Icarus Excel 1

Die Lesbarkeit von PDF-Dateien ist auf kompakten eBook Readern mit 6 Zoll Display ein großes Problem. Selbst wenn die Softwareimplementation entsprechend gut ausfällt, muss man aufgrund der geringen Displaydiagonale häufig Kompromisse eingehen. Als einer der wenigen eBook Reader mit einem größeren Bildschirm, widmet sich der Icarus eXceL genau diesem Problem.

Sein 9,7 Zoll Display verspricht eine deutlich bessere Lesbarkeit von PDF-Dateien. Besonders zum Lesen von Comics und Mangas, aber auch im wissenschaftlichen Betrieb bringt das große Vorteile. Ob der beinahe konkurrenzlos große eBook Reader aber tatsächlich überzeugen kann, erfährst du im nachfolgenden Test.

Unboxing

Der Icarus eXceL wird in einem matten und elegant gehalteten Karton verkauft. Neben dem eBook Reader befinden sich in der Packung ein sehr, sehr kurz gehaltener Quick-Start-Guide, der Eingabestift, ein USB-Kabel und ein Stromadapter für die Steckdose. Besonders letzterer wird inzwischen kaum noch bei irgendeinem Lesegerät mitgeliefert, wobei man das für den Preis von 349 Euro auch erwarten durfte. Dennoch ein Plus für den leicht erweiterten Lieferumfang.

9,7 Zoll eInk Pearl Display …

Verarbeitung

Die Bauform des Geräts erinnert sehr stark an ein Tablet. Besonders der an den Rückseite hin zu den Kanten abgerundete Rücken könnte genauso gut von einem iPad stammen. Das ist jedenfalls kein Nachteil, denn der Icarus eXceL liegt sehr gut und satt in der Hand, was er auch seinem hohen Gewicht von 528 Gramm zu verdanken hat. Das ist natürlich für den langen Lesebetrieb nicht unbedingt angenehm, aber beschert dem Gerät einen sehr hochwertigen Eindruck. Das Gerät misst 241 x 178 x 11 mm und ist in einem tiefen Schwarz gehalten, welches glatt ist und leicht glänzt. Der Glanz ist allerdings recht gering und stört im laufenden Betrieb nicht. Dummerweise zieht die glatte Oberfläche aber Fingerabdrücke magisch an, was etwas störend sein kann.

Der eXceL lässt sich auch mit dem 5-Wege-Joystick bedienen

Auf der rechten Seite des Displays befindet sich ein kleiner 5-Wege-Joystick, mit dem man das Gerät auch ohne den Touchscreen bedienen kann. Die Kanten des Joysticks sind für meinen Geschmack etwas zu scharf (aber nicht schmerzhaft), die Positionierung hingegen ist perfekt. Hält man den Reader in beiden Händen fällt der Daumen automatisch genau auf den Joystick, wodurch die ganze Handhabung damit sehr natürlich wirkt. Direkt darunter, nicht sichtbar im Gehäuse versteckt, befindet sich eine Status-LED.

Auf der linken Seite des Displays befinden sich vier gummierte Tasten: Menü, Zurück und zwei Blättertasten. Die Menütaste ist merkwürdigerweise mit einem Haus versehen, wodurch man anfänglich fälschlicherweise denkt, dass man damit immer zurück auf den Homescreen kommt. Tatsächlich dient die Taste aber zum Öffnen des Optionsmenüs auf jedem Bildschirm.

Auf der Rückseite befindet sich der eingebaute Mono-Lautsprecher hinter einem kleinen Gitter (in Onyx-Logo-Form; Beim eXcel handelt es sich nämlich um einen neu gebrandeten Onyx M92). Die Tonqualität ist ausreichend, aber etwas schlechter als die Stereolautsprecher im Kindle Touch. Auf der Unterseite findet man Lautstärkenwippe, 3,5 mm Klinkenanschluss, Power-Taste, Mini-USB-Anschluss und SD-Karten-Slot. Die Tasten sind etwas ins Gehäuse eingelassen, womit man sie auch nicht unabsichtlich betätigt, wenn man das Gerät aufstellt. Dies erschwert die Bedienung zwar geringfügig, das fällt aber nicht wirklich ins Gewicht, da man sie nicht allzu oft verwendet.

Größenvergleich 6 Zoll Sony PRS-T2 und 9,7 Zoll Icarus eXceL

Ausstattung

Der Icarus eXceL verfügt über einen 4GB großen internen Speicher, welcher mittels SD-Karte erweitert werden kann. Als einer der wenigen eBook Reader am Markt, kann der Icarus eXceL auch Musik abspielen. Das ist über Kopfhörer oder den vorhin schon erwähnten Lautsprecher möglich. Der Mini-USB-Anschluss an der Unterseite ist zwar nicht mehr unbedingt auf Höhe der Zeit, tut aber seinen Dienst.

Als Drahtlosverbindung verfügt der eXceL über WLan, wobei die Verbindung im Grunde nur für den Browser und RSS Reader benötigt wird, denn ein integrierter eBook Store fehlt leider.

Display

Das Highlight des eXceL stellt definitiv das 9,7 Zoll große eInk Pearl Display dar, welches eine Auflösung von 1200×825 Pixel bietet. Es kann 16 Graustufen darstellen. Ghosting ist bei regulärer Bildschirmaktualisierung keines zu entdecken.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Touchscreen-eBook-Readern, verfügt der eXceL über keinen kapazitiven oder infrarot Touchscreen, sondern nutzt Wacom-Technik um Eingaben zu erkennen. Dadurch ist man gezwungen einen Stift für die Touchscreeneingaben zu benutzen, was sich manchmal als etwas hackelig erweist. Es ist wichtig, den Stift ganz deutlich am Bildschirm aufzusetzen, nur dann wird jede Eingabe problemlos erkannt. Hat man sich aber erstmal daran gewöhnt, stellt die Bedienung mit dem Stift kein Problem mehr dar. Die Reaktionszeit des Touchscreen ist sehr gut, d.h. besonders bei der Notiznehmung und Markierung in PDF-Dateien macht sich die Technik bezahlt: Sie ist einerseits fühlbar schneller als Infrarot-Lösungen und andererseits auch etwas genauer. Der größte Vorteil ist allerdings, dass man den Handballen bei der Notiznehmung und Erstellung von Zeichnungen am Display ablegen kann, was den Komfort doch deutlich erhöht und die Ergebnisse weniger wackelig macht. Etwas unpraktisch ist allerdings, dass sich der Stift nicht im Gehäuse unterbringen lässt, wodurch man ihn anders mitführen muss.

Die Reaktionszeit des Bildschirms ist gewohnt schnell und entspricht den 6 Zoll Geräten. Der Bildschirmaufbau hingegen ist manchmal etwas ungewöhnlich: In einer Diagonale von links unten nach rechts oben wird das Bild neu aufgebaut. Im Laufe des Tests kam es 3-4 mal vor, dass dieser Prozess nicht vollständig ausgeführt wurde, wodurch ein Teil des Bildes einfach nicht aktualisiert wurde. Glücklicherweise kam das nicht häufig vor und ließ sich mit einem einfachen Tastendruck und erneutem Bildaufbau korrigeren.

Ansonsten gibt es nichts auszusetzen: Hoher Kontrast, toller Schwarzwert, perfekte Lesbarkeit.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Ein Spagat den viele Hersteller versuchen zu schaffen, ist die Vereinbarkeit von möglichst großem Funktionsumfang bei gleichzeitig einfacher Bedienung. Dem Icarus eXceL gelingt dies leider nur bedingt. Die zum Teil unintuitive Bedienung ist eine der größten Schwachstellen des Geräts. Der Funktionsumfang gehört jedoch zu den größten am eBook Reader Markt, allerdings ist der Einstieg in die Software anfangs etwas mühselig. Das fängt mit der falsch beschrifteten Menütaste an und hört mit der zum Teil fehlenden deutschen Lokalisation auf. Im Großen und Ganzen sind es immer nur ein paar Kleinigkeiten, welche man ausbessern müsste, um das Nutzungserlebnis insgesamt zu verbessern. Das hört sich jetzt schlimmer an als es ist, denn der Icarus eXceL lässt sich nach einer kurzen Eingewöhnung dennoch recht flüssig bedienen. Allerdings sei dennoch darauf hingewiesen, dass dies für manche nicht so technikbegeisterte bzw. nicht geduldige NutzerInnen durchaus ein großer Nachteil sein kann.

Die Hauptmenüpunkte

Startet man den eXceL, wird man von einem gut sortierten Homescreen begrüßt. Die folgenden 11 Menüpunkte stehen zur Verfügung:

  • Zuletzt gelesen
  • Interner Speicher
  • SD Karte
  • Verknüpfungen
  • Wörterbuch
  • Browser
  • Zeichnen
  • Notizen
  • Kalender
  • Einstellungen
  • Anwendung

Direkt darüber befindet sich eine Liste mit den drei zuletzt geöffneten eBooks, sowie in der rechten oberen Ecke eine analoge Uhr und das Datum. Am unteren Bildschirmrand befindet sich eine Statusleiste, welche in der linken Ecke einen (etwas zu kleinen) virtuellen Menüknopf enthält und auch andere Informationen wie aktivierten Modus, Uhrzeit, Lesefortschritt u.a. enthalten kann. Das Optionsmenü kann man auch über den Menüknopf neben dem Display aufrufen. Dies funktioniert auf fast jedem Bildschirm.

Bevor wir zur Bibliothek kommen, gehen wir zu den Geräteeinstellungen über. Hier lassen sich neben den üblichen Verdächtigen, wie Sprache und Uhrzeit auch ein paar andere Dinge ändern. Die Bildschirmaktualisierungsrate kann man für jeden Seitenwechsel einstellen, oder für jeden dritten, fünften, siebten und neunten Seitenwechsel. Wenn man will kann man die Aktualisierung sogar komplett deaktivieren, was allerdings für den normalen Lesebetrieb aufgrund des auftretenden Ghosting-Effekts nicht empfehlenswert ist. Außerdem lässt sich die Systemschriftart wechseln – unabhängig von der gewählten Schriftart im eBook. Nette Sache. 18 Schriftarten stehen mit der letzten Firmware (August 2012) zur Auswahl.

Für einige Dateitypen kann man das bevorzugte Leseprogramm selbst auswählen

Mehr als nur Optik ist die Auswahl der bevorzugten Programme. Hinter dem Menüpunkt versteckt sich die Möglichkeit verschiedene Leseprogramme für bestimmte Dateitypen auswählen zu können. Es stehen PDF Reader, FBReader, Cool Reader, HTML Reader und Office Reader zur Verfügung, wobei für einen Dateityp nur je zwei oder drei der genannten Programme zur Auswahl stehen. Für ePub-Dateien empfiehlt sich z.B. der Cool Reader, welcher umfangreiche Anpassungen am Schriftbild erlaubt: Schriftart, Schriftgröße, Zeilen- und Randabstände lassen sich anpassen. Cool Reader hat allerdings einen großen Nachteil: DRM geschütztes Material lässt sich damit nicht öffnen. Das geht nur mit dem PDF-Reader, der wiederum erlaubt keine so umfangreichen Schriftbildanpassungen. Da heißt es also entweder DRM entfernen oder mit der Einschränkung leben. Die Optionsmenüstruktur bleibt auch bei Änderung des primären Leseprogramms weitestgehend gleich, sodass man sich hier zum Glück nie umgewöhnen muss. Es ist außerdem möglich eigene Schriftarten zu installieren. Dafür muss man die Dateien lediglich in das Verzeichnis „fonts“ am Reader kopieren.

Auch das Benutzerhandbuch findet man direkt im Einstellungsmenü. Es ist zwar durchaus nützlich, aber leider in englischer Sprache gehalten. Das gilt im übrigen für viele Teile der Software: Es kommt leider viel zu oft vor, dass verschiedene Menüpunkte einfach nicht übersetzt wurden. Ist für die Funktionalität nicht weiter schlimm, aber sorgt nicht gerade für ein konsistentes Nutzungserlebnis. Glücklicherweise lassen sich solche Kleinigkeiten leicht mit einem Update nachbessern. Hoffentlich nutzt Icarus diese Möglichkeit. Das Benutzerhandbuch gibt es inzwischen jedenfalls auch auf Deutsch direkt auf der Icarus-Homepage zum Download und erklärt alle wichtigen Funktionen.

Weiter mit der Bibliotheksfunktion. Wie aus der Anordnung der Menüpunkte ersichtlich, ist die Bibliothek zweigeteilt in internen und externen Speicher. Die Ansicht und Optionen sind dabei gleich. Man kann die eigenen Dateien einfach, schnell und unkompliziert vom PC aus in Ordner verschieben und so sortieren. Wahlweise spielen Metadaten bei der Anzeige des Titels oder anderer Informationen eine Rolle (je nach gewählter Ansicht und Einstellung). Ich persönlich bevorzuge allerdings sowieso diese Ordner-Sortierung, denn das geht schneller und lässt sich auch im Windows-Dateiexplorer nachvollziehen. Besonders für große Buchsammlungen, welche man einfach auf den Reader verschieben will, macht sich das System bezahlt.

Es gibt drei Anzeigeoptionen: Miniaturansicht, Liste und Detailansicht. Außerdem kann man Dateien nach Titel, Autor, Namen, Typ, Größe und Zugriffszeit sortieren – aufsteigend und absteigend. Mithilfe der Suchfunktion lassen sich eBooks und andere Inhalte aber auch so schnell finden. Ãœber das Optionsmenü kann man Dateien außerdem auch umbenennen, kopieren, ausschneiden, einfügen und löschen. Ordner lassen sich leider keine erstellen. Für wichtige Dateien kann man auch eine Verknüpfung erstellen, welche automatisch im vorher genannten Hauptmenüpunkt landet.

Interner Speicher in Miniaturansicht, inkl. Ordnerstrukturen

Ein Buch öffnet man mit einem einfachen Anwählen des Titels. Die Datei wird dann im vorher gewählten Programm geöffnet. Weitergeblättern kann man über den Joystick und die Blättertasten. Je nach Leseprogramm funktioniert auch ein Antippen oder Wischen am Display.

Wie vorhin erwähnt kann man ePub-Dateien in mehreren Programmen öffnen: Cool Reader, PDF Reader und FBReader. Jedes der drei Programme hat verschiedene Vor- und Nachteile. Mit dem PDF Reader kann man z.B. Notizen erstellen und exportieren, und DRM-geschützte eBooks öffnen. Cool Reader bietet umfangreiche Schriftbildanpassungen, kann aber keine Notizen schreiben und nur DRM-freies Material nutzen. FBReader ist nützlich, wenn man die Zeichenkodierung selbst einstellen will. Unterm Strich bietet Cool Reader eindeutig das beste Leseerlebnis für ePub-Dateien.

Die Handhabung möglicher Zusatzfunktionen wie Notizen, Wörterbuch, Markierungen etc. funktioniert immer gleich: Man wechselt ins Optionsmenü, aktiviert die entsprechende Funktion und kann dann im Text damit fortfahren. Für die Notiz- oder Wörterbuchfunktion könnte man das eigentlich deutlich einfacher umsetzen, z.B. mit einem langen Antippen auf das Display (wie dies auch bei anderen Geräten der Fall ist). Ist die Wörterbuchfunktion gewählt, kann man mit einem Doppeltippen auf ein Wort, das Wörterbuch öffnen. Dieses erscheint am oberen oder unteren Bildschirmrand, mit der Wortdefinition oder Ãœbersetzung. Das System nutzt dabei die StarDict-Wörterbücher, sodass man hier eine Vielzahl verschiedener Wörterbücher nachinstallieren kann. Wie so vieles, wird nur ein englisches Wörterbuch mitgeliefert – Nachschub gibt es aber auf der Icarus-Homepage, z.B. Englisch-Deutsch und Deutsch-Englisch Wörterbücher. Die neuen Wörterbücher kann man einfach in das „dict“-Verzeichnis am Gerät kopieren, womit sie direkt auswählbar sind.

Das Optionsmenü taucht immer in der Mitte des Bildschirms auf

Die Text-To-Speech Funktion kann ebenfalls über das Menü aktiviert werden, wobei sie bei den von mir getesteten PDF-Dateien nicht richtig funktioniert hat. Zeitweise wurden anstatt zusammenhängender Wörter einfach die Buchstaben einzeln gelesen. Bei ePub-Dateien gab es das Problem nicht. Leider ist aber auch die TTS-Funktion nur für englische Texte vorbereitet. Laut Bedienungsanleitung lässt sie sich zwar erweitern, allerdings habe ich bei meiner Suche keine deutschen TTS-Dateien dafür gefunden.

Kommen wir zur PDF-Anzeige, der größten Stärke des Icarus eXceL. Alleine durch die Displaygröße verschafft sich der Reader einen enormen Vorteil gegenüber der 6 Zoll eBook Reader Konkurrenz. Selbst der Sony PRS-T2 muss sich hinten anstellen. Im Optionsmenü kann man entweder die Schriftgröße ändern oder zoomen. Die Änderung der Schriftgröße hat Text-Reflow zur Folge, d.h. die Schrift wird an die Bildschirmbreite angepasst und entsprechend umgebrochen. Für reine einspaltige Texte funktioniert dies wunderbar. Etwas ärgerlich ist dabei lediglich, dass man Zeilen- und Randabstände nicht ändern kann, denn der Text klebt förmlich an den Bildschirmrändern.

DIN A4 Vergleich mit dem Sony PRS-T2: Selbst ohne Zoom kann man den Text am eXceL schon lesen …

… und mit Zoom geht es noch deutlich besser!

Will man wissenschaftliche Texte lesen, empfiehlt sich die Nutzung der Zoom-Funktion. Dateien im DIN A4 Format sind schon mit einem einfachen Randbeschnitt lesbar, wenngleich die Schrift hier oft dennoch recht klein bleibt. Das kann man ändern, indem man den Text einfach vergrößert. Hierfür gibt es drei Optionen: Entweder man zieht einen Rahmen über den gewünschten Textabschnitt, oder man setzt zwei Punkte um ein Rechteck zu bilden und den Ausschnitt zu vergrößern, oder man wählt einfach eine voreingestellte Zoomstufe. Ist das erledigt, kann man z.B. zwei und dreispaltige Texte auf eine sehr gut lesbare Schriftgröße bringen. Einen zweispaltigen DIN A4 Text kann man z.B. mit 300% heranzoomen und dann mit dem Joystick komfortabel navigieren. Somit ist auch kein lästiges Herumziehen über den Touchscreen nötig, um den richtigen Bildausschnitt zu finden. Auf die gleiche Art kann man das auch für andere Text-Layouts machen. Im Grunde muss man nur das passende Zoom-Level finden. Wenn es das nicht gibt, macht man es eben manuell. Und hilft das alles nichts, kann man natürlich auch noch die Displayausrichtung in alle vier Richtungen drehen. Spätestens damit sollten alle Bedürfnisse abgedeckt sein. Alle Einstellungen die man im gewählten PDF-Dokument vorgenommen hat, bleiben glücklicherweise auch erhalten, wenn man es geschlossen hat. Beim neuerlichen Öffnen wird man dort begrüßt wo man aufgehört hat.

Mit dem letzten Firmwareupdate ist außerdem die Option hinzugekommen, eine neuere Version des PDF Readers zu nutzen. Diese befindet sich allerdings noch im Beta-Stadium und ist noch nicht ganz fehlerfrei. Jedoch bietet sie zwei neue Anzeigemodi: Comic-Modus und Paper-Modus. Mit dem Comic-Modus wird der Bildauschnitt immer automatisch von links nach rechts gewechselt wenn man weiterblättert, um dann direkt darunter wieder von vorne zu beginnen. Die Anzeige folgt damit dem natürlichen Aufbau eines Comics.

Hinter dem Paper-Modus versteckt sich ein 2-Spalten-Modus wie man ihn auch vom Sony PRS-T2 kennt. Der ist aber leider noch nicht ganz fehlerfrei, denn ist die angezeigte PDF-Seite zu breit, wird der Text einer Spalte abgeschnitten. Das Problem entsteht dadurch, dass die Zoom-Stufe unabhängig von der Größe der Seite immer gleich ist. Will man das Problem umgehen, muss man die PDF-Datei also vorher am PC rechts und links minimal beschneiden, oder man nutzt die normale Version des PDF Readers und wählt das Zoomlevel selbst.

PDF-Reader Anzeigemodi

Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit Notizen und Anmerkungen zu erstellen. Zuerst muss man wie gewohnt den entsprechenden Modus im Optionsmenü aktivieren. Danach kann man mit dem Stift entweder den Text auswählen um dann mit der virtuellen QWERTZ-Tastatur die Notiz einzugeben, oder man kann handschriftliche Anmerkungen direkt in den Text schreiben. Die aktivierte Funktion bleibt auch bei einem Seiten- oder Ansichtswechsel erhalten. D.h. wenn man längere Dokumente bearbeitet, muss man nicht immer wieder ins Menü wechseln um die Funktion zu aktivieren, sondern kann einfach weiterarbeiten. Will man die gemachten Notizen, Markierungen und Zeichnungen auch am PC nutzen, kann man über die Option „Merge Annotations“ eine neue PDF-Datei generieren, welche alle gemachten Änderungen enthält. Öffnet man diese Datei dann am PC, findet man alles in der gleichen Form wie am Lesegerät. Notizen bei ePub-Dateien kann man getrennt exportieren. Diese werden dann im TXT-Format in einem eigenen Ordner abgespeichert.

PDF-Dateien die vorwiegend aus Text bestehen, sind relativ schnell geöffnet und lassen sich auch ohne Probleme mit ausreichender Geschwindigkeit navigieren. Anders sieht es mit gescannten Dokumenten aus. Hier kann der Seitenwechsel schon mal einen Moment in Anspruch nehmen. Damit man sich hier nicht rumärgern muss, kann man von der breiten Formatunterstützung des eXceL profitieren und die entsprechende PDF-Datei ins DVJU-Format konvertieren. Dieses Format ist eigens für gescannte Dokumente konzipiert und ist schneller und kleiner als das PDF-Gegenstück.

Ist der Text der PDF-Datei zu blass, kann es sinnvoll sein diesen zu verstärken. Bei Sony gibt es z.B. die Möglichkeit den Kontrast zu erhöhen. Der Icarus eXceL bietet eine andere Option, welche den Text leicht versetzt ineinanderkopiert, sodass er dicker und kräftiger wirkt. Das funktioniert in sechs Stufen, wobei die erste Stufe in der Regel schon ausreicht und ein gutes Ergebnis erzielt.

Die virtuelle QWERTZ-Tastatur ist leider nicht ganz so übersichtlich wie bei anderen Touchscreen-Readern. Abgesehen von der Beschriftung sind die Tasten nämlich einfach weiß, d.h. sie haben keine Ränder. Das schmälert die Ãœbersicht und kann dazu führen, dass man eine Taste nicht genau trifft. Neben der QWERTZ-Tastatur gibt es außerdem die Möglichkeit Handschrifterkennung zu nutzen. Die Funktion muss man aber eher als nettes Gimmick bezeichnen, denn für eine reguläre Nutzung ist sie meines Erachtens zu langsam und zu ungenau.

Die Musikfunktion kann über das Menü aktiviert werden. Mit der neuesten Software werden alle MP3-Dateien am Gerät in einer Liste zusammengefasst und können während des Lesens abgespielt werden. Das funktioniert entweder über den Lautsprecher auf der Rückseite, oder über Kopfhörer. Wie so oft, ist der Musikplayer vom Funktionsumfang eher spärlich ausgestattet.

Der integrierte Internetbrowser funktioniert zwar gelegentlich etwas langsam, ansonsten aber ganz gut. Leider kann man damit keine ePub-Dateien herunterladen, sondern nur PDF-Dateien. Die Eingabe eigener URLs versteckt sich über ein Welt-Symbol in der rechten unteren Ecke – das könnte man mit einer Adresszeile sicherlich etwas übersichtlicher lösen. Es ist außerdem möglich sich Lesezeichen anzulegen und diese dann direkt aufzurufen. Schon im Hochformat lassen sich Seiten im Großen und Ganzen gut lesen, im Querformat ist\’s allerdings noch besser. Dank der hohen Pixelanzahl passen die meisten Webseiten in der Breite so vollständig auf den Bildschirm. Vergrößert man nun auch noch den Text über das Menü, lassen sich auch längere Artikel im Internet gut lesen. Mit den Blättertasten kann man dabei immer um einen Bildauschnitt weiter oder zurück gehen.

Im Querformat sind Internetseiten ganz besonders gut lesbar

Ãœber den Menüpunkt „Kalender“ öffnet sich eine Jahresansicht, die den aktuellen Tag markiert hervorhebt, ansonsten aber keinerlei Funktionalität bietet. Die beiden Punkte „Zeichnen“ und „Notizen“ machen genau das was man sich erwartet. Hier kann man nach Belieben zeichnen und schreiben und das Ergebnis abspeichern. Die Notizen werden im TXT-Format in einem eigenen Ordner gespeichert, die Zeichnungen kann man nicht exportieren.

Neben einem Taschenrechner befinden sich auch zwei Spiele auf dem Icarus eXceL: Sudoku und Gomoku. Besondertes letzteres bietet kurzweiligen Spaß um sich die Zeit zu vertreiben. Mit dem letzten Update neu hinzugekommen ist außerdem ein RSS-Reader. Bis zu 7 RSS Feeds kann man zum Abruf einbinden. Die Adressen dazu muss man händisch eingeben. Leider hat der RSS-Reader bei unserem Test allerdings nicht funktioniert und ist bei jedem Update-Versuch hängen geblieben.

Kompatibilität

Neben der ausgezeichneten PDF-Anzeige kann der Icarus eXceL auch bei der Formatkompatibilität einen Trumpf ausspielen. Er kann nämlich im Prinzip alle gängigen eBook-Format öffnen: EPUB, PDF, FB2, MOBI, TXT, RTF, HTML, CHM, PDB, DJVU, DJV, DOC, DOCX, XLS, XLSX, PPT, PPTX, ZIP sowie MP3, WMV und JPG, BMP, GIF, PNG, TIFF. Im Grunde also fast alles was man ihm entgegen wirft. Die Dateien werden, wie schon erwähnt, in unterschiedlichen Programmen geöffnet.

Akkulaufzeit

Der Akku des eXceL ist mit 1.600 mAh relativ groß und hält auch entsprechend lange. In unserem 3 wöchigen Test mussten wir das Gerät kein einziges Mal aufladen. Hier dürfte der große Bildschirm von Vorteil sein, denn mehr Text auf einer Seite hat einen selteneren Bildaufbau zur Folge. Die höhere Auflösung scheint dabei nicht allzu stark ins Gewicht zu fallen.

Software & Synchronisation

Der Icarus eXceL wird nach Anschluss an den USB-Stecker sofort von Adobe Digital Editions erkannt und kann autorisiert und befüllt werden. Alternativ kann man auch einfach über den Datei-Explorer Bücher auf das Gerät kopieren. Die Ordnersturktur die man sich dabei selbst anlegt, wird erhalten und auch am Gerät so wiedergegeben.

Der Icarus eXceL eignet sich hervorragend als PDF-Arbeitstier

Fazit

Mit dem eXceL hat Icarus als einer der wenigen Anbieter einen eBook Reader mit einem Display im Programm, welches mehr als 6 Zoll misst. Beim Kauf eines solchen Geräts erwartet man sich natürlich nicht die gleiche kompakte Mobilität wie von einem 6 Zoll Reader, sondern hauptsächlich eine vernünftige PDF-Wiedergabe. Diese Erwartung kann der eXceL glücklicherweise auch zum größten Teil erfüllen.

Schwächen leistet sich das Gerät allerdings beim Bedienkomfort und der Lokalisation. Negativ sind hier einerseits die verzweigten Menüs zu nennen. Nicht immer ist klar wo man welche Einstellung findet und welche Funktion sich hinter einem (manchmal unklar oder gar nicht übersetzten) Menüpunkt verbirgt. Das ist zwar nach längerer Nutzung nicht weiter schlimm, da man sich schnell daran gewöhnt, allerdings besonders anfangs etwas nervig. Auch die Texteingabe über die virtuelle Tastatur könnte flüssiger funktionieren. Der Wacom-Touchscreen ist manchmal etwas störrisch, wenn man den mitgelieferten Stift nicht fest und lang genug im 90 Grad Winkel auf das Display setzt.

Wenn man allerdings hinter die Fassade schaut und über die genannten Softwaremängel hinwegsieht, dann offenbart sich der Icarus eXceL als ein tolles Gerät. Besonders im reinen PDF-Betrieb kann er dank seines großen Displays glänzen und lässt selbst 6 Zoll Geräte mit hervorragendem PDF-Support wie den Sony PRS-T2 locker hinter sich. Braucht man einen eBook Reader um hauptsächlich komplexe PDF-Dateien zu lesen, dann führt eigentlich kein Weg am eXceL vorbei. Der riesige Funktionsumfang und die breite Formatunterstützung bieten ebenfalls einen großen Mehrwert gegenüber vielen anderen am Markt befindlichen Geräten. Unterm Strich kann sich der eXceL unter dem Gesichtspunkt, dass er als PDF-Lese- und Arbeits-Gerät eine sehr gute Figur macht, die gute Note 1,8 sichern. Legt man allerdings großen Wert auf eine möglichst komfortable Bedienung und umfangreiche und fehlerfreie Lokalisierung für den deutschsprachigen Markt (wobei sich das Wörterbuch z.B. problemlos nachrüsten lässt), dann ist der eXceL vielleicht trotzdem nicht die richtige Wahl – zumindest solange nicht, bis Icarus die genannten Fehler ausgebessert hat, die das Nutzungserlebnis schmälern.

Datenblatt

Technische Daten: Icarus Excel 1
AllgemeinHerstellerIcarus
Markteinführung2012
Verfügbare FarbenSchwarz
Wassergeschütztnicht bekannt
GrößeMaße241 x 178 x 11 mm
Gewicht528 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Pearl
Displaygröße9,7 Zoll
Displayauflösung1200 x 825 Pixel
Pixeldichtenicht bekannt
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, Waecom
Eingebaute Beleuchtungnein
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontnicht bekannt
VerbindungenUSBja, Mini USB
Bluetoothnein
WLanja
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher4GB
Speicherkartenerweiterungja, SD-Karte
FunktionenBetriebssystemLinux
Lautsprecherja
Text-to-Speechja (English)
Blättertastenja (über das Steuerkreuz)
Unterstützte Dateiformate

EPUB, PDF, FB2, MOBI, TXT, RTF, HTML, CHM, PDB, DJVU, DJV, DOC, DOCX, XLS, XLSX, PPT, PPTX, ZIP, MP3, WMV, JPG, BMP, GIF, PNG, TIFF

Unterstützte DRM-Dateiformate

ePub, PDF

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazität8000 Seitenwechsel
Lagesensornein
Integrierter eBook Storenein
Sonstiges

Webbrowser, 3,5 mm Klinkenstecker

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren