Großbritannien: eBook Anteil 2012 kräftig gewachsen

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Wir wissen ja bereits, dass der britische Markt dem deutschsprachigen weit voraus ist, wenn es um den eBook-Verkauf geht. Amazon UK hatte erst kürzlich gemeldet, dass man mehr eBooks als gedruckte Bücher verkaufen würde. In diesen Zahlen sind sogar die Bücher inkludiert, von welchen es keine eBook-Versionen gibt. Auf 100 gedruckte Bücher hat Amazon UK von Januar bis August 2012 114 Kindle eBooks verkauft. Zu Weihnachten dürfte sich das Verhältnis noch weiter zugunsten der Kindle Produkte gedreht haben.

Unterstrichen wird das von einem Bericht der BBC. Im vergangenen Jahr betrug der eBook-Anteil am gesamten Buchmarkt demnach 13 bis 14 Prozent, womit man dem US-Markt schon dicht auf den Fersen wäre. In den USA betrug der eBook-Anteil 2011 bereits 15,5 Prozent. Der Anstieg des eBook-Anteils im Vergleich zum Vorjahr beträgt in Großbritannien damit ca. 5 Prozent. Gleichzeitig sind allerdings auch die Verkäufe der gedruckten Bücher auf 1,5 Mrd. Pfund gesunken, was 4,6 Prozent weniger sind als im Jahr 2011. Selbst der Erfolg der Buchtrilogie Fifty Shades of Grey konnte den Rückgang nur bedingt abfedern. Circa jedes zwanzigste verkaufte Buch in Großbritannien stammt aus der Buchreihe, womit sie sogar erfolgreicher ist, als alle Harry Potter Bücher zusammen.

Allerdings ist nicht ganz klar, welche Umsatzzahlen die BBC hier inkludiert hat, denn der britische Buchmarkt ist mit einem Gesamtumsatz von 3,1 Mrd. Pfund (2011: 3,3 Mrd. Pfund) eigentlich mehr als doppelt so groß wie im BBC-Report angegeben. Nimmt man diese Zahl als Referenz, dann beträgt der Anteil den eBooks am britischen Gesamtbuchmarkt haben nur ca. 8,4 Prozent bzw. 261 Millionen Pfund. Aber auch das ist mehr als ordentlich, denn im Jahr 2011 lag der Umsatz bei nur 138 Millionen Pfund und der Anteil am Gesamtbuchmarkt bei 4,1 Prozent.

Egal von welchen Zahlen man nun ausgeht, die eBook-Entwicklung kann sich sehen lassen. In Deutschland beträgt der eBook-Anteil am Gesamtbuchmarkt nur rund 2 Prozent.

Diese rasante Entwicklung in Großbritannien ist vermutlich primär auf zwei Dinge zurückzuführen. Zum Einen profitiert der britische eBook-Markt vom Moment in den USA. eBooks müssen nicht neu konvertiert werden, Verträge müssen nicht neu ausgehandelt werden, Bücher müssen nicht übersetzt werden usw. Die Strukturen für den englischsprachigen Markt sind dank des US-Wachstums schon weitestgehend vorhanden gewesen, was auch der Grund war, dass Google mit seinem eBook-Angebot zuerst nach Kanada, Großbritannien und Australien expandiert ist.

Der zweite Grund betrifft aber den britischen Buchmarkt selbst. Seit 2005 ist die Anzahl der stationären Buchhandlungen in den Einkaufsstraßen Großbritanniens um mehr als die Hälfte gesunken. Während 2005 noch rund 4.000 Buchhändler vertreten waren, sind es 2012 nur noch 1.878 gewesen. Alleine im Jahr 2012 haben 400 Buchhandlungen geschlossen. Damit wird auch der Zugang zu gedruckten Büchern immer schwerer. Von einem Versorgungsproblem kann man natürlich noch nicht sprechen, aber so einfach wie vor 7 Jahren kommt man eben nicht mehr an ein gedrucktes Buch, wohingegen der eBook-Kauf immer unkomplizierter wird. Wenn man bedenkt, dass 2012 mehr Buchhandlungen geschlossen wurden als 2011, dann dürfte sich diese Entwicklung auch 2013 weiter fortsetzen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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