Sind die Kindle Fire HDX Tablets ein Verkaufs-Flop?

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Während sich Amazons aktuellster eBook Reader größer Beliebtheit erfreut, sieht die Sache für die Kindle Fire Tablets offenbar nicht ganz so rosig aus. Amazon gibt zwar keine Verkaufszahlen für die Kindle-Geräte bekannt, erlaubt aber einen Einblick in die Verkaufscharts, die in verschiedene Kategorien aufgeteilt sind.

Wirft man einen Blick auf die Elektronik-Verkäufe bei Amazon, dann ist eine Sache besonders auffällig: Die Kindle Fire HDX Tablets sind nicht in den Top 100 vertreten. Die HDX-Geräte sind erst vor wenigen Wochen gestartet und zeichnen sich besonders durch die ausgezeichnete Hardware aus – aktuell gibt es keine anderen Tablets die in Kombination schneller und schärfer (mehr als 320 ppi) sind. Und trotzdem scheinen die Verkäufe der Tablets nicht so recht in die Gänge zu kommen.

Nun kann man argumentieren, dass die Kindle Fire HDX Tablets zwar für die gebotene Leistung relativ günstig sind, aber bei Preisen von 230 Euro bzw. 380 Euro sind sie keineswegs mehr dem Einstiegssegment zuzuordnen. Der Einstieg gestaltet sich mit dem Kindle Fire HD für 99 Euro nämlich bereits deutlich günstiger.

Stotternde Verkaufszahlen?

Aber auch wenn man einen genaueren Blick auf die Verkaufszahlen wirft und die Top 100 Tablet Charts ansieht, dann zeichnet sich ein ganz ähnliches Bild. Das Kindle HDX 7 befindet sich erst auf Platz 25 der meistverkauften Tablets bei Amazon.de. Es folgt dann nochmal in verschiedenen Konfigurationen auf den Plätzen 43, 74 und 90. Das Kindle Fire HDX 8.9 findet sich erst auf Platz 71, dann wieder auf Platz 84 und 94.

Wie eine Erfolgsstory auszusehen hat, zeigt der Kindle Paperwhite, der seit seinem Verkaufsstart die Elektronik-Top 100 anführt. Auch das reguläre Kindle Fire HD Tablet schlägt sich deutlich besser und befindet sich dank des herabgesetzten Preises auf Platz 2 der Verkaufscharts. Immerhin kann man argumentieren, dass die Summe aus den verschiedenen Platzierungen noch einigermaßen ansehnliche Verkaufszahlen ergeben.

Dennoch muss man sich die Frage stellen, ob die Kindle Fire HDX Tablets in Deutschland ein Verkaufs-Flop sind. Sie bekommen zwar durchwegs gute Bewertungen – sowohl von Kunden als auch von Technik-Blogs – aber allzu positiv wirkt sich das auf die Verkäufe offenbar nicht aus. Wenn man nun auch noch bedenkt, dass in der Weihnachtszeit besonders viele Tablets verschenkt werden sollen, dann sind die angeführten Platzierungen in den Verkaufscharts kein gutes Zeichen.

Kindle Paperwhite als Verkaufsschlager

Die Zahlen sind dann noch umso erstaunlicher, wenn man sich vor Augen hält, dass sich der Kindle Paperwhite weiterhin blendend verkauft und auf dem ersten Platz der Elektronik-Charts liegt. Und das, obwohl es inzwischen einige andere Geräte gibt, die günstiger sind als der Amazon eBook Reader.

Es zeigt sich jedenfalls ein interessantes Phänomen, auf das ich hier immer wieder hinweise: eBook Readern wird von Analysten immer wieder das Ende vorausgesagt, weil der gesamte Tabletmarkt wächst und wächst und wächst. Erstmals wurden vor kurzem sogar mehr Tablets als Notebooks verkauft. Die Folge ist offenbar klar: Mit Tablets kann man auch eBooks lesen, daher sind dedizierte eBook Reader mit E-Ink Display natürlich obsolet. So zumindest die Logik der Analysten.

Die Realität sieht aber ganz anders aus, wie die Amazon-Verkaufscharts zeigen. eBook Reader verkaufen sich nach wie vor blendend und das prophezeite Ende zeichnet sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht ab. Selbst das um 30 Euro günstigere Kindle Fire HD Tablet verkauft sich schlechter als der Kindle Paperwhite.

Was bedeutet das für die Tolino Tabs?

In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage, wie sich die Tolino Tabs schlagen. Der Kindle Fire HD verkauft sich aktuell offenbar in erster Linie über den extrem niedrigen Einstiegspreis von 99 Euro. Das günstigste Tolino Tablet kostet doppelt so viel. Klar, das Tolino Tab 7″ bietet sowohl in Hinblick auf die Hardware, als auch auf die Software mehr – aber ob das den Verkaufserfolg wirklich sicherstellen kann, ist fraglich. Immerhin bietet das Kindle Fire HDX hardwaretechnisch im Moment das leistungsfähigste Gesamtpaket im 7 Zoll Tablet Sektor, aber die Amazon Verkaufscharts scheint das Gerät trotzdem nicht zu stürmen.

Sie ginsen zwar, aber geht es den Tolino Tablets wirklich besser?

Das Gleiche gilt dann auch für das Tolino Tab 8,9″, das 20 Euro mehr kostet als das Kindle Fire HD 8,9. Das Amazon Gegenstück befindet sich aber trotz des niedrigen Preises und eigentlich sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses aber nicht mal in den Top 100 der meistverkauften Elektronikprodukte.

Es ist natürlich klar, dass man die Verkaufscharts bei Amazon nicht auf den gesamten Tablet-Markt umlegen kann, aber als der größte Online-Versandhändler Deutschlands haben die Amazon-Zahlen durchaus eine gewisse Aussagekraft. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass Amazon ein beliebter Elektronikhändler ist, wohingegen die Tolino-Allianz in erster Linie Bücher verkauft – und wer geht schon in den Buchladen um sich ein Tablet zu holen? Das hat schon in den USA beim ehemals größten Buchhändler Barnes & Noble nicht geklappt.

Abschließend bleibt jedenfalls festzuhalten, dass die Kindle Fire HDX Tablets trotz guter Testwertungen bei den potentiellen Kunden aber offenbar keine Begeisterungsstürme auslösen. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sich die Verkaufscharts in den kommenden Wochen bis Weihnachten noch verändern werden und sich das Blatt für die Kindle Fire HDX Tablets doch noch dreht.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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