Vorgängerversion und vieler kritischer Stimmen wird von Sony nun erwartet, eine passende Antwort zu geben. In unserem Test werden wir den Status Quo ermitteln und die wichtigsten Pros und Kontras des Readers beleuchten.

Im Gegensatz zum Vorgänger PRS-600 verwendet Sony beim PRS-650 keinen resistiven Touchscreen, welcher auf Druck reagiert und eine eigene Schicht über dem eInk Display benötigt, sondern einen auf Infrarotsensoren basierten Touchscreen. Dieser soll die größten Negativpunkte, nämlich schlechten Kontrast und starke Spiegelungen, des Vorgängers wett machen. Auf den ersten Blick klingt das Konzept vielversprechend, doch kann der Reader halten was Sony verspricht? Mehr dazu im nachfolgenden Test.

Unboxing

Führt man sich den Packungsinhalt der letzten Readergenerationen vor Augen, so wird es hier wohl manchem Leser und mancher Leserin die Tränen in die Augen treiben. Während die ersten Sony-eReader Generationen der 500er Reihe noch mit einer hochwertigen Ledertasche ausgeliefert wurden, musste man sich schon beim PRS-600 mit einem verhältnismäßig billig gefertigten Täschchen aus Stoff begnügen. Mit dem PRS-650 schließt Sony leider nahtlos an dieses Verhalten an, weswegen dem PRS-650 nun gar keine Tasche mehr beiligt. In der Verpackung findet sich neben einer kurzen Anleitung zur Inbetriebnahme und dem Reader selbst (inklusive Stift), nur ein USB-Kabel zum Laden und zur Synchronisation.

Verarbeitung

Die Latte für den PRS-650 liegt hoch, denn vorangegangene Sony eReader waren stehts sehr gut verarbeitet – und hier enttäuscht der PRS-650 auch nicht. Die Vorderseite wird vom 6 Zoll großen Display dominiert, welches technologiebedingt etwas tiefer im Gehäuse sitzt als bei älteren Readern. Dies schmälert aber weder die Qualität noch den Lesespaß in jedweder Form. Direkt unter dem Display sitzt eine Plastikleiste mit den Tastenbeschriftungen. Umrahmt wird das ganze von einem hochwertigen Aluminiumgehäuse, welches allerdings im Gegensatz zu früheren Modellen nicht mehr den gesamten Reader umfasst, sondern an der Rückseite endet. Auf den ersten Blick scheint dies eine weitere Kosteneinsparung, ähnlich der fehlenden Tasche beim Verpackungsinhalt, zu sein, doch tatsächlich ist diese Änderung als klarer Vorteil zu sehen, denn das Plastik auf der Rückseite fühlt sich deutlich besser als das kühle Aluminium früherer Geräte an. Dies führt zwar zu einem kleinen Abstrich in Sachen Design, aber zu einem großen Gewinn in der Handhabung und in der alltäglichen Lesepraxis.

Die leicht zu ertastenden fünf Knöpfe an der Front haben an jeder Stelle einen ausgezeichneten Druckpunkt. An der Unterseite des eReaders befindet sich die Lautstärkenwippe, sowie ein kleines Loch um den Resetknopf mittels Büroklammer o.ä. zu betätigen. Die Power-Taste ist in Form eines Schieber auf der Oberseite des Geräts angebracht. Die Qualität aller Tasten ist sehr gut und scheint subjektiv etwas über dem Niveau des PRS-350 zu liegen. Keine Taste wackelt oder weist sonstige Mängel auf.

Verchromte Knöpfe auf der Front, Lautstärkewippe und 3,5 mm Audioeingang an der Unterseite

Im Gegensatz zum PRS-350 wird der PRS-650 von einer Chromleiste umrandet, welche dem Reader einen exklusiveren Touch verleiht. Der Reader liegt durch die weichen Kanten sehr gut in der Hand und das geringe Gewicht von 215 g macht auch längere Leseeinheiten zu keiner Kraftprobe.

Ausstattung

Der PRS-650 bleibt der Reihe der 6 Zoll Sony-Reader treu was die Geräteausstattung und den Funktionsumfang angeht. Neben dem obligatorischen USB-Anschluss (Micro-USB), lassen sich auch Kopfhörer mittels 3,5mm Klinkenstecker mit dem Reader verbinden. Ebenso bekannt sind die beiden Speicherkartenslots (welche mittels zweier Dummys for Staub geschützt sind) für SD-Karten und Sonys eigenen Memory Stick DUO. Vergeblich sucht man leider nach wie vor drahtlose Verbindungsmöglichkeiten wie WLan oder 3G Module.

An der rechten oberen Ecke wird der Stift in das Gehäuse geführt. Wie auch bei den Tasten scheint Sony hier etwas hochwertigeres Material als beim PRS-350 verwendet zu haben.

Display

Die größte und vermutlich interessanteste Neuerung des PRS-650 stellt das Display dar. Es misst 6 Zoll und verfügt über eine Auflösung von 800×600 Pixel. Soweit nichts neues. Wie in der Einleitung geschrieben, verwendet Sony beim PRS-650 aber neuerdings einen Touchscreen auf Infrarotbasis. Die Technik unterscheidet sich von herkömmlichen Touchscreens dahingehend, dass kein gesonderter Touchlayer über dem eInk-Display notwendig ist. Somit kämpft der PRS-650 nicht mit den gleichen Problemen wie sein direkter Vorgänger PRS-600, dem verringerten Kontrast und starken Spiegelungen. In der Tat besitzt der PRS-650 einen der besten eInk Screens, den man derzeit bekommen kann. Sony verwendet hierbei die letzte Generation der eInk Pearl Displays und bietet somit auch schnellere Umschaltzeiten, mehr Graustufen und einen höheren Kontrast verglichen mit der letzten Generation.

PRS-505 (links) mit älterer eInk Technologie im Vergleich zum PRS-650 (rechts)

Lesen & Usability

Dank der neuesten eInk Technologie in Kombination mit dem layerlosen Touchscreen ist die Lesbarkeit des Displays genauso ausgezeichnet wie die technische Erklärung dies vermuten lässt. Die Spiegelungen des Display bewegen sich auf demselben geringen Niveau wie bei PRS-505 und vergleichbaren Readern, der Kontrast und der Schwarzton sind jedoch nochmals deutlich besser. Der PRS-650 befindet sich damit schon nahe der herkömmlichen Druckqualität bei Büchern. Für all jene, welche die Vorzüge eines eInk Displays nicht kennen, sei an dieser Stelle unsere Kaufberatung empfohlen. Die wesentlichen Vorteile der eInk Technologie seien trotzdem kurz erwähnt: Dadurch, dass ein einmal aufgebautes Bild keine Bildwiederholungsrate zur Erhaltung benötigt, werden die Augen weit weniger belastet und es ergibt sich auch kein durch das Display bedingter Ermüdungseffekt – selbst nach stundenlangem Lesen. Da eInk Displays jedoch die Hintergrundbeleuchtung fehlt, ist man bei Dunkelheit auf externe Lichtquellen angewiesen.

Im Vorfeld stand die Befürchtung im Raum, die neuartige Touchscreen-Technologie wäre in Punkto Berührungsempfindlichkeit etablierten Technolgien nicht gleichwertig. Hier können wir jedoch beruhigen: Der Touchscreen funktioniert in der Praxis tadellos. Eingaben werden direkt und relativ akkurat übernommen. Notizen und Skizzen lassen sich grundsätzlich sowohl mit dem Finger als auch mit dem mitgelieferten Stift problemlos anfertigen. Es gilt dennoch zu beachten, dass es Limitierungen hinsichtlich der Reaktionszeit und Genauigkeit gibt, welche sowohl dem eInk Display als auch der Infrarot-Technik verschuldet sind. Für den Leseeinsatz bedeutet dies keine Einschränkungen, als Notizblock-Ersatz sollte der Reader hingegen nicht eingesetzt werden.

Die Schriftgröße lässt sich am unteren Bildschirmrand einfach wählen

Die Seitenwechsel erfolgen schnell und lassen sich mittels Tastendruck oder einer Bewegung des Fingers über das Display auslösen. Mit der Vergrößerungstaste lässt sich die Schriftgröße schnell und einfach in sechs Stufen einstellen. Hierbei wird der Text an die Bildschirmbreite angepasst und entsprechend umgebrochen. Als zweite Möglichkeit der Vergrößerung lässt sich die Zoomfunktion ohne Text-Reflow (d.h. Zeilen werden nicht entsprechend der Bildschirmbreite umgebrochen) nutzen. Der Finger dient dann zur Auswahl des Bildausschnitts. Dies ist besonders bei komplexen PDF-Dateien sinnvoll und nützlich. Leider hat diese Zoomfunktion auch einige unpraktische Limitierungen. So muss man sich zwischen optimalem Zoomlevel und der Möglichkeit zur Seitennavigation entscheiden. Hat man eine Seite nämlich entsprechend gezoomt und lesbar gemacht, so kann man die Ansicht fixieren. Dabei entfällt allerdings die Möglichkeit weiter auf der Seite zu navigieren – weder per Touchscreen, noch per Tasten. Wird eine Taste zum umblättern betätigt, ist auf der Folgeseite ebenfalls nur die zuvor gewählte fixierte Position sichtbar und damit nur ein Bildauschnitt des gesamten Texts. Möchte man nun die restliche Seite abseits dieser Position anzeigen, muss die Zoomfunktion abermals freigegeben werden, wodurch wiederum das Umblättern nicht möglich ist. Die Möglichkeit das Zoomlevel zu behalten und abschnittsweise mittels Tasten auf der Seite bzw. zur nächsten zu navigieren, gibt es also nicht.

Zoomfunktion ohne Text-Reflow in Aktion

Der Grund die Zoomfunktion überhaupt auf diese Art und Weise zu nutzen, liegt an der manchmal nicht optimal funktionierenden Randschnittfunktion. Unterm Strich bedeutet dies eine eher schlechte Lesbarkeit von komplexen A4 PDF-Dateien (mit Tabellen und Bildern/Diagrammen), da die sehr gut funktionierende Text-Reflow-Funktion Tabellen nicht anzeigt und Bilder an die falsche Position setzt (was an der Beschaffenheit einer PDF-Datei liegt, nicht an der Reflow-Funktion). Daneben gibt es ebenfalls die Optionen der zwei- und drei-spaltenweisen Umschaltung, was bei manchen Magazinen und wissenschaftlichen Papers, welche den Text in Spalten aufbereiten, ganz brauchbar sein kann. Trotz der Kritik bleibt hier klarzustellen, dass der Umfang an Möglichkeiten PDF-Dateien zu lesen und abzubilden im eBook-Reader-Bereich überdurchschnittlich gut ist, jedoch nach wie vor Limitierungen unterliegt. D.h. zum jetzigen Zeitpunkt kann man fast vorbehaltlos das Lesen von reinen Text-PDFs mit der ausgezeichnet funktionierenden Reflowfunktion empfehlen. Die Darstellung komplex strukturierer PDF-Dokumente liefert hingegen oftmals nicht optimale Ergebnisse und erfordert hohen Bedienaufwand.

Zoomansicht gesperrt

Für den normalen Lesegenuss befindet sich der eReader standardmäßig im Hochformatmodus. Da der PRS-650 keinen Lagesensor besitzt, muss mittels Optionstaste zuerst das Menü aufgerufen werden, um anschließend auf dem Touchscreen den Ausrichtungsknopf zu wählen. Die Umschaltung funktioniert ebenso schnell wie der sonstige Betrieb. Im Querformat lassen sich durch das 6 Zoll große Display A4 PDF-Dateien auch ohne Reflow einigermaßen lesen – der Text ist dabei jedoch sehr klein. Zum dauerhaften Lesen von A4 PDF-Dateien ist diese Option daher nicht unbedingt praktikabel.

Wörtbuch Englisch-Deutsch

Eine weitere lobenswerte Funktion ist die eingebaute Übersetzungsfunktion. Durch doppeltes Antippen eines Wortes mit dem Finger oder dem Stift, wird dieses im beiliegenden Wörterbuch nachgeschlagen. Dabei öffnet sich am unteren Bildschirmrand ein kleines Fenster, welches den Wörterbucheintrag anzeigt. Sollte das Gezeigte immer noch keine ausreichenden Rückschlüsse zulassen, so kann man auch den gesamten Eintrag mit weiteren Übersetzungen anzeigen lassen. Zur Auswahl stehen Wörterbücher um Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Niederländisch ins Englische und retour zu übersetzen. Leider stehen die Wörterbücher jeweils nur in der englischen Variante zur Verfügung, sodass nur die direkte Übersetzung aus und in das Englische ermöglicht wird. Neben der Übersetzungsfunktion, bietet Sony auch die Möglichkeit an das New Oxford American Dictionary und das Oxford Dictionary of English zum Anzeigen der Wortdefinition zu nutzen. Dies funktioniert aber natürlich auch nur bei englischen Texten. Der Duden zur Anzeige deutscher Wortdefinitionen ist leider nicht enthalten.

Die Notizfunktion lässt sich leicht über das Optionsmenü erreichen. Wie bereits zuvor erwähnt, ist die Reaktionszeit und Genauigkeit beim Erstellen von Notizen nicht am gleichen hohen Niveau wie bei gängigen kapazitiven Touchscreens, aber insgesamt dennoch als praktikabel und nützlich zu bezeichnen. Mit dem Stift kann man schnell und einfach die gewünschten Stellen innerhalb eines Dokuments anzeichnen, aber auch völlig eigenständige Notizen erstellen, welche nicht an einen Text gekoppelt sind. Diese eigenständigen Notizen lassen sich entweder in Form von Zeichnungen (Menüpunkt Handschrift) oder Textmemos erstellen. Für Textmemos wird eine virtuelle QWERTZ-Tastatur eingeblendet, welche es erlaubt mithilfe des Touchscreens zu tippen. Die Eingabe erfolgt auf diese Art problemlos, kann jedoch nicht mit der physischen Eingabe wie z.B. bei den Kindlemodellen mithalten. Notizen welche in einem Dokument angelegt wurden, lassen sich entweder im Text selbst wieder finden oder in einer Übersicht auf dem Homescreen unter der Option „Alle Notizen“. Hier findet man eine Liste mit allen erstellten Notizen, welche sich nach Datum, Titel, Typ, Kommentar oder Dateiname sortieren lassen. Mit einem einfachen Tippen auf eine Notiz gelangt man direkt zur entsprechenden Seite im Buch an der diese erstellt wurde.

Notizfunktion in Aktion

Kompatibilität

Der Sony PRS-650 unterstützt einige der gängigsten eBook-Formate, wobei lediglich ePUB und BBeB für Digital Rights Management (DRM) geschützte Inhalte vom Reader angezeigt werden können. Liegen Inhalte ohne DRM vor, so liest der PRS-650 zusätzlich PDF, Word, TXT und RTF Dateien. Daneben wird auch die Anzeige von Grafikdateien der Formate JPEG, GIF, PNG und BMP unterstützt. Sofern erwünscht, kann ein Bild auch als Standby-Screen dienen. Das gewählte Bild wird dann angezeigt – wie der Name schon sagt – wenn der Reader sich im Standby-Modus befindet (und verbraucht keinen Strom). Im Gegensatz zum PRS-350 kann der PRS-650 auch Audiodateien im Format AAC und MP3 wiedergeben, wobei DRM-geschütztes Material zumeist nicht abgespielt werden kann.

Während eine Audiodatei abgespielt wird, ist in der unteren Leiste ein Musiksymbol zu sehen. Die Lautstärke kann man einfach mittels der Wipptaste an der Unterseite einstellen. Um das Abspielen zu stoppen oder weiter zu schalten, muss man über das Optionsmenü in das Audiomenü wechseln. Ebenso gelangt man über das Optionsmenü wieder zurück zum Buch, um weiter zu lesen. Es gibt keine Möglichkeit eine Playlist am Reader zu erstellen. Die Auswahl der abzuspielenden Titel zu limitieren, ist lediglich über die Einrichtung eines Albums am PC möglich. Lediglich Zufallswiedergabe und Liedwiederholung lassen sich als Optionen wählen.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit wird von Sony offiziell mit 2 Wochen oder 10.000 Seitenumschlägen angegeben. Leider muss man aber sagen, dass die Akkulaufzeit des PRS-650 im Vergleich zu anderen eBook Readern und auch im Vergleich zu einigen Vorgängermodellen von Sony in unserem Test nicht positiv aufgefallen ist. Grundsätzlich ist hier jedoch dieselbe Aussage wie auch bei anderen elektronischen Geräten zu tätigen: Das Nutzungsverhalten beeinflusst die Akkulaufzeit. PDF Dateien benötigen mehr Rechenleistung als ePub-Dateien, größere Schrift erfordert häufigeres Umblättern und die Nutzung des Touchscreens erhöht den Energieverbrauch der Infrarotsensoren. Nichts desto trotz bleibt festzuhalten, dass im Rahmen unseres Tests die Akkulaufzeit negativ zu vermerken war. Sowohl im normalen Lesebetrieb als auch im Standby ist die Entladung des Akkus spürbar höher als bei ähnlichen und auch älteren Geräten.

In Zahlen bedeutet dies, dass nach 2000-4000 Blättervorgängen ein Aufladevorgang eingeschoben werden musste. Immerhin sollte sich hiermit jedoch problemlos ein umfangreicher Roman bewältigen lassen – mehrere Bücher mit nur einer Akkuladung zu lesen, wird jedoch nur schwer möglich sein.

Software & Synchronisation

Dieser Abschnitt entspricht jenem des PRS-350: Die Installation der Synchronisationssoftware verläuft unkompliziert direkt vom eReader. Die Übertragung der Dateien erfolgt wie gewohnt über USB. Liegt das eBook bereits in einem für das Gerät verwertbarem Format vor, verläuft der Transfer sehr schnell. Müssen Dokumente umformatiert werden (z.B. PDF-Dateien werden zur besseren Lesbarkeit aufbereitet), kann man sich je nach Umfang schon vorab auf Wartezeiten von evtl. sogar mehreren Minuten einstellen.

Das Management über die Sony Reader Library ist denkbar einfach. Es können einzelne Dateien oder ganze Ordner auf das Gerät exportiert werden. Als eBook Store wird deutschen Kunden bzw. Kundinnen Thalia, Libri oder mayersche Buchhandlung vorgeschlagen. Dabei erfolgt der Kauf der eBooks immer über die Homepage des jeweiligen Buchhändlers und nicht direkt über die Sony Software.

Die Verwendung der Synchronisationssoftware ist allerdings nicht zwingend erforderlich, die Dateien können bei bestehender USB-Verbindung auch direkt über den Arbeitsplatz, wie von jedem USB-Stick gewohnt, übertragen werden können. Wir empfehlen jedoch insbesondere bei Einsatz vonPDF-Dateien die Synchronisationssoftware zu verwenden, da dies die Prozessorauslastung des Readers zumindest beim ersten Öffnen und der Schriftgrößenumschaltung verringert und folglich den Akku schont.

Fazit

Mit dem PRS-650 hat Sony wirklich ein tolles Lesegerät auf den Markt gebracht, leider nicht gänzlich frei von Fehlern und Mängeln. Zu allererst sei hier der magere Lieferumfang zu nennen. Dass den Readern kein Ladegerät beigelegt wird, ist mittlerweile altbekannt und in Anbetracht der generell langen Akkulaufzeit von eInk Geräten zu verschmerzen. Das Fehlen einer Schutztasche bei einem über € 200,- teuren Gerät stößt hingegen wirklich sauer auf. Ein weiterer Negativpunkt ist das Fehlen jedweder Drahtlosverbindung. Diese Funktion ist zwar für viele Nutzer und Nutzerinnen nicht essentiell, andere hingegen bevorzugen diese um Einkäufe direkt am eReader zu tätigen. Vorallem auch weil Sony keinen direkten Kauf über die eigene Software anbietet, wäre der Direktkauf am eBook Reader ein Komfortgewinn. Vielleicht sollte Sony über ein ähnliches Modell wie jenes von Amazon nachdenken und hier optionale Ausstattungsoptionen anbieten. Als letzter Kritikpunkt ist die kurze Akkulaufzeit zu nennen, welche sich zwar im Vergleich zu einem Tablet-PC ausgezeichnet präsentiert, neben vielen anderen eInk Geräten jedoch negativ auffällt.

Beim Sony PRS-650 überwiegt aber bei weitem nicht das Negative. Der eBook Reader präsentiert sich vielmehr als hervorragendes Gerät mit nur kleinen Abstrichen im Detail. So verfügt der PRS-650 über ein wirklich ausgezeichnetes Display. Der Schwarzwert des Textes ist dem eines gedruckten Buches so nahe wie noch nie und daher lässt sich selbst in Umgebungen mit wenig Licht noch verhältnismäßig gut lesen. Ebenso erfreulich ist das geringe Gewicht, die tolle Verarbeitung und die ausgezeichnete Haptik. Die schnellen Seitenumschläge, die einfache Bedienung, der gut funktionierende Touchscreen und die Möglichkeit mittels Speicherkartenerweiterungen den Reader mit Büchern zu befüllen, runden das ausgezeichnete Gesamtbild ab. Auf der Softwareseite darf man sich über die weiter verbesserte PDF-Funktionalität freuen, welche sich zwar nicht als perfekt erweist, im eReader-Bereich jedoch derzeit als Referenz gelten darf. Besonders die praktische Text-Reflow Funktion sticht hierbei positiv hervor.

Unterm Strich bietet Sony mit dem PRS-650 ein sehr gutes Gerät an, welches den Aufpreis vom PRS-350 in unseren Augen auf jeden Fall wert ist und den besseren Kompromiss aus Größe, Gewicht und Displaydiagonale bei einem elektronischen Lesegerät eingeht. Deshalb, und aufgrund der besseren Ausstattung, sowie Verarbeitung und aufgrund der besseren Lesbarkeit von PDF-Dateien, aber auch von sonstigen Texten, dank des größeren Displays, heimst sich der PRS-650 ein Sehr Gut in unserem Test ein und erhält somit eine klare Kaufempfehlung.

Fotos

Vorgänger

Der Sony PRS-600 war der direkte Vorgänger des PRS-650. Als wesentliche Neuerung brachte der PRS-650 erstmals am eReading-Markt einen Infrarot-Touchscreen in Kombination mit einem E-Ink Pearl Display mit, was die Ablesbarkeit im Vergleich zum PRS-600 massiv verbesserte.

Datenblatt

Technische Daten: Sony PRS-650
AllgemeinHerstellerSony
Markteinführung2010
Verfügbare FarbenSchwarz, Rot, Pink
Wassergeschütztnicht bekannt
GrößeMaße168 x 118,8 x 9,6 mm
Gewicht215 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Pearl
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung800 x 600 Pixel
Pixeldichtenicht bekannt
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, Infrarot
Eingebaute Beleuchtungnein
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontnicht bekannt
VerbindungenUSBja, USB 2.0 (Micro USB)
Bluetoothnein
WLannein
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher2GB
Speicherkartenerweiterungja, SD und Memory Stick DUO
FunktionenBetriebssystemLinux
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastenja
Unterstützte Dateiformate

EPUB, PDF, Word, TXT, RTF, BBeB (*2), mp3, AAC (Mehrzahl der DRM Audiodateien nicht), JPEG, GIF, PNG, BMP

Unterstützte DRM-Dateiformate

EPUB (Adept), BBeB (Marlin)

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazität2 Wochen
Lagesensornein
Integrierter eBook Storenein
Sonstiges

3,5 mm Klinkenstecker, Integriertes Wörterbuch

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren