E-Ink JustWrite: Digitales Schreiben ohne Eingabeverzögerung

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Während das Lesen auf elektronischen Geräten dank papierähnlicher Abbildleistungen mittlerweile zum Alltag vieler Menschen gehört, sieht das bei der digitalen Notiznehmung noch ein wenig anders aus. Es gibt zwar eine dedizierte Geräteklasse zum Schreiben von Notizen (Noteslate, Remarkable, Sony DPT-Serie) und auch auf Tablets kann man mit passenden Stiften  handschriftliche Eingaben vornehmen. Ein Nachteil ist aber allen gemeinsam: Die Eingabeverzögerung.

Beim Lesen auf eBook Readern ist es nicht allzu wichtig, wie eine Seite aufgebaut wird. Im Vordergrund steht eine möglichst augenfreundliche und einfache Ablesbarkeit. Beim Schreiben auf digitalen Notizblöcken steht ebenso die Papiernähe im Vordergrund. Da aktuell erhältliche Display- bzw. Touchscreen-Technologien aber immer über eine üblicherweise auffällige Eingabelatenz verfügen, will bei solchen Geräten nie echtes Papiergefühl aufkommen.

Wenn man einen Strich am Display macht, dauert es einen kurzen Moment, bis dieser auch angezeigt wird. Diese Verzögerung führt dazu, dass der natürliche Schreibrhythmus gestört wird.

Verzögerungsfreie, digitale Notiznehmung

Diesem Umstand widmet sich die E-Ink Holding nun mit einer neuen Eingabetechnologie die auf den Namen „JustWrite“ hört. In einer Pressemeldung kündigt das Unternehmen die Präsentation der neuen Technik auf der Connected Ink 2018 in Tokyo an.

Wie der Name nahelegt, liegt das Hauptaugenmerk auf dem Schreiben. Ein wichtiger Fokus lag hierbei auf der Minimierung der Eingabeverzögerung um ein natürliches Schreibgefühl zu erzeugen. Das nachfolgend gezeigte Video demonstriert, dass dieses Ziel offensichtlich erreicht werden konnte. Besonders zu Beginn kann man erkennen, dass jeder Strich quasi verzögerungsfrei angezeigt wird.


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Erwähnenswert ist jedoch, dass das Video offenbar überbelichtet ist, was besonders gut am Stift erkennbar ist. In Natura könnte die Anzeige daher weniger kontrastreich sein, als es hier den Anschein macht.

JustWrite basiert auf der bekannten E-Ink Technik und besitzt damit einen ebenfalls niedrigen Stromverbrauch. Die genauen technischen Details wurden noch nicht kommuniziert, allerdings spricht die E-Ink Holding davon, dass die Herstellung auf E-Paper-Basis erfolgt.

Hohe Widerstandsfähigkeit, dank Plastik

Als Trägermaterial kommt Plastik zum Einsatz (wie bei E-Ink Mobius), wodurch eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit und Flexibilität gegeben sind. Displaybrüche werden dadurch verhindert. Es wird betont, dass die Displays in vielen unterschiedlichen Größen und Formen (auch mit Löchern) funktionieren werden. Damit können JustWrite Eingabegeräte sowohl in Notizblockformaten als auch in Tafelsystemen zum Einsatz kommen. E-Ink spricht sogar davon, dass man jede Oberfläche zu einer Eingabefläche umwandeln kann.

Mehr als „einfache“ Elektronik (vermutlich solche, wie sie auch bei eReadern zum Einsatz kommt) und einen Eingabestift (auch Pinsel-, Marker- und Stempel-Eingabeformate sind möglich) benötigt man nicht. Eine Hintergrundbeleuchtung gibt’s bekanntermaßen nicht. Es scheint aber dennoch unterschiedliche Ausprägungen zu geben, da das Unternehmen von einem „optional“ extrem niedrigen Stromverbrauch spricht.

Es wird interessant sein zu sehen, wie sich der Markt der digitalen Notizblöcke mit dieser neuen Anzeige- und Eingabetechnik verändern wird. Es ist durchaus denkbar, dass die Elimination der Eingabeverzögerung eine ebenso große Revolution in diesem Bereich auslöst, wie das bei dedizierten Lesegeräten der Fall war. Man muss allerdings dazu sagen, dass vergangene Forschungen in diesem Bereich bis heute nicht umgesetzt wurden. Ob das nun aus Kostengründen oder wegen der fehlenden Marktreife oder Nachfrage geschah, lässt sich nicht sagen.

Offen bleibt einerseits, ob JustWrite auch in anderen Farbvarianten nutzbar ist, oder ob die präsentierte Schwarz-Weiß-Anzeige die momentan einzige Darstellungsmöglichkeit ist und andererseits, ob sich die Technik in die bekannte E-Paper Anzeige integrieren lässt. Vielleicht sehen wir ja bald ein Come-Back der Infrarot-Touchscreens bei eBook Readern.

Bildquelle: E-Ink Pressevideo

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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