Tolino Media auch 2016 mit 70 Prozent Autorenhonorar
Im Januar 2015 ging Pubbles in der neuen Marke Tolino Media auf. Im März 2015 wurde dann schließlich bekannt, wieso dieser Schritt getätigt wurde: Man wollte nicht nur den internationalen Partnern und Kunden die Nähe des eBook-Lieferanten und der Tolino-Allianz besser signalisieren, sondern auch ein eigenes Selbstpublikationsangebot, als Konkurrenz zum überaus erfolgreichen Kindle Direct Publishing, auf die Beine stellen. Ende April war es dann nach einigen Wochen Vorlaufzeit endlich soweit: Tolino Media ging an den Start.
Bereits zur Vorstellung der Indie-Plattform wurden die Konditionen nur als zeitlich befristet kommuniziert. Unabhängige Autoren die über Tolino-Media publizieren, bekommen 70 Prozent der Netto-Verkaufspreises – unabhängig vom eBook-Preis. Bei Amazon hängt die Höhe vom Preis des Titels ab. In Euro entspricht das folgendem Verhältnis:
- 99 Cent Verkaufspreis, davon 58 Cent Autorenhonorar
- 1,49 Euro Verkaufspreis, davon 88 Cent Autorenhonorar
- 2,49 Euro Verkaufspreis, davon 1,46 Euro Autorenhonorar
- usw.
Mit dem Newsletter ließ Tolino Media heute wissen, dass die Startkonditionen auch im Jahr 2016 bestehen bleiben werden. Bisher waren sie bis zum 31. Januar 2016 befristet, ab sofort gelten diese unbefristet. Allerdings behält man sich ausdrücklich vor, dass die Konditionen „den allgemeinen Rahmenbedingungen mit einem entsprechenden Zeitvorlauf für die Autoren“ angepasst werden können, wie es auf der Webseite heißt.
Ob es irgendwann so weit kommt, steht zum aktuellen Zeitpunkt in den Sternen. Es ist aber anzunehmen, dass man die Konditionen erst ändern wird, wenn man gegenüber Kindle Direct Publishing weiter an Boden gut gemacht hat.
Lokaler Buchhandel als Bonus für erfolgreiche Titel
Die Tolino-Selbstpublikationsplattform ist ein ebenso spannendes Projekt, wie der restliche Zusammenschluss der deutschen Filialisten. Unter anderem deshalb, weil man den Heimvorteil mit den lokalen Buchläden gegenüber Amazon, zumindest auf den ersten Blick, nicht wirklich ausspielen kann.
Und trotzdem scheint die Sache direkt zum Start gut gelaufen zu sein, denn bereits Anfang Juli tauchte ein Tolino Media Titel in den eBook.de-Charts auf: Erbsünde (2015) von Nika Lubitsch schaffte es zum Preis von 3,99 Euro auf den ersten Platz der meistverkauften eBooks bei der damaligen Libri-Tochter (mittlerweile im Besitz von Hugendubel).
Damit zeigte sich bereits sehr früh das Potential des Angebots, denn die Autoren sind nicht nur bei einem Buchhändler vertreten, sondern in den Onlineshops der deutschen Filialisten. Entsprechend groß war auch der Andrang, denn wie im Juli ebenfalls bekannt wurde, haben innerhalb von 9 Wochen über 400 Autoren mehr als 1.000 Titel hochgeladen. Mittlerweile werden rund 2.700 Titel (Stand 23. Dezember 2015) über Tolino Media ausgeliefert. Zum Vergleich: Bei Amazon werden mit über 60.000 deutschsprachige KDP-Titeln weiterhin deutlich mehr angeboten.
Ebenso wie mit dem lokalen Verkauf der eBook Reader versuchen die Tolino-Partner die Plattform für Autoren mit dem Heimvorteil schmackhafter zu machen. Schon zum Start wurde darauf hingewiesen, dass erfolgreiche Titel in einer gedruckten Auflage den Weg in den lokalen Buchhandel finden können.
Viele Monate war es eher ruhig, im Oktober wurden dann aber schließlich 10 ausgewählte eBooks vorgestellt, die es nach Lektorat und neu gestalteten Covern ab 15. November in die Buchhandlungen geschafft haben. Bei Thalia, Hugendubel, Weltbild und Osiander werden folgende Titel in einer „Sonderpräsentation“ unter dem „Tolino Books„-Label verkauft:
- Kalter Zwilling von Catherine Shepherd
- Der 1. Mann von Nika Lubitsch
- Tödliche Saat von Elke Bergsma
- Sylter Wolken von Sarah Mundt
- Hot Dogs zum Frühstück von Elke Becker
- Snow Angel von Izabelle Jardin
- I’m dreaming of you von Claire O´Donoghue
- Flammenherz von Petra Röder
- Sturmfänger von Jasmin Romana Welsch
- Die Rückkehr des Sandmanns von Markus Ridder
Seitens Tolino Media will man dieses Engagement auch in Zukunft forcieren und den Prozess zur Routine bringen um die besten Titel regelmäßig in den stationären Handel zu bringen: „Wir sind davon überzeugt, dass gedruckte Selfpublisher-Bücher im Buchhandel Erfolg haben können – es braucht nur eine entsprechende Organisation. Daher machen wir dieses Pilotprojekt und würden es gerne mit einem Verlag weiterführen“.
Man darf gespannt sein, ob das Ganze auch im angepeilten Routinebetrieb hinhaut und ob sich ein Verlag findet, der die Tolino Books in Zukunft vertreibt.
An anderer Stelle wurde Bastei Lübbe unlängst Dreistigkeit vorgeworfen, dass sie den Gewinner des Kindle Storyteller Wettbewerbs „Paradox – Am Abgrund der Ewigkeit“ inkl. Wettbewerbs-Logo (mit Kindle-Schriftzug) verlegen. Man darf gespannt sein, ob den per Verlag veröffentlichten Tolino Books dann ebenso kritisch begegnet wird (wohl eher nicht …).