21 Prozent der Deutschen lesen eBooks, hauptsächlich am PC

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Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse werden ja allerhand Studien, Umfragen und andere Meldungen veröffentlicht, die sich zumeist mit dem Potential des eBook Marktes beschäftigen. Das kennt man bereits aus vergangenen Jahren. Heuer ist das nicht anders: Bitkom veröffentlicht neue Umfragedaten, wonach eBooks (wenig überraschend) immer größere Akzeptanz erfahren.

Während der Absatz der eBook Reader in diesem Jahr um nur 22 Prozent wachsen soll, lesen trotzdem immer mehr Bundesbürger digitale Bücher. Von rund 2.500 befragten Personen geben 21 Prozent an, dass sie eBooks lesen. Die stärkste Gruppe mit 26 Prozent stellen 30 bis 49 Jährige, gefolgt von der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren mit 25 Prozent. 50-64 Jährige lesen zu 19 Prozent digital, über 65 Jährige nur noch zu 12 Prozent. Das Geschlechterverhältnis liegt in etwa gleichauf. Soweit keine Überraschungen.

PC als beliebtestes Lesegerät, oder auch nicht

Unerwartet kommt hingegen die Verteilung der Lesegeräte – hier dominiert nämlich der PC. Auf die Frage „Auf welchen der folgenden Geräte lesen Sie beruflich oder privat E-Books?“ geben 77 Prozent an, dass Desktop-PC/Laptop/Netbook zur Anwendung kommen. Gefolgt von Smartphones mit 58 Prozent, Tablets mit 21 Prozent und eBook Readern mit 18 Prozent.

Was im ersten Moment nach einer PC-Dominanz bei eBooks aussieht, relativiert sich aber schnell wieder, wenn man das Ergebnis kurz reflektiert. Als eBooks werden vermutlich auch PDF-Dateien gezählt, die im Internet inzwischen als Medium eine solch große Verbreitung haben, dass man bei durchschnittlichen Surfgewohnheiten sicherlich eher öfter als seltener auf Dateien in diesem Format stoßt.

Hinzu kommt außerdem noch, dass auch die Übertragung von eBooks auf weitere Geräte mitgezählt werden. „E-Books werden in den meisten Fällen erst auf den Computer geladen und dann auf ein anderes Lesegerät übertragen“, heißt es seitens Bitkom. 75 Prozent der PC-Leser nutzen die eBooks zumindest auch auf einem anderen Gerät. Wie groß die tatsächliche eBook-Nutzung (d.h. das Lesen digitaler Bücher) damit letztendlich wirklich ist, bleibt offen.

Detailumfragen nötig

Dieses Ergebnis zeigt auch ein strukturelles Problem solcher Umfragen auf: Was zählt als eBook(-Nutzung) und was nicht? PDF-Dateien gehören ohne Frage zum eBook-Markt, aber handelt es sich bei jeder PDF-Datei um ein eBook? Vielleicht wäre man hier besser beraten, wenn man sich auch explizit nach der ePub- oder Mobi(AZW)-Nutzung erkundigt. Diese Formate sind bei Privatnutzern vermutlich am wichtigsten.

Wirft man dann einen weiteren Blick auf die Umfrageergebnisse, relativieren sich auch die Zahlen von Smartphone und Tablet. Diese Geräte werden immer häufiger zum Surfen im Internet verwendet, womit auch hier der Internet-PDF-Anteil sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Dieser Aspekt müsste jedenfalls getrennt erfragt werden, um die Ergebnisse besser interpretieren zu können.

Hohe Akzeptanz von eBook Readern

Dedizierte Lesegeräte liegen mit 18 Prozent Nutzung am letzten Platz. Das mag für eBook Reader Fans durchaus ernüchternd und enttäuschend sein, aber auch hier gilt es wieder diese Zahlen in den richtigen Kontext zu bringen. Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 16,5 Millionen PCs/Notebooks verkauft, 23 Millionen Smartphones und 4,4 Millionen Tablets. Im Gegensatz dazu gingen im letzten Jahr aber nur 685.000 eBook Reader über die Ladentheke. Der Marktanteil von dedizierten Lesegeräten ist also um ein Vielfaches geringer als bei den verglichenen Elektronikprodukten. Dabei wurde die bestehende Marktdurchsetzung der Geräte noch gar nicht berücksichtigt.

Wenn man die Zahlen also in Hinblick auf das Verkaufsvolumen der jeweiligen Endgeräte interpretiert, dann überraschen die Anteile die Bitkom erhoben hat eigentlich nicht mehr. Im Gegenteil: Sie zeigen eine hohe Akzeptanz und einen hohen Nutzungsgrad von eBook Readern, denn obwohl deren Marktanteil in diesem Pool nur bei läppischen 1,5 Prozent liegt, nutzen 18 Prozent der Befragten ein dediziertes Lesegerät für’s eBook.

Dass Tablets und Smartphones dem eBook Reader als wichtigstes Lesegerät zumindest in nächster Zeit nicht den Rang ablaufen werden, zeigt auch ein prominentes Praxisbeispiel. Der US-Buchhändler Barnes & Noble hat ähnliche Umfragen und Marktanalysen zum Anlass genommen, um das eigene eBook-Geschäft stärker auf den Tablet-Markt auszurichten. Anstatt eines neuen eBook Readers hat man im Jahr 2012 also zwei neue, leistungsfähige Tablets vorgestellt. Das Ergebnis: Die Marktanteile des Buchhändlers am eBook-Markt sind noch deutlicher gesunken als in den Jahren zuvor und die Tablet-Verkäufe blieben trotz zahloser Preisaktionen weit hinter den Erwartungen zurück. Als Konsequenz wird Barnes & Noble die Aktivitäten am Tabletmarkt zurückfahren und in den kommenden Wochen wieder einen neuen eBook Reader vorstellen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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