Umfrage: Amazon rutscht in der Beliebtheit ab

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Vor nicht allzu langer Zeit schlug eine Fernsehreportage über die Arbeits- und Wohnbedienungen von Leiharbeitern bei Amazon-Deutschland hohe Wellen. Der US-Versandriese, welcher bis dahin zu den beliebtesten Marken der Deutschen gezählt hat, stand von vielen verschiedenen Seiten im Kreuzfeuer der Kritik, sodass sich schließlich sogar die Politik eingeschalten hat.

Inzwischen ist die Sache aber auch schon ein paar Wochen her und nach zwei Kündigungen des Personaldienstleisters und der Sicherheitsfirma seitens Amazon ist es relativ ruhig um die Angelegenheit geworden. Vergessen ist das alles aber trotzdem nicht, wie jetzt eine Erhebnung von YouGov ans Licht bringt.

Fast jede/r Fünfte ändert Kaufverhalten

19 Prozent der Befragten gaben an, ihr Online-Kaufverhalten aufgrund der Berichterstattung geändert zu haben. Davon geben 12 Prozent an, gar nicht mehr bei Amazon kaufen zu wollen. 7 Prozent wollen wieder häufiger im stationären Handel und seltener im Internet einkaufen. Die negative Berichterstattung hat also auch Auswirkungen auf den sonstigen Onlinehandel.

12 Prozent haben bewusst einen anderen Internethändler ausprobiert bzw. genutzt, wobei bevorzugt Otto und eBay angesteuert wurden. Im Ostergeschäft waren es immerhin 8 Prozent, welche aufgrund der Thematik nicht bei Amazon eingekauft haben. Für die Erhebung wurden 1.039 Online-Einkäufer bevölkerungsrepräsentativ befragt.

Imagewerte für mehrere Wochen im Tiefflug

Die Auswirkungen der Amazon-Reportage sind nicht nur am Kaufverhalten ersichtlich, sondern auch am Brand-Index, welchen YouGov regelmäßig erhebt. Dafür geben täglich 2.000 Personen online ihre Meinung zu verschiedenen Aspekten (Markenpräsenz, Allgemeiner Eindruck, Qualität, Preis-Leistungs-Verhältnis, Kundenzufriedenheit, Arbeitgeberimage, Weiterempfehlungsbereitschaft) einer Marke ab, woraus das Marktforschungsunternehmen einen Wert zum besseren Vergleich errechnet. Dieser Brand-Index lag bei Amazon vor der Reportage bei durchschnittlich 87 Punkten, womit Amazon, wie eingangs erwähnt, zu den beliebtesten Marken überhaupt gezählt hat. Nach der Reportage war die Beliebtheit dann aber für mehrere Wochen auf Talfahrt, sodass der Wert zwischenzeitlich unter 40 Punkte gefallen ist.

Amazon ist in der Beliebtheit stark gefallen

YouGov kommentiert die Entwicklung wie folgt: „Die deutschen Online-Käufer reagieren deutlich auf die Diskussionen um Amazon. Eine schnelle Erholung der Imagewerte ist dabei nicht zu erwarten. Man hat über Amazon negative Dinge in den Medien gehört und gelesen, die die Kunden so schnell nicht vergessen werden und das Prinzip Amazon für viele grundsätzlich in Frage stellt. Ein Arbeitskampf bei Amazon dürfte das Problem sicherlich noch verschärfen. Entscheidend wird sein, wie die Krisenkommunikation von Amazon sein wird und wie nachhaltig das Unternehmen einlenkt.“

Allerdings bleibt festzuhalten, dass sich der Brand-Index Amazons in den letzten 3 Wochen wieder langsam erholt hat und auf 50 Punkte geklettert ist. Der angesprochene Arbeitskampf in Bad Hersfeld, welcher nach aktueller Lage in einen ersten Streik bei Amazon Deutschland münden wird, könnte die Imagewerte aber tatsächlich wieder fallen lassen, oder die Erholung zumindest verlangsamen.

Im Moment hat Amazon aber vermutlich noch genügend Zeit um sich auf das wichtige Weihnachtsgeschäft vorzubeiten und Imagekorrektur zu betreiben. In Sachen Entlohnung wird Amazon voraussichtlich aber trotzdem nicht nachgeben. Die Arbeiter werden aktuell nach Tarifen der Logistikbranche entlohnt, Verdi fordert hingegen schon länger eine Entlohnung nach Tarifen der Branche Einzel- und Versandhandel, welche höher liegen würde.

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