ImCoSys imcoV6L

Steckbrief

Der ImCoSys imcoV6L wurde von vielen Technikfans sehnlichst erwartet und schließlich mit offenen Armen empfangen. Obwohl das bis dahin eher unbekannte schweizer Unternehmen ImCoSys keine nennenswerte Präsenz am deutschen eBook-Markt hatte, war die Freude zum Start des Geräts groß. Der Grund: Als eines der ersten Modelle überhaupt bot der ImcoV6L ein offenes Android Betriebssystem, sodass die freie Installation von Apps möglich war.

Das bedeutet, dass kein Jailbreak oder Root-Zugriff nötig ist, um die Gerätefunktionalität zu erweitern, womit man sich deshalb auch keine Sorgen um einen möglichen Garantieverlust machen muss. Dabei war auch die unverbindliche Preisempfehlung von nur 99 Euro ein dicker Pluspunkt, der den imcoV6L besonders für Modder und Bastler interessant macht.

Problematisch war zum Start (und einige Wochen/Monate) danach die instabile Firmware. In unserem Test stürzte das Gerät mehrmals ab und App-Installationen waren manchmal etwas problematisch. Die Ursache dafür war das schon zum Marktstart des eReaders veraltete Android 2.3 (Gingerbread) Betriebssystem, was zu verschiedenen App-Inkompatibilitäten und Problemen geführt hat. Erst nach einigen Wochen erschien ein Firmewarupdate, das die Stabilitätsprobleme weitestgehend behoben hat.

Die Anpassung des Android UI erwies sich zwar als grundsätzlich ganz ordentlich, schien dann aber später im Vergleich zu den neueren Onyx Konkurrenzmodellen (mit Android 4.0) doch ein wenig altbacken zu sein. Der chinesische Mitbewerber konnte die neuere Benutzeroberläche noch besser an das monochrome E-Ink Display anpassen.

Die technischen Merkmale des imcoV6L waren zum Marktstart sehr vielversprechend und konnte man dem guten Durchschnitt zurechnen. Es kommt ein 6 Zoll E-Ink Pearl Display mit einer Auflösung von 1024×758 Pixel zum Einsatz. Außerdem verfügt der ImCoSys imcoV6L über eine eingebaute Frontbeleuchtung und einen Touchscreen. Dank Blättertasten kann man im Lesebetrieb aber auch ohne Bildschirmberührung nutzen.

Die Beleuchtung des Geräts war die wohl größte Überraschung, denn diese ist gleichmäßig und kontrastreich. Nicht ganz so gut war hingegen die hohe Minimalhelligkeit und der im Vergleich zu anderen Lesegeräten sichtbare Grünstich der LEDs.

Neben der Audioausgabe über Kopfhörer via 3,5 mm Klinkenanschluss, kann man auch die integrierten Lautsprecher nutzen. Kein anderer aktueller eBook Reader bietet diese Möglichkeit.

Unterm Strich handelt es sich beim ImCoSys imcoV6L also um ein sehr interessantes Gerät, das sich besonders bei Personen großer Beliebtheit erfreute, die auf eine möglichst große Anpassbarkeit und Flexibilität Wert legen. Bedauerlicherweise hat die schweizer Firma allerdings den angekündigten Nachfolger nie auf den Markt gebracht, sodass aktuell vornehmlich Onyx und und Icarus die Android-Lücke im eReading-Bereich füllen.

Testbericht

Gerätemodifikationen sind besonders bei Smartphones und Tablets sehr beliebt und sind fester Bestandteil des Marktgeschehens. Auch bei eBook Readern gibt es gelegentlich die Möglichkeit die Geräte abseits der Standardsoftware zu modifzieren und so eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse vorzunehmen.

Allerdings ist die Zahl der eBook Reader die solche Modifikationen erlauben relativ klein und zumindest in Deutschland eher rückläufig. Mit der letzten Firmware ließ sich der Sony PRS-T2 nicht mehr rooten – beim PRS-T3 funktionierte das sowieso nie. Auch dem Tolino Shine wurde die Rooting-Möglichkeit entzogen. Diese Entwicklung ist besonders bedauerlich, da eine frei zugängliche Android Oberfläche nicht nur einen deutlich Mehrwert bieten kann, sondern die Option von einer Vielzahl von Nutzern gewünscht wird. Die Nachfrage will allerdings niemand der großen Hersteller bedienen.

Mit dem ImcoV6L hat das schweizer Unternehmen ImCoSys nun allerdings einen eBook Reader im Programm, der genau dieses Publikum ins Auge gefasst hat. Das Gerät ist mit Android Gingerbread ausgestattet und erlaubt über eine speziell angepasste Bedienoberfläche auch den Zugriff auf das restliche Android-System. D.h. es lassen sich auch Apps installieren.

Nachdem es sich bei ImCoSys um ein relativ unbekanntes Unternehmen handelt, stellt sich aber natürlich die Frage, wie gut das Gerät letztendlich ist und ob die Umsetzung überzeugen kann. Das beantwortet der nachfolgende Testbericht.

Unboxing & Verarbeitung

Wenn man sich an den Kauf des ImCoSys ImcoV6L macht, dann wird sofort klar, dass es sich hier um ein Nischenprodukt handelt. Nicht unbedingt weil die Ausrichtung des Geräts das so vorsieht, sondern weil es gar nicht so leicht ist das Gerät zu erwerben. Das geht nämlich in erster Linie nur über eine begrenze Anzahl von Webseiten im Internet und da sieht es mit der Verfügbarkeit immer wieder eher schlecht aus. Was für erfahrene Internetnutzer kein allzu großes Problem darstellt, ist für den unbedarften Nutzer jedenfalls ein Ärgernis. Wie sich allerdings noch herausstellt, ist die Hürde zu Beginn zumindest zum aktuellen Zeitpunkt vermutlich eine gute Sache …

Der ImCoSys ImcoV6L wird in einer recht schlichten Verpackung geliefert. Der grobe Karton ist nur sehr minimalistisch bedruckt: Auf der Vorderseite befindet sich auf weißem Hintergrund ein Bild des eBook Readers und abgesehen von der mehrmaligen Aufschrift des Geräte- und Firmennamens sieht das ganze auch recht trist aus. Das ist deshalb erwähnenswert, weil sich diese Aufmachung auch in gewisser Weise bei der Software fortsetzt (siehe Seite 2).

Der erste Eindruck des Geräts ist da schon besser: Der eBook Reader ist gut verarbeitet und knarzt nicht. Das Hartplastik an der Front erinnert dabei ein wenig an den TrekStor Pyrus 2 LED.

Die Verarbeitung ist tadellos. Durch das ungewöhnliche Tastenlayout wirkt die Front zerklüftet

Die Vorderseite des ImCoSys ImcoV6L wird wie üblich vom 6 Zoll großen Bildschirm dominert. Optisch wirkt das Design in meinen Augen trotzdem zerklüftet, denn der ImCoSys ImcoV6L besitzt einige ungewöhnlich positionierte Tasten. Rechts und links neben dem Bildschirm befinden sich jeweils zwei Blättertasten, sowie links eine Home- und rechts eine Beleuchtungstaste. Trotz der ungewöhnlichen Positionierung der Home- und Beleuchtungstaste muss man allerdings keine Sorge haben, dass diese unbeabsichtigt betätigt werden. Das Gerät lässt sich problemlos halten, ohne irgendwelche Fehleingaben zu tätigen. Auch an den Tasten selbst gibt es nichts auszusetzen: Die Druckpunkte sind deutlich spürbar und bei allen Tasten gleich.

Am oberen Geräterand sitzt der Ein- und Ausschaltknopf, am rechten Rand die Lautstärkenregelung. Auch diese Tasten lassen sich dank der vom Gehäuse abgesetzten Form gut bedienen.

Der V-förmige Lautsprecher befindet sich auf der Rückseite

Auf der Unterseite befinden sich die Anschlüsse Micro-USB, MicroSD-Kartenslot und 3,5 Klinkenanschluss. Auf der Rückseite befindet sich der eingebaute Lautsprecher des ImCoSys ImcoV6L. Sowas findet man heute kaum noch – aus Kosten- und Gewichtsgründen wird dieser von den meisten Herstellern weggelassen.

Mit einer Größe von 161 x 126 x 8,9 mm bewegt sich der eReader im üblichen Rahmen der meisten anderen 6 Zöller. Das Gewicht ist mit gemessenen 222 Gramm allerdings eher am oberen Ende der Skala zu finden (Herstellerangabe 214 Gramm).

Ausstattung

Der interne Speicher des ImCoSys ImcoV6L beträgt 4GB wobei allerdings nur rund 2,46GB für den Nutzer zur Verfügung stehen. Wie bereits erwähnt, lässt sich der Speicher mit einer MicroSD-Karte um bis zu 32 GB erweitern. Speicherknappheit sollte somit keine auftreten. Die Audiofunktion ist ein netter Zusatz, den man nur bei wenigen anderen Geräten findet, inbesondere weil die Audioausgabe sowohl über den eingebauten Lautsprecher als auch über Kopfhörer erfolgen kann. Die Qualität des Lautsprechers ist zumindest zum gelegentlichen Musikhören oder für Hörbücher ausreichend. Nutzt man die Funktion häufiger, sollte man auf Kopfhörer zurückgreifen.

WLan ist ebenfalls mit dabei und erlaubt den Zugriff auf das Internet. Die echte Besonderheit des Geräts ist natürlich das Android Betriebssystem, das zwar in Version 2.3.1 schon ziemlich alt ist, aber immerhin trotzdem deutlich mehr Möglichkeiten bietet als die üblicherweise geschlossene Oberfläche bei Sony oder Tolino (siehe Seite 3).

Display & Beleuchtung

Auf E-Ink Carta-Technik muss der eReader (wenig überraschend) verzichten. Der ImCoSys ImcoV6L nutzt einen E-Ink Pearl Bildschirm mit einer Diagonale von 6 Zoll und verfügt über die mittlerweile gängige Auflösung von 1024×758 Pixel. Dahingehend unterscheidet sich das Gerät also nicht von den meisten anderen am Markt befindlichen eBook Readern.

Wie inzwischen bereits weitläufig bekannt sein sollte, schwankt das maximale Kontrastverhältnis bei E-Ink Displays. Wir haben daher natürlich auch den ImCoSys ImcoV6L unters Mikroskop gelegt und uns genauer angeschaut was der Bildschirm hergibt.

Das E-Ink Pearl Display liefert eine gute Ablesbarkeit

Dabei zeigt sich das mittlerweile schon fast typische Kontrastverhältnis von maximal 12:1. Der Android eBook Reader kann damit problemlos mit den restlichen Marktteilnehmern von Tolino (Shine), Sony oder Kobo mithalten. An die E-Ink Carta Konkurrenz des Tolino Vision oder Kindle Paperwhite kommt der ImCoSys ImcoV6L aber nicht heran.

Kontrastverhältnis ohne Beleuchtung (höher ist besser)

ImCoSys ImcoV6L vs. Tolino Shine unter dem Mikroskop

Die Bedienung erfolgt über einen kapazitiven Touchscreen, dessen Sensorgitter bei entsprechendem Lichteinfall, in Form winziger schwach glänzender Pünktchen, sichtbar ist. Im direkten Vergleich sieht es für’s freie Auge gleich aus wie beim Pocketbook Touch Lux 2. Im normalen Lesebetrieb fällt es somit nicht auf und im Gegensatz zum Kobo Aura oder Tolino Vision verdunkelt es den Bildschirmhintergrund nicht. In der Mikroskopaufnahme ist es dementsprechend auch nicht zu sehen. Die Reaktionsfreudigkeit des Touchscreens ist gut, wobei es selten aber doch vorkommt, dass dieser nicht reagiert. Ob das an der Soft- oder Hardware liegt, lässt sich an dieser Stelle nicht beantworten. Die Bedienung des ImcoV6L funktioniert aber trotzdem weitestgehend problemlos, da der Fehler nicht allzu häufig auftritt und eine zweite Eingabe ansonsten zuverlässig funktioniert.

Wie viele E-Ink Pearl Geräte von weniger bekannten Herstellern, kämpft auch der ImcoV6L mit einem recht deutlich sichtbaren Ghosting-Effekt, wenn man die Seitenaktualisierung nicht bei jedem Blättervorgang durchführen lässt. Die Einstellung lässt sich auf bis zu jede fünfte Seite ändern, was in meinen Augen allerdings nicht empfehlenswert ist.

Sehr gute, gleichmäßige Ausleuchtung

Das E-Ink Display kann überzeugen, hält aber keine Überraschungen bereithält. Die Beleuchtung weiß unterm Strich ebenfalls zu gefallen, überrascht dabei aber in mehrerer Hinsicht.

Positiv ist das sich verbesserte Kontrastverhältnis zu nennen, wenn man das Licht aktiviert. Bei vielen anderen eBook Readern passiert es, dass die eingebaute Beleuchtung auch die Schrift deutlich erhellt, sodass der Kontrastgewinn unterm Strich eher gering ausfällt. Die einzigen Geräte die diesen Schwachpunkt kaum besitzen, sind der Kindle Paperwhite und der PocketBook Touch Lux 2. Der ImCoSys ImcoV6L darf sich hier ebenfalls einreihen, denn auch hier verbessert sich das Kontrastverhältnis dank der guten Lichtträgerfolie merklich.

Während sich der Hintergrund deutlich erhellt, bleibt der Schwarzwert der Schrift recht niedrig. Das Kontrastverhältnis verbessert sich in der Folge auf bis zu 13,5:1 und steht den anderen beiden Geräte kaum nach.

Kontrastverhältnis mit Beleuchtung (höher ist besser)

  • Kindle Paperwhite 2 15:1
  • PocketBook Touch Lux 2 14:1
  • ImCoSys ImcoV6L 13,5:1
  • Tolino Vision 12,5:1
  • Tolino Shine 12:1
  • Kobo Glo 11,5:1
  • Kobo Aura 11:1

Das kommt insofern unerwartet, als dass selbst namhafte Hersteller es meist weniger gut hinbekommen und die Schrift mit Beleuchtung bei fehlendem Umgebungslicht damit gelegentlich etwas milchig wirkt. Das ist beim ImcoV6L jedenfalls nicht der Fall.

Die Ausleuchtung erfolgt außerdem recht gleichmäßig und liegt circa am Niveau des PocketBook Touch Lux 2. Am unteren Bildschirmrand gibt es einen gut sichtbaren Helligkeitsverlauf der sich etwa 1,5 Zentimeter ins Bild zieht. Ansonsten ist auch ein sehr schwacher vertikaler Verlauf über den restlichen Bildschirmbereich erkennbar. Dieser fällt im praktischen Alltag allerdings nicht wirklich auf und stört den Lesebetrieb somit nicht.

Angenehme Farbtemperatur und helle Beleuchtung

Auch die Farbtemperatur der Beleuchtung ist ein Pluspunkt. Die LEDs des ImCoSys ImcoV6L leuchten mit einer eher wärmeren Farbtemperatur und gehen ins gelb-grünliche. Der Grünanteil wird in erster Linie nur im direkten Vergleich mit anderen Geräten auffällig, ist ansonsten aber kein Problem. In jedem Fall ist die Beleuchtung des Geräts (zumindest in meinem Augen) angenehmer als das oft bläuliche Licht der ersten Generation von Leucht-eBook-Readern.

Im direkten Vergleich fällt die grünliche Färbung des ImcoV6L (links) im Vergleich zum Kindle Paperwhite deutlich auf

Bei der Bildschirmhelligkeit muss man allerdings Kritik üben, denn die ist mit einer maximalen Helligkeit von 276,5 cd/m² zwar deutlich heller als jeder andere eBook Reader, allerdings mit einer minimalen Helligkeit von 10,6 cd/m² auch bei kleinster Stufe noch vergleichsweise hell. Für lichtempfindliche Personen kann das bei Dunkelheit somit durchaus problematisch sein. Schon beim Kobo Glo wird die minimale Helligkeit von einigen Nutzern immer wieder kritisiert – der strahlt im Vergleich zum ImCoSys ImcoV6L aber weniger als halb so hell.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

  • ImCoSys ImcoV6L 276
  • Kobo Glo 121
  • Kobo Aura 112
  • PocketBook Touch Lux 2 96
  • Kindle Paperwhite 2 91
  • Tolino Vision 51
  • Tolino Shine 41

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • ImCoSys ImcoV6L 10.6
  • Kobo Glo 4
  • Tolino Shine 2.4
  • Tolino Vision 2.2
  • Kobo Aura 1.2
  • PocketBook Touch Lux 2 1.1
  • Kindle Paperwhite (2013) 0.2

Etwas störend sind dann besonders im unteren Helligkeitsbereich die recht großen Sprünge. Erhöht man die Helligkeit von Stufe 1 auf Stufe 2, leuchtet das Gerät schon um 50 Prozent heller. Dies lässt sich vermutlich auch deshalb nicht vermeiden, da die maximale Helligkeit extrem hoch ist und die Zwischenschritte somit zwangsläufig größer ausfallen als bei anderen Geräten. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn eine halb so helle Beleuchtung hätte es in meinen Augen genauso getan und würde eine feinere Abstimmung erlauben.

Zwischenfazit zur Abbildleistung

Der Bildschirm des ImCoSys ImcoV6L ist in mehrer Hinsicht eine Überraschung. Zwar muss man bei einer partiellen Seitenaktualisierung den ungeliebten Ghosting-Effekt in Kauf nehmen, allerdings kann das E-Ink Display abgesehen davon mit einem guten Kontrastwert überzeugen.

Die eingebaute Beleuchtung ist dabei ein klarer Pluspunkt, denn die leuchtet nicht nur mit einer angenehmen Farbtemperatur, sondern ist auch relativ gleichmäßig und verbessert den Kontrast der Schrift. Negativ ist hingegen die hohe (Minimal-)Helligkeit zu nennen. In der Praxis ist bereits das untere Drittel der Einstellungsmöglichkeiten völlig ausreichend.

Fazit: Der ImcoV6L überrascht mit einem guten Display, was unterm Strich auch das Highlight des Geräts ist. Es ist zwar nicht perfekt, kann aber so manchen namhaften Konkurrenten hinter sich lassen.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Einrichtung

Die Ersteinrichtung des ImCoSys ImcoV6L gestaltet sich zunächst recht einfach, denn nach erfolgter Aktivierung des eReaders landet man schon am Startbildschirm. Während die meisten anderen eBook Reader ihre Nutzer bei der ersten Inbetriebnahme bei der Hand nehmen und durch den Prozess führen, muss man beim ImcoV6L ein bisschen mitdenken. Gestartet wird zunächst nämlich in englischer Sprache, wobei sich dies in den Geräteeinstellungen mit wenigen Klicks ändern lässt. Die deutsche Lokalisation ist weitestgehend gut umgesetzt, wobei man gelegentlich auf englische oder auch ungewöhnlich übersetzte Begriffe oder Phrasen stößt.

Wofür man sich eigentlich anmeldet, wird nirgendwo verraten.

Als nächster Punkt steht die DRM Autorisierung an. Dafür gibt es einen eigenen Punkt in der App-Übersicht, der sich schlicht „EInkDrm“ nennt. Öffnet man das Programm wird man von einem leeren Eingabebildschirm begrüßt, wo man Benutzername und Kennwort eingeben kann. Wofür eigentlich, das wird an dieser Stelle nicht verraten. Sind die Daten eingegeben, bestätigt man die Eingabe und hofft, dass es sich um die bekannte Adobe ID handelt. Der Login klappt dabei aber nicht, denn das Programm benötigt zwar eine WLan-Verbindung, fordert den Nutzer aber nicht dazu auf, diese aufzubauen. Das funktioniert auf quasi jedem anderen Gerät automatisch. Hat man die WLan-Verbindung schließlich manuell hergestellt, kann man sich für Adobe DRM anmelden und das Gerät autorisieren. Das klappt dann glücklicherweise auch problemlos. Ist das alles erledigt, kann man DRM-geschützte Bücher öffnen. Will man den einfacheren (und verständlicheren) Weg gehen, hängt man den eBook Reader per USB an den PC und autorisiert das Gerät via Adobe ADE.

Startbildschirm

Der Startbildschirm des ImCoSys ImcoV6L ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Am oberen Bildschirmrand befindet sich die Statusleiste. Sie zeigt Datum und Uhrzeit auf der linken Seite, sowie WLan-Verbindung und Akkustand auf der rechten Seite an.

Der Startbildschirm ist ein wenig vollgepackt, bleibt aber dank klarer Abgrenzungen trotzdem übersichtlich

Direkt darunter befinden sich folgende Verknüpfungen, die in verschiedenen Apps auch immer sichtbar sind:

  • Home
  • WLan
  • Lautstärke niedriger
  • Lautstärke höher
  • Zurück
  • Menü

Darunter folgt eine für eBook Reader typische Startbildschirmanordnung. In einer Karussellansicht befinden sich die fünf zuletzt gelesenen eBooks, wobei man mit einem Wischen zwischen den Titeln hin- und herwechseln kann. Dabei ist die partielle Bildschirmaktualisierung allerdings ungenügend, sodass das Buchcover nach einem Wechsel nur noch schemenhaft erkennbar ist.

Unschön: Der Wischeffekt macht die kleinen Vorschaubilder sehr unansehnlich

Circa in der Mitte des Bildschirms befinden sich die bis zu 25 zuletzt hinzugefügten eBooks, ebenfalls in einem Karusell wie die zuletzt gelesenen Titel. Auch hier gibt es das gleiche Problem mit der Bildschirmaktualisierung. Immerhin funktioniert das hin- und herschieben relativ flüssig und zuverlässig.

Am unteren Bildschirmrand finden sich die Verknüpfungen Bibliothek, Foto, Explorer, Browser und Lesezeichen. Im Auslieferungszustand lassen sich diese auch nicht verändern. Erst wenn man ein manuelles Softwareupdate durchführt, kann man die Verknüpfungen austauschen. Die Menütaste führt zum App-Drawer bzw. zur App-Übersicht.

Bibliothek

Die Bibliothek bietet einige Basisfunktionen, ist ansonsten allerdings recht simpel gehalten. eBooks lassen sich sowohl in einer Listen- als auch in einer Cover-Ansicht anzeigen und nach Titel, Format, Zeit, Autor und Favoriten sortieren. Die jeweiligen Sortierfunktionen werden immer über die virtuelle Menütaste am oberen Bildschirmrand (siehe oben) eingeblendet.

In der Listenansicht steht außerdem direkt eine Suchfunktion zur Verfügung, mit der sich die eBooks filtern lassen. Die Eingabe erfolgt über die virtuelle QWERTZ-Tastatur, die ein typisches Android-Gingerbread Tastenlayout nutzt. Die Eingabe funktioniert schnell und weitestgehend zuverlässig. Fehleingaben muss man im Normalfall auch bei flotter Eingabe nicht befürchten.

Alternativ zur Bibliothek kann man auch den Dateiexplorer benutzen

Eine Sammlungsfunktion sucht man hingegen vergeblich. Das bedeutet, dass alle eBooks, unabhängig davon, ob sie sich im internen Speicher oder auf der Speicherkarte befinden, gesammelt angezeigt werden. Will man dennoch eine gewisse Ordnung wahren, kann man auch den vorinstallierten Datei-Explorer nutzen. Dieser erlaubt ein Durchsuchen des Dateisystems, wobei hier allerdings keine Buchcover angezeigt werden und auch sonst keine Meta-Daten zur Verfügung stehen.

Leseoptionen (Schriftbildanpassung)

Hat man das gewünschte eBook gefunden, öffnet man es mit einem einfachen Antippen.

Weiterblättern kann man auf drei verschiedene Arten: Mit der bekannten Wischgeste, mit einem Antippen oder mit den Hardwaretasten. Das Lesemenü ruft man mit einem Druck in die Mitte des Bildschirms auf. Am oberen Bildschirmrand öffnet sich die zuvor beschriebene Optionsleiste, wobei ein Druck auf den virtuellen Menü-Knopf die Leseoptionen aufruft. Die Aufmachung erinnert dabei sehr stark an die TrekStor und Icarus Geräte, was nahelegt, dass die eReader (oder zumindest die Software) alle vom gleichen Hersteller kommen.

Das Lesemenü verteilt sich über mehrere Seiten

Immerhin wurde das Menü mit Symbolen ein wenig aufgehübscht. Folgende Punkte stehen zur Verfügung:

  • Größe
  • Inhalte
  • Seitenränder
  • Suchen
  • Neues Lesezeichen setzen
  • Lesezeichen
  • zu Favoriten hinzufügen
  • Gehe zu Seite
  • Schriftart
  • Drehung
  • Automatisches Blättern
  • Seitenaktualisierung
  • Lesemodus
  • Export Notizen

Am unteren Bildschirmrand öffnet sich automatisch der Audioplayer, sodass man Musik starten und zumindest in begrenztem Maße kontrollieren kann (Pause, Weiter, Zurück, Wiederholen). Leider kann man nicht direkt zur MP3-App wechseln, was gelegentlich durchaus praktisch wäre um eine direkte Wahl des Musikstücks durchzuführen. Hat man die Musik-App im Verlauf der aktuellen Session aber schon mal geöffnet (d.h. ohne dass das Gerät zwischenzeitlich heruntergefahren wurde), dann startet die Musikwiedergabe automatisch.

Die Schriftgröße lässt sich in elf Stufen anpassen, wobei die Übersicht im Pop-Up-Menü aufgrund des beschränkten Platzangebots ein wenig leidet. Außerdem sind die Größenangaben nicht besonders sinnvoll gewählt (S, SL, M, ML, L, XL, XXL, XXXL, XXXXL, usw.). Die Angabe der tatsächlichen Größe der Schrift in Punkt wäre übersichtlicher. Die Seitenränder lassen sich in drei Stufen anpassen, eine Veränderung der Zeileabstände ist nicht möglich. Die Silbentrennung ist automatisch aktiviert.

Auch eine Schriftartanpassung sollte möglich sein, allerdings geschieht nichts, wenn man eine andere Schrift auswählt. Hier scheint in der aktuellen Firmwareversion ein Fehler vorzuliegen.

Lesezeichen, Markierungen und Notizen

Im Auslieferungszustand muss man Markierungen und Lesezeichen noch relativ kompliziert und unintuitiv erstellen. Man hält den Finger kurz am Display und zieht ihn dann über das gewünschte Wort bzw. den Text. Mit der letzten Software reicht ein längeres Antippen auf das Wort. Ganz problemlos funktioniert das aber noch nicht, denn gelegentlich lässt sich ein Wort auch nicht auswählen.

Das Kontextmenü zur Notizerstellung und für das Wörterbuch

Will man einen längeren Textausschnitt markieren, zieht man den Finger einfach darüber. Im Grunde funktioniert die Textauswahl genauso wie am Kindle Paperwhite, mit der Ausnahme, dass die Funktion am Kindle einen etwas solideren Eindruck macht und schneller reagiert. Sollte man ein Wort zu viel markiert haben, muss man die Auswahl aufheben und neu erstellen – Cursor zur Veränderung der Textauswahl gibt es nicht.

Das Kontextmenü öffnet sich sobald die Auswahl getroffen wurde. Darin befinden sich die Punkte:

  • Hervorheben
  • Notiz hinzufügen
  • Übersetzen
  • Abbrechen

Ein wenig störend ist der Zwang auf den „Abbrechen“-Knopf zu drücken, um das Kontextmenü zu schließen. Ein einfachen Antippen irgendwo auf den Bildschirm hat keinen Effekt. Optisch könnte es außerdem etwas ansprechender gestaltet sein. Das sich immer am oberen Bildschirmrand öffnende Menü wirkt nämlich ein wenig lieblos. Aber gut, die Funktionalität zählt mehr und die ist jedenfalls vorhanden und unterm Strich gut nutzbar.

Mit einem Antippen auf „Hervorheben“ wird die Textmarkierung permanent gesetzt und das Wort bzw. der Textausschnitt hellgrau hinterlegt. Fürgt man eine Notiz hinzu, öffnet sich ein kleines Fenster und man kann die Eingabe via QWERTZ-Tastatur tätigen. Auch das funktioniert bestens.

Notizeingabe

Ist eine Notiz oder Markierung erstellt, kann man diese mit einem Antippen entfernen oder bearbeiten. Über den Menüpunkt in den Leseoptionen lassen sich Notizen und Markierungen in eine TXT-Datei exportieren, wobei die Formatierung zu Wünschen übrig lässt. Es wird lediglich die markierte Stelle und die Notiz exportiert, ohne weitere Informationen zur Position im Buch. Die Formatierung sieht wie folgt aus:

  • Markierter Text———[Notiz]
  • Markierter Text 2———[Notiz 2]
  • usw.

Wörterbuchfunktion

Die Wörterbuchfunktion lässt sich über das Kontextmenü aufrufen (siehe oben) und öffnet sich in einem neuen Fenster. Bevor das geschieht, muss man allerdings noch das zu benutztende Wörterbuch aus einem Popup-Menü auswählen – jedes Mal wenn man die Funktion nutzen will.

Jedes mal wenn man das Wörterbuch benutzt, muss man eine Auswahl treffen

Das Wörterbuch öffnet sich daraufhin in einem neuen Fenster. Als App kommt QuickDic zum Einsatz, wobei die mitgelieferten Deutsch-Englisch bzw. Englisch-Deutsch Wörterbücher wie auch am Tolino Shine und Vision aus dem Wiktionary erstellt wurden.

Dabei treten dann auch die gleichen Probleme mit einigen grammatikalischen Formen auf, sodass z.B. folgende Erklärung geliefert werden kann:

  • stärksten { { superlative of|stark } }

Wörterbuchfunktion in Aktion

Das hilft dann zwar bei der weiteren Suche, ist aber zumindest auf den ersten Blick nur wenig hilfreich. Immerhin ist der Umfang des Wiktionary aber so groß, dass auch viele verschiedene Deklinationen und Konjugationen erkannt werden. An die Funktionalität eines Kindle Paperwhite oder Sony PRS-T3 kommt der ImcoV6L hier aber nicht ran.

PDF-Funktionalität

Die PDF-Funktion ist solide, ohne echte Überraschungen. Das Öffnen größerer Dateien funktioniert mit kurzer Verzögerung, wobei die Navigation innerhalb der Datei dann relativ flott erfolgen kann.  Zur Vergrößerung stehen die gleichen Stufen zur Auswahl wie bei regulärem ePub-Text (siehe oben). Außerdem kann man die Pinch-To-Zoom-Geste benutzen, um die PDF-Datei zu vergrößern.

Das funktioniert allerdings nur in einem vordefinierten Bereich, sodass man mit der Geste die maximale Zoom-Stufe nicht erreichen kann. Generell ist die Pinch-To-Zoom-Geste auch ein wenig unzuverlässig, denn sie wird gelegentlich auch einfach als Wischen erkannt und manchmal wird auch einfach nur Text markiert. Das kann bei der Nutzung durchaus frustrierend sein, weshalb man am besten dabei bleibt, das Lesemenü zum Zoomen zu verwenden.

Im gezoomten Zustand kann der Bildausschnitt wie üblich mit dem Finger verändert werden. Alternativ kann man außerdem die Text-Reflow-Funktion nutzen, die für reine Text-Dokumente gut und relativ verzögerungsfrei funktioniert. Die Schriftgrößte lässt sich dann wieder in den bekannten elf Stufen anpassen. Auch die seitlichen Ränder sind in drei Stufen anpassbar.

Android und Softwareinstabilitäten

Wie sich in den vorangegangenen Beschreibungen gezeigt hat, bietet der ImCoSys ImcoV6L eine vom Umfang durchaus solide Grundfunktionalität. An die Großen kommt er zwar nicht ran, aber das war auch nicht zu erwarten. Das größte Problem des Geräts ist jedoch die instabile Software.

Der eBook Reader ist im Verlauf des mehrwöchigen Tests trotz verschiedener Softwareupdates laufend abgestürzt. Sowohl im „Android-Betrieb“ als auch im normalen Lesebetrieb gab es immer wieder Fehler. Das reichte vom einfachen App-Absturz, ging über Bildschirmflackern (bei E-Ink!) und leere Buchseiten, bis hin zu einem Software-Totalausfall der sich nur mit dem Reset-Knopf lösen ließ. Außerdem kommt es auch gelegentlich zu einem starken Slow-Down des Systems. Auch das Aktualisieren der Bibliothek klappt nicht immer problemlos, sodass man manchmal relativ lange warten muss, bis der leere Startbildschirm aktualisiert wird, bzw. der Synchronisationsbalken durchgelaufen ist.

Wenn man ohne irgendwelches Zutun am nächsten Tag von einer solchen Fehlermeldung begrüßt wird, weiß man zunächst nicht, was überhaupt los ist. Ein Reset behebt das Problem

Zuletzt wurde die Softwareversion 1.20 von uns getestet, wobei in den vergangenen Tagen, vor Veröffentlichung des Testberichts, eine weitere Version erschienenen ist (1.21). Diese wurde nun nicht mehr berücksichtigt, da die Veröffentlichung des Testberichts ohnehin schon mehrmals in der Hoffnung, dass die Instabilitäten ausgebessert würden, verschoben worden ist. Sollte das mit der aktuellen Firmware endlich geschehen sein, werden die Hinweise und die Testnote entsprechend nachgebessert. In jedem Fall ist es aber nicht besonders schön, wenn man ein nur unzureichend stabiles Gerät verkauft und den Beta-Test quasi am Kunden durchführt. Von den Instabilitäten sind nämlich nicht nur „Poweruser“ betroffen, sondern auch völlige reguläre Nutzer.

Softwareupdates stellt ImCoSys auf einer Supportseite im Internet bereit. Die Updates müssen manuell durchgeführt werden, was zumindest für geübte Android-Bastler kein Problem darstellt.

App-Abstürze kommen zumindest in Firmware 1.20 viel zu häufig vor und sorgen für reichlich Frust

Freie App-Installation

Kommen wir nun zu einem der wichtigsten Verkaufspunkte des ImCoSys ImcoV6L: Das Android-Betriebssystem. Zum Einsatz kommt Android 2.3.1 Gingerbread und als eines der wenigen Geräte am Markt, erlaubt der ImCoSys den Zugriff auf das System. Das bedeutet, dass man Apps installieren kann und sich das Gerät so den eigenen Vorstellungen anpassen lässt.

Die App-Installationen müssen allerdings manuell erfolgen, denn der Google Play Store ist nicht vorinstalliert. Das konnte ich auch mit ein wenig Bastelarbeit nicht ändern. Zwar ließen sich das Google Framework und der Play-Store installieren und ich konnte mich mit dem Google-Konto anmelden, allerdings stürzt das Framework beim Start des App-Stores ab, sodass der Ladebildschirm nie verlassen wird. Ich konnte leider auch keine funktionierende Version des Frameworks und Markets finden, wo das hingehaut hätte.

Android ist zur App-Installation freigegeben

Macht aber nichts, denn dass die Apps manuell installiert werden müssen, war von vornherein klar. Die APK-Dateien können hierfür auf den internen Speicher oder die Speicherkarte kopiert und dann mit dem eingebauten Dateiexplorer aufgerufen und installiert werden. Einfache Apps ließen sich installieren und auch mehr oder weniger problemlos nutzen. Ein paar kleine Macken gab es zwar gelegentlich, aber die ließen sich meist umgehen oder waren für die sonstige Nutzung nicht problematisch. Komplexere und neuere Programme scheitern aber an der relativ alten Android-Version, was sich z.B. bei der Kindle-App bemerkbar macht, die nur in einer alten Ausführung lauffähig ist.

Der ImCoSys ImcoV6L erlaubt so auch die Installation von CoolReader, welcher dem Standardleseprogramm bei den Anpassungsmöglichkeiten weit voraus ist. Dabei muss man dann aber natürlich auf DRM-geschütztes Material verzichten, denn damit kann CoolReader nicht umgehen.

Die App-Liste lässt sich vom Startbildschirm aus, über den Menüknopf öffnen. Alle installierten Programme sind darin gesammelt und können so direkt gestartet werden. Fast alle Android-Apps werden dabei nicht im Vollbildmodus gestartet, denn die Navigationsleiste (Home, WiFi, Lautstärke, Zurück und Menü) bleibt am oberen Rand direkt unter der Statusleiste immer sichtbar. Das kann im Lesebetrieb mit anderen Programmen (inkl. CoolReader) durchaus störend sein.

Internetbrowser

Mit dem Internetbrowser kann man problemlos surfen, was auch daran liegt, dass dieser in der Funktionalität kaum beschnitten wurde (wie etwa am Tolino Shine). Lesezeichen können somit problemlos erstellt werden, womit man auch eBook-Shops oder Onleihe direkt am Gerät nutzen kann. Bedauerlich ist allerdings der Wegfall der Text-Reflow-Funktion, die eigentlich standardmäßig beim Gingerbread-Browser genutzt werden kann.

Der Browser funktioniert gut, leider ohne Text-Reflow

Der eBook-Download gestaltet sich dabei je nach Format teilweise etwas unkomfortabel. Während ePub-Dateien direkt im Download-Ordner im internen Speicher des Geräts landen, müssen die ACSM-Dateien (Adobe DRM) nochmal aufgerufen werden. Daraufhin öffnet sich ein leeres Fenster mit dem Titel „DRM Download“. Es gibt keinerlei Knopf, Anleitung oder sonstige Meldung die darauf hinweist, was nun zu tun ist. Tatsächlich wird das eBook in der Zwischenzeit aber schon heruntergeladen und landet automatisch im „Digital Editions“-Ordner. Egal ob ePub- oder ACSM-Download, um die Dateien zu öffnen, muss man den Datei-Explorer nutzen, denn die Bibliothek wird nach einem Dateidownload nicht automatisch aktualisiert.

Unterm Strich bietet die Android-Funktionalität genau das was man sich als Bastler erwarten kann. Der Android-Funktionsumfang entspricht im Grunde dem Sony PRS-T1 bzw. PRS-T2 oder Tolino Shine. Beim Datei-Download muss man zumindest in Hinblick auf den Komfort kleinere Abstriche machen.

Kompatibilität und Akkulaufzeit

Bei der Dateikompatibilität kann der ImCoSys ImcoV6L wieder punkten, denn einerseits können mit der mitgelieferten Software die wichtigsten Dateiformate geöffnet werden, andererseits hat man mit Android die Möglichkeit verschiedene Apps zu installieren, um quasi jedes mögliche Format nutzen zu können.

Bei der Akkulaufzeit gibt es hingegen das typische Android-Phänomen: Manchmal hält der Akku problemlos durch, andere Male wird er ohne ersichtlichen Grund innerhalb kürzester Zeit leergesaugt. Auch im Auslieferungszustand ohne zusätzliche App-Installationen kommt das gelegentlich vor.

Da kann es dann auch im reinen Lesebetrieb durchaus passieren, dass der mit 1.800 mAh großzügig dimensionierte Akku schon nach zwei Tagen leer ist. Für einen eBook Reader ist das natürlich keine Glanzleistung. Immerhin: Die Regel ist das nicht, denn auch der ImcoV6L hält im Normalfall mit Licht zumindest eine Woche durch. Allerdings ist die Unzuverlässigkeit das eigentliche Ärgernis.

eBook-Kauf & Synchronisation

Der ImCoSys ImcoV6L kann per USB oder die MicroSD-Karte mit eBooks befüllt werden und wie auf Seite 2 beschrieben funktioniert auch der direkte Internet-Download. Adobe ADE erkennt das Gerät ebenfalls, so dass die eBook-Verwaltung auf Wunsch über das Adobe-Programm erfolgen kann. Auch Calibre erkennt den ImcoV6L, wobei im Hauptspeicher des Geräts allerdings nur eBooks erkannt werden, die dort mittels Calibre platziert wurden.

Die Kategorien kann man durchsuchen, weiter kommt man allerdings nicht

Außerdem gibt es eine App die wohl einen eBook-Shop darstellen soll. Das lässt sich allerdings nicht abschießend verifizieren, da die App nicht richtig funktioniert. Man kann zwar auf „Stöbern“ gehen und wird von verschiedenen Kategorien begrüßt. Wenn man dann allerdings beim gewünschten Genre angekommen ist, passiert nichts weiter. Ein Klick auf „Sciene Fiction, Fantasy“ (und jede andere Verknüpfung) bleibt ohne Folgen.

Fazit

Während Android mittlerweile selbstverständlich bei vielen Tablets und Smartphones als Bedienoberfläche zum Einsatz kommt, gehört es am eBook Reader Markt weiterhin zu den Exoten. Und selbst wenn es mal in Verwendung ist, dann üblicherweise nur um den nötigen Unterbau zu liefern, um eine andere Bedienoberfläche zum Laufen zu bringen. Einen freien Zugang zum System gibt’s normalerweise nicht. Nichtsdestotrotz haben sich Barnes & Noble Nook, Sony PRS-T1 bzw. PRS-T2 und Tolino Shine bei Bastlern großer Beliebtheit erfreut, denn durch die Nutzung verschiedener Sicherheitslücken lassen bzw. ließen sich die Geräte auch für allerhand Applikationen nutzen, die man bei Android ansonsten zur Verfügung hat.

Mit den Großen kann der ImcoV6L nicht mithalten, was aber auch nicht zu erwarten war. Die Zielgruppe ist eine völlig andere.

Bei Sony und Tolino wurden die Lücken letztendlich geschlossen, sodass man den Zugriff auf’s System gar nicht mehr bzw. nicht mehr so einfach bekommt und man sich mit der Basisfunktionalität der Hersteller zufrieden geben muss. Der ImCoSys ImcoV6L will das ändern und liefert in Deutschland erstmals ab Werk, einen eBook Reader mit Zugriff auf das Android-Betriebssystem.

Leider ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Der ImCoSys ImcoV6L bietet dank Android zwar zahlreiche Möglichkeiten, die andere eBook Reader nicht haben, allerdings hapert es bei der Grundfunktionalität. Sowohl die mitgelieferte Lese-App als auch die Bedienoberfläche sind teilweise schwach ausgestattet bzw. angepasst, sodass sowohl die Optik als auch die Bedienung leiden. Dabei ist die instabile Software (Getestete Version 1.2.0) besonders nervig und ärgerlich, was dann letztendlich auch für die Abwertung der Note sorgt (siehe unten).

Neben der freien App-Installation sammelt der ImcoV6L die größten Pluspunkte bei der Beleuchtung, die einerseits durch die Gleichmäßigkeit überrascht, andererseits durch die hohen Kontrastwerte überzeugt. Lediglich die sehr hohe Minimalhelligkeit vermag den guten Eindruck der Beleuchtung zu trüben.

Im Grunde sollte man den ImCoSys ImcoV6L als das sehen, was er ist: Ein Nischenprodukt mit einer sehr speziellen Zielgruppe. Das drückt sich aber nicht nur bei der Gerätefunktionalität aus, sondern auch bei der Verfügbarkeit. Der eBook Reader lässt sich nämlich nur über einige wenige Vertriebskanäle erwerben, die mit dem sonst breiten Angebot anderer Geräte nur wenig zu tun haben. Daher muss man sich auch sehr gezielt auf die Suche nach dem ImcoV6L machen, wenn man Interesse am Gerät hat.

Der ImCoSys ImcoV6L ist trotz einiger Unzulänglichkeiten an und für sich ein gutes Gerät. Die laufenden Abstürze sorgen aber für eine Abwertung.

Besonders am Papier ist der ImcoV6L ein tolles Gerät und würde sich in unserem Test anhand der Einzelwertungen locker eine gute Endnote holen. Besonders das Display konnte positiv überraschen. Leider war ein Herabsetzen der Note aber aufgrund der doch sehr nervigen Softwareinstabilitäten unumgänglich. Was ohne die laufenden Abstürze und andere störrische Eigenheiten in einer guten Bewertung resultiert hätte, reicht am Ende nur für ein Befriedigend (2,6). Hier zeigt sich, dass mehr eben nicht automatisch besser ist.

Dabei muss man aber auch erwähnen, dass sich die Testberichterstellung mit einer neuen Firmware überschnitten hat, sodass im Test nur Version 1.20 berücksichtigt wurde. Nachdem der Test nun schon mehrmals um Wochen verschoben wurde, in der Hoffnung, dass die Softwareprobleme mit den Updates ausgebessert werden, war die Geduld nun erschöpft und eine weitere Verschiebung einfach nicht mehr drinnen. Sollte sich nach einem weiteren mehrwöchigen Test der neuen Firmware 1.21 doch herausstellen, dass der eBook Reader nun endlich vernünftig (ohne Abstürze) läuft, wird die Testnote natürlich nachgebessert.

Bis dahin ist das Gerät zum aktuellen Zeitpunkt aber nur Bastlern zu empfehlen, die gerne mit der Software herumspielen und so alles auf die eigenen Bedürfnisse anpassen wollen. Techniklaien die in erster Linie nur lesen möchten, dürften hier jedoch kaum glücklich werden.

Datenblatt

Technische Daten: ImCoSys imcoV6L
AllgemeinHerstellerSonstige
Markteinführung2013
Verfügbare FarbenSchwarz (Verschiedenfarbige Rückseite)
Wassergeschütztnein
GrößeMaße161 x 126 x 8,9 mm
Gewicht214 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Pearl
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung1024x758 Pixel
Pixeldichte212 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontnein
VerbindungenUSBja
Bluetoothnein
WLanja
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher4GB (3,2 verfügbar)
Speicherkartenerweiterungja, MicroSD-Karte
FunktionenBetriebssystemAndroid
Lautsprecherja
Text-to-Speechnein
Blättertastenja
Unterstützte Dateiformate

EPUB, EPUB2, EPUB3, PDF, FB2, MOBI, TXT, RTF, HTML, HTM, CHM, DOC, DOCX, XLS/XLSL, PPT/PPTX, PDB, DJVU, DJV, ZIP, RAR, 7ZIP, MP3, WAV, WMA

Unterstützte DRM-Dateiformate

Adobe DRM

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazitätnicht bekannt
Lagesensornicht bekannt
Integrierter eBook Storenicht bekannt
Sonstiges

Freie App-Installationen

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren