Wie muss der perfekte eBook Reader aussehen?

Geschätzte Lesezeit: 7:15 min.

Man kennt das Phänomen aus anderen Bereichen der elektronischen Unterhaltungsindustrie: Es wird ein neues Gerät vorgestellt, deutlich besser als der Vorgänger und ein Aufschrei der Begeisterung geht durch die Blogger- und News-Szene. Kurz drauf stellt sich aber oft Ernüchterung ein, denn häufig werden wichtige Features mangelhaft umgesetzt oder fehlen völlig.

Im schnelllebigen Smartphone-Sektor kann dies besonders gut beobachtet werden, aber irgendwie scheint auch der eBook-Reader-Markt nicht davon verschont zu bleiben.

Deutscher eReader-Markt kommt langsam in Schwung

Schon vor einigen Jahren war dies z.B. beim (hier getesteten) iriver Story HD der Fall: Bei der Ankündigung waren die Erwartungen groß, immerhin vereinte der damals neue eReader den Formfaktor des Amazon Kindle Keyboard, mit einem Next-Generation E-Ink Pearl XGA-Display. Was konnte da schon schief gehen? Leider ein paar Dinge.

So gut die technischen Daten auch waren, die Software hatte leider einige unverständliche Macken. Es kann doch nicht so schwer sein, passende Übersetzer zu engagieren? Für geschätzte 100 Worte im gesamten Betriebssystem die es fehlerfrei (!) zu übersetzen gilt, dürfte sich der Kostenaufwand in Grenzen halten. Aber auch einige Bedienungseigenheiten hätten die Testphase des Herstellers eigentlich nicht überstehen dürfen. Immerhin hatte man von der Ankündigung bis zur Auslieferung 6 Monate Zeit. Am Ende blieb statt einem ausgezeichneten Gerät, mit viel Potential den Markt aufzumischen, nur ein gutes Gerät mit ein paar nervigen Fehlern.

Der Inbegriff der vertanen Chance ist am digitalen Lesemarkt aber ohne Zweifel Sony. Der japanische Elektronikkonzern war maßgeblich an der Entwicklung der E-Ink Technik beteiligt und brachte als erstes Unternehmen überhaupt, ein dediziertes Lesegerät mit der heute so beliebten Technologie heraus.

Viele Jahre konnte man mit Innovationen punkten und begeistern und die Japaner waren dabei sogar sehr mutig immer neue Dinge auszuprobieren. Bis zur eierlegenden Wollmilchsau schien es mit jeder neuen Modellgeneration nicht mehr weit zu sein.

Der Stillstand

Dann zog Sony aber die Handbremse und der Sony PRS-650 und vielleicht noch der PRS-T1 waren die letzten zwei wirklich innovativen eBook Reader des Unternehmens. In der Zwischenzeit haben die restlichen Marktteilnehmer aufgeholt und konnte ähnlich gute Geräte bieten. Der Non-Plus-Ultra-eReader war aber weit und breit nicht zu sehen.

Viel mehr zeichnete sich ein regelrechter Technologie- und Entwicklungsstillstand ab. Quasi jeder große Hersteller hatte in den Jahren 2011 und 2012 ein E-Ink Pearl Gerät mit 800×600 Pixel Auflösung und Infrarot-Touchscreen am Markt. Technisch waren die Geräte extrem ähnlich – und auch funktional schrumpften die Unterschiede immer weiter.

Schon damals wurden Stimmen laut, dass das eReader-Segment fertig entwickelt sei. Nennenswerte Verbesserungen seien nicht mehr zu erwarten.

Licht am Ende des Tunnels

Doch dann kam die ersten eBook Reader mit Beleuchtung auf den Markt und haben das eingeschlaffene Rennen um die Krone und die eierlegende Wollmilchsau wieder von neuem entfacht.

Zugegeben, die ersten Leuchtmodelle waren vergleichsweise kontrastarm und oft nicht sehr gleichmäßig ausgeleuchtet, waren aber trotzdem ein sehr großer Schritt vorwärts.

Der nächste Techniksprung ließ nicht lange auf sich warten. Nur ein Jahr später folgte die E-Ink Carta Anzeigetechnologie. Sie verbesserte die ohnehin schon gute Ablesbarkeit der Pearl-Displays noch weiter und zeigte wieder einmal, dass das Ende der Fahnenstange nicht erreicht ist.

Das Ende?

Heute stehen wir wieder an einem Punkt, an dem die wichtigen Hersteller sehr ähnliche Geräte anbieten. E-Ink Carta mit 300 ppi und eingebauter Beleuchtung gehört zum guten Ton. Die Qualität aller Modelle ist hervorragend und letztendlich bieten sie alle eine wirklich tolle Ablesbarkeit.

Die eierlegende Wollmilchsau ist aber noch immer nicht dabei, denn trotz der hervorragenden Kontrastwerte und gleichmäßigen Beleuchtungen, lassen die Softwares vieler Hersteller noch Raum für Verbesserungen. Außerdem zeigen uns die beiden Premium-Modelle Kindle Voyage und Kobo Aura H2O, dass auch technisch noch Luft nach oben ist.

Ein Helligkeitssensor, Blättertasten, Speicherkartenerweiterung, wasserdichtes Gehäuse, eine noch bessere Reflektivität und ein offenes Betriebssystem sind Dinge, die mir in den Sinn kommen, die sich weiterhin verbessern lassen. Und so warten wir auch viele Jahre nach dem Start unserer Homepage weiterhin auf den perfekten eBook Reader. Man darf gespannt sein, ob wir im Winter 2016 die große Überraschung präsentiert bekommen.

Für heuer darf man sich aber auch gut und gerne mit den erhältlichen eReadern zufrieden geben. Denn auch wenn es die eierlegende Wollmilchsau (noch) nicht gibt, die aktuelle Modellgeneration kommt ihr so nahe wie noch nie.

Originalmeldung: Der eBook Reader Markt hat sich in den vergangenen Jahren zwar nicht mit besonders schneller Geschwindigkeit entwickelt, war aber ohne Zweifel einem permanenten Wandel unterworfen. Verschiedene Hersteller und Technologieentwickler sind an den Herausforderungen gescheitert – unter anderem der Wegbereiter Sony – andere konnten einen Blitzstart hinlegen (Tolino) und sich gegen die länger aktive Konkurrenz behaupten.

Besonders in den Jahren 2010 bis Mitte 2013 war eine Homogenisierung der Geräte auffällig: Viele eBook Reader kamen mit fast identischen Spezifikationen auf den Markt. Die Hardwareknöpfe verschwanden, die Bildschirmgröße wurde mehrheitlich auf 6 Zoll limitiert, inkl. Beleuchtung und gleichen Auflösungen und schließlich wurden auch die Preise angeglichen und lagen irgendwann auf ganz ähnlichen Niveaus.

Mit dem Start des Tolino Shine wurde zunächst mit der preislichen Homogenität gebrochen, dann folgte der Kobo Aura mit einem tabletähnlichen Design und der Kindle Paperwhite mit der neuen E-Ink Carta Bildschirm-Technik, sodass Ende 2013 wieder mehr Bewegung in den Markt kam.

Neue Alleinstellungsmerkmale und höhere Preise

Diese Veränderungen waren aber offensichtlich nur der Anfang, denn im heurigen Jahr scheinen die Unterschiede und Schwerpunkte zwischen den einzelnen Herstellern noch größer zu werden. Kobo hat mit dem Aura H2O den Anfang gemacht und sich bewusst dazu entschlossen, dem dominierenden 6 Zoll Segment nicht mehr die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Der neue eBook Reader verfügt über ein hochauflösendes 6,8 Zoll Display und eine besonders homogene und kontrastreiche Beleuchtung. So soll das sein. Zusätzlich gibt’s als Bonus eine IP67-Zertifizierung, mit der man den eReader unbesorgt in der Nähe von Wasser verwenden kann – der H2O ist wasserdicht.

Anders sieht der Weg von Amazon aus. Der Versandriese konzentriert sich mit dem Kindle Voyage – wider Erwarten – weiterhin ausschließlich auf das 6 Zoll Segment, bedient den Markt aber mit einigen neuen Funktionen. Da ist zunächst das „Retina“-Display zu nennen, das die bisher höchste Pixeldichte am E-Ink Markt bietet. Bei der tabletähnlichen Bauform gleich der neue eReader dem Tolino Vision und Kobo Aura. Als Zusatz gibt’s außerdem wieder Blättertasten, die man seit drei Kindle-Generationen vermissen ließ und ein neuer Helligkeitssensor steuert die eingebaute Beleuchtung.

Der PocketBook Ultra geht wiederum einen weiteren neuen Weg und setzt verstärkt auf bewährte Tugenden mit aktueller Technik, ungewöhnlichen Innovationen und neuer Bedienoberfläche. Die eingebaute Kamera bekam schon im Vorfeld gemischte – meist aber eher negative – Reaktionen und die rückseitigen Blättertasten stellen eine weitere Option zur freien Tastenbelegung des ohnehin schon gut individualisierbaren PocketBook Sortiments dar. Zusätzlich gibt’s dann auch noch das PocketBook InkPad, das mit der 6 Zoll Tradition bricht und als 8 Zöller auf den Markt kommen soll (allerdings bereits mehrmals verschoben wurde).

All diesen Geräten ist der relativ hohe Einstiegspreis gemeinsam, weshalb ich im Vorfeld schon mehrmals spekuliert habe, dass das Kundengewinnungspotential trotz einiger wichtiger Unterschiede möglicherweise eher eingeschränkt sein wird. In jedem Fall zeigt aber schon diese kurze Auflistung, dass die Hersteller vermehrt versuchen, sich voneinander abzugrenzen und mit verschiedenen Alleinstellungsmerkmalen zu punkten. Der bis dahin starke direkte Konkurrenzkampf im 6 Zoll Segment, der insbesondere über einen niedrigen Preis ausgetragen wird, scheint jedenfalls weniger attraktiv zu werden.

Was muss ein eBook Reader können?

Gleichzeitig wird das Segment allerdings nicht völlig vernachlässigt und bietet weiterhin (und in Kürze) ebenfalls ein paar nennenswerte Unterscheidungsoptionen. Der von uns oft gelobte Kindle Paperwhite bleibt mit 109 Euro am Markt, der Tolino Vision 2 erscheint Ende November mit Nanoversiegelung und der PocketBook Sense mit einem Helligkeitssensor. Daneben sind natürlich auch noch Tolino Shine, Kobo Glo und Aura und natürlich der ausgezeichnete PocketBook Touch Lux 2 erhältlich (neben einigen anderen Geräten).

Als Kunde hat man damit so viel Auswahl wie nie zuvor. Es stellt sich aber die Frage: Welcher eBook Reader kommt den eigenen Vorstellungen und Anforderungen am nächsten? Jedes Gerät hat seine Stärken und Schwächen und im Grunde muss man fast immer irgendwelche Kompromisse eingehen.

Nun würden wir aber gerne wissen, wie ein eBook Reader aussehen müsste, damit er in deinen Augen perfekt ist. Welche Funktionen sind dir besonders wichtig, auf welche kannst du verzichten? Sag es uns in den Kommentaren oder im Forum!

Update: Wie die perfekte Software eines eReaders ausschauen sollte, habe ich in diesem Artikel aufgeschlüsselt.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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