PDF-Darstellung: Tablet PC vs eBook Reader

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Vor der Anschaffung eines eBook Readers stellt sich meist die Frage nach der Nutzungsart um das richtige Modell auswählen zu können. In der Regel lautet diese natürlich hauptsächlich lesen, doch auch die Frage nach der Art des Lesestoffs muss gestellt werden. So wird hier immer häufiger auch das Lesen von PDF-Dateien genannt und es als selbstverständlich angesehen, dass die digitalen Helfer diese Dateien meistern können.

Doch ganz so selbstverständlich ist dies leider nicht, da die PDF-Darstellung insbesonders bei größeren Formaten oder komplexer Aufbereitung den Reader oft vor große Probleme stellt. Grund hierfür ist meist der kleine Bildschirm der Geräte, welcher die Dateien zwar im nativen Format darstellen kann, dies jedoch z.B. bei einem DIN A4 Dokument kaum lesbar bleibt. Nur per Zoom oder Querformatmodus lässt sich der Text dann halbwegs brauchbar darstellen und meist sind nur Reader mit PDF-Reflow in der Lage den Text auch für längeres Lesen geeignet aufzubereiten. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Text auch im PDF eingebettet ist, da die Reader über keine OCR Funktionalität verfügen und z.B. eingescannte Schriften nicht zuordnen können.

Wieso wir oftmals Tablets bei vorrangigem PDF-Einsatz empfehlen, wie man eBooks eventuell doch brauchbar aufbereiten kann und wieso PDF-Reflow ein sehr nützliches Tool ist, seht ihr an den folgenden Beispielen.

Situation #1: PDF-Darstellung DIN A4 – simpler Text

Ein oftmaliges Problem ist bereits die Darstellung simpler Texte, welche jedoch für ein standardmäßiges DIN-A4- oder Letter-Format erstellt wurden. Die folgenden Bilder zeigen die Problematik bei einem eBook Reader ohne PDF-Reflow Funktion:

eBook Reader ohne PDF-Reflow: Auf einem eBook Reader ohne PDF-Reflow wird der Text ohne Zoom beinahe unlesbar klein dargestellt – lesen wird hier eher zur Qual. Was bei größerer Schrift oftmals Abhilfe schafft ist das Umschalten in den Querformat-Modus (wird heutzutage durch die meisten Reader unterstützt), aber auch dies dürfte für viele Nutzer noch zu klein sein. Bedient man sich dann der Zoomfunktion wird nur ein kleiner(er) Bildausschnitt dargestellt, welcher ständig bewegt werden muss um der Textzeile zu folgen – das wiederum ist eher mühsam.

Selbst im Querformat ist das Lesen sehr mühsam

eBook Reader mit PDF-Reflow: eBook Reader mit PDF-Reflow-Funktion lesen den Text des Dokuments ein und können diesen neu formatieren. Deshalb lässt sich mit dieser Funktion die Schriftgröße auch ohne Zoom anpassen – der Text wird entsprechend der Bildschirmgröße angenehm lesbar dargestellt.

Kein Problem dank PDF-Reflow, die Textgröße ist frei wählbar

Tablet PCs: Für Tablets (Achtung, wir sprechen hier von 9-10 Zoll Tablets; 7 Zoll Tablets haben meist das ähnliche Problem des zu kleinen Displays, wie die meisten eBook Reader auch) machen DIN A4 PDF-Dateien in der Regel relativ wenig Probleme, da ihre Bildschirmgröße ausreicht um diese meist angenehm lesbar darzustellen. Auch ein etwaiges Zoomen geht deutlich einfacher von der Hand, da diese in der Regel einfach schneller reagieren und eine flüssigere Bedienbarkeit als eBook Reader aufweisen. Handelt es sich jedoch um Dokumente mit für den Nutzer zu kleinen Schriftarten, kann man auch hier schnell vor einem Problem stehen, da die meisten PDF-Reader Apps für Tablets keine PDF-Reflow Funktion anbieten (Alternative welche diese Funktion unterstützen z.B. GoodReader for iPad). Benötigt der Nutzer (besonders Personen mit starker Sehschwäche) daher eher große Schriftgrößen, ist auch ein Tablet vielleicht nicht die perfekte Lösung. Ein weiterer Nachteil ist natürlich das LCD-Display, welches gerade bei längeren Lesesessions die Augen deutlich mehr anstrengt als ein vergleichbares eInk Display oder herkömmliche Bücher.

A4-Format ist auf dem iPad2 gut lesbar. Ist dieses trotzdem noch zu klein, hilft der Querformatmodus

Situation #2: PDF-Darstellung komplexer Dokumente

Insbesonders im akademischen Sektor, aber auch bei PDF-Versionen von Zeitschriften, handelt es sich oftmals um Dokumente mit komplexem Layout, welches neben Graphen und Bildern auch meist den Text in mehreren Spalten anzeigt und Fußnoten und/oder Referenzierungen beinhaltet.

Grunddarstellungsarten von wissenschaftlichen Papers der drei Geräte

eBook Reader ohne PDF-Reflow: Hier sind komplexe Darstellungsformen oftmals sogar nützlich, da insbesonders die Darstellung in Spaltenform eine sinnvolle Nutzung der Zoomfunktion ermöglicht. Vergrößert man nämlich den Bildausschnitt genau auf Spaltenbreite, kann der Text relativ unkompliziert durch vertikales scrollen gelsen werden. Der Wechsel in die nächste Spalte erfordert dann jedoch in der Regel einen manuellen Wechsel. Liefert hier auch die Zoomfunktion keine befriedigenden Ergebnisse ist man bei diesen Dokumenten jedoch meist verloren

Alternativ sei hier noch der Spaltenmodus der Sony Reader genannt, welcher für wissenschaftliche Dokumente im Zweispaltenformat besonders gut geeignet sind (siehe Video weiter unten).

Bei wissenschaftlichen Publikationen auch gut, solange in Spaltenform

Aber auch Zeitschriftenartikel welche nicht für eBook Reader adaptiert wurden, sind oft grafisch aufwendiger aufbereitet und dementsprechend teils mühsam zu lesen.

Spaltenbasierte Zeitschriften können auch ohne PDF-Reflow gelesen werden, dies ist aber sicher nicht jedermanns Sache

eBook Reader mit PDF-Reflow: Auch eBook Reader mit PDF-Reflow stoßen bei dieser Dokumentenart oftmals an ihre Leistungsgrenzen, da der Reader auch Fußnoten oder Referenzen als regulären Text anzeigt und diese in das Dokument einbaut. Demzufolge kann es vorkommen, dass versetzte Textcontainer falsch in den angepassten Text eingebaut werden und den Lesefluss stören. Gerade aber bei normaler Spaltendarstellung funktioniert die Wiedergabe hier aber eigentlich meist recht problemlos.

Der Zeitungsartikel ist gut lesbar, allerdings ist die Überschrift verschwunden und wurde an das Ende des Dokuments gestellt.

Auch bei wissenschaftlichen Papers kommt es gerne zu dem ein oder anderen Durcheinander. Besonders Aufzählungen, Legenden oder Referenzen werden durch die Reflow-Funktion oft unübersichtlich (und teils fehlerhaft) aufbereitet.

Fachartikel werden teilweise gut lesbar abgebildet, allerding gerade bei Fußnoten und Referenzen kommt der Reader oftmals ins Straucheln

Tablet PCs: Weist der Text ausreichende Schriftgröße auf einem ~10 Zoll Display auf, ist die Wiedergabe überhaupt kein Problem und sehr praktisch. Aber auch bei etwas zu klein geratenen Schriftarten kann hier mittels Pinch-to-Zoom (also das Vergrößern von Inhalten durch eine zwei-Finger-Geste) angenehm gezoomt und die Spalten verfolgt werden. Für diese Art der Dokumente stellt ein Tablet für die meisten Personen die beste Leseoption dar.

Durch auf- oder zuziehen der Finger lässt sich der Bildausschnitt spielend einfach vergrößern oder verkleinern

Situation #3: Aufbereitete PDF-Inhalte

Gerade Bücher können für eBook Reader durch Verwendung von Programmen wie z.B. Calibre einfach aufbereitet werden. Oftmals liegen die Dokumente aber auch bereits in für 6-Zoll Reader optimiertem Format vor.

Für eBook Reader aufbereitete Inhalte sind auf beiden Geräten sehr gut zu lesen

eBook Reader ohne und mit PDF-Reflow: Hier gibt es eigentlich so gut wie keine Unterschiede, PDF-Reflow ist in der Regel nicht notwendig sofern man die Schriftgröße des Texts nicht noch weiter vergrößern möchte.

Tablet PCs: Gerade bei für eBook Reader optimierten Texten kann hier schon eher das Problem auftreten, dass der Text zu groß denn zu klein dargestellt wird. Aber Textdokumente lassen sich mittels Calibre auch für größerformatige Geräte optimieren.

Situation #4: Bearbeiten (Markierungen, Notizen, …) von PDF-Dateien

eBook Reader ohne PDF-Reflow: Grundsätzlich ist die Verfügbarkeit von Zusatzoptionen wie das Setzen von Lesezeichen oder Markierungen und das Hinzufügen von Notizen bei Geräten ohne PDF-Reflow oft nicht möglich, einzelne Optionen wurden aber bei einigen Geräten trotzdem integriert. So ermöglicht der Kobo Touch z.B. das Hinzufügen von Lesezeichen sowie eine seitenweise Notizfunktion, nicht jedoch die Markierung einzelner Wörter.

eBook Read mit PDF-Reflow: Diese Geräte bieten in der Regel deutlich ausgeprägtere Bearbeitungsfunktionen, so ermöglicht der Sony PRS-T1 z.B. die Verwendung aller regulären Funktionen: Wörterbuch, Markierungen, Notizen und Lesezeichen werden auch bei PDF-Dateien unterstützt.

Tablet PCs: Hier spielen insbesonders Tablets ihre Stärken aus, bieten diese doch auch unterschiedliche Apps, welche über mehr oder weniger Optionen zum Bearbeiten von PDF-Dateien verfügen. Bieten die einfachen PDF-Reader wie die Adobe Reader App hier noch recht wenig, kann ich z.B. die kostenpflichtige App iAnnotate (7,99 Euro) für das iPad sehr empfehlen.

iAnnotate dient sowohl zu Verwaltung von PDFs auf dem iPad als auch als Arbeitstool

Farbliche Markierungen, Zeichnungen, Skizzen, aber auch vielfältige Notizoptionen stehen zur Auswahl. Darüber hinaus ist auch die Navigation und Suchfunktion äußerst schnell und intuitiv, so dass das Arbeiten mit PDF-Dateien flüssig von der Hand geht. Überarbeitete PDF-Dateien können anschließend übrigens auch mit anderen Personen ausgetauscht werden.

iAnnotate bietet eine umfangreiche Toolbox und ist trotzdem einfach zu bedienen

PDF-Darstellungsmöglichkeiten am Sony PRS-T1, T2 & T3

Als Beispiel für die PDF-Darstellung sei hier der Sony PRS-T1 (gilt gleichermaßen für den T2 und T3) genannt, welcher mit seinen vielen Möglichkeiten die Referenz im eBook Reader Segment darstellt. Im Video ist auch zu sehen, dass sich Zoom und PDF-Reflow-Funktion nicht unbedingt ausschließen müssen.


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Update: Auch PocketBook bietet sehr gute PDF-Anzeigeoptionen, die denen von Sony am nächsten kommen. Im Detail unterscheiden sich die einzelnen Modi zwar, unterm Strich sind die Möglichkeiten aber vergleichbar.

Welches Lesegerät ist für mich das Richtige?

Grundsätzlich ist für die Beantwortung dieser Frage, wie eingangs erwähnt, das Nutzungsverhalten relevant. Sollen hauptsächlich reguläre Bücher gelesen werden und wird die Anzeige von größerformatigen oder komplexen PDF-Dokumenten eher als Bonus angesehen, kann hier auf jeden Fall zu einem eInk-eBook-Reader geraten werden. Personen welche jedoch den eBook Reader zur Wiedergabe der eigenen Fachliteratur einsetzen möchten und evtl. diese auch noch gerne umfangreich kommentieren oder mit Markierungen versehen, sollten hingegen über den Kauf eines 9 bis 10,1 Zoll Tablets wie z.B. dem Apple iPad2 nachdenken.

Reguläre Textdokumente können übrigens nach kurzer Eingewöhnungsphase sehr bequem und einfach mittels Calibre in ein für den jeweiligen Reader optimiertes Format gebracht werden. Ist man also bereit ein paar wenige Minuten für die Konvertierung des jeweiligen Dokuments aufzuwenden, könnte auch weiterhin ein eInk Reader (auch ohne PDF-Reflow) überlegt werden. Am Besten testet man vor dem Reader-Kauf das kostenlose Programm Calibre, um zu sehen, wie gut die Konvertierung des gewünschten Materials klappt.

Für bequemere Nutzer/innen seien eBook Reader mit Reflow-Funktion empfohlen. Diese stellen zwar auch nicht das Non-Plus-Ultra dar, da es hin und wieder kleinere Probleme bei der Darstellung der Inhalte gibt, gerade die Sony Reader liefern hier aber ganz brauchbare Resultate.

Übrigens: Es gibt auch eBook Reader mit größerem Display, wie z.B. der Amazon Kindle DX, die Pocketbook 9xx-Reihe oder den Onyx M90. Diese bieten insbesonders was die native Darstellung betrifft, aufgrund der Bildschirmgröße natürlich ähnliche Ergebnisse wie Tablets, sind jedoch auch oftmals bereits beinahe in der höheren Preisklasse eines Tablet PCs angesiedelt. Gleichzeitig bieten sie aber weniger Flexibilität außerhalb der normalen Lesefunktion.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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