Kobo Aura H2O auseinandergenommen [Disassembly]
Vor wenigen Tagen habe ich einen Artikel zum Akkuwechsel bei eBook Readern veröffentlicht, nicht wissend, dass ich in Kürze selbst mit dem Thema konfrontiert sein werde. Als ich meinen Kobo Aura H2O gestern in Betrieb nehmen wollte, war das nicht möglich: Am Bildschirm war lediglich der Hinweis zu lesen, dass ich das Gerät an den Strom hängen sollte. Als ich das tat, schaltete sich der eReader direkt ein, anstatt allerdings den Ladestatus korrekt anzuzeigen, war der Akku angeblich bereits voll. Nachdem ich das USB-Kabel abgesteckt habe, war das Gerät auch sofort aus und der zuletzt angezeigte Bildschirm war eingefroren.
Offensichtlich ein Problem mit der Stromversorgung. Da ich den betreffenden Aura H2O für ein Experiment eingefroren hatte, habe ich vermutet, dass es sich um einen Folgeschaden handelt. Sechs Monate lief der eReader nach dem Versuch völlig unauffällig, plötzlich ging nichts mehr.
Da ich nicht davon ausging, dass ein Folgeschaden auf Garantie repariert werden würde, habe ich das Gerät nicht an den Kobo Service geschickt, sondern kurzerhand selbst geöffnet, um nachzusehen, ob ich den Fehler vielleicht in Eigenregie beheben kann.
Vorgehensweise
Dazu habe ich am Rand des Gehäuses den Spalt zwischen vorderem Rahmen und Rückseite zunächst vorsichtig mit den Fingernägeln geweitet und dann ein Plektrum benutzt, um die beiden Gehäusehälften voneinander zu trennen. Diese sind nämlich nicht einfach zusammengesteckt, wie das bei den meisten anderen eBook Readern der Fall ist, sondern wegen der Wasserdichtheit auch ordentlich verklebt.
Den Kleber habe ich daher mit dem behelfsmäßigen Plastikwerkzeug vorsichtig Zentimeter für Zentimeter gelöst – was ganz gut funktioniert hat. Communitymitglied „Frostschutz“ hat dafür ein Skalpell benutzt, was wohl eine noch bessere Wahl ist. Dabei sollte man allerdings aufpassen (und mit Fingerspitzengefühl agieren), um Innenteile des Rahmens bzw. des Displays nicht zu beschädigen.
Nachdem ich mich rund herum gearbeitet habe, ließ sich der vordere Rahmen mit ein wenig Hebeln abnehmen. Dabei gilt es ebenfalls zu beachten, dass auch rund um das Display ein Kleber zum Einsatz kommt. Hier reicht es aber aus, wenn man den Rahmen vorsichtig raushebt.
Ist das erledigt, sitzt die Elektronik nur noch mit vier kleinen Kreuzschrauben befestigt in der Rückseite. Hat man diese rausgedreht, kann man das Mainboard, inklusive Akku und Display aus dem Gehäuse nehmen und hält dann den nackten Kobo Aura H2O in den Händen.
Wechselbare interne MicroSD-Speicherkarte
Dabei präsentiert sich der H2O dann nicht mehr so viel anders, als sonstige eBook Reader. Die üblichen Bauteile sitzen an ihren Plätzen und ähneln den bekannten Konfigurationen bisheriger Kobo Modelle bzw. auch anderer Hersteller.
Der Aura H2O nutzt eine Freescale i.MX507 CPU (ARM Cortex-A8), sowie Nanya Arbeitsspeicher NT6TL128M32AQ-G1. Als Touchscreen-Controller kommt Neonode zForce zum Einsatz, was bei der verwendeten Infrarot-Technik keine Überraschung ist.
Wie schon andere Kobo-Modelle, besitzt auch der H2O eine interne MicroSD-Karte, welche eine Kapazität von 4 GB besitzt. Wenn man möchte, kann man die Inhalte der Speicherkarte klonen und gegen eine größere ersetzen. Das klappte bereits bei den Vorgängermodellen tadellos.
Mit weiteren sechs Schrauben werden Mainboard und Display zusammengehalten. Nachdem man die beiden Flex-Verbindungen löst, kann man nun auch diese Bauteile voneinander trennen. Dabei bekommt man nun einen guten Blick auf die 54 Infrarot-Sensoren, die rückseitig rundherum am Mainboard angebracht sind (siehe Bild).
Die Akkukapazität beträgt 1.500 mAh, wobei der gleiche Akku (PR-285083; 3,7V, Li-Ion) wie beim Kobo Aura und Tolino Vision (1 & 2) zum Einsatz kommt. Das bestärkt die Vermutung, dass die allermeisten eReader verschiedenen Referenzdesigns der E-Ink Holdings entstammen und von den Anbietern nur sehr geringfügig angepasst werden.
Folgeschaden nach Gefriervorgang
Wie dem auch sei – mein Kobo Aura H2O zeigte nach der Demontage korrodierte Stellen, sodass ich davon ausgehe, dass während des Gefriervorgangs Kondenswasser im Inneren entstanden ist. Wenn die untere Klappe zum Laden geöffnet ist, kann auch wärmere (feuchte) Luft ins Gehäuse strömen. Während des Gefriervorgangs setzt sich die Feuchtigkeit dann an den Bauteilen ab.
Aus diesem Grund ist man gut beraten, mein kleines Gefrierexperiment nicht nachzustellen!
Auch der Pin-Connector zum Akku war oberflächlich korrodiert. Bedauerlicherweise hat eine Reinigung des Anschlusses und des Steckers keine Besserung gebracht – der Aura H2O ließ sich ohne externe Stromquelle auch weiterhin nicht in Betrieb nehmen. Um das Problem weiter einzugrenzen, habe ich zunächst einen Kobo Glo geöffnet (das Rückcover ist mit wenigen Handgriffen abgenommen) und den darin befindlichen Akku zur Kontrolle verwendet.
Da sich der H2O auf diesem Weg auch ohne Stromkabel zum Leben erwecken ließ, war die Sache klar: Der Akku des Geräts hat Schaden genommen. Vermutlich durch das mehrstündige Aussetzen von Temperaturen weit unter 0 Grad. Als Ersatzteilspender musste nun ein Kobo Aura herhalten, der ebenfalls den gleichen 1.500 mAh Akku nutzt.
Das Herauslösen war etwas knifflig, da der doppelseitige Kleber extrem fest sitzt. Mit einer alten Scheckkarte, die vorsichtig dazu genutzt wurde um den Kleber zu lösen, ließ sich aber auch dieser Schritt mit ein wenig Geduld bewerkstelligen.
Nachdem der neue Akku eingebaut und fixiert war, erfolgte der Zusammenbau des eReaders in umgekehrter Reihenfolge. Nun funktioniert wieder alles wie es sollte – allerdings ohne Wasserdichtheit. Nach einer solchen Aktion und dem gelösten Rahmenklebstoff ist natürlich auch die Dichtheit des Gehäuses beeinträchtigt, d.h. die IP-Zertifizierung wird sicherlich nicht mehr erfüllt. Entschließt man sich zur selbstständigen Öffnung des Kobo Aura H2O (z.B. um die interne Speicherkarte zu wechseln), dann sollte man den Kontakt mit Wasser zukünftig tunlichst vermeiden.