Icarus Illumina XL

Steckbrief

Mit dem Illumina hat das niederländische Unternehmen Icarus bereits einen guten eBook Reader im Angebot. Dieser konnte mit dem zuletzt erfolgten Hardwareupdate auf E-Ink Carta seine Note in unserem Test nochmal verbessern und ist insbesondere für technikversierte Individualisten eine gute Wahl. Das zum Einsatz kommende Android 4.2 Betriebssystem ist nämlich offen für App-Installationen. Dadurch kann man allerhand Programme nachinstallieren und den Funktionsumfang deutlich erweitern.

Icarus hat längst erkannt, dass man damit eine wichtige Nische bedient. Seit geraumer Zeit verkauft die Firma den Illumina auch mit der vorinstallierten Skoobe-App.

Nun geht man einen Schritt weiter und erweitert das Portfolio: Ab November soll der Icarus Illumina XL ausgeliefert werden. Wie der Name verrät, handelt es sich dabei um einen größeren eBook Reader. Die Displaydiagonale beträgt 8 Zoll und entspricht damit der des PocketBook InkPad oder Bookeen Cybook Ocean.

Software als Trumpf?

Wie auch der eReader von Bookeen begnügt sich der Illumina XL allerdings weiterhin mit einer vergleichsweise niedrigen Auflösung von 1024×768 Pixel. Als Displaytechnik kommt E-Ink Pearl zum Einsatz. Wie auch bei der Konkurrenz ist eine Frontbeleuchtung mit dabei.

Icarus Illumina XL mit 8 Zoll (rechts) im Vergleich zum Icarus Illumina mit 6 Zoll (links)

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des neuen 8 Zöllers ist aber nicht bei der Hardware zu suchen – mit der Software will der Illumina XL die Konkurrenz übertrumpfen. Der Neue verfügt wie auch der kleine Illumina über Android 4.2 als Betriebssystem. Wie beim anderen Gerät ist das System offen für App-Installationen. In der Pressemitteilung wird dementsprechend darauf hingewiesen, dass man wieder andere Leseapps (z.B. Kindle) oder Programme für eBook-Flaterates (z.B. Skoobe) installieren wird können.

Die Austattung ist ordentlich: Der 8 GB große interne Speicher lässt sich mittels MicroSD-Karte erweitern. WLan ist zum Internetzugriff mit an Bord und auch Audiounterstützung gibt es. Die Ausgabe erfolgt via 3,5 mm Klinkenanschluss. Die Abmessungen betragen 200 x 145 x 9 mm. Das Gewicht geht mit 275 Gramm für die Größe in Ordnung. Der großzügig bemessene 2.800 mAh Akku soll für eine ausreichend lange Laufzeit sorgen.

Auf die Umsetzung kommt es an

Unterm Strich sieht das Gerät erstmal nicht schlecht aus. Die E-Ink Pearl Technik und niedrige Auflösung sind zwar nicht mehr ganz aktuell, aber bekanntlich kommt es auf die praktische Umsetzung an. Auch ein Pearl-Display kann beleuchtet hervorragende Kontrastwerte bieten. Daher bleibt es abzuwarten, wie gut das Ganze beim Icarus Illumina XL gelungen ist.

Der Preis von rund 200 Euro ist in Anbetracht der jüngsten Marktentwicklung (300 ppi E-Ink Carta Displays gehören mittlerweile zum gehobenen Standard) aber dennoch recht stolz.

Es wird außerdem interessant sein zu sehen, ob die exakt gleiche Bedienoberfläche zum Einsatz kommt, wie beim 6 Zöller. Beim kleinen Illumina handelt es sich nämlich um eine neu gelabelte Auflage des Boyue T61. Einen 8 Zoll eReader hat das chinesische Unternehmen allerdings nicht im Programm. Vermutlich stammt der Illumina XL von einem anderen Hersteller, was wiederum bedeuten könnte, dass die Android-Oberfläche anders angepasst wurde.

Zusammenfassung

Im Gegensatz zum 6 Zoll Modell muss man jedenfalls auf Blättertasten und die Aktualisierungstaste verzichten. Letztere ist beim Illumina besonders praktisch um den Bildschirm mit einem Knopfdruck vollständig zu aktualisieren und Ghosting zu eliminieren.

Seit Dezember 2015 ist der Icarus Illumina XL erhältlich.

Testbericht

Mit dem Illumina hat sich der niederländische eReader-Anbieter Icarus auch im deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht. Insbesondere bei technikversierten Nutzern und Fans der Skoobe eBook Flaterate erfreut sich das E-Ink Carta Gerät dank Android Betriebssystem großer Beliebtheit. Mit Ende des Jahres 2015 kam nun ein zweites Modell auf den Markt, das eine andere Nische besetzt: Der Icarus Illumina XL.

Der neue eReader wagt sich mit der 8 Zoll großen Displaydiagonale in einen Bereich vor, den sich zwar viele digitale Leseratten wünschen, der bisher aber oft nur halbherzig bedient wurde. Ob es der neue Icarus 8 Zöller besser macht, schauen wir uns im nachfolgenden Test an.

Unboxing, Verarbeitung & Austattung

Der Icarus Illumina XL wird in einer hübschen und stabilen Kartonverpackung geliefert, die schon vorab einen guten Eindruck macht. Dieser Eindruck bestätigt sich beim Auspacken, denn der eBook Reader wirkt direkt beim ersten Anfassen sehr hochwertig.

Der eBook Reader besitzt nicht nur eine haptisch angenehme, matt-schwarze, glatte Oberfläche (vorne und hinten), sondern wirkt auch sehr solide. Nichts knarzt oder knackst, selbst wenn man mal etwas fester zupackt.

Icarus Illumina und Icarus Illumina XL

Die Maße des Illumina XL betragen 200 x 145 x 9 mm und sind zwar nicht viel geringer als bei anderen 8 Zöllern, dank der schmalen seitlichen Ränder sieht das Gerät im direkten Vergleich zum PocketBook InkPad (195,5 x 162,8 x 7,3 mm) aber trotzdem kompakter aus. Aber nicht nur im Vergleich zur Konkurrenz, auch für sich genommen wirkt das Modell dank der schnittigen Proportionen optisch sehr dynamisch.

Auch das sehr niedrige Gewicht von 280 Gramm trägt zu diesem Eindruck bei. Andere 8 Zoll Modelle sind spürbar schwerer:

  • PocketBook InkPad: 350 Gramm
  • Onyx Boox i86: 350 Gramm
  • TrekStor Pyrus Maxi: 320 Gramm
  • Bookeen Cybook Ocean: 300 Gramm
  • Icarus8: 300 Gramm

Damit ist der Icarus Illumina XL der leichteste Vertreter seiner Art.

Home-Zurück-Taste unter dem Bildschirm

Im Gegensatz zum kleinen Bruder besitzt der Illumina XL an der Vorderseite nur eine einzelne, kreisrunde Zurück/Home-Taste (unter dem Display). Diese hat einen sehr guten, knackigen und klar fühlbaren Druckpunkt. Blättertasten und Bildschirm-Refresh-Taste gibt’s beim 8 Zöller nicht. Am oberen Geräterand befinden sich der Micro-USB-Anschluss, der 3,5 mm Klinkenstecker (zur Audioausgabe), der MicroSD-Karteneinschub und der Einschaltknopf.

Anschlüsse am oberen Geräterand

An dieser Stelle muss ich ein wenig Kritik üben, denn der Micro-USB-Anschluss ist aufgrund der stark abgeschrägten Bauform der Rückseite nicht mit jedem USB-Stecker gut nutzbar. Die Länge des Micro-Typ-B Steckers ist nämlich nicht standardisiert, sodass es bei einigen Kabeln vorkommen kann, dass die Nase zu kurz ist (siehe nachfolgendes Bild) und der eReader nicht mit Strom versorgt, bzw. nicht vom PC erkannt wird.

Fairerweise muss man aber sagen, dass das mitgelieferte Kabel problemlos funktioniert und auch andere dieses Problem nicht zwangsläufig besitzen. Schöner wäre es allerdings, wenn man gar nicht darauf achten müsste.

Das Kabel lässt sich aufgrund der schrägen Bauform des Geräterückens nicht weiter einstecken. Der Anschluss dieses USB-Kabels ist lang genug, andere halten aber möglicherweise nicht richtig

Der interne Speicherplatz des Icarus Illumina XL beträgt großzügige 8 GB, davon sind 5,54 GB für den Nutzer verfügbar. Bei Bedarf kann man diesen auch noch mit einer Speicherkarte erweitern. Für Apps stehen insgesamt rund 1 GB zur Verfügung, wovon im Auslieferungszustand aber bereits 224 MB verwendet werden. D.h. ab Werk kann man Apps mit insgesamt 784 MB Speicherplatz installieren. Das sollte für die allermeisten Anwendungsbereiche mehr als ausreichend sein.

Angetrieben wird der Illumina XL von einem schnellen Dual-Core SoC, der mit 1 GHz taktet und auch der Arbeitsspeicher ist mit 512 MB ausreichend groß bemessen. Die Akkukapazität beträgt 2.800 mAh.

Wenn man von dem im wahrsten Sinne des Wortes kleinen USB-Kritikpunkt absieht, dann gibt’s in Hinblick auf die Verarbeitung und Austattung nichts zu bemängeln. Unterm Strich kann der Icarus Illumina XL in diesem Punkt jedenfalls einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Display & Beleuchtung

Wie bereits mehrfach erwähnt, besitzt der Icarus Illumina XL ein 8 Zoll großes Display mit integrierter Beleuchtung. Neben der ungewöhnlich großen Diagonale ist auch die eingesetzt Technik mittlerweile nicht mehr alltäglich: Das Gerät nutzt eine E-Ink Pearl Anzeige mit einer Auflösung von 1024×758 Pixel. Daraus ergibt sich eine Pixeldichte von 159 ppi.

Damit folgt der Illumina XL gewissermaßen den restlichen 8 Zoll Modellen am Markt, denn bisher kommen in diesem Größensegment ausschließlich E-Ink Pearl oder OED E-Paper Displays zum Einsatz.

Soweit zu den technischen Daten am Papier. Wie verhält es sich aber in der Praxis?

Die moderne 6 Zoll Konkurrenz (links: Icarus Illumina) bietet mit E-Ink Carta den sichtbar helleren Hintergrund.

Wie auch das Konkurrenzmodell von PocketBook, bietet das Pearl-Display des Illumina XL im Vergleich zu diversen modernen 6 Zöllern, eine kontrastärmere Darstellung.

Die Ablesbarkeit ist aber trotzdem in Ordnung, sodass man sich dieser Tatsache vor dem Kauf einfach nur bewusst sein sollte. Man muss deshalb jedenfalls keine allzu großen Einbußen in der Nutzbarkeit hinnehmen. Insbesondere wenn man dickere Schriften zum Lesen nutzt, lässt sich dieser Punkt ganz gut kompensieren.

Schriftschärfe, Ghosting & Touchscreen

Die Pixeldichte von 159 ppi ist vergleichbar mit der von älteren 6 Zoll Modellen (mit einer Auflösung von 800×600 Pixel). Personen die schon lange digital lesen, werden hierbei also keine Überraschungen erleben. Die Kantenschärfe ist dementsprechend natürlich niedriger als bei den 6 Zöllern mit 212 ppi und 300 ppi. Auch das Pocketbook InkPad ist mit 250 ppi sichtbar schärfer.

Die niedrige Auflösung fällt in gewissen Situationen zwar auf, stört den Lesebetrieb in meinen Augen aber nicht.

Dadurch wirkt die Schrift bei genauerem Hinsehen jedenfalls pixeliger. Hält man den Illumina XL aber in einem Leseabstand von 30 cm (und mehr) und nutzt keine allzu kleinen Schriftgrößen, bleibt dieser Umstand aber eher unauffällig.

Erwähnenswert ist an dieser Stelle der zeitweise gut sichtbare Ghosting-Effekt. Während des Lesens bei Seitenwechseln fällt dieser glücklicherweise nicht allzu störend auf, wenn man aber z.B. eine Android-App startet, dann bleiben schon Mal ein paar alte Bildartefakte des vorigen Bildschirms geisterhaft zurück.

Da die Refresh-Taste fehlt, hat sich Icarus aber eine Kleinigkeit ausgedacht, um dieses Verhalten in den Griff zu bekommen: In den Geräteeinstellungen findet sich eine Option, um den Bildschirm in einem festgelegten Zeitintervall automatisch vollständig zu aktualisieren. Ab 30 Sekunden lässt sich diese Möglichkeit (in 30-Sekunden-Schritten) nutzen. Die Lösung ist zwar unkonventionell, macht im Android-Betrieb aber definitiv Sinn. Wünschenswert wäre aber auf jeden Fall noch die Möglichkeit, die Zurück-Taste  (z.B. mit Doppel-Klick) für eine manuelle, vollständige Bildschirmaktualisierung einsetzen zu können.

Der kapazitive Touchscreen des Illumina XL reagiert genau und zuverlässig. Die Nutzung der virtuellen Android-QWERTZ-Tastatur funktioniert damit noch besser als beim ohnehin schon guten 6 Zöller.

Weniger gut hat zu Beginn meines Tests die Pinch-To-Zoom-Geste funktioniert. In den Lese-Apps ließ sie sich zunächst nämlich gar nicht verwenden. Gelegentlich fror sogar die Benutzeroberfläche ein und hat nach dem Wiedererwachen die Schriftgröße scheinbar zufällig verändert. Nachdem ich mit dem Fingernagel zwischen Rahmen und Bildschirm entlanggefahren bin, verschwand das Problem. Offensichtlich war hier irgendein winziger Fremdkörper eingeklemmt und hat die Berührungserkennung gestört. Sollte man als Illumina XL Besitzer zufälligerweise das gleiche Problem haben, kann man das ebenfalls ausprobieren.

Nachdem der Fehler behoben war, klappte auch die Multi-Touch-Erkennung problemlos. Bis zu fünf gleichzeitige Berührungen erkennt der Bildschirm schnell und zuverlässig.

Beleuchtungsqualität

Mindestens ebenso interessant wie die vorangegangenen Punkte ist natürlich die Frage nach der Qualität der eingebauten Beleuchtung. Fangen wir bei der Farbtemperatur an: Die Beleuchtung des Icarus Illumina XL besitzt einen relativ neutralen und angenehmen Farbton.

An dieser Stelle muss man aber natürlich wie immer festhalten, dass die Farbtemperatur auch innerhalb einer Modellreihe von Gerät zu Gerät schwanken kann. Das gibt’s bei allen Herstellern.

Die Ausleuchtung könnte insbesondere an den Rändern etwas gleichmäßiger erfolgen, unterm Strich ist’s aber in Ordnung.

Die Ausleuchtung erfolgt von oben, über neun im Rahmen sitzende LEDs. Die Gleichmäßigkeit kann großteils überzeugen. Über den Hauptanzeigebereich breitet sich das Licht relativ homogen aus. Im unteren Bereich ist die Helligkeit zwar etwas höher (siehe Foto), das stört den Lesefluss dank der großen Anzeigefläche aber nicht.

Etwas störender kann zu Beginn jedoch der recht auffällige Lichtstreifen am linken Bildschirmrand sein.

Das Kontrastverhältnis mit Beleuchtung entspricht ca. dem ohne Beleuchtung. Die Helligkeit des integrierten Lichts lässt sich im sinnvollen Rahmen anpassen. In 25 Stufen kann man die Lichtintensität zwischen 2,2 cd/m² und 75 cd/m² gut regulieren.

Beleuchtungen von PocketBook InkPad (links) und Icarus Illumina XL (rechts) im Vergleich

Zwischenfazit

Unterm Strich hat die Anzeige des Illumina XL Stärken und Schwächen. Dass das E-Ink Pearl Display beim Kontrast im Vergleich zu den mittlerweile gängigen E-Ink Carta Bildschirmen nicht mithalten wird können, war bereits vorab abzusehen und daher keine Überraschung.

Im Endeffekt bewegt sich die Anzeigequalität in etwa am Niveau des PocketBook InkPad, wobei man sich die angenehmere Farbtemperatur und geringfügig besseren Kontrastwerte mit einer niedrigeren Auflösung erkauft.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Nutzer eines 6 Zoll Illumina werden sich auch beim XL-Modell sofort zuhause fühlen. Der eBook Reader nutzt nämlich die exakt gleiche Bedienoberfläche wie das kleinere Modell. Das ist deshalb eine besondere Erwähnung wert, da Icarus (und andere Reseller) grundsätzlich auch mehrere Betriebssysteme und Benutzeroberflächen einsetzen (z.B. beim Icarus eXceL).

Das heißt, dass das in Verwendung befindliche Android 4.2.2 Betriebssystem auf jeden Fall wieder das wichtigste Alleinstellungsmerkmal des Illumina XL ist.

Android-Apps

Die Nutzung klappt dabei gewohnt gut und intuitiv: Das Android UI wurde sehr gut auf die Erfordernisse des monochromen E-Ink Displays angepasst.

Als vorinstallierte Apps finden sich folgende Programme auf dem Gerät:

  • Amazon Kindle (Version 4.5.1.6)
  • App Store (nicht Google Play)
  • Taschenrechner
  • Dropbox
  • E-Mail Client
  • Filemanager
  • gReader (RSS-Feed Reader)
  • Kobo Reader (Version 5.4.12225)

Die Skoobe-App ist zwar nicht ab Werk vorhanden, lässt sich aber manuell installieren und nutzen (siehe unten).

Die erstmalige Aktivierung des eBook Readers klappt völlig unkompliziert: Einschalten und los geht’s. Der Startbildschirm präsentiert sich aufgeräumt und übersichtlich – zunächst allerdings in englischer Sprache. Ein kurzer Ausflug ins Einstellungsmenü behebt das, sodass die Bedienoberfläche auch in Deutsch angezeigt wird.

Startbildschirm

In der oberen Bildschirmhälfte des Homescreens befinden sich die zuletzt gelesenen Titel, darunter die vier zuletzt hinzugefügten Dateien. Am unteren Bildschirmrand sitzen die vier Verknüpfungen Bücher, Apps, Einstellungen und Browser. Auf Wunsch kann man drei der Verknüpfungen auch ändern.

Bibliothek und Lesebetrieb

Die Adobe DRM-Autorisierung kann man entweder direkt am eBook Reader oder wie gewohnt über den PC vornehmen.

Bibliotheksansicht

Die Bibliothek verfügt über mehrere Anzeigemodi und Sortierungsmöglichkeiten, sowie eine Suchfunktion. Dabei wird die Verzeichnisstruktur des Dateisystems verwendet, sodass man die bestehenden Ordner vom PC kopieren und problemlos weiter benutzen kann. Mit dem Bearbeitungsmodus lassen sich einige Anpassungen direkt am Gerät vornehmen, wobei weiterhin die Möglichkeit fehlt, neue Ordner zu erstellen. Dafür muss man entweder den Umweg über den PC gehen oder eine alternative Android-App nutzen.

Schriftbildanpassung

Die Textanpassung ist umfangreich und funktioniert schnell und zuverlässig. Neben der schrittweisen Anpassung der Schriftgröße (auch per Pinch-To-Zoom mit zwei Fingern), kann man die Schriftart, den Zeilenabstand (12 Stufen, von 0,8 bis 1,9) und die Seitenränder (12 Stufen 0 bis 55 Pixel) ebenfalls verändern. Auch eigene Schriftarten können nachinstalliert werden.

Die Bildschirmausrichtung lässt sich in 90 Grad Schritten um 270 Grad drehen.

Markierungen, Notizen & Wörterbuch

Zum Funktionumfang der Lese-App gehören auch wieder Notizen, Markierungen und Lesezeichen. Die Auswahl erfolgt über das Kontextmenü, nachdem man einen kurzen Moment mit dem Finger auf ein Wort getippt bzw. über den Textabschnitt gezogen hat.

Notiz schreiben

Lesezeichen kann man über das Lesemenü erstellen und finden sich dann gesammelt in der Lesezeichenübersicht.

Auch die Wörterbuchfunktion lässt sich über das genannte Kontextmenü aufrufen, wobei standardmäßig die Quickdic-App genutzt wird. Die Anzeige öffnet sich in der Mitte des Bildschirms. Nachteil bleibt die vergleichsweise lange Verzögerung, bis die (erste) Wortdefinition angezeigt wird. Wie immer gilt an dieser Stelle auch zu erwähnen, dass freie Wörterbuch-Apps in ihrer Qualität nicht mit redaktionell erstellten und gepflegten Angeboten des Duden & Co. mithalten können.

Wirklich problematisch war in der mir vorliegenden Softwareversion allerdings, dass man die angezeigten Wörterbücher nicht konfigurieren konnte. Im Gegensatz zum kleinen Illumina fehlt beim XL die Quickdic-App-Verknüpfung in der Programmübersicht, sodass man die Einstellungen nicht anpassen kann. Bleibt zu hoffen, dass dies mit dem nächsten Firmwareupdate nachgereicht wird.

PDF-Anzeige

Die PDF-Anzeige des Icarus Illumina XL gehört zu den besseren im eReader-Segment. Das ist einerseits der schnellen Dual-Core-CPU und dem ausreichend großen Arbeitsspeicher zu verdanken, andererseits aber natürlich auch dem großen 8 Zoll Display. Die Navigation großformatiger Dokumente klappt so überraschend gut, wobei die geringe Pixeldichte erst bei kleinen Textgrößen wirklich ins Gewicht fällt. Im Querformat lassen sich DIN A4 Dokumente aber trotzdem sehr gut lesen.

Großformatige Dokumente lassen sich im Querformat dank der großen Displaydiagonale sehr gut lesen.

Erfreulich ist zudem, dass auch große Dateien (getestet mit 120 MB) geöffnet und navigiert werden können. Da nimmt die Reaktionsfreudigkeit zwar ab, andere eReader reagieren zu dem Zeitpunkt aber oft schon nicht mehr.

Zur PDF-Nutzung stehen mit Pinch-To-Zoom-Geste, Kontrastverstärkung, Text-Reflow und Randbeschnitt zudem einige praktische Navigations- und Anzeigemöglichkeiten zur Verfügung.

Leider gibt’s weiterhin keine speziellen Blättermodi (z.B. Spaltenmodus) um den Bildausschnitt schrittweise zu verändern. Stattdessen muss man den Ausschnitt im vergrößerten Zustand immer verschieben.

Freie Android-App-Installation und Audio-Ausgabe

Der größte Pluspunkt des Icarus Illumina XL ist zweifellos die Möglichkeit Apps zu installieren. Das wird – wie bereits erwähnt – mit der offenen Android 4.2.2 Bedienoberfläche ermöglicht. Dank der relativ modernen Version gibt’s nur selten Kompatibilitätsprobleme. Google Apps sind aufgrund des fehlenden Google Frameworks aber nicht lauffähig (bzw. nur mit Bastelarbeit).

Kindle App am Icarus Illumina XL

Man muss bei der App-Installation grundsätzlich immer im Hinterkopf behalten, dass es aufgrund des E-Ink Displays gewisse Einschränkungen gibt, denn nicht alle Applikationen lassen sich damit sinnvoll nutzen.

Programme lassen sich entweder mit Hilfe des eingebauten App-Stores installieren, oder per Side-Loading manuell auf’s Gerät kopieren. Mit Hilfe des Root-Zugriffs lässt sich der Illumina XL außerdem sehr umfangreich individualisieren – noch mehr als es die freien Apps sowieso schon erlauben.

Skoobe per Side-Loading installiert

Ein netter Bonus des Icarus Illumina XL ist die Audiounterstützung. Über den 3,5 mm Klinkenanschluss können Kopfhörer oder Boxen angeschlossen werden, mit denen man Musik und Hörbücher anhören kann. Die Apps dafür muss man allerdings erst installieren. Eine Text-To-Speech-Funktion steht (ab Werk) nicht zur Verfügung. Dank Android sollte sich das bei Bedarf aber ebenfalls beheben lassen.

Die Softwarestabilität war im gesamten rund zweiwöchigen Testzeitraum sehr gut. Bis auf das zuvor erwähnte Multi-Touch-Problem (das sich glücklicherweise unkompliziert beheben ließ), gab es keine Abstürze oder Fehler.

Zum Schluss muss ich aber doch noch einen Nachteil nennen: Die Akkulaufzeit des Illumina XL ist vergleichsweise kurz. Sowohl im Standby-Modus als auch in der normalen Nutzung geht der Akku merklich schneller zur Neige als man das von anderen dedizierten Lesegeräten gewohnt ist. Der Dual-Core Rockchip fordert hier offensichtlich seinen Tribut.

Fazit

Eine Forderung von digitalen Leseratten bekommt man seit Jahren wirklich immer wieder zu hören: eBook Reader sollen größer werden! Das handelsübliche 6 Zoll Format, das sich zum Branchenstandard erhoben hat, ist vielen Lesern zu klein.

Zumindest für mich ist es daher durchaus verwunderlich, dass diese Nische von den großen Marktteilnehmern (Amazon, Kobo, Tolino) vollkommen ignoriert wird. Es gibt aber Hoffnung, denn die kleineren Anbieter versuchen den Kundenwunsch zu erfüllen: Zuletzt waren es PocketBook (mit dem InkPad) und Bookeen (mit dem Cybook Ocean), heuer kommt nun schließlich der Icarus Illumina XL hinzu.

Im Test entpuppt sich der neue 8 Zöller des niederländischen eReader-Spezialisten als eine sehr solide, überraschend kompakte (für das Größensegment) und dankenswerterweise noch offenere Alternative zu den Geräten der anderen beiden Hersteller. Wie auch der bereits seit geraumer Zeit erhältliche 6 Zoll Illumina, kann der neue XL-eReader mit einer sehr großen Flexibilität punkten, was immer eine willkommene Abwechslung ist.

Der Icarus Illumina XL ist ein solider 8 Zoll eReader.

Die Beleuchtungsqualität ist unterm Strich in Ordnung, sorgt aber für keine Wow-Erlebnisse. Damit ist der Illumina XL in dieser Größenklasse allerdings nicht alleine – eine gleichmäßige und kontrastreiche Ausleuchtung dürfte aufgrund der großen Anzeigefläche schwerer zu realisieren sein, als bei den 6 Zöllern.

Abstriche muss man zudem in der Bildschirmauflösung hinnehmen, denn mit nur 159 ppi ist die Pixeldichte im Vergleich zu vielen anderen aktuellen eBook Readern vergleichsweise gering.

Letztendlich kann der Icarus Illumina XL aber eine insgesamt gute Vorstellung abliefern und holt sich in unserem Test die Note 2,3.

Fotos

Datenblatt

Technische Daten: Icarus Illumina XL
AllgemeinHerstellerIcarus
Markteinführung2015
Verfügbare FarbenSchwarz
Wassergeschütztnein
GrößeMaße200 x 145 x 9 mm
Gewicht280 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Pearl
Displaygröße8 Zoll
Displayauflösung1024x758 Pixel
Pixeldichte159 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontnein
VerbindungenUSBja, Micro USB
Bluetoothnein
WLanja, 802.11b/g/n
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher8 GB
Speicherkartenerweiterungja, MicroSD-Karte
FunktionenBetriebssystemAndroid 4.2.2
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastennein
Unterstützte Dateiformate

TXT, PDF, EPUB, PDF, FB2, HTML, RTF, MOBI, DJVU , CHM, IRC , JPG, BMP

Unterstützte DRM-Dateiformate

Adobe DRM

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazitätk.A., 2.800 mAh
Lagesensornein
Integrierter eBook Storenein
Sonstiges

Freie App Installationen, 3,5 mm Klinkenanschluss

Icarus Illumina XL –
Vorteile und Nachteile

  • Audiofunktion
  • Ausgezeichnete Verarbeitung und Haptik
  • Ausreichend Platz für App-Installationen
  • Gute Schriftbildanpassung
  • Offenes Android Jelly Bean System
  • Schnelle Dual-Core-CPU und ausreichend RAM
  • Beleuchtung an den Rändern ungleichmäßig
  • E-Ink Pearl Technik kontrastschwächer E-Ink Carta
  • Relativ kurze Akkulaufzeit
Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren