E Ink stellt vielversprechendes Farbdisplay vor – ohne extra Layer

Geschätzte Lesezeit: 3:45 min.

E-Ink hat sich bereits vor Jahren als zuverlässigste und kontrastreichste E-Paper-Technik am Markt durchgesetzt. Die wenigen Alternativtechniken die bei manchen Herstellern immer wieder zum Einsatz kamen (SiPix & Guangzhou OED E-Paper) sind zumindest in Europa mittlerweile gänzlich vom Markt verschwunden. Ist auch kein Wunder, denn in Hinblick auf Kontrastwerte, Auflösung und Ghosting gibt’s ganz einfach keine ähnlichen augenfreundlichen und stromsparenden Alternativen zur E-Ink-Anzeige.

Während die Schwarz-Weiß-Displays des Unternehmens damit mittlerweile ein Niveau erreicht haben, das man sich vor Jahren kaum erträumt hat (schon zu „Pearl“-Zeiten hieß es, dass es nicht mehr besser geht), waren die Bestrebungen auch farbige E-Paper-Bildschirme auf den Markt zu bringen, von deutlich weniger Erfolg gekrönt.

Bisherige E-Ink-Farb-Displays mit einigen Nachteilen

Mit dem ersten Triton-Display konnte die E-Ink Holdings eine Farbdarstellung erreichen, indem man ein handelsübliches E-Paper-Panel mit einer halbtransparenten Farbschicht kombiniert. Wirklich überzeugend war das Ergebnis allerdings nicht, denn in der Praxis hat die extra Schicht den E-Ink (Pearl) Bildschirm massiv verdunkelt, die Reflektivität verringert und damit auch den Kontrast verschlechtert. Auch die zweite Generation der Anzeigetechnik sah kaum besser aus, war aber immerhin mit einer integrierten Beleuchtung erhältlich.

Geblieben sind jedoch auch hier die niedrige 800x600 Pixel Auflösung des Farblayers, die Farbverschiebungen bei großen Betrachtungswinkeln und die generell ausgewaschene Farbdarstellung.

Trotz dieser Unzulänglichkeiten war es aber trotzdem durchaus eindrucksvoll zu sehen, wie sich die Technik entwickelt hat. Für den durchschnittlichen eBook-Leser war das Ganze aber eher als Proof-of-Concept zu verstehen, denn im regulären Lesebetrieb waren die Nachteile einfach zu groß. Dementsprechend ruhig wurde es dann auch um die Triton-Technik, sodass man rund 3 Jahre nicht mehr davon gehört hat.

Advanced Color ePaper mit vielen Vorteilen

ACeP in Aktion

Bis jetzt. Wie die E-Ink Holdings heute mitteilt, hat man eine völlig neue farbige Anzeigetechnik auf E-Paper-Basis entwickelt. Das Ergebnis lässt sich im rechts angezeigten Bild und im weiter unten eingebundenen Video begutachten.

Das Ganze hört auf den Namen „Advanced Color ePaper“ oder kurz ACeP und verspricht im Vergleich zur Triton-Technik eine in jeder Hinsicht deutlich verbesserte Performance. Der Durchbruch gelingt mit einer völlig neuen Bauweise. Anstatt einen Farbfilter auf dem E-Paper-Display anzubringen, wird die Farbdarstellung der neuen ACeP-Bildschirme direkt erzeugt.

Das bedeutet, dass sich in der electrophoretischen Flüssigkeit jedes einzelnen Pixels die nötigen Farbpigmente befinden, die für eine farbige Anzeige nötig sind. Damit wird die Kontrastverschechterung der Triton-Technik völlig eliminiert. Stattdessen ermöglicht die neue Bauform eine papierähnliche Farbdarstellung wie man sie auch von den handelsüblichen Pearl- und Carta-Displays kennt.

Der besonders niedrige Stromverbrauch bleibt dabei ebenfalls erhalten, da der Bildaufbau einmalig mit Hilfe unterschiedlicher Volt-Ansteuerungen geschieht, wodurch sich die Farbpigmente in den Microkapseln oder Microcups (SiPix-Technik) neu ausrichten lassen und danach solange nicht verändern, bis die Spannung abermals geändert wird.

Nachteile der neuen Technologie

Auf der SID Display Week in San Francisco stellt die E-Ink Holdings aktuell mehrere 20 Zoll Displays mit der neuen Technik aus. Die Auflösung der Bildschirme beträgt 2500x1600 Pixel bzw. 150 ppi.

Im nachfolgenden Video kann man diese in Aktion sehen und auch gleich den größten Nachteil der neuen Technik erkennen: Der Bildaufbau ist aufgrund der unterschiedlichen Pigmentfarben sehr langsam. Gute 9 Sekunden vergehen im Video bevor ein Bild vollständig aufgebaut ist.

Man sollte dabei allerdings nicht vergessen, dass auch die üblichen Schwarz-Weiß-Displays früher langsamer waren bzw. massives Ghosting aufgewiesen haben, wenn die Anzeige nicht vollständig aktualisiert wurde (Bildflackern). Davon ist heute im Lesebetrieb dank Regal- und Wellenform-Technik nur noch wenig zu sehen.

Die E Ink Holdings geht davon aus, dass die neuen Farb Displays in zwei Jahren erhältlich sein werden. Bis dahin wird sich die Geschwindigkeit des Bildaufbaus sicherlich noch deutlich verbessern. Das Unternehmen wollte die Technik aber jetzt schon vorstellen, da man auf den Durchbruch und Erfolg sehr stolz sei.


Dieses Video wird unabhängig von den gesetzten Cookie-Einstellungen mit einem Klick auf das Bild bzw. den Play-Button extern von YouTube geladen. Siehe unsere Cookie- und Datenschutzerklärung für weitere Details.

Für eine neue Displaygeneration

Man darf zudem erwarten, dass es das ACeP irgendwann auch ins eBook Reader oder Tablet-Format schafft. So kommentiert Frank Ko, Chairman der E Ink Holdings: „Wir erwarten, dass ACeP zu einer Basis wird, auf der eine neue Generation von E-Paper-Display Produkten entwickelt werden kann“.

Es wird interessant sein zu sehen, ob sich der eReader-Markt mit einer solchen Neuerung nochmal durcheinanderwirbeln lässt. Eine überzeugende Farbdarstellung im E-Paper-Format wäre immerhin die grundlegenste Neuerung seit Einführung der integrierten Beleuchtung bei dedizierten Lesegeräten.

Mehr zum Thema

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
Anzeige