Verlags-Umfrage: Österreich im eBook-Tief
Eine heute veröffentlichte Umfrage des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels (HBV) an über 200 Österreichischen Verlagen zeichnet ein düsteres Bild vom heimischen eBook-Markt. Demnach sind die eBook-Verkäufe so gering, dass man sie häufig nicht in die Verkaufsstatistiken aufnehmen kann – selbst wenn man wollte. Der Anteil am Gesamtbuchmarkt liegt damit unter einem Prozent und ist damit noch geringer als in Deutschland.
Nur 17 Prozent der befragten Verlage bieten überhaupt eBooks an und 36 Prozent geben sogar an, gar nicht in den eBook Markt einsteigen zu wollen. 20 Prozent der Buchneuerscheinungen kommen auch als eBook auf den Markt (Deutschland: 40 Prozent!), das entspricht aber insgesamt nur ca. einem Prozent des gesamten Buchbestandes Österreichischer Verlage. Altbestände werden bisher also kaum bis gar nicht digitalisiert.
Die Ergebnisse im Detail: Bei 44 Prozent der Verlage machen die eBook-Verkäufe unter einem Prozent des Umsatzes aus, bei etwa 22 Prozent liegt der Anteil zwischen einem und fünf Prozent, weitere ca. 22 Prozent geben an, über fünf Prozent des Umsatzes durch eBooks zu erwirtschaften. Der Vertrieb der eBooks erfolgt dabei meist über die eigene Firmenhomepage, danach folgen Onlinebuchhändler und die deutsche Downloadplattform libreka.
Für den langsamen eBook-Start wird häufig die Preisgestaltung verantwortlich gemacht. Die heimische Buchpreispolitik bindet die Händler an Verlagsvorgaben bei der Preisgestaltung, welche auch für eBooks gelten. Etwa 68 Prozent der befragten Verlage setzen die Preise für eBooks daher etwas niedriger an, der Rest macht allerdings keinen Unterschied zwischen Papierbuch und eBook. Bei der Frage nach der zukünftigen Preisgestaltung von eBooks teilen sich die Befragten in zwei Lager: Rund 53 Prozent gehen davon aus, dass die eBook-Preise sinken werden, die andere Hälfte glaubt die Preisgestaltung bleibe stabil.
Bei der Formatwahl geben sich die Verlage ebenso unsicher. Im Moment liegen die bereits erwerbbaren eBooks zu ca. 89 Prozent im PDF-Format, zu 50 Prozent im ePub-Format und zu ca. 15 Prozent im mobi-Format vor. 29 Prozent meinen, dass die genannten Formate in Zukunft parallel bestehen bleiben, 17 Prozent gehen davon aus, dass sich eines der Formate durchsetzen werde. Von diesem Teil sagen zwei Drittel, dass das PDF-Format die Oberhand gewinnen wird, der Rest gibt dem ePub-Format die besseren Chancen. Ein großer Anteil der Befragten wollte oder konnte kein Urteil zur zukünftigen Datei-Landschaft machen.
Wie vorhin schon erwähnt, gibt es unter den heimischen Verlagen einen großen Teil, welcher sich dem eBook-Markt vollständig verschließen will. 36 Prozent der Verlage geben an, gar nicht in den Markt einsteigen zu wollen. Ca. ein Drittel will noch dieses oder nächstes Jahr eBooks anbieten, die restlichen Verlage zu einem späteren Zeitpunkt.
Die Zurückhaltung lässt sich auch mit den Ängsten rund um den eBook-Vertrieb erklären. 62 Prozent der Verlage geben an, dass sie Umsatzverluste bei den Druckmitteln fürchten. Ebenfalls ein Großteil gibt an, dass sie befürchten, dass sich das Geschäft auf Onlinehändler konzentriere. 51 Prozent glauben außerdem, dass Raubkopien Umsatzverluste beim Buch- und eBook-Verkauf zur Folge haben werden und rund 27 Prozent halten einen Abfall des Preisniveaus aller Bücher für wahrscheinlich.
Insgesamt zeigt sich die Österreichische Buchbranche mit diesen Ergebnissen deutlich skeptischer als dies in Deutschland der Fall ist. Auch die Zukunftsaussichten der Verlage sind in Österreich zurückhaltender: Man geht bis 2015 von einem eBook-Umsatzanteil von fünf bis zehn Prozent aus, während in Deutschland von bis zu 16 Prozent die Rede ist.
Zumindest die Österreichische Nationalbibliothek scheint diese Skepsis aber nicht zu teilen. Wie berichtet, arbeitet sie seit geraumer Zeit mit Google zusammen, um die eigenen Bestände zu digitalisieren. Trotz der Skepsis kann man aber davon ausgehen, dass der aufstrebende Deutsche Buchmarkt, den Österreichischen mitziehen wird.