Wie sieht die perfekte eBook Reader Software aus?

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Vor wenigen Tagen habe ich einen kurzen Blick auf die Hardwareentwicklung bei eBook Readern geworfen und festgestellt, dass die E-Ink Carta Technik dank fallender Einstiegspreise immer größere Verbreitung erlangt. Gleichzeitig werden die Spezifikationen mit höher auflösenderes, pixeldichteren Bildschirmen besser (Kindle Voyage und Kobo Aura H2O). Aber nicht nur auf die Hardware kommt es an, wie viele digitale Lesefreunde immer wieder bekräftigen.

Mindestens ebenso wichtig wie die elektronischen Spezifikationen ist der Softwareumfang. eReader ermöglichen eine flexible eBook-Nutzung die Tür und Tor für allerhand Verbesserungen liefert, um den Lesebetrieb so komfortabel wie möglich zu machen.

Heute sehen wir uns an, welche Funktionen zum Hauptaufgabengebiet eines eBook Readers gehören, und wie diese umgesetzt sein sollten, um den besten Nutzen zu bringen. Wie so oft, gibt es aber immer unterschiedliche Meinungen zu einem Thema, sodass ich natürlich auch gerne von euch wissen möchte, wie die perfekte Lesesoftware auszusehen hat, bzw. in welchem der angeführten Punkten ihr anderer Meinung seid. Hinterlasst dazu einfach einen Kommentar!

Textanzeige

So absurd es für Nicht-Kenner der eBook-Szene klingen mag, aber eine fehlerfreie Textdarstellung ist keineswegs selbstverständlich. Während gedruckte Bücher mit einem fixen Layout versehen sind und vor dem Druck kontrolliert werden, ermöglichen eBooks eine flexible Textanzeige (siehe nachfolgenden Punkt). Dadurch schleichen sich bedauerlicherweise auch immer wieder Fehler, Makel oder Unzulänglichkeiten in die Anzeige des Buches ein.

Ein prominentes Beispiel ist z.B. die fehlende Silbentrennung bei den Kindle Geräten. Sofern es nicht anders in der Datei hinterlegt wurde, zeigt ein eBook auf einem Amazon Lesegerät den Text im Blocksatz ohne Worttrennungen an. Während das im englischen Sprachraum aufgrund sehr kurzer Füllwörter oftmals ohne große Textlücken relativ unproblematisch ist, ergibt sich im Deutschen je nach Schriftgrößeneinstellung gelegentlich ein unschönes Schriftbild mit ungewöhnlich großen Wortabständen.

Allerdings gibt’s auch bei einigen Amazon-Konkurrenten Anzeigeprobleme. So steht der ungeliebte Absatzbug des Adobe Viewers häufig im Fokus der Kritik. Anstatt den Bildschirm des eBook Readers vollständig mit Text zu füllen, bleibt bei einer Reihe von Geräten der untere Bereich zur Vermeidung von Hurenkindern und Schusterjungen gelegentlich leer.

Ebenso störend kann eine falsche Schriftartanzeige sein, wie sie aktuell z.B. bei PocketBook vorkommen kann, wenn kursiver Text angezeigt wird.

Eine fehlerfreie, optisch makellose und homogene Textanzeige ist Pflicht und sollte bei jedem Hersteller oberste Priorität haben. Auch wenn sich nicht alle Nutzer an den genannten Problemen stören, sollte man dennoch sicherstellen, dass ein Buch so angezeigt wird (auch wenn verschiedene Parameter geändert werden – siehe nachfolgend), wie es vom Autor gedacht war.

Schriftbildanpassung

Die Textanpassungsoptionen fallen gewissermaßen mit dem vorigen Punkt zusammen. Schon als ich das erste Mal mit einem eBook Reader gelesen habe, war ich von den (damals eingeschränkten!) Schriftanpassungsmöglichkeiten begeistert.

Die allermeisten eReader ermöglichen die Änderung der Schriftgröße, Randabstände, Zeilenhöhe und Schriftart. Mit diesen Optionen kann man das Schriftbild dem eigenen Geschmack anpassen und die eigenen Bedürfnisse stillen. Insbesondere für Personen mit einer Sehschwäche oder -behinderung ergeben sich hier wichtige Änderungsmöglichkeiten zur besseren Ablesbarkeit, die man mit einem gedruckten Buch nicht hat. Aber auch bei einer Leseschwäche kann die Veränderung der Textanzeige helfen.

Umfangreiche Schriftbildoptionen bei Kobo

Besonders die eBook Reader von Kobo machen sich hier positiv bemerkbar, denn deren Textanpassung funktioniert beinahe stufenlos, was im Grunde alle erdenklichen Anpassungen erlaubt. Zusätzlich kann man außerdem auch die Schriftdicke (bei unterstützten Fonts) stufenweise (!) anpassen.

Begrüßenswert wäre aber jedenfalls noch ein Nachtmodus (bei Kobo mit einer Modifikation nutzbar), der nicht nur zum Lesen bei Dunkelheit und aktivierter Beleuchtung sinnvoll sein kann, sondern die Ablesbarkeit auch bei bereits erwähnten Sehbehinderungen erleichtern kann.

Bibliotheksfunktion

Nicht alle Nutzer haben umfangreiche eBook-Bestände, sodass die Verwaltung ggf. keine allzu große Rolle spielt und man ohnehin immer schnell zum gewünschten Titel findet.

Einer der größten Vorteile digitaler Lesegeräte ist aber ohne Zweifel die Möglichkeit, den gesamten Buchbestand immer mit sich zu führen und so völlig unabhängig vom heimischen Computer oder Bücherregal zu sein. Dabei kann eine eBook-Bibliothek von Leseratten nach mehreren Jahren schon mal beachtliche Ausmaße annehmen (insbesondere wenn auch eine Vielzahl kostenloser eBooks gespeichert wird).

PocketBook beherrscht seit kurzer Zeit sowohl mehrere Schlagworte mittles Calibre und weiterhin eine Verzeichnisstruktur

In solchen Fällen haben sich im Grunde zwei Verwaltungsmechanismen herauskristallisiert:

  • Entweder die Ordnung mit Hilfe der Dateiverzeichnisstruktur, wie man es auch vom PC kennt. Hier kann man die eBooks einfach in entsprechende Ordner kopieren und so einen übersichtlichen Verzeichnisbaum anlegen, den man unabhängig von Dritt-Software auch am PC problemlos verwalten kann.
  • Alternativ wird auch gerne die kostenfreie Lesesoftware Calibre genutzt, die mit der Schlagwortfunktion eine ebenso umfangreiche Sortierungsmöglichkeit bietet. Hier besteht der Vorteil darin, dass man ein eBook in mehrere Kategorien einordnen kann (z.B. Science Fiction & Star Trek), ohne die Datei zu duplizieren (und wertvollen Speicherplatz zu verschwenden).

Aktuell bietet nur PocketBook beide Optionen. Mit der neuen Firmware 5.x wurde nach langer Zeit und oftmals geäußertem Kundenwunsch (böse Zungen behaupten, die Negativkritik am Ultra war ursächlich dafür verantwortlich) endlich die multiple Calibre-Schlagwortunterstützung integriert – zusätzlich zur bereits vorhandenen Verzeichnisstrukturoption. Zusammen mit den anderen Filter- und Sortierfunktionen bietet PocketBook die momentan umfangreichste Bibliothekverwaltung am Markt. So (ähnlich) sollte das bei allen Anbietern aussehen.

Wörterbücher

Das Lesen fremdsprachiger Bücher ist mit eReadern so einfach wie noch nie. Mit wenigen Handgriffen – meist einem Antippen – wird die Wortübersetzung angezeigt und man kann den zuvor nicht verstandenen Text ohne Unterbrechnung sofort weiterlesen.

Dumm nur, dass im Grunde kein einziger Hersteller eine perfekte Wörterbuchfunktion liefert. Das größte Hindernis ist ohne Zweifel die fehlende Unterstützung für grammatikalische Formen (abseits der Nennform) bei vielen Anbietern. So kommt es immer wieder vor, dass unterschiedliche Deklinationen oder Konjugationen ganz einfach nicht gefunden werden. Besonders gut funktionieren in dieser Hinsicht die mitgelieferten Wörterbücher von Kindle und Sony.

Die mitgelieferten Kindle Wörterbücher sind ausgezeichnet

Bei Sony kann man sie allerdings nicht erweitern und bei Amazon gibt’s nur eine Hand voll mitgelieferter Wörterbücher, wobei die Zusatzangebote in Hinblick auf die Qualität nicht am gleichen hohen Niveau sind.

Oftmals ebenfalls unpraktisch: Die meisten Anbieter legen nur englischsprachige Übersetzungswörterbücher bei, sodass man als deutscher Kunde nicht immer auf seine Kosten kommt. Die einzige Ausnahme ist die Tolino-Allianz die dank deutscher Wurzeln eine Reihe unterschiedlicher deutschsprachiger Übersetzungswörterbücher mitliefert. Allerdings muss man dabei wiederum die Quelle kritisieren, denn hier kommt das Wiktionary zum Einsatz, das qualitativ (meist) nicht mit redaktionell gepflegten Angeboten mithalten kann.

Ein sinnvoller Zusatz ist ein Vokabeltrainer. Bei Kindle Geräten werden Wörter, die man im Wörterbuch nachschlägt, (auf Wunsch) in den Vokabeltrainer übertragen, sodass man diese später auf Verständnis überprüfen kann. Sehr sinnvoll!

Notiznehmung

Notizen direkt im eBook zu verfassen und diese dann in weiterer Folge am PC zu verwenden, ist ebenfalls eine praktische Sache, insbesondere für Sachbücher, Kontrollesungen uä.

Dabei sind einfache Textmarkierungen ebenso wünschenswert wie handschriftliche Markierungen, die man mit dem Finger oder einem beigelegten Stift erstellen kann. Mittlerweile bieten die allermeisten Anbieter die erste Möglichkeit, einzig PocketBook (und Sony) bietet auch handschriftliche Notizen. Bedauerlicherweise ist die Zugänglichkeit der PocketBook-Notizfunktion aufgrund zwei unterschiedlicher Modi nicht gerade intuitiv.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang der einfache Export der Notizen, um diese auch am PC nutzen zu können, sowie eine übersichtliche Listenansicht direkt am Gerät, um sich schnell zurecht zu finden. Oftmals fehlen Seiten- oder Positionsangaben, sodass nicht immer klar ist, an welcher Stelle die Notiz verfasst wurde. Auch Filter-, Sortierungs- und Suchoptionen fehlen in der Notizliste oftmals.

Lesezeichen

Wichtige Seiten mit einem Eselsohr zu markieren klappt nicht nur beim Papierbuch, sondern in virtueller Form auch bei den allermeisten eBook Readern. So kann man sich bedeutende Textstellen für später aufheben und bei Bedarf schnell nachlesen.

Interaktive Lesezeichen für eine flexiblere Nutzung am Kindle (Voyage)

Was auf den ersten Blick nach einer relativ einfach umsetzbaren Funktion klingt, kann mit nützlichen Zusatzfunktionen ausgestattet werden. Amazon hat mit der jüngsten Software eine durchaus sinnvolle Vorschauanzeige für Lesezeichen ins Leben gerufen, mit der man ohne einen Seitenwechsel vorzunehmen, die Lesezeichen-Seite schnell nachlesen kann (siehe Bild). Mit einem einfachen Antippen kann man danach weiterlesen.

Das kann bei komplexen Büchern, in denen man Kartenmaterial, ein Namenslexikon oder ein Glossar wiederholt benötigt, ausgesprochen sinnvoll sein.

PDF-Darstellung

Die PDF-Anzeige gehört zu den am häufigsten vernachlässigsten Funktionen vieler eReader. Ist auch kein Wunder, denn die meisten eBooks liegen mittlerweile in einem Dateiformat mit flexibler Formatierung vor (ePub oder Mobi), sodass die Inhalte auf das (meist) kleinere E-Ink Display angepasst werden können und man ohne Probleme lesen kann.

Anders sieht es aber mit (meist komplexen) Fach- und Sachbüchern aus, die gerne im PDF-Format und einem fixen Layout ausgeliefert werden. Um solche Titel auf einem dedizierten Lesegerät vernünftig anzeigen zu können, bedarf es einiger Softwaretricks.

Mehrspaltenmodus (für Zeitungen, wissenschaftliche Papers, usw.), dynamischer Zoom, Randbeschnitt, Text-Reflow und Querformat sollten zum Umfang eines jeden Lesegeräts gehören. Mittlerweile darf man PocketBook zur besten PDF-Funktionalität am Mainstream-Markt gratulieren. Ähnlich gut ist Onyx, die in Deutschland allerdings eine kleinere Rolle spielen.

PDFs werden meist sehr stiefmütterlich behandelt, was insbesondere für Nutzer problematisch ist, die nicht nur Belletristik lesen. Ein vernünftiger Umfang der PDF-Anzeige mit den genannten Funktionen sollte zum Grundrepertoire eines jeden Herstellers gehören.

Internetbrowser

Auf den ersten Blick ist ein Internetbrowser bei einem dedizierten Lesegerät eigentlich nicht unbedingt nötig. Wenn man sich allerdings vor Augen ruft, welche Möglichkeiten ein vernünftig integrierter Webbrowser bietet, dann ändert man seine Meinung mitunter schnell.

So kann man z.B. mit ACSM-Unterstützung eBooks direkt in anderen Shops herunterladen oder auch die Onleihe am Gerät nutzen (ohne Umweg über den PC). Ein Text-Reflow-Modus erlaubt das Lesen von langen Texten, ohne andauernd horizontal scrollen zu müssen (was am verhältnismäßig langsamen E-Ink Display mühsam sein kann).

Mit dem letzten Update wurde der Umfang des Tolino-Browsers deutlich erweitert

Auch die Nutzung von Lesezeichen, um schnell auf die beliebtesten Internetseiten zugreifen zu können, sollte jedenfalls integriert sein.

Die wohl beste Browser-Umsetzung besitzt seit dem letzten Update die Tolino-Allianz. Dank Android-Unterbau kann man auf einen hervorragenden Internetbrowser zurückgreifen, der nicht nur schnell ist, sondern auch alle genannten Funktionen bietet.

Sonstiges

Eine sehr sinnvolle und praktische Zusatzfunktion findet man bei Amazon in Form der Kindersicherung. Bei den Kindle eBook Readern lassen sich verschiedene Softwarefunktionen einschränken, sodass man das Gerät auch einem Kind zur Nutzung geben kann, ohne Angst haben zu müssen, dass es in die Kostenfalle tappt oder Inhalte herunterlädt, die nicht für Kinderaugen bestimmt sind. Zusätzlich kann man den Lesefortschritt in Form von Statistiken verfolgen.

App-Installationen ermöglichen eine bessere Individualisierung

Eine andere Form der Zusatzoption bieten die Android eBook Reader von Onyx und Icarus. Auf den Geräten lassen sich Android-Applikationen nachinstallieren, wodurch sich die Softwarefunktionalität sinnvoll erweitern und der eReader individualisieren lässt.

Als besonders praktisch entpuppt sich hier z.B. die Nutzung der Skoobe-App, mit der sich eine eBook-Flaterate ab 10 Euro im Monat nutzen lässt.

Bedauerlicherweise ist eine solche Möglichkeit nur mit entsprechendem Android-Unterbau möglich, was bei Amazon, Kobo und PocketBook nicht der Fall ist. Einzig die Tolino-eReader würden als Mainstream-Geräte die nötigen Grundvoraussetzungen mitbringen.

Fazit, oder: So sollte eReader Software aussehen

Wie man sehen kann, gibt es eine Reihe unterschiedlicher Funktionen, welche die Nutzung eines eReaders sinnvoll erweitern können. Die gute Nachricht ist, dass die meisten Anbieter mittlerweile einen gewissen Mindeststandard bei vielen Funktionen erfüllen und die Unterschiede damit geringer ausfallen als noch vor einigen Jahren. So sind schwerwiegende Fehlgriffe als digitale Neuling kaum noch möglich.

Die schlechte Nachricht: Kein Anbieter bietet die eierlegende Wollmilchsau mit den perfekten Softwarefunktionen. Jedes Gerät hat bestimmte Stärken und Schwächen und die Hersteller setzen verschiedene Funktionen z.T. völlig unterschiedlich um.

Eine Mischung aus verschiedenen Softwares würde das digitale Leseerlebnis noch weiter verbessern

Ohne weiter lange um den heißen Brei zu reden, folgt eine Auflistung der Funktionen, die der perfekte eBook Reader (meiner Meinung nach!) mitbringen müsste:

  • Fehlerfreie Textanzeige
  • Hohe Reaktionsfreudigkeit
  • Stufenlose Schriftanpassungsoptionen (Kobo) mit Querformat und Nachtmodus
  • Bibliotheksfunktion mit Calibre Unterstützung und Ordnerverwaltung (PocketBook)
  • Wörterbücher mit Konjugations- und Deklinationserkennung (Sony, Kindle) ins Deutsche (Tolino)
  • Konsistente (!) Notiznehmung mit Export, Synchronisation und handschriftlichen Markierungen (Sony)
  • Lesezeichen mit Vorschaufunktion (Kindle)
  • PDF-Darstellung mit verschiedenen Anzeigemodi (PocketBook)
  • Schneller Internetbrowser mit Text-Reflow, ACSM-Downloadunterstützung und Lesezeichen (Tolino, Sony)
  • App-Erweiterungsmöglichkeiten (Onyx, Icarus), Kindersicherung (Kindle)

Wie immer muss man an dieser Stelle natürlich festhalten, dass jeder Nutzer unterschiedliche Anforderungen an sein Lesegerät stellt und die hier angeführten Punkte keineswegs allgemeingültig sind. Deshalb will ich natürlich auch wissen, wie die perfekte eReader-Software für dich aussehen muss. Welche Funktion darf auf keinen Fall fehlen? Lass es uns einfach in den Kommentaren zu dem Artikel wissen!

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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